Mehr ist dazu jetzt nicht zu sagen. Es ist kein ganz großes The ma, aber man muss es hier erwähnen. Wenn man es hier nicht erwähnt, geht es nämlich möglicherweise unter.
Jetzt noch eine kleine persönliche Bemerkung: Ich habe ges tern an der Außerdienststellung eines Luftwaffenbataillons teilgenommen. Ich hätte mich gefreut, wenn auch ein Mitglied der Regierung da gewesen wäre. Für die Stadt Mengen ist das ein ganz großer Verlust, auch für die Bevölkerung. Die Sol daten will ich gar nicht erwähnen; die kommen vielleicht ir gendwo anders unter. Aber es wäre schön gewesen, wenn auch die Regierung vertreten gewesen wäre, um in irgendeiner Form Solidarität mit der Bevölkerung zu zeigen.
(Beifall bei der CDU und des Abg. Dr. Ulrich Goll FDP/DVP – Abg. Andrea Lindlohr GRÜNE: Haben Sie bei der Fraktionssitzung gefehlt?)
Sehr verehrte Frau Präsidentin, meine lieben Damen und Herren! Liebe Frau Kollegin GurrHirsch, dass Sie Schulnoten als Grundbedürfnis betrachten, wundert mich einigermaßen. An dem Thema, über das wir ge rade sprechen, sehen wir, was tatsächlich ein Grundbedürfnis ist, nämlich Essen und Trinken –
Baden-Württembergs kulinarische Vielfalt ist einzigartig und lebendig. Essen ist bei uns Kulturgut und Genuss. Eckart Wit
Ich bin insbesondere als Winzer stolz auf unsere kulinarischen Traditionen, auf die Köche in Baden-Württemberg, die sich der Regionalität und den kulinarischen Genüssen verpflichtet fühlen, wie z. B. unsere Naturparkköche, unsere Biosphären gastronomen, die „Schmeck den Süden“-Gastwirte, Slow Food und natürlich unsere Spitzengastronomie, die den Ruf unse rer kulinarischen Traditionen weit über die Landesgrenzen hi nausträgt. Sie alle greifen unsere Spezialitäten auf, entwickeln sie weiter und tragen sie in die Breite.
Baden-Württemberg ist berühmt für seine Spezialitäten aus Küche und Keller. Sie reichen von Spätzle über Maultaschen bis hin zu badischen Spargelgerichten, von Alblinsen bis zur Schwarzwälder Kirschtorte. Basiszutaten sind Alblamm, Ho henloher Weiderind, schwäbisch-hällisches Landschwein, Schwarzwaldforelle und die Bodenseefelchen. Ich hoffe, ich habe in meiner Aufzählung nichts vergessen.
Das heißt, der Südwesten ist das Bundesland mit der höchs ten Sternedichte. 52 von 185 Restaurants in Deutschland mit kulinarischen Auszeichnungen befinden sich im deutschen Südwesten. Der Wein spielt bei uns eine wichtige Rolle, eben so die traditionell bekannte heimische Bierbrauer- und Schnaps brennereikultur. Genau in diesem Wissen hat der berühmte Spitzenkoch Eckart Witzigmann Stuttgart seit 2004 als Ort für die Preisvergabe des Eckart Witzigmann Preises für Große Kochkunst gewählt. Unter den Preisträgern sind Persönlich keiten wie Günter Grass, Harald Wohlfahrt, Vincent Klink oder Tomi Ungerer.
Meine Damen und Herren, regionale Genüsse, regionale ku linarische Besonderheiten, handwerkliche Verarbeitung, öko logischer Landbau, Direktvermarktung, Vielfalt auf dem Acker und auf dem Teller – dafür stehen wir Grünen, und die se Politik setzen wir in Baden-Württemberg Schritt für Schritt um.
Genuss ist eine von vier bedeutenden Säulen unserer Touris muspolitik. In unserem Land ist die ganze Vielfalt in unserer Esskultur abgebildet: regionaltypische Gerichte, Restaurants, die sich der Regionalität verpflichtet haben, der Weinsüden, das Genießerland und die Genießertypen, die Regionen und ausgewählte Spezialitäten vertreten.
In der Gastronomie findet sich das magische Dreieck zum Ge nuss vereint. Unsere Kulturlandschaft macht viele Spezialitä ten erst möglich. Denken wir nur an unsere Streuobstwiesen, an unsere Wacholderheiden, an schützenswerte Landschaften. Genau die treffen sich im Restaurant, in der Beiz’, im Wirt schäftle. Genau das wollen wir forcieren und neu beleben.
Wir respektieren Herrn Witzigmanns Entscheidung, der an seinem 70. Geburtstag seine berufliche Heimatstadt München, in der er das „Tantris“ und die „Aubergine“ aufgebaut hat, mit der Preisverleihung würdigen wollte. Genauso respektieren wir selbstverständlich, dass er seinen Preis neu und internati onaler ausrichten will. Ein Preis, der in Baden-Württemberg begonnen hat, darf gern in die Welt hinausgehen und auch gern wieder bei uns zu Gast sein. Wir sind gern Urheber die
ser bedeutenden Auszeichnung, die künftig in Paris, New York und anderen wohlklingenden Orten verliehen wird.
