Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ganz zum Schluss haben Sie mich doch noch zu einer Anmerkung herausgefordert: Gute Köche brauchen nicht viel Geld. Weil Sie immer die Sozialpolitik und die armen Familien zu Thema machen, sage ich Ihnen ei nes: Mit wenigen Produkten, möglichst wenig verändert, kann man die beste Küche pflegen und die besten Nahrungsmittel zubereiten. Das ist meine Erfahrung. Gute Küche ist also nicht so sehr eine Frage des Geldes, sondern vor allem eine Frage des Könnens und der Übermittlung von Tradition, nämlich der Tradition einer guten Küche.
Da ist das Elternhaus gefordert, und da sind auch – da gebe ich Ihnen recht – die Schulen gefordert. Ich selbst hatte noch Koch- und Werkunterricht in der Schule. Das Lernen fürs Le ben hat man damals noch ernst genommen. Das ist, meine ich, der wichtigste Punkt; das ist ein Punkt, über den wir vielleicht auch einmal in einem anderen Zusammenhang diskutieren sollten.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Abg. Friedlin de Gurr-Hirsch CDU: Alltagskompetenzen als Schul fach!)
Meine Damen und Herren, der CDU-Fraktion ist in allen mit ihrem Antrag thematisierten Fragen recht zu geben. Auch ich bedaure, dass dieser Preis jetzt nicht mehr ausschließlich in Baden-Württemberg verliehen wird. Es ist nett, wenn etwas international ist. Aber das allein hilft wenig. Denn wer erin nert sich dann in Paris oder New York, dass wir in BadenWürttemberg das Sterneland, das Gastronomieland sind, dass wir das Weinland sind, das Tourismus- und Bäderland? Das wird bei einer Veranstaltung in New York, in Tokio wahr scheinlich nicht im Vordergrund stehen. Deshalb halte ich es schon für einen sehr großen Verlust, dass das eben nicht mehr bei uns in Baden-Württemberg stattfindet,
(Beifall der Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch und Paul Locherer CDU – Abg. Paul Locherer CDU: So ist es!)
Meine Damen und Herren, für die Vergabe des „Internationa len Preises für Große Kochkunst“ war Stuttgart, glaube ich, eine gute Wahl. Ich fordere den Minister auf, sich wirklich zu bemühen, dies wieder zurückzuholen. Vielleicht kann man es ja im Wechsel zwischen Bayern und Baden-Württemberg ma chen – „Schmeck den Süden“, rechts und links – und diesen internationalen Anspruch auch hier realisieren. Ich würde Sie einfach bitten, sich verstärkt dafür einzusetzen, dass man das möglichst oft in Baden-Württemberg hat.
Noch ein Punkt: Ich glaube, es geht wirklich um Kochkunst, meine Damen und Herren, und nicht etwa um Müsli oder
Wurstsalat. Es geht darum, dass man bei uns etwas vom Ge nießen versteht. Demjenigen, der es nicht versteht, meine Da men und Herren, empfehle ich, einmal einen Abend mit ei nem Hohenloher Kenner und Genießer zu verbringen, näm lich mit Rezzo Schlauch. Denn im Hohenlohischen weiß man, wo man teuer und gut essen kann, meine Damen und Herren.
Deshalb meine ich, dass diejenigen, die der Auffassung sind, man könne das bei uns nicht auch lernen, sich doch einmal mit ihm auseinandersetzen sollen.
Meine Damen und Herren, nochmals: Ich bedaure, dass es nicht mehr ausschließlich in Baden-Württemberg stattfindet. Ich bitte Sie, Herr Minister, auf die Beteiligten mit dem Ziel zuzugehen, dass man, wenn es geht, möglichst oft – vielleicht auch im Wechsel mit Bayern – diese tolle Veranstaltung und dieses Prädikat wieder nach Baden-Württemberg zurückholt.
Für die Landesregierung erteile ich dem Minister für Ländlichen Raum und Verbrau cherschutz Bonde das Wort.
