Wir müssen auch hier sehr sorgfältig abwägen, wo wir – wenn wir dank der Unterstützung aus diesem Hohen Haus zusätzli che Mittel bekommen – Schwerpunkte setzen. Das muss man im regionalen Dialog abwägen.
Wir brauchen beim weiteren Ausbau auf alle Fälle die Bereit schaft regionaler Partner zur Mitfinanzierung.
Sie sehen also: Fachkräftestrategie des Landes, Erschließung des Potenzials an qualifizierten Erwerbspersonen bei den Frauen. Die am besten ausgebildete Frauengeneration unse rer Geschichte muss die Möglichkeit erhalten, ihre Qualifika tionen im Beruf einzubringen und gleichzeitig Familien zu gründen und Familie zu leben. Das setzt voraus, dass wir dies an vielen Stellen – insbesondere über Ganztagsangebote, aber auch über Beratungsangebote wie die Kontaktstellen „Frau und Beruf“ – ermöglichen. Dies ist im Sinne der Chancen gleichheit von Frauen im Berufsleben. Es ist vor allem aber auch im Sinne des Wirtschaftsstandorts Baden-Württemberg. Wir werden uns dabei weiterhin mit voller Kraft engagieren.
Sehr geehrter Herr Prä sident! Ich habe den Eindruck, dass uns die Diskussion über das Thema dieser Aktuellen Debatte in Baden-Württemberg weitergebracht hat. Die Diskussion hat zumindest dazu bei getragen, dass der Wirtschaftsminister seinen ersten Besuch in einer der Kontaktstellen „Frau und Beruf“ angekündigt hat. Dafür Ihnen, Herr Dr. Schmid, herzlichen Dank.
(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP und der CDU – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Höchste Zeit!)
Sie haben es angesprochen: 200 000 € wären notwendig, um den erwünschten Status zu erreichen. Ich will in dieser Debat te nicht damit anfangen, darüber zu sprechen, was man mit den Milliarden Mehreinnahmen in diesem Bereich hätte ma chen können. Bei diesen Steuermehreinnahmen in BadenWürttemberg wären aus meiner Sicht 200 000 € sicherlich re lativ leicht zu finanzieren gewesen.
Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie die Ergebnisse und die zent ralen Empfehlungen angesprochen haben. Ich möchte aber da rüber hinausgehen. Ich denke an die Vernetzung. Sie haben das Marketing angesprochen. Vielleicht wäre es auch eine Idee, eine Landesarbeitsmarktgemeinschaft zu gründen, oder eine Idee, Multiplikatoren zu finden, nämlich Frauen, die Be ratungen mit Erfolg absolviert haben und heute im Berufsle ben stehen. Diese stehen sicherlich dafür bereit, anderen Frau en als Patin unterstützend zur Seite zu stehen. Nehmen Sie dieses Stichwort also bitte mit.
Wenn man sich den Fortschrittsbericht 2012 zum Fachkräfte konzept der Bundesregierung ansieht, der im April letzten Jah res veröffentlicht wurde, sieht man, wie wichtig diese Bera tungseinrichtungen, diese Kontaktstellen sind. Bis zum Jahr 2025 werden wir einen demografiebedingten Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials in Deutschland in Höhe von über 6,3 Millionen Menschen haben. Insbesondere im Bereich der Gesundheits-, Sozial- und MINT-Berufe wirkt sich das aus. Ich glaube, das sollte für uns über alle Fraktionen hinweg Mo tivation sein.
Erfreulich ist – das hat sich schon im Jahr 2007 bei einer Ana lyse des Programms ergeben –, dass sich die Zahl der Grün derinnen in Baden-Württemberg in den Neunzigerjahren um 30 % erhöht hat und die Zahl der Existenzgründungen im Jahr 2006 bei über 30 000 gelegen hat. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 lag die Zahl der Existenzgründungen in Baden-Würt temberg bei 81 000. Dies zeigt, welche Bedeutung die Kon taktstellen auch für diesen Bereich haben.
Insofern darf ich sagen, dass ich mit dieser Debatte zufrieden bin. Ich glaube, wir haben in Baden-Württemberg einen Schub für die Frauen erreicht.
Herr Präsident, meine sehr geehr ten Damen und Herren! Der deutsche Mittelstand hat den bör sennotierten Unternehmen in Sachen Frauen eindeutig vieles voraus. Denn jede fünfte Topführungskraft im Mittelstand ist eine Frau, während der entsprechende Anteil der Frauen in börsennotierten Unternehmen bei kläglichen 3 % liegt. Bei den Nachwuchsführungskräften unter 30 Jahren liegt der An teil der Frauen im Mittelstand bei 37 % – das ist ein unheim lich hoher Anteil –, und auch im Altersbereich zwischen 31 und 45 Jahren haben wir mit 24 % einen ganz hohen Anteil.
Auch das Bild des allein herrschenden Patriarchen erfüllt der Mittelstand nicht; denn inzwischen gibt es viele gemischte Teams und sind gerade im Mittelstand im Unterschied zu Großunternehmen die Spitzenfrauen überwiegend als ange stellte Geschäftsführerinnen tätig. Sie werden zumeist auch im eigenen Unternehmen rekrutiert.
