Bevor dieses per Anruf ausgesetzt wird, ist unseres Erachtens ein Attest über potenziell erschwerte Covid-19-Verläufe und darüber eine Freistellung von der Schulpflicht notwendig. Ih re Politik dagegen droht die Bildungsschere weiter zu öffnen. Das ist unverantwortlich.
Dann fliegt noch – alle Jahre wieder – die Lehrkraft raus. Man könnte meinen, es ist halt business as usual: Der Sommer kommt, und die fertigen Referendare und befristet angestell ten Lehrkräfte werden entlassen.
Aber nein – Herr Röhm –, 2020 ist kein normales Jahr. Die ses Jahr müsste die Landesregierung diesen sozialpolitischen Missstand endlich abstellen, statt Beschäftigte, die sie ja nach der Sommerpause sowieso wieder einstellt, sechseinhalb Wo chen in die Arbeitslosigkeit zu schicken. Dieses Fachpersonal wird nämlich heute mehr denn je gebraucht.
Niemals zuvor in der Geschichte unseres Bundeslands war es unklarer, wie viele Lehrkräfte uns nach den Sommerferien zur Verfügung stehen. Noch nie gab es so viel Unsicherheit dar über, wie der Unterricht überhaupt stattfinden soll: Regelun terricht, Fernunterricht, Präsenzunterricht oder die Hybridmi schung? Entsprechend groß ist damit aber auch der Vorberei tungsaufwand für Lehrkräfte – gerade dann, wenn sie neu in den Beruf einsteigen.
Bei diesem Missstand gipfelt es in Zynismus, wenn jetzt Ih rerseits in Aussicht gestellt wird, die Kolleginnen und Kolle gen könnten ja 14 Tage früher anfangen und am Lernbrücken programm teilnehmen. Was ist dann mit der Vorbereitungs zeit?
Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, dass dies für die Betroffenen richtig übel ist. Viele kämpfen dafür, dass dieser Missstand aufgehoben wird.
Meine Partei, die SPD, hat den Turnaround an dieser Stelle bereits im Wahlprogramm 2016 beschlossen. Grüne und CDU blockieren dagegen auch noch 2020. Aber wer Lehrkräfte, die er händeringend braucht, bis zu sechseinhalb Wochen für sich arbeiten lässt, ohne sie dafür angemessen zu bezahlen, ist ei nes: ein schlechter Arbeitgeber.
Spätestens in diesem Jahr, spätestens in dieser Krise hätten Sie den Missstand beseitigen müssen. Es geht um 9 000 Be schäftigte. Ausnutzen statt bezahlen, das ist Ihre Politik. Das muss ein Ende haben. Stellen Sie die betroffenen Lehrkräfte über den gesamten Sommer ein!
Die Thematik „Beerdigung der musischen Fächer und der mu sischen Arbeit an den Schulen“ spare ich mir. Da haben Sie ja bereits einen großen Fehler eingestanden, Frau Ministerin. Aber trotzdem Respekt: Es mit einer unausgegorenen Politik gleich zu zwei Aktuellen Debatten an einem Plenartag zu brin gen, das muss man auch erst einmal schaffen.
Fazit: verschlechterte Bildungschancen, verunsicherte Schul leitungen, uneinsichtige Parlamentarier, schlechtes Arbeitge berverhalten. Ich empfehle Ihnen weniger Wahlkampf, mehr Kultusministerium. Machen Sie endlich Ihren Job anständig! Denn „ella“ – „Eisenmann liefert leider Ausschuss“ – ist mitt lerweile nicht nur eine Bezeichnung für eine gescheiterte Bil dungsplattform mit Millionenschaden, sondern auch für Ihre Ministerbriefe. Die GEW spricht von Gängelung statt Unter stützung sowie von unrealistischen Vorgaben. Nein, wenn es an unseren Schulen läuft, dann wegen der bewundernswerten Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer,
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist gut, dass wir nach den Sommerferien mit dem Ziel eines Regelbetriebs an unseren Schulen starten. Damit verbessern wir die Situation der Kin der und Jugendlichen in unserem Land um ein Vielfaches, in dem sie wieder täglich gemeinsam in ihrem Klassenverband in die Schulen gehen können.
