Protocol of the Session on February 9, 2017

Und was sagt Herr Reinhart dazu? Wissen Sie, Herr Reinhart, der Bürger soll es ja verstehen. Deshalb will ich es Ihnen über setzen. Herr Winterkorn, Vorstandsvorsitzender von VW, ge hörte jahrelang zu den am besten bezahlten Managern Deutsch lands – das ohne jede Wertung. 16 Millionen € Jahresgehalt, 28 Millionen € Pensionszusagen – aber was soll’s? Dieser ar me Mensch – dieser schrecklich arme Mensch; mir kommen die Tränen – bekommt gerade mal eben 4 € pro Volkswagen beschäftigtem. Da soll man doch sagen, dass der teuer war.

Unser Landtag ist natürlich auch überhaupt nicht teuer. Güns tiger geht es gar nicht pro Kopf der Bevölkerung. Man muss nur den richtigen Teiler finden, dann mache ich Ihnen alles zu null.

(Beifall bei der AfD)

Und was sagt Herr Schwarz von den Grünen dazu? Richtig, Herr Schwarz: Alles nur, damit Baden-Württemberg jeden Tag etwas schöner wird.

(Abg. Andreas Schwarz GRÜNE: Das haben Sie sich gut gemerkt, Herr Kollege!)

Warum sagt Herr Schwarz das? Weil Herr Schwarz das im mer sagt, weil ihm das sein Medienberater einmal trainiert hat, und jetzt sagt er es halt immer.

(Heiterkeit und Beifall bei der AfD – Abg. Andreas Schwarz GRÜNE: Sie können nicht von sich auf an dere schließen, Herr Kollege!)

Fassen wir also zusammen, was Ihnen Rechnungshof und Bund der Steuerzahler mit Sicherheit vorrechnen werden – die benutzen nämlich genau dieselbe Mathematik wie ich –: Die Abgeordnetenentschädigung steigt mit den geplanten Ge setzen um 30 %.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Unsinn! – Abg. Nicole Razavi CDU: Das stimmt doch gar nicht! – Glocke der Präsidentin)

Herr Abgeordneter – –

Sie wissen, dass ver.di mit der Forderung nach 6 % Lohnerhöhung in die Tarifverhand lungen geht. Was für Loser! Die sollen 30 % fordern. Die sol len sich doch ein Beispiel an den vorbildlichen Abgeordneten hier bei uns im Landtag nehmen.

(Abg. Nicole Razavi CDU: Das stimmt doch gar nicht!)

Mir fehlen die Worte. Sie sind eine Schande für Baden-Würt temberg.

(Beifall bei der AfD – Zuruf von der AfD: Bravo!)

Moment, Herr Abg. Gall, Sie sind gleich dran. – Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kol leginnen und Kollegen, man kann ja wirklich sehr heftig in der Sache diskutieren. Auch das gehört zum Parlament, das gehört zur Demokratie. Ich bitte Sie aber alle, und zwar frak tionsübergreifend, dass Sie sich in der Wortwahl mäßigen und dass man sich trotz aller politischen Unterschiede gegensei tig mit Respekt begegnet und auch mit Respekt erwidert. Ich bitte Sie alle noch einmal darum. Es war gestern schon teil weise grenzwertig.

(Abg. Dr. Rainer Podeswa AfD: „Teilweise grenz wertig“!)

Ich bitte alle fraktionsübergreifend darum, sich in der Wort wahl zu mäßigen.

(Zuruf des Abg. Dr. Bernhard Lasotta CDU)

Jetzt darf ich das Wort Herrn Abg. Gall erteilen.

Frau Präsidentin, werte Kollegin nen, werte Kollegen! Wir beraten in der ersten Lesung die Ge setze zur Änderung des Abgeordnetengesetzes. Die Vorredner haben ja bereits Ausführungen zum Inhalt der Gesetze ge macht, mit Ausnahme des Vorredners der AfD,

(Zuruf von der AfD: Ja, ja!)

bei dem übrigens keine einzige Zahl, die er genannt hat, stimmt.

(Lachen bei Abgeordneten der AfD)

Das kann man alles widerlegen. Alle diese Zahlen entspre chen nicht der Wahrheit.

(Beifall bei der SPD und den Grünen sowie Abgeord neten der CDU und der FDP/DVP – Zuruf des Abg. Dr. Jörg Meuthen AfD)

Keine dieser Zahlen entspricht der Wahrheit.

Ich will mich deshalb darauf beschränken, zu begründen, wa rum wir dieses Gesamtpaket dieser zwei Gesetze mittragen. Es ist für uns wichtig, deutlich zu machen, dass wir den Schwerpunkt dieses Gesamtpakets insbesondere deshalb mit tragen, weil es eine Verbesserung der Mitarbeiterausstattung in unseren Büros in sich trägt. Das ist das Hauptanliegen. Das sei einmal deutlich gesagt.

Meine Damen und Herren, ich gehöre wie einige andere die sem Landtag seit 2001 an. Ich will damit sagen, eine gewisse Erfahrung habe ich diesbezüglich schon. Deshalb kann ich, glaube ich, ziemlich gut beurteilen, dass die Vorgänge, die uns als Landtagsabgeordnete tagtäglich erreichen,

(Zuruf des Abg. Jochen Haußmann FDP/DVP)

nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ in den zurück liegenden 15, 16 Jahren enorm zugenommen haben. Es hat ei ne tatsächliche Veränderung der Arbeit auch in den Abgeord netenbüros stattgefunden. Diese Arbeit ist komplexer gewor den, und sie ist auch inhaltlich anspruchsvoller geworden. Die Zeitaufwände – auch das kann ich wirklich gut beurteilen – haben sich dramatisch verändert. Das heißt, die inhaltliche Zuarbeit für die Abgeordneten, die Recherchearbeit, die zu tä tigen ist, etwa um Bürgerbriefe zu beantworten, auch Bürger beratungen vorzunehmen, erfordern wirklich deutlich mehr Aufwand, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Für uns jedenfalls trifft dies zu. Von Ihnen wissen wir ja, dass viele von Ihnen in Ihren Wahlkreisen gar nicht präsent sind und Sie übrigens auch in einigen Wahlkreisen überhaupt keine Büros unterhalten.

