Protocol of the Session on February 5, 2020

Für die Fraktion der FDP/DVP erteile ich das Wort Herrn Fraktionsvorsitzenden Dr. Rülke.

Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Im Januar 2020, so mussten wir zur Kenntnis nehmen, ist die Arbeitslosigkeit im Land Ba den-Württemberg überproportional gestiegen, nämlich von 3,2 % auf 3,5 % nominal, und sie ist auch prozentual stärker gestiegen als in anderen Bundesländern.

Nach Aussagen der Agentur für Arbeit hat das elementar mit Veränderungen zu tun, mit einer Krise in unserer Schlüssel industrie, der Automobilwirtschaft bzw. den Zulieferern. Dort findet eine tief greifende Veränderung statt, die mit der Frage verknüpft ist, wie denn die Mobilität der Zukunft zu gestalten ist.

Wenn man an den äußersten rechten Rand dieses Hauses blickt, so meint man, es ist nicht notwendig, irgendetwas zu verändern; denn es gibt ja keinen Klimawandel, oder der Kli mawandel ist nicht menschengemacht,

(Abg. Dr. Bernd Grimmer AfD: Noch immer nicht begriffen!)

also kann man weitermachen wie bisher.

(Abg. Anton Baron AfD: Ihre Unwahrheiten sind ja bekannt!)

Das ist nicht die Auffassung der FDP/DVP, und es ist auch nicht die Auffassung der übrigen Fraktionen dieses Hauses.

(Zurufe)

Unsere Aufgabenstellung ist – ich glaube, so weit reicht der Konsens –, dass wir uns die Frage stellen müssen: Wie gestal ten wir die Mobilität der Zukunft so klimafreundlich – mög lichst klimaneutral –, wie es nur irgend geht?

(Beifall bei der FDP/DVP)

Allerdings sind da offensichtlich die Schlussfolgerungen un terschiedlich. Wenn man Herrn Hofreiter hört, so fordert er ein Verbot des Verbrennungsmotors; der Diesel, der Benziner gehörten verboten. Ich höre in diesem Haus – Herr Minister präsident, von Ihnen, und auch von Ihnen, Herr Kollege Schwarz – Bekenntnisse zur Technologieoffenheit.

(Abg. Andreas Schwarz GRÜNE: So ist es!)

Ja, Sie sagen: „So ist es!“ Was hat denn ein Verbot des Ver brennungsmotors mit Technologieoffenheit zu tun?

(Beifall bei der FDP/DVP)

Das müssten Sie uns nun wirklich mal erklären.

(Zuruf des Abg. Hermann Katzenstein GRÜNE)

Denn dieses Verbot des Verbrennungsmotors, das Herr Hof reiter fordert – oder wollen Sie das bestreiten? –,

(Zurufe von den Grünen)

hat tief greifende Folgen für den Automobil- und Zulieferer standort Baden-Württemberg. Sie brauchen da beispielswei se nur Herrn Denner zu fragen. Er sagt: Wenn wir den Diesel verabschieden und uns ausschließlich auf die batterieelektri sche Mobilität konzentrieren, dann vernichtet das 90 % der Arbeitsplätze.

Aber es gibt doch Alternativen, meine Damen und Herren. Ei ne Alternative ist der umweltfreundliche Verbrenner, etwa auf Basis synthetischer Kraftstoffe oder auf Basis der Brennstoff zelle bzw. der Wasserstoffmobilität. Nach Aussagen von Bosch können Sie damit nicht 10 %, sondern 80 % der Ar beitsplätze erhalten.

(Beifall bei der FDP/DVP)

Es ist also doch ein Anschlag auf den Wohlstand des Landes Baden-Württemberg, wenn Leute wie Herr Hofreiter ein Ver bot des Verbrennungsmotors fordern. Das ist ein Kahlschlag, der nur dann gerechtfertigt wäre, wenn dies ökologisch unab weisbar wäre. Aber es ist eben nicht unabweisbar, den Ver brennungsmotor zu verbieten.

Herr Abg. Dr. Rülke, lassen Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Baron zu?

Ja, meinetwegen. Das wird zwar nicht weiterführen, aber gut.

Vielen Dank, Herr Rülke, für das Zulassen der Frage. – Wie hat denn eigentlich Ihre FDP-Frak tion im EU-Parlament abgestimmt, als es darum ging, den Ver brennungsmotor bis 2040 zu verbieten?

