Summen bzw. Mitsummen in der Klasse im eigentlichen Mu sikunterricht, gut gelüftete Räume und CO2-Messgeräte als Indikatoren für verbrauchte Luft und, ganz vorneweg, kurze Einheiten und das Bilden kleinerer Gruppen.
Ebenso gilt: Auch im Verlauf des Schuljahrs sind wir auf wis senschaftliche Prüfung, auf Beratung und Unterstützung an gewiesen. Hier setzen wir auf das erwähnte Freiburger Insti tut, das eine unabhängig arbeitende, neutrale Instanz ist.
Wir sehen also: Aus der Wissenschaft kommen Erkenntnisse, aus der Praxis kommen Vorschläge. Die Politik hört zu, wägt ab und setzt der Lage entsprechend um. So sieht für mich ei ne echte Politik des Gehörtwerdens aus.
Sogar erhört. – Zweitens: Eine behutsame Öffnung des Mu sikunterrichts für Gesang und für Blasinstrumente ist mög lich. Vorbild kann die Regelung für Musikschulen sein.
Gestatten Sie mir noch eine Bemerkung zum Schluss: Es gibt eine Gemeinsamkeit von Musikern und demokratischen Po litikern: Ihr wichtigstes Organ ist das Gehör. Aber auch das will geschult sein. Auch deshalb setzt die CDU-Fraktion wei terhin auf Singen und Musizieren im Musikland Baden-Würt temberg.
Frau Präsidentin, liebe Kollegin nen und Kollegen! Zunächst einmal, Herr Dr. Becker: tolle Rede! Hat die Ministerin Sie eigentlich erhört, bevor sie die se Verordnung herausgegeben hat? Das wäre vielleicht ganz gut gewesen. Dann wäre ihr einiges erspart geblieben.
Gestatten Sie mir eine zweite Vorbemerkung: Wir, die SPDFraktion, nehmen erfreut zur Kenntnis, dass sich die Kollegin Boser und der Kollege Kern heute deutlich von der Bildungs politik von Frau Eisenmann sozusagen emanzipiert haben. Denn sie haben hier völlig andere Positionen dargelegt. Herz lichen Glückwunsch!
Es ist gerade schon der richtige Satz gefallen: Bildung ist mehr als Schule. Wir haben ja soeben im Rahmen der ersten Aktu ellen Debatte auch die Aussage von Frau Ministerin Eisen mann gehört, dass sie die Prioritäten natürlich auf die – –
Also noch einmal: Die Frau Ministerin hat in ihrem Beitrag im Rahmen der ersten Aktuellen Debatte, die wir heute ge führt haben, noch einmal deutlich gemacht, warum sie das so entschieden hat. Sie hat gesagt, den Arbeitsgemeinschaften komme jetzt nicht die Priorität zu wie beispielsweise den Kernfächern. Dem möchte ich ganz klar widersprechen. Denn gerade die Arbeitsgemeinschaften sind genau der Bereich, in dem sich Kinder aus unterschiedlichen Gruppen, auch aus un terschiedlichen sozialen Schichten miteinander beschäftigen.
Ich möchte hier noch einmal eine Überschrift setzen, die mir wichtig ist. Die Überschrift heißt: „Bildung ist mehr als Schu le“. Manch ein Bildungspolitiker kennt diesen Slogan. Er ent stammt nämlich den sogenannten Leipziger Thesen und ist damals vor dem Hintergrund der Ganztagsschulen und immer weiter entstehender unterschiedlicher Bildungslandschaften entstanden.
Es hat eine große Bedeutung für die Kinder, wenn sie z. B. in den musischen Fächern gefördert werden. Das fördert auch die Persönlichkeitsentwicklung, Charaktereigenschaften und hilft manchen Kindern auch später in den Kernfächern, weil eine Förderung in den musischen Fächern natürlich noch ganz viele andere Wirkungen entfaltet.
Vor diesem Hintergrund und auch angesichts Ihres Redebei trags, Herr Dr. Becker, ist diese Rechtsverordnung völliger Blödsinn. Und man nimmt natürlich auch erstaunt zur Kennt nis, wie sie in der Öffentlichkeit aufgenommen worden ist. In nerhalb kürzester Zeit entstanden zwei Petitionen, die sofort auf mehrere Tausend Unterschriften kamen. Beide hätten in nerhalb des vorgegebenen Zeitraums wahrscheinlich locker das Quorum erreicht.
Wir haben viele Zuschriften bekommen. Die Verbände haben sich mit Protesten lautstark zu Wort gemeldet. Ich hatte viele Anrufe von Lehrern, aber auch von Eltern aus meinem Wahl kreis. Ich zitiere nur einmal Aussagen einer Mutter, die mich angerufen hat. Sie hat gesagt: „Wo ist denn da die Logik?
Mein Kind darf jetzt an der Musikschule wieder das Instru ment erlernen, aber in der Schule darf es nun nicht mehr im Orchester spielen.“ Wo ist denn da die Logik? Denn die Zu sammenhänge erkennt niemand mehr.