Sehr verehrte Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Baden-Württemberg ist d a s Genießerland. Baden-Württemberg hat eine gute Tradition ei ner hochklassigen Küche, sowohl im Sternebereich als auch weit darüber hinaus. Insofern ist und bleibt unser Land ein Sammelbecken für Feinschmecker. Unser Land hat die höchs te Sternedichte: 58 Michelinsterne leuchten über dem Land; das ist ein Viertel aller deutschen Sterneauszeichnungen. Aber auch in der Breite, beispielsweise beim Bib Gourmand, also dort, wo vorzugsweise regionale Küche, die gut und hochwer tig produziert wird, prämiert wird, sind wir ganz vorn dabei. Das Gleiche gilt auch für den Gault-Millau und andere Aus zeichnungen.
Mit einem Wort: Baden-Württemberg ist gut aufgestellt. Die se Leuchttürme des Genusses stehen bei uns nicht allein, son dern sie stehen in einer breiten, hervorragend aufgestellten Gastronomieszene. Das heißt, Exzellenz gibt es in BadenWürttemberg sowohl in den Vorzeigebetrieben mit den Ster nen als auch in der Breite. Wir haben deshalb mit unserer hei mischen Gastronomie ein hochqualitatives, gutes Angebot in allen Preisklassen, das sich sehen lassen kann, und zwar in al len Regionen unseres Landes. Das ist auch gut so, weil es ge nau das ist, was Baden-Württemberg als Genießerland, als at traktives Tourismusland ausmacht und was natürlich auch da zu beiträgt, unseren Familienbetrieben in der Landwirtschaft mit der Erzeugung von hochwertigen Lebensmitteln die Märk te zu erschließen und zu halten.
Die Gäste, die zu uns kommen, wissen: Hier wird gepflegt ge kocht, gepflegt gegessen, gut getrunken, und man kann gut unterkommen. Sie kommen auch gern wieder. Deshalb haben wir zu Recht im Land eine Reihe von Attraktionen, die diese kulinarischen Vorzüge hervorheben und bewerben: die Akti
on „Regionale Speisekarte – Schmeck den Süden“ mit den Naturparkwirten, den Biosphärenwirten und vielem anderen,
aber natürlich auch die hochwertige Spitze, nicht nur reprä sentiert durch Herrn Witzigmann. Norbert Beck hat mich zu Recht aufgefordert, hier auch deutlich zu machen, dass es am tierende, real kochende Spitzenköche gibt,
die noch dazu hier bei uns im Land etabliert sind. Mit Lumpp, Wohlfahrt und Sackmann möchte ich nur einmal die drei Spit zenköche bei uns im Ort nennen. Man könnte hier noch viele weitere aufführen.
drei baden-württembergische Namen nennen, nachdem hier bisher nur ein Engländer und ein Österreicher die Debatte be stimmen. Da kann man in dieser Debatte auch einmal, wie ich glaube, zu Recht, auf Eigengewächse mit hoher Sternezahl und vorzüglichen Angeboten hinweisen, meine Damen und Herren.
Bis zum Jahr 2011 war die Verleihung des Internationalen Eckart Witzigmann Preises ein kleiner, aber ein wichtiger und schöner Bestandteil der Kampagne „Genießerland BadenWürttemberg“. Insofern hätten wir das gern als eine Ergän zung unseres breiten Angebots, quasi als weiteren Juwel an der Genießerkrone des Landes, fortgeführt.
Die Veranstaltung war geplant und der Termin vereinbart. Auch weiterhin war die Kooperation des Staatsministeriums, des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucher schutz sowie der Marketinggesellschaft Baden-Württemberg mbH und der Tourismus Marketing Baden-Württemberg GmbH geplant. Dann kam die Nachricht, dass die Witzig mann-Preis GmbH im Jahr 2011 das Format verändern woll te. Anlässlich des 70. Geburtstags des Österreichers Eckart Witzigmann wollte man wieder in dessen Wahlheimat Mün chen, wo er sich seinen Ruf und seine Sterne erkocht hat, den Preis verleihen und nahm sich für die Zeit danach eine inter nationale Aufstellung dieses Preises vor.
