Protocol of the Session on July 22, 2020

Viele Musikvereine arbeiten mit den Schulen zusammen und haben hier wichtige Arbeit geleistet. In den Bläserklassen be kommen die Schüler die Chance, ein Instrument zu erlernen, und werden so an die Musik herangeführt.

Die Musik, die heute in den Musikvereinen gespielt wird, ist sehr vielfältig. Es sind Arrangements von bekannten Melodi en genauso wie die traditionelle Musik und neue Kompositi onen. Diese Bläserklassen an Schulen sind eine kulturelle Be reicherung.

(Beifall)

Bedingt durch die Ganztagsschule ist die Nachwuchsförde rung in vielen Vereinen ein Problem. Durch die Bläserklassen können wir einen gewissen Ausgleich schaffen. Vielerorts be kommen auch die Vereine Nachwuchs über diese Bläserklas sen.

Über die Bedeutung der Musikvereine brauche ich nicht viel zu sagen. Wir alle wissen, wie wichtig sie für die Städte und Gemeinden in unserem Land sind. Doch wir sollten dies nicht als selbstverständlich erachten. Wir müssen ihren Bedürfnis sen entgegenkommen und dürfen auch sie jetzt in dieser Co ronakrise nicht alleinlassen.

(Beifall)

Die Künstler sind zudem eine der Berufsgruppen, die von der Coronakrise am härtesten getroffen wurden. Konzerte wurden

abgesagt, und den Musikern wurden Auftritte und Verdienst möglichkeiten genommen. Wenigstens dort, wo es möglich ist – im Einzelunterricht und im Unterricht in Kleingruppen unter Einhaltung der Abstandsregeln –, sollten wir deshalb diesen Unterricht wieder möglich machen. Wichtig ist für uns dabei jedenfalls, dass der Musikunterricht stattfindet.

Ein Pfarrer hat in seiner Predigt zur Osterzeit davon gespro chen, dass die Fastenzeit in diesem Jahr vor allem eine Zeit des sozialen Fastens war. Die Besinnung in diesem Jahr war eine sehr konkrete Besinnung, eine Konzentration auf das We sentliche und ein Zurückgeworfensein auf sich selbst. Das war in einer gewissen Hinsicht durchaus heilsam und für viele Menschen auch der Kreativität förderlich.

Dieser Zustand sollte allerdings nicht ewig anhalten. Ist die ausübende Musik noch ein wenig unwichtiger als alle ande ren Bereiche? Es wurden bereits Konzepte für Musikvereine und das Musizieren mit Blasinstrumenten erarbeitet. Warum werden diese nicht in der Schule umgesetzt? Hat die Landes regierung kein Vertrauen in die Schulen, dass sie dies verläss lich umsetzen? Ich glaube, diese Sorge ist unbegründet.

Wir haben es in der Schule mit einer offenen Gruppe zu tun, die nicht regelmäßig durchgetestet wird wie einige professi onelle Ensembles. Also helfen nur strikte Abstands- und Hy gieneregeln.

Da es nun in vielen Gemeinden über einen längeren Zeitraum keine Neuinfektionen gegeben hat, sollte ab September auch den Bläserklassen Gelegenheit gegeben werden, wieder ge meinsam zu proben.

(Beifall)

Das Freiburger Institut für Musikermedizin hat in Zusammen arbeit mit dem Universitätsklinikum und der Hochschule für Musik Freiburg eine Einschätzung des Risikos durch eine Co ronavirusinfektion im Bereich Musik vorgelegt, die immer wieder auch mit den neuesten Erkenntnissen aktualisiert wird.

Es ist ja so – das sollten wir fairerweise zugestehen –, dass sich die Forschung hier zum Glück sehr schnell weiterentwickelt. Wir lesen dort:

Es ist physikalisch anzunehmen, dass es in jedem Blasin strument zu Oberflächenkontakten mit Aerosolpartikeln kommt, bei denen diese adsorbiert werden, d. h. dass die Instrumente grundsätzlich die Partikelkonzentration des gegebenen Aerosols reduzieren. Der Effekt ist umso grö ßer, je länger der Luftweg im Instrument ist, je kleiner die Querschnitte sind und je mehr Krümmungen vorhanden sind. Der Effekt betrifft alle Partikelgrößen, er ist jedoch für größere Partikel höher als für kleinere Partikel, z. B. Viren.

Die ausströmende Luft beim Spielen eines Blasinstruments ist also nicht infektiöser als die normale Atemluft.

Andererseits atmen Musiker besonders tief ein. Ob hier eine erhöhte Infektionsgefahr besteht, ist jedoch wissenschaftlich noch nicht untersucht worden.

Die Forscher sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es auf grund der neuesten Messergebnisse nicht notwendig zu sein

scheint, den Abstand mit 3 bis 5 m überzuerfüllen. 2 m sehen sie als ausreichenden Mindestabstand an. Ab dieser Entfer nung ist bei den Messungen keine zusätzliche Raumluftbewe gung durch das Spielen festzustellen. Das Risiko einer Tröpf cheninfektion wird bei Einhaltung dieses Abstands als sehr gering eingestuft.