Von uns und auch vonseiten der Verbände wurde jetzt mona telang dafür gekämpft, dass überhaupt wieder Musik stattfin den kann, dass Proben stattfinden können. Das ist natürlich auch ein Ergebnis von langen Diskussionsprozessen.
Ich möchte hier noch einmal eines deutlich sagen, weil das auch Grundlage Ihrer Verordnung war: Es gibt keine Evidenz, dass Musizieren oder Singen gefährlich ist, wenn man be stimmte Vorgaben einhält. Es ist soeben auch genannt worden, ich wiederhole es aber gern: Es gibt tatsächlich Untersuchun gen; ich nenne einmal Tests bei den Wiener Philharmonikern, den Bamberger Symphonikern und natürlich der Hochschule für Musik in Freiburg. In Freiburg hat man sehr dezidiert Ein zelunterricht Gesang, Chorsingen, Singen im Gottesdienst so wie Einzelunterricht Bläser und Blasmusikensembles unter sucht, und man hat festgestellt, dass lediglich von Querflöten eine gewisse Gefahr ausgeht – das kann man mit entsprechen dem Abstand auch verhindern – und dass, wenn man von Sitz mitte zu Sitzmitte mit 2 m Abstand probt, bei einem Blasins trument nichts passiert. Bei den Chören ist es ähnlich: Abstand halten, lüften.
Hier kommen wir genau an den Punkt, wo man einfach diese Kritik noch einmal äußern muss. Ich hätte jetzt auch meine Rede in den Papierkorb werfen können, weil wir gestern Abend erfahren haben, dass Sie zurückgerudert sind. Aber die Kritik am Vorgehen bleibt trotzdem bestehen. Sie haben nicht kom muniziert, Sie haben nicht mit dem Musiklehrerverband ge sprochen, Sie haben nicht mit den Schulen geredet. Dann hät ten Sie nämlich erfahren, dass viele Schulen auch bei den Chören längst z. B. draußen im Freien proben, um die Anste ckungsgefahr zu verhindern. Die haben sich selbst Gedanken gemacht, was sie machen können. Hier wird wieder einmal aus dem Ministerium an der Lebenswirklichkeit vor Ort vor bei etwas verordnet, statt einmal zu fragen: Wie stellt ihr euch das denn eigentlich vor? Wie könnte man das machen?
Ich möchte das einfach nochmals als Kritikpunkt in den Raum stellen: Keine Schule, keine Musikschule, kein Chor und kein Musikensemble gehen sehenden Auges in die Gefahr eines In fektionsgeschehens. Die machen sich alle Gedanken. Fördern Sie doch und unterstützen Sie diese Selbstverantwortung, und fragen Sie einfach nach: Welche Konzepte haben sie, um das noch anbieten zu können? Dann wären Sie erstaunt, mit wel chen Konzepten die aufwarten können. Die machen sich näm lich Gedanken. Deswegen waren sie entsetzt, als jetzt diese Verordnung kam. Wir können von Glück sagen, dass sie zu rückgenommen worden ist.
Ich möchte mit einem Zitat, wenn ich es finde, schließen. Jetzt habe ich es hier irgendwie verbummelt. Moment!
So geht es, wenn man das Redekonzept nicht mehr benutzt. Ich finde es nicht mehr. Ich glaube, ich habe es auf dem Tisch liegen lassen – nein, alles gut. Es ist ein Zitat von Johannes Rau. Ich gebe es jetzt wieder. Er hat gesagt, dass Musizieren
Wenn wir das, was die Ministerin jetzt gewollt hätte, an den Schulen durchgesetzt hätten, dann wären wir hinter 2003 zu rückgefallen. Wir sind aber weiter. Wir haben eine ausgepräg te Musiklandschaft an den Schulen. Wenn wir das durchgezo gen hätten, wären die Strukturen zerstört worden, und das wä re unverantwortlich gewesen. Gott sei Dank gab es hier Pro test. Danke an die FDP/DVP, dass wir diese Aktuelle Debat te heute noch führen konnten.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren Kollegen Abgeordnete! „Musik land Baden-Württemberg in Gefahr – Singen und Blasmusik dürfen an unseren Schulen nicht verstummen!“ – welch ein schöner Titel dieser Aktuellen Debatte. Wir bedanken uns da für.
In der Tat darf die Musik nicht verstummen. Wenn Sie an ei ner Baustelle vorbeigehen und das Radio dudelt, dann mer ken Sie, wie wichtig die Musik für die Menschen ist. Gehen Sie in eine Autowerkstatt oder eine Backstube, dann merken Sie: Auch dort spielt ein Radio. Vielen Menschen fällt die Ar beit leichter, wenn im Hintergrund Musik spielt.
Viele Musikvereine arbeiten mit den Schulen zusammen und haben hier wichtige Arbeit geleistet. In den Bläserklassen be kommen die Schüler die Chance, ein Instrument zu erlernen, und werden so an die Musik herangeführt.