Das müssen wir akzeptieren. Ich glaube, dass dies den badenwürttembergischen Ruf nicht schmälert. Gleichwohl gilt, wie geschrieben: Sollten Herr Witzigmann und die WitzigmannPreis GmbH wieder anstreben, den Preis in Baden-Württem berg zu verleihen, dann nehmen wir das gern wieder in unse ren breiten Sternekalender auf.
Dazu will ich noch eines sagen: Wir arbeiten auch weiterhin mit Herrn Witzigmann zusammen. Wir werden im Dezember dieses Jahres den „Platz des guten Geschmacks“ mit einem Genussgipfel fortsetzen. Eckart Witzigmann hat bereits zuge sagt, diese Veranstaltung gemeinsam mit mir durchzuführen und weiterhin für das Genießerland Baden-Württemberg die Werbetrommel zu rühren und herauszuheben, welche hervor ragende Qualität und welches hervorragende Angebot wir auch in der Breite haben.
(Unruhe – Glocke der Präsidentin – Abg. Dr. Fried rich Bullinger FDP/DVP: Sie müssen sich durchset zen, Frau Präsidentin!)
Das ist nicht der einzige Punkt. Wir werden unsere Sternebe triebe auch weiterhin als Leuchttürme in der Werbung für un ser Land einsetzen. Gerade was unsere internationale Touris muswerbung angeht, haben wir mit unseren Spitzenhotels und Spitzengastronomen eine neue Marketingkampagne aufge legt. Die Tourismus Marketing Baden-Württemberg GmbH wird gemeinsam mit den neuen Tophotels – also mit den FünfSterne-Superior-Hotels; alle auch im Verbund mit der Sterne gastronomie – ins internationale Marketing bei wichtigen Aus landsmärkten einsteigen, sowohl in der Schweiz als auch in den USA und in China. Da werden wir mit dem international kompatiblen Slogan „Best of SouthWest Germany“ vorange hen.
Sie sehen: Die Sternegastronomie, unsere Leuchttürme sind bei uns in enger Kooperation mit der Landesregierung gut auf gehoben. Das Genießerland Baden-Württemberg ist nicht in Gefahr. Sie können beruhigt sein, Herr Kollege.
Sehr geehrter Herr Minister, die Verleihung des Internationalen Eckart Witzigmann Preises war von 2004 an immer Chefsache der jeweiligen Landesregie rung. Sie war immer Chefsache, weil wir uns damit ein inter nationales Renommee erarbeitet haben. Sie haben darauf hin gewiesen, dass wir das Genießerland Nummer 1 in Deutsch land und eines der großen Genießerländer in Europa sind.
Das war der Grund, warum wir uns fortlaufend bemüht ha ben, diese Preisverleihung nach Baden-Württemberg zu be kommen. Insofern ist der Verlust groß.
Ich frage Sie ganz konkret: Gehen Sie da in einer aktiven Rol le auf die Witzigmann-Preis GmbH zu? Sie sprechen gerade in einer passiven Rolle: „Wir warten, dass jemand auf uns zu kommt.“ Ich fordere Sie auf: Gehen Sie auf die WitzigmannPreis GmbH zu, damit wir diese Preisverleihung wieder nach Baden-Württemberg bekommen.
Wir haben auch im Ausschuss und bei der Grünen Woche in Berlin miteinander darüber gesprochen, dass wir noch mehr für den Verbund von Marketing für Tourismus, für landwirt schaftliche Erzeugnisse und für die Gastronomie tun müssen.
Deshalb wäre es gut, wenn wir da entsprechend aufwarten könnten. Es wäre notwendig, dass Sie da Ihre passive Haltung endlich aufgeben.