Der Instrumentalunterricht, der in den Bläserklassen norma lerweise neben der Klassikmusikstunde stattfindet, sollte aus diesem Grund in jedem Fall weiter abgehalten werden.

(Beifall)

Zudem sind die Gruppen kleiner. Deshalb sind die Abstands regeln besser einzuhalten.

Die Corona-Verordnung für Musik-, Kunst- und Jugendkunst schulen vom 25. Juni ist eine gute Grundlage, auf der man auch den Gruppenunterricht der Bläserklassen aufbauen kann. Diese Verordnung muss dann aufgrund der neuesten Erkennt nisse natürlich ebenfalls immer wieder aktualisiert werden.

Mit dem Singen der Schulchöre ist es stundenplantechnisch schon etwas einfacher. Der Vorteil hierbei ist, dass die Schul chöre oft am Nachmittag stattfinden. Es ist einfacher, sie in den Stundenplan zu integrieren. Dies sollten wir deshalb in jedem Fall tun. Die Schulchöre sollten wieder proben dürfen. In der Schulaula ist genug Platz vorhanden, um die Abstands regeln einhalten zu können. Die Räume sind hoch genug. Es ist somit auch genügend Luftraum vorhanden, damit sich die Aerosole nicht konzentrieren.

Die Laienchöre sind verpflichtet, ein Hygienekonzept zu er stellen. Hierzu gehören z. B. Anwesenheitslisten und Ab standsregeln. Diese Konzepte könnten auch für die Schulchö re gelten.

Die AfD-Fraktion hat sich schon sehr früh für eine Rückkehr zur Normalität ausgesprochen.

(Beifall)

Diese Normalität bedeutet Öffnung des Einzelhandels, Öff nung der Schulen mit regulärem Stundenplan. An diesen Vor gaben müssen sich die Maßnahmen orientieren, die wir tref fen müssen. Wenn die Schüler die Trompeten mit Schalltrich ter spielen sollen, damit die Aerosole nicht in die Luft gebla sen werden, dann müssen sich die Lehrer und Schüler daran halten. Wir sind davon überzeugt, dass dies mit entsprechen den Konzepten möglich sein wird.

Wir freuen uns, dass Frau Dr. Eisenmann nun dem Druck nachgegeben hat und an Konzepten arbeitet, sodass nach den Sommerferien auch Singen und Blasmusikspielen wieder mög lich sein werden.

Besten Dank.

(Beifall)

Vielen Dank. – Nun erteile ich das Wort Herrn Abg. Dr. Gedeon.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Nach dieser Diskussion frage ich mich, wo ich hier bin.

(Lachen – Zurufe)

Ja, das frage ich mich wirklich. Schön, dass Sie über sich selbst lachen, meine Damen und Herren.

Der springende Punkt ist nämlich: Wir sprechen hier die schöns ten Worte, Hymnen an die Musik, sagen, wie gesund das ist, wie das die Persönlichkeit entfaltet. Aber wir sind hier doch nicht ein Schrebergartenverein oder eine Blaskapelle in Böb lingen, sondern wir sind hier der Landtag, wie Sie offensicht lich richtig erkannt haben. Nur, Sie ziehen daraus nicht die Konsequenzen.

Wenn hier alle einer Meinung sind, dann ist doch die Konse quenz, wir fassen einen Beschluss: Die Maßnahmen gegen Blasmusik und gegen das Musizieren überhaupt werden ab sofort beendet.

(Beifall)

Das ist doch ganz einfach. Also, warum machen Sie es dann nicht?

Es gibt keine vernünftige Studie, die belegt, dass Musizieren besonders schädlich ist. Die gibt es nicht. Vor allem wird nir gendwo der positive Faktor gewertet. Der positive Faktor be steht ja nicht nur in der allgemeinen Musikbildung, sondern gerade auch im Medizinischen. Die Atemfunktion wird ver bessert.

(Vereinzelt Beifall)

Das Singen ist psychisch stimulierend,

(Zurufe)

und das ist gleichzeitig ein spezifischer Schutz gegen die In fektion.

(Vereinzelt Beifall)

Daher ist nicht einmal klar, welcher Faktor stärker wirkt. Dass man die positiven Faktoren ausschaltet, die das Musizieren mit sich bringt, und dass man nur den negativen Faktor der Viren sieht, das ist eine ganz primitive Dämonisierung der Vi rologie, nichts anderes.

(Vereinzelt Beifall)

Sie können sich also nicht auf Wissenschaft berufen; Sie müs sen sich hier als Politiker stellen. Sie tragen Verantwortung.

Deswegen stelle ich den Antrag zur Geschäftsordnung und fordere dazu auf, darüber abzustimmen: Es geht um die so fortige Beendigung aller Coronamaßnahmen,

(Zurufe)