Ich weise aber darauf hin, dass Herbertingen von seiner Lage her aus touristischer Sicht nicht so optimal ist wie Unteruhl dingen direkt am Bodensee. In Unteruhldingen gibt es ande re touristische Ströme. Wir müssen erst einmal versuchen, den Tourismus nach Herbertingen zu leiten. Das ist sicherlich ei
Man könnte sich auch überlegen, ob man die Heuneburg in Herbertingen und die Pfahlbauten in Unteruhldingen gemein sam bewirbt, da es sich um zwei sehr bedeutende archäologi sche Stätten in Baden-Württemberg handelt: die Kelten und die Pfahlbauten. Die Pfahlbauten sind seit vergangenem Jahr auch Weltkulturerbe. Ich kann mir vorstellen, dass man eine gemeinsame Werbestrategie fährt und noch enger kooperiert.
Zum Thema „Zentrales Archäologisches Landesmuseum“: Ich weiß nicht, wie alt diese Idee ist. Es gibt sie jedoch schon ei ne ganze Weile. Sie wurde immer wieder einmal diskutiert. Ein Standort in Stuttgart stand einmal zur Debatte. Soweit ich weiß – ich war damals nicht dabei –, ist die Idee, ein zentra les Museum einzurichten, damals letztlich an der Finanzie rung gescheitert. Wenn man sich das kulturelle Erbe des Lan des Baden-Württemberg anschaut und die ganze Struktur Baden-Württembergs bis hin zur wirtschaftlichen Stärke, muss man feststellen, dass unsere Stärke eigentlich in der Dezent ralität liegt – nicht in den Zentren, sondern in der Fläche des Landes, auch im ländlichen Raum. Ich meine, es kann sich auch in der Museumslandschaft widerspiegeln, dass die Stär ke unseres Landes in der Fläche liegt.
Das heißt: Warum sollten wir nicht unsere Eiszeitfunde de zentral präsentieren? Warum sollten wir nicht unsere Kelten funde dezentral präsentieren? Das stärkt den ländlichen Raum. Der Fachwelt – das gebe ich zu – gefällt dies nicht immer so ganz. Die museale Fachwelt und die Wissenschaft hielten ei nen einzigen „Leuchtturm“ in einem Land für ausreichend. Aber ich glaube, Baden-Württemberg lebt aus der dezentra len Stärke, auch was unser kulturelles Erbe angeht. Deshalb präferiere ich sowohl bei der Eiszeitkunst als auch bei der Kel tenkunst die dezentrale Präsentation.
Herr Staatssekretär, Sie ha ben noch einmal deutlich gemacht, dass es aus Gründen der Originalität nicht angemessen ist, an der Originalstätte irgend etwas nachzubauen. Ich denke, es ist wichtig, dass Sie das deutlich gesagt haben. Wenn so verfahren würde, wäre es fast schon ein halber Frevel. Wenn Nachbauten errichtet werden, dann muss dies außerhalb der Originalstätte an anderer Stel le geschehen. Ich glaube, ich habe richtig verstanden, dass Sie das begrüßen.
Man muss vielleicht noch eines ergänzen: In dieser Region soll ja in Meßkirch, nicht weit von der Heuneburg entfernt, eine Klosterstadt originalgetreu wiederaufgebaut werden. Da mit hätten wir einen Dreiklang Unteruhldingen/Meßkirch/ Heuneburg. Das würde durchaus Sinn machen.
(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Meßkirch kann man damit nicht vergleichen! Das hat doch damit nichts zu tun!)
Die Frage ist nur: Wer baut das gegebenenfalls? Können Sie sich vorstellen, dass sich das Land da engagiert? Oder schla gen Sie vor – das wäre auch meine Lösung –, dass analog zu Meßkirch sehr stark auf private Initiative gesetzt wird? In der Summe wäre das für die Raumschaft Oberschwaben, für den strukturschwachen Raum Sigmaringen sicherlich ein sehr gu ter touristischer Impuls, in diesem Dreiklang diese histori schen Nachbauten zu haben.
Diesen Dreiklang fände ich wirk lich sehr gut, weil er auch verschiedene geschichtliche Epo chen unseres Landes abbildet. Das hielte ich für sehr gut. Man könnte sich dann auf kleinstem Raum ein Bild von der Ge schichte des Landes von der Keltenzeit bis ins Mittelalter ma chen. Ich hielte das für sehr gut.
Ich halte privates Engagement in diesem Bereich ohnehin im mer für sehr gut, ob das ehrenamtliche Arbeit ist oder private Spenden sind. Ich halte es für sehr wichtig, das zu fördern, nicht nur weil es dadurch Geld gibt oder weil es einen Mehr wert hat, sondern weil sich die Leute, wenn sie sich dafür en gagieren, wenn man sie dafür sensibilisiert und geworben hat, auch damit identifizieren.