(Beifall bei der SPD, den Grünen, der CDU und der FDP/DVP – Zurufe: Ja! – Genau!)

Deshalb sollten Sie, Herr Podeswa, mit solchen Vorwürfen wirklich zurückhaltend sein; denn die steuerfreie Pauschale schieben einige von Ihnen tatsächlich ein, ohne dass dafür ei ne Gegenleistung vor Ort in den Wahlkreisen erfolgt.

(Beifall bei der SPD, den Grünen, der CDU und der FDP/DVP – Zuruf: Jawohl!)

Deshalb halten wir diese Erhöhung für erforderlich. Sie er möglicht jedem Einzelnen von uns, wenn man so will, eine zusätzliche Kraft einzustellen, die angemessen und adäquat nach dem Tarifvertrag der Länder bezahlt wird. Wir haben bis her die Möglichkeit, eine nach Entgeltgruppe 15 TV-L vergü tete Kraft zu beschäftigen, und können künftig zusätzlich ei ne nach der Entgeltgruppe 13 vergütete Kraft einstellen. Ich habe bisher keinen einzigen Bürger – übrigens auch hier bei Besuchergruppen – erlebt, der eine Personalausstattung mit zwei Leuten dieser Entgeltgruppen für überproportioniert für die Zuarbeit für Wahlkreisabgeordnete hält.

(Abg. Winfried Mack CDU: So ist es!)

Das sei einmal deutlich gesagt.

(Beifall bei der SPD sowie Abgeordneten der Grü nen, der CDU und der FDP/DVP)

Deshalb halten wir auch die Erhöhung der Kostenpauschale unter Berücksichtigung der Kostensteigerungen für angemes sen.

Ich halte es für ziemlich schräg – das will ich einmal deutlich sagen –, dass dann auch in der öffentlichen Berichterstattung und Wahrnehmung diese steuerfreie Kostenpauschale ganz lo cker auf die Abgeordnetendiät hinzugerechnet wird. So war es gestern Morgen im Südwestrundfunk von Herrn von Ar nim zu hören, der locker daherspricht und sagt, die Abgeord neten in Baden-Württemberg würden über 9 000 € Diäten er

halten. Das ist genauso falsch wie jede dieser Aussagen, die Sie gerade gemacht haben.

(Beifall bei der SPD, den Grünen, der CDU und der FDP/DVP)

Aus dieser Pauschale werden Büromiete, Büronebenkosten, Geschäftsausgaben bezahlt.

Die Wahrheit ist, meine Damen und Herren – das darf man sagen –: Nicht wenige von uns zahlen beispielsweise aufgrund ihrer Abgeordnetentätigkeit auch bei Verbänden, bei Organi sationen, bei Vereinen Mitgliedsbeiträge, weil dies von uns ganz einfach erwartet wird, insbesondere im Umfeld unserer inhaltlichen Arbeit als Abgeordnete. Jedenfalls mir geht es so. Ich werde häufig auch bedacht, wenn es beispielsweise um Spendenanfragen geht. Ich spreche jetzt nicht von denen der Partei, sondern von Gruppen, Einrichtungen und Institutio nen, die einfach erwarten, dass der Abgeordnete in bestimm ten Bereichen ein Zeichen setzt.

Sollte es Ihnen entgangen sein: Zwischenzeitlich ist es so, dass wir in großen Wahlkreisen oder dort, wo einige von uns – je denfalls einige Fraktionen oder Parteien – gar keine Büros mehr haben, dann in Gaststätten bei Bürgergesprächen oder Veranstaltungen Miete bezahlen müssen.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Sehr rich tig!)

Das sind letztendlich nichts anderes als Ausgaben, die Sie, Herr Podeswa, in Ihrem Beruf selbstverständlich als Ge schäftsausgaben verbuchen und nicht aus der eigenen Tasche bezahlen.

(Beifall bei der SPD, den Grünen und der CDU so wie Abgeordneten der FDP/DVP – Zuruf von der AfD)

Aber, meine Damen und Herren, die größte Kritik – so war es natürlich auch zu erwarten – gibt es in Bezug auf die Ände rung der Altersversorgung. Da will ich schon sagen: Das darf man und kann man selbstverständlich kritisieren; da gibt es unterschiedliche Sichtweisen. Aber Bemerkungen, Ausfüh rungen und Kommentierungen, die von „schamlos“ und „Gier“ sprechen, halte ich in der Tat wirklich nicht für ange messen, zumal in einigen Zeitungen, beispielsweise in der „Stuttgarter Zeitung“, zu lesen steht: Befragt, ob ein Renten anspruch nach 13 Jahren, wie wir ihn im Antrag und im Ge setzentwurf stehen haben, vielleicht üppig wäre, verneint der Politikwissenschaftler Gabriel dies ausdrücklich. Er hält nur den Zeitpunkt für unangemessen.

Dazu will ich aus Erfahrung sagen, dass der Zeitpunkt nie an gemessen ist,

(Beifall des Abg. Martin Hahn GRÜNE – Zustim mung des Abg. Dr. Wolfgang Reinhart CDU)