Wir haben die Zusage: Er wird auch wieder nach Baden-Würt temberg kommen, vielleicht schon zum nächsten Genussgip fel im Ländle. Machen Sie sich keine Sorgen! Wir stehen für nachhaltigen Geschmack und regionalen Genuss.
Frau Präsidentin, liebe Kolle ginnen und Kollegen, meine sehr verehrten Damen und Her ren! Ich koche gern. Deshalb habe ich vor einigen Jahren mit Freunden einen Kochklub ins Leben gerufen.
Ich kenne also den Sternekoch Eckart Witzigmann nicht nur vom Namen her, sondern auch von seinen Kochbüchern, und habe mich schon an manchen seiner Rezepte versucht. Inso fern freue ich mich besonders, heute zu diesem wichtigen The ma vor dem Plenum sprechen zu dürfen.
Worüber reden wir hier? Der Internationale Eckart Witzigman Preis soll der großen Kochkunst der Spitzengastronomie ge bührende Aufmerksamkeit widmen. Es war also eine nette und gute Idee, diesen Preis als kleinen, einzelnen Bestandteil in die Marketingkampagne „Genießerland Baden-Württemberg“ aufzunehmen.
Wir alle aber wissen: Eine Kampagne besteht nicht nur aus einer einzigen Veranstaltung, deren Format sich zudem von Jahr zu Jahr wiederholt. Kampagnen bestehen aus einer Viel falt von Aktionen, die sinnvoll aufeinander abgestimmt sind und so eine hohe Aufmerksamkeit wecken.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, Sie tun mit Ihrem Antrag so, als ob das Ende des Genießerlands BadenWürttemberg anbrechen würde. Statt der Spitzenküche drohe gesunder, aber langweiliger Grünkern –
diesen Eindruck wollen Sie der Öffentlichkeit vermitteln. Da bei wird Grünkern übrigens kulinarisch unterschätzt.
Dem Genießerland Baden-Württemberg droht keineswegs die Auszehrung. Wir haben es schon gehört: Der Blick in den Gui de Michelin zeigt: In keinem anderen Bundesland gibt es so viele Sterneköche wie in Baden-Württemberg.
„Genießerland Baden-Württemberg“ bewirbt aber nicht nur die Spitzengastronomie – und das aus gutem Grund; denn nur
eine Handvoll Menschen in unserem Land kann sich über haupt einen Abend in einem Sternerestaurant leisten. Unser Land bietet viel mehr. Es sind, wie das Ministerium deutlich macht, die vielfältigen regionalen Produkte und die gutbür gerliche Küche, die die Genusskultur in unserem Land aus machen.
Meine Damen und Herren von der CDU, Sie machen den Ort einer Preisverleihung zum Thema einer landespolitischen De batte. Damit zeigen Sie den Bürgern, wie sehr Ihnen das Ge spür für das Maß der Dinge fehlt.
Ein anderer prominenter Koch, Jamie Oliver – ich weiß nicht, ob Sie ihn kennen –, hat ebenfalls eine Kampagne ins Leben gerufen, und zwar unter dem Titel „Ministry of Food“. Über die Inhalte, die er damit verbreiten will, sollten wir hier im Landtag reden. Jamie Oliver macht deutlich: Kochen ist eine Kulturtechnik, die gefährdet ist. Immer weniger Familien ko chen und essen gemeinsam.
Immer mehr Haushalte greifen auf Fertigprodukte – beschö nigend „Convenience Food“ genannt – zurück. Immer mehr Kinder und Jugendliche ernähren sich fast ausschließlich von Fastfood. Die soziale Spaltung unserer Gesellschaft wird in der Ernährung der Kinder extrem sichtbar: Arme Kinder sind oft die dicksten.
Eckart Witzigmann hat diese Idee in dem von ihm herausge gebenen Buch „Gartenland in Kinderhand“, das Sie alle ei gentlich haben müssten, aufgegriffen. Er und die Autoren zei gen in den Rezepten und Beiträgen, wie mit Produkten aus dem eigenen Garten eine gute, gesunde Ernährung mit ge meinsam genossenen Mahlzeiten in den Familien sowie in Kindergärten und Schulen gelingen kann.
Wir sollten hier nicht darüber reden, ob der Internationale Eckart Witzigmann Preis für Große Kochkunst im letzten Jahr in einem Münchner Nobelrestaurant verliehen wurde.
Das kann allein die Witzigmann-Preis GmbH entscheiden. Aber wir sollten uns darum bemühen, dass alle Kinder zu Hause oder in der Schule ein gutes Essen erhalten können.
Wenn wir die Bildungspläne reformieren, müssen wir an al len Schulen die gesunde Ernährung zum Thema machen. Wir müssen nicht zuletzt überlegen, wie wir damit auch arme und benachteiligte Familien erreichen und was unsere Sozialpoli tik dazu beitragen kann. Zu einer solchen ernsthaften Diskus sion lade ich Sie als Abgeordnete der Opposition, vielleicht bei einem gemeinsam zubereiteten Amuse-Gueule, herzlich ein.