Deswegen war es mir sehr wichtig, dass bei dem Projekt zur Heuneburg auch der örtliche Museumsverein eingebunden ist. Denn die örtliche Identifikation ist für ein solches Projekt un heimlich wichtig. Wir müssen die Menschen vor Ort mitneh men. Der Interessenverein der örtlichen Bevölkerung für die Heuneburg ist mit im Boot; das war mir sehr wichtig.
Wir werden uns auch weiter engagieren, um das kulturelle Er be dort der Öffentlichkeit besser zu präsentieren. Ich habe es gerade gesagt: Wir, das Land, werden fast 1 Million € in die Heuneburg investieren, um die Präsentation noch zu verbes sern. Sie müssen sich vorstellen: Die Heuneburg war von ei nem riesigen Graben und einem riesigen Erdwall umgeben. Der Erdwall ist weitestgehend abgetragen, und der Graben ist weitestgehend zugeschüttet. Wir werden große Teile dieses Walls und auch Teile des Grabens wieder erstellen. Wir wer den die Brücke so nachbilden, dass man den historischen Zu gang zur Brücke wieder hat.
Wir bauen auch das Tor der Heuneburg wieder auf, aber nicht als Replik. Die Wissenschaft ist da weiter und sagt: „Repli ken baut man nicht mehr.“ Übrigens ist mittlerweile auch um stritten, ob die Dachneigung, die man dort gerade im Kopf hat, die richtige ist. Da ist die Wissenschaft einfach weiter. Wir werden deshalb nur das historisch belegte Steinfundament nachbilden lassen, und zwar von Steinmetzen, die diese Art und Weise der Steinmetzarbeiten beherrschen; denn das Ori ginal lässt sich aufgrund der Witterungsverhältnisse nicht er halten. Wir mussten es wieder mit speziellen Schichten abde cken, um es zu sichern. Alle Archäologen haben gesagt: „Es darf nicht weiter der Sonne, dem Winter und sonstigen Witte rungseinflüssen ausgesetzt sein.“ Es lag, glaube ich, seit 2009 offen und hat schon massive Schäden erlitten. Wir haben es jetzt Gott sei Dank endlich hinbekommen, es abzudecken und zu sichern. Wir bauen 30 cm darüber nur die Replik – nicht das Original – wieder auf.
Wir bauen auch nicht den ganzen Korpus des Tores wieder nach, sondern errichten nur eine feine, filigrane Stahlkonst ruktion. Das ist im Prinzip nur ein Vierkantstahl, der die Kon
tur des Tores nachzeichnet, damit die Besucher, die dort hin kommen, eine Vorstellung davon haben, wie das Tor ausgese hen hat, welche Dimension das Tor hatte und wie das Gefühl war, über die Brücke in die Heuneburg hineinzugehen.
Wir investieren dort also ordentlich Geld; das muss man sa gen. Aber der Betrieb ist auf die Art und Weise, die ich ge schildert habe, gesichert. Ich glaube, das ist ein gutes Geben und Nehmen. Das Land hat sein Engagement gezeigt, und das Ehrenamt vor Ort ist eingebunden und gestärkt.
Sehr geehrter Herr Staatssekretär, mich freut, dass die Heuneburg so in den Fo kus gerückt ist und jetzt auch in der Weiterentwicklung kon krete Gestalt annimmt. Das eine ist das Archäologische; das ist etwas ganz Besonderes, auf das unser Land stolz sein kann, weil es die erste Besiedlung zeigt. Das andere ist das Touris tische als strukturpolitisches Element. Sie haben auch schon angedeutet, dass es nicht ganz so einfach ist, an dieser Stelle die Tourismusströme zu lenken.
Aber es gibt eine Verbindung des Keltenkulturraums, das ist die Donau. Am 11. und 12. Juli findet das nächste Treffen im Rahmen der Donauraumstrategie statt, wo die einzelnen The men der Anrainerstaaten für die nächsten Jahre festgelegt wer den sollen. Ich finde, es wäre ein sehr gutes Thema, die Kel ten und die Stätten, die es entlang der Donau gibt, hierbei in den Blick zu nehmen – z. B. in Niederbayern den Ort Kün zing und im „Mostviertel“ den Ort Asparn – und diese Ver bindung ein Stück weit aufleben zu lassen.
Dafür eignet sich das EU-Programm LEADER. Wir haben ab 2014 wieder eine neue Förderperiode. Ich fände es gut, wenn Sie interministeriell eine Lösung für das Touristische entwi ckeln und dabei auch das Ehrenamt, das überall an diesen Standorten gepflegt wird, eventuell in Form eines Projekts, einbeziehen könnten. Das würde den Fokus etwas in die Neu zeit lenken.