Da stellt sich einem schon die Frage: Warum ist der Mittel stand so interessant für Frauen? Es zeigt sich ganz eindeutig, dass es auf die Rahmenbedingungen ankommt, die im Mittel stand geboten werden und darauf zurückzuführen sind, dass es im Gegensatz zu DAX-Unternehmen oder großen Behör den keine starren Strukturen und Hierarchien gibt, sondern in dividuell und flexibel auf die Belegschaft reagiert wird. Die se Flexibilität hat der Mittelstand. Wichtige Kriterien dabei sind variable Arbeitszeiten und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Da können wir, denke ich, viel vom Mittelstand abgucken. Das machen die Kontaktstellen „Frau und Beruf“ und geben die Vorteile weiter.
Lassen Sie uns dafür werben, dass gemischte Teams Füh rungsverantwortung übernehmen und dass für Männer und Frauen auch in diesen Positionen eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglich ist.
Ich habe allerdings schon den Eindruck, dass wir in der Poli tik ganz gern über das Thema reden, aber konkretes Handeln, konkrete Umsetzungen manchmal fehlen. Da sind wir alle ge fragt. Ein gutes Beispiel ist eben die Einsetzung der Kontakt stellen „Frau und Beruf“. Das ist ein aktives Zeichen, ein Han deln gewesen, das damals, im Jahr 1994, durch die Große Ko alition ins Leben gerufen wurde. Damals wurde auch die Not wendigkeit erkannt, diese Vernetzung sicherzustellen, Frauen zu aktivieren und in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Die Kontaktstellen „Frau und Beruf“ gibt es nun seit 20 Jah ren. Inzwischen sind mehr als 70 % der Frauen in BadenWürttemberg berufstätig. Das ist eine beeindruckende Frau, nein, Zahl.
Dies ist aber ein Beleg für eine gute Politik, deren Umsetzung wir den Kontaktstellen auch quittieren können.
Die Untersuchung hat auch gezeigt – dieser Ansicht bin ich –, dass die neutrale Beratung, die ganzheitlich und frauenspezi fisch durchgeführt wird, das Alleinstellungsmerkmal, der Er folgsfaktor der bestehenden Kontaktstellen ist.
Auch ich plädiere für den Ausbau und die Fortführung der Kontaktstellen „Frau und Beruf“. Ich möchte aber auch auf die Studie hinweisen – das wurde schon mehrmals gesagt –, die darlegt, dass die Stärkung der Vernetzung zwischen Wirt schaft und Kontaktstellen im Mittelpunkt stehen sollte. Der Mittelstand und die Kontaktstellen „Frau und Beruf“ haben eines gemeinsam: Beide bringen Frauen voran. Hier ermun tere ich die Kontaktstellen, ganz intensiv auf die Wirtschaft zuzugehen, damit sie in Zukunft stärker vernetzt werden.
Aus meiner Sicht bilden die Kontaktstellen „Frau und Beruf“ eine Brücke zur Wirtschaft. Sie können das Potenzial der Frauen erkennen, die Beratung stattfinden lassen und dies mit den Bedürfnissen der Wirtschaft verbinden.
Abschließend möchte ich nochmals meine hohe Wertschät zung für ihren Einsatz, für die kreative Arbeit, die sie in den vergangenen Jahren mit viel Engagement und großen kreati ven Ideen geleistet haben, zum Ausdruck bringen.
Bevor ich zum Schluss komme, möchte ich gern noch einmal auf Ihre Aufforderung, Frau Wölfle, eingehen: „Sie hätten ja mehr machen können.“ Wir warten auf Ihre Visionen, wie Sie weitermachen wollen.
(Vereinzelt Heiterkeit und Beifall – Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei SPD: Ja, ja! Immer warten! Die CDU in Warteposition! – Abg. Sabine Wölfle SPD: Sie hät ten einen Antrag stellen können!)
Denn ich denke, da bestehen noch viele Möglichkeiten. Wir haben vorgelegt, jetzt können Sie weitermachen. Da gibt es noch viele Möglichkeiten.
Liebe Kolleginnen und Kol legen! Liebe Frau Schütz, keine Sorge, wir haben Visionen, und wir setzen sie auch um. Das habe ich vorhin schon aus geführt; der Minister hat es auch ausgeführt.
Aber wir mussten schon noch einmal auf die Rede von Frau Kollegin Gurr-Hirsch eingehen, die man so lesen konnte, als hätte diese Koalition den Status der Kontaktstellen verschlech tert.
Im Jahr 2013 beträgt der Landeszuschuss für die Kontaktstel len etwa 65 000 € mehr als im Jahr 2011.
Das ist ein schmales Zubrot, aber es ist eines. Noch viel wich tiger ist, dass wir mit dieser Evaluation und den guten, klaren Ergebnissen jetzt einen Pfad gelegt haben, wie sich die Kon taktstellen weiter gut entwickeln können.