(Beifall bei Abgeordneten der AfD)

Es geht nicht um das Verbot des Verbrennungsmotors 2040, sondern es geht um einen Green Deal, den Frau von der Leyen verkündet hat.

(Zuruf von der AfD: Ja, ja! – Lachen bei Abgeordne ten der AfD)

Über diesen Green Deal und seine Auswirkungen wird noch zu reden sein.

(Abg. Anton Baron AfD: Oje!)

In der Debatte um den Haushalt des Ministerpräsidenten –

(Abg. Bernd Gögel AfD: Keine Antwort!)

ich darf vielleicht daran erinnern, Herr Ministerpräsident Kretschmann – hatte ich drei Ziele formuliert: erstens eine Mobilitätswende, die möglichst klimafreundlich sein soll, zum Zweiten möglichst den Erhalt der Arbeitsplätze und drittens möglichst den Erhalt der individuellen Mobilität. Sie hatten anschließend erklärt, zu diesen drei Zielen würden auch Sie sich bekennen.

Jetzt muss man sich die Frage stellen, ob eine Fokussierung auf die batterieelektrische Mobilität diese drei Ziele tatsäch lich erreicht. Den Erhalt der Arbeitsplätze jedenfalls erreicht man dadurch mit Sicherheit nicht; das haben wir nach den Aussagen von Herrn Denner festgestellt und sehen es auch an den Entwicklungen am Arbeitsmarkt.

Ob die individuelle Mobilität erhalten bleibt, darüber müssen wir noch diskutieren.

Sie haben – das war, glaube ich, im „Tagesspiegel“ – den Leu ten geraten, jeder solle eine Solaranlage aufs Dach setzen, dann könne jeder kostenlos in der eigenen Garage laden. Aber, Herr Ministerpräsident, was ist mit den Leuten, die im Hoch haus wohnen oder im Wohnblock, die ihren Wagen auf der Straße parken, was ist mit Berufspendlern, die diesen Zugang nicht haben? Sie müssen schon aufpassen, dass Sie sich nicht von der Mitte der Gesellschaft entfernen und nur noch Poli tik für die grüne Halbhöhe machen.

(Beifall bei der FDP/DVP)

Jedenfalls ist klar: Für diese Leute ist eine reine Fokussierung auf die batterieelektrische Mobilität eine Begrenzung der in dividuellen Mobilität. Dazu sage ich sehr eindeutig: Wir wol len das nicht. Wir wollen diese Freiheit für die Menschen er halten.

(Beifall bei der FDP/DVP)

Wie sieht es mit der Klimafreundlichkeit aus? Die Lithium gewinnung – etwa in Bolivien – hat nichts mit Klimafreund lichkeit zu tun, ebenso wenig die Kobaltgewinnung. Kobalt – es heißt „Kobalt“; sagen Sie das bitte Ihrer Parteivorsitzenden – wird etwa im Kongo durch Kinderarbeit gewonnen.

(Zuruf des Abg. Klaus Dürr AfD)

Das sind Sachverhalte, die Grüne normalerweise nicht tole rieren.

(Unruhe bei den Grünen – Zuruf des Abg. Dr. Heiner Merz AfD)

Weiter bleibt die Frage: Womit wird diese Batterie geladen? Wenn sie beispielsweise mit Kohlestrom aus polnischen Braunkohlekraftwerken geladen wird, ist dem Klima nicht ge holfen. Das kehren Sie alles unter den Tisch, meine Damen und Herren –

(Beifall bei der FDP/DVP – Abg. Anton Baron AfD: Stimmt!)

von der Entsorgung überhaupt nicht zu reden.

(Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktionslos]: Viel leicht kann man Ihnen noch helfen, aber dem Klima nicht!)

Ich stelle also fest, Herr Ministerpräsident: Die drei Ziele, hin ter denen auch Sie sich versammelt haben, werden mit einer Fokussierung auf die batterieelektrische Mobilität allesamt nicht erreicht.

Deshalb ist es gerade am Standort Baden-Württemberg not wendig, sich weiterhin zum sauberen Diesel zu bekennen. Ich sage das sehr deutlich: Die Diesel der letzten Generation, et wa der Euronorm 6d, sind sauber und umweltfreundlich. Man darf sie nicht verteufeln, meine Damen und Herren; das scha det unserem Standort.

(Beifall bei der FDP/DVP sowie Abgeordneten der CDU und der AfD)