Vielen herzlichen Dank, Frau Gurr-Hirsch, für Ihre Frage. Nicht die erste Besiedlung ist wichtig, sondern die erste Stadt, also das, was man „Stadt“ – „polis“ – nennen kann. Pyrene, so sagt man, soll die erste Stadt nördlich der Alpen, gelegen an der Donau, gewesen sein. So hat es zumindest der Geschichtsschreiber bezeichnet und in einer Karte dargestellt. Ob der Ort tatsächlich Pyrene hieß – das Ortsschild haben wir noch nicht gefunden –, weiß man nicht. Aber man kann gesichert davon ausgehen, dass es sei nerzeit die größte Besiedlung nördlich der Alpen war. Das las sen auch die neuesten Funde erkennen.
Zum Thema Donauraumstrategie: Ich finde gut, dass Sie es ansprechen. Der Kollege Rivoir – er ist gerade nicht da – ist auf mich auch schon mit der Idee zugekommen, z. B. entlang der Donau eine Wanderausstellung mit dem Thema „Kelten an der Donau“ aufzulegen und sie dann möglicherweise – es
war die Idee, die Orte per Schiff anzusteuern – an den ver schiedenen Stationen zu präsentieren. Ich halte dies für eine gute Idee. Es gibt entsprechende Nachweise, die bei der gro ßen Keltenausstellung im letzten Jahr in Stuttgart präsentiert wurden. Ich hoffe, viele von Ihnen haben sich diese wirklich sehenswerte Keltenausstellung angeschaut.
Die Idee ist, dies entlang dieser Fundstätten der Kelten auf zuzeigen. Es ist wissenschaftlich noch etwas umstritten, ob das jetzt wirklich der „Wanderweg“ der Kelten war, ob man entlang der Donau tatsächlich diese Siedlungen gegründet hat, in welcher Richtung dies geschah usw. Es gab einen Fachkon gress, auf dem dies diskutiert wurde. Ich halte die Idee, hier für auch EU-Mittel zu beantragen, für einen sehr guten Finan zierungsvorschlag; mit diesen EU-Mitteln könnte die euro päische Identität entlang der Donau betont werden. Das halte ich für sehr gut.
Wir, die Landesregierung – die Vorgängerregierung ebenso wie die aktuelle Regierung –, bekennen uns zur Donauraum strategie, zur gemeinsamen Geschichte, zum gemeinsamen Kulturraum an der Donau. Ich halte es für eine sehr gute Idee, die wir weiterverfolgen sollten; wir sollten prüfen, ob es im Rahmen eines europäischen Förderprogramms möglich ist, ein solches Projekt zu starten. Ich werde mit Herrn Minister Friedrich – er kommt gerade herein – das Thema näher er örtern und schauen, ob wir das so hinbekommen, hinsichtlich Tourismusförderung auch mit dem Kollegen Bonde.
Die Debatte ist beendet, aber ich würde mich freuen, wenn die Fraktionen öfter einmal zum Thema Archäologie eine Große Anfrage stellen oder eine Ak tuelle Debatte beantragen.
Ich werde die zweitäl teste Siedlung in Baden-Württemberg das nächste Mal aufru fen. Das können wir abarbeiten.
Ich bin bisher davon ausgegangen, dass Esslingen die erste Stadtgründung war. Ich bin völlig überrascht, dass das nicht Esslingen war.
Die CDU-Fraktion hat einen Antrag für ein viertes Thema ge stellt. Da haben wir nur kurz Zeit. Trotzdem müssen wir es aufrufen:
Herr Abg. Dr. Rapp stellt die Frage. Der Landwirtschaftsmi nister wird dann die Antwort geben. Für mehr ist dann keine Zeit mehr; die Stunde für die Regierungsbefragung ist dann vorbei.
(Abg. Volker Schebesta CDU: Kommt darauf an! – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Zeit vom Präsidenten abziehen!)
Vielen Dank. – Sehr geehrter Herr Präsident, Kolleginnen und Kollegen! Das Landeskabi nett hat den Entwurf für ein Nationalparkgesetz beschlossen. Was in diesem Gesetzentwurf gänzlich fehlt – das ist einma lig –, ist die Finanzierung dieses Großprojekts. Nachdem vor allem die Grünen vor dem Hintergrund anderer Großprojek te immer von Beginn an die absolute Kostentransparenz for dern und gefordert haben,
lautet nun die erste Frage, warum nun ausgerechnet beim Na tionalpark keine Finanzierung hinterlegt ist.
Zweitens – da haben wir die gleiche Sorge wie die Natur schutzverbände –: Inwieweit kann die Finanzierung eines Na tionalparks in Konkurrenz zu anderen Naturschutzprojekten im Land treten,
(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Genau! – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Naturpark! – Zuruf des Abg. Helmut Walter Rüeck CDU)
bzw. inwieweit ist möglicherweise die Tourismusförderung in der Fläche dadurch beeinträchtigt, dass Mittel vor Ort, im Nordschwarzwald, gebunden werden müssen?
(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Abg. Dr. Fried rich Bullinger FDP/DVP: Einschließlich Personal!)