Damit dieses Ziel nicht gefährdet wird, will ich an dieser Stel le zunächst wirklich den Appell an alle – an uns hier, aber auch an alle draußen – richten, dass wir unsere Sommerzeit so ge stalten, dass dieses Ziel am Ende nicht gefährdet wird, und dass wir auch unsere Freizeit – mit dem Begriff „Pandemie“ im Hintergrund – immer so gestalten, dass dieses Ziel am En de nicht aufgrund unvorsichtigen Handelns gefährdet wird.
Die Bilder und die Infektionszahlen weltweit sind beunruhi gend und zeigen: Wir befinden uns noch in der Pandemie. Deswegen dieser Appell an uns alle, die Sommerzeit entspre chend zu gestalten; dieser Appell geht aber auch an alle drau ßen.
Weil wir diese Bilder kennen, müssen wir auch in Zukunft be rücksichtigen, dass in unseren Schulen eine Infektionslage entstehen könnte, dass ganze Klassen oder sogar ganze Schu len wieder in den Fernunterricht zurückkehren müssen. Wir müssen den Fernunterricht daher also auch in Zukunft im Blick haben.
Wir, die grüne Fraktion, begrüßen daher ausdrücklich, dass es nun endlich verbindliche Regelungen für den Fernunterricht gibt, dass es verbindliche Regelungen dazu gibt, wie der Fern unterricht gestaltet werden muss, dass es Rückmeldungen ge ben muss und dass die Lehrerinnen und Lehrer mit ihren Schü lerinnen und Schülern in Kontakt bleiben müssen. Das ist ein wichtiger Schritt nach vorn; denn so erhält der Fernunterricht den Stellenwert, den er braucht, und daraus ergibt sich die Chance eines echten pädagogischen Angebots.
Denn eines ist klar: Wir müssen unbedingt vermeiden, dass sich die Lernlücken weiter vergrößern. Unser Ziel ist es, dass diese Lücken geschlossen und die Rückstände aufgeholt wer den.
Die Digitalisierung von Unterrichtsangeboten bleibt daher weiter ganz oben auf der Agenda. Es braucht die Unterstüt zung für unsere Lehrerinnen und Lehrer, damit die Schulen im Bereich der Pädagogik weiter digital fit gemacht werden. Denn die Digitalisierung bietet nicht nur für den Fernunter richt wichtige Unterstützung. Sie kann gerade in Bezug auf Lernlücken am Anfang des Schuljahrs die Möglichkeiten bie ten, zu erkennen, welche Lernlücken innerhalb einer Klasse vorhanden sind. Dadurch können Diagnoseinstrumente ein geführt werden, damit die Lehrerinnen und Lehrer einen Über blick darüber haben, welche Unterschiede in ihren Klassen bestehen. Dafür bedarf es solcher Instrumente. Diese müssen jetzt eingerichtet werden, damit die Lehrerinnen und Lehrer in unserem Land am Anfang eines Schuljahrs diese Lernlü cken erkennen und die Schülerinnen und Schüler den Stoff aufholen können.
Die Lernbrücken sind bereits ein wichtiges Instrument, um nun am Ende des Schuljahrs in den Sommerferien Angebote für die Schülerinnen und Schüler machen zu können. Aller dings bekommen auch wir die Rückmeldung, dass es in der Fläche voraussichtlich zu wenige Schulen geben wird, die die se Lernbrücken tatsächlich einrichten werden. Auch wir ha ben die Rückmeldungen aus den Schulen bekommen, dass sie sich im Bereich Lernbrücken mehr Verbindlichkeit gewünscht hätten, um diese an ihren Schulen einrichten zu können.
Für uns wäre es hinsichtlich der Lernbrücken auch wichtig gewesen, dass der Blick nicht nur auf mögliche Lerndefizite gelenkt wird, sondern auch auf die Entwicklung der Schüler persönlichkeit, so, wie es in den Sommerschulen bereits heu te geschieht. Die Einbeziehung von externen Partnern für ein Angebot, das auch Bewegungs- und Kreativzeit beinhaltet, wäre daher für eine ganzheitliche Unterstützung wichtig. Ich hoffe, dass die Schulen gemeinsam mit den Kommunen sol che Angebote auch einrichten werden.
Denn für viele Schülerinnen und Schüler ist die Schule der einzige Ort, an dem sie sich bewegen, an dem sie Musik ma chen und kreativ sein können, an dem sie andere Angebote er leben als das, was sie zu Hause vorfinden. Nicht alle Kinder und Jugendlichen kennen Vereine von innen oder haben ne ben dem Klavier das Bücherregal stehen. Gerade für diese Kinder und Jugendlichen sind vielfältige Lernorte für die Ent wicklung wichtig. Daher brauchen wir solche vielfältigen Lernorte auch in der Fläche.
Sollten am Ende die Lernbrücken in der Fläche nicht vorhan den sein, so unterstützen wir auf jeden Fall, dass auch im kom menden Schuljahr zusätzliche Unterstützungsangebote in den Schulen eingerichtet werden, damit die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, ihren Lernstoff aufzuholen.
Zur Differenzierung von Lernangeboten und zur individuel len Förderung können auch hier digitale Angebote Unterstüt zung liefern. Unserer Ansicht nach brauchen aber auch die Lehrerinnen und Lehrer pädagogische Unterstützung, damit sie gemeinsam mit multiprofessionellen Teams die Lernrück stände, aber auch die Rückstände im Bereich der Persönlich keitsentwicklung angehen können.
Die Rückmeldungen aus der Schulgemeinschaft zeigen, dass dieser Unterstützungsbedarf sehr unterschiedlich ausfallen wird. Manche Schülerinnen und Schüler berichten, dass sie die Coronazeit als Lernzeit sehr positiv erlebt haben. Teilwei se haben sie sogar mehr Lernerfahrungen sammeln und sich mehr Lernstoff aneignen können, als es an der Schule der Fall gewesen wäre. Wir müssen auch auf diese Spitzengruppe zu rückgreifen können. Schülerinnen und Schüler aus dieser Spit zengruppe können an den Schulen ebenfalls einen Beitrag leis ten,
um beispielsweise als Mentoren andere Schülerinnen und Schüler ihrer Jahrgangsstufe zu unterstützen.
Aber wir wissen natürlich auch, dass ganze Schülergruppen nicht erreicht wurden. Ehrenamtlich Engagierte in der Flücht lingshilfe berichten beispielsweise, dass sie ihre Einsätze zu rückfahren mussten und es dadurch auch vermehrt Sprachde fizite bei den Kindern aus Flüchtlingsfamilien gibt. Daher brauchen wir auch hier zusätzliche Unterstützung, indem wir diesen Kindern die Möglichkeit geben, bei den Sprachkennt nissen wieder aufzuholen.
Wir wissen natürlich auch, dass es in den vergangenen Wo chen Schülerinnen und Schüler gab, die man aufgrund fehlen der technischer Ausstattung nicht erreicht hat. Daher ist das Sofortprogramm für die Ausstattung mit digitalen Endgeräten ein wichtiger Baustein. Das Land unterstützt hier mit zusätz lich 65 Millionen €. Sehr unkompliziert geht das Geld an die Kommunen. Der Digitalpakt erfährt jetzt nochmals eine Ver einfachung. Das heißt, man kann auch ohne Medienentwick lungsplan auf den Digitalpakt zugreifen.
Nehmen Sie das Geld in die Hand, und schaffen Sie die digi talen Endgeräte, die digitalen Strukturen an den Schulen an, damit wir am Ende alle Schülerinnen und Schüler digital er reichen können.