Protocol of the Session on October 13, 2011

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Das werden wir dann sehen, Herr Rülke!)

Deshalb steht natürlich noch immer die Frage einer gerichtli chen Auseinandersetzung im Raum. Deshalb kann es noch im mer sein, dass das Ganze gerichtlich überprüft wird.

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Wir sind da sehr gelassen!)

Es kann noch immer sein, dass am Ende ein Gericht feststellt, dass Sie mit diesem Gesetz auf dem Holzweg waren. Dann erwarten wir von Ihnen, Herr Ministerpräsident, dass Sie mit einem solchen Urteil genau so umgehen, wie Sie es von Wil li Stächele verlangt haben und wie es Willi Stächele gestern auch getan hat.

(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU – Lachen des Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE – Abg. Hans-Ul rich Sckerl GRÜNE: Ich bin richtig erschaudert, Herr Kollege! Meine Güte!)

Das Wort erteile ich Frau Abg. Sitzmann.

Frau Präsidentin, liebe Kol leginnen und Kollegen! Herr Kollege Dr. Rülke hat behaup tet, diese Debatte würde zur Klarheit beitragen. Das Gegen teil ist der Fall: Sie haben nur Verwirrung gestiftet.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD – Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Nein, der Ministerpräsident! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Weil es keine klare Aussage der Regierung gibt!)

Wir wissen nach wie vor nicht, ob Sie für oder gegen diese Volksabstimmung sind.

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Sie wissen es selbst nicht!)

In einer einzigen Rede widersprechen Sie sich in dieser Fra ge dreimal.

(Abg. Nicole Razavi CDU: Das ist völliger Unsinn!)

Wenn Sie dafür sind, dann lassen Sie uns jetzt gemeinsam den Weg gehen

(Abg. Nicole Razavi CDU: Sie reden sich doch her aus!)

und diese Chance der ersten Volksabstimmung für die BadenWürttembergerinnen und Baden-Württemberger nutzen.

(Abg. Karl Klein CDU: Zu spät, zu spät!)

Wir sollten gemeinsam mobilisieren, damit möglichst viele Menschen daran teilnehmen, damit wir am Ende ein klares Ergebnis in der Frage haben: Ist Stuttgart 21 der richtige oder der falsche Weg?

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Beantworten Sie die offenen Fragen, dann helfen Sie uns dabei!)

Darum sollte es uns gemeinsam gehen, meine Damen und Herren.

Ich bin aus Ihren Ausführungen, Herr Hauk, Frau Razavi und Herr Dr. Rülke, nicht schlau geworden

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Das haben wir auch nicht erwartet! – Abg. Peter Hauk CDU: Da für können wir nichts! Für den Intellekt sind wir nicht zuständig!)

und habe nicht erkennen können, was Sie eigentlich wollen.

Wenn Sie auf der einen Seite sagen, Sie wollten diesen Volks entscheid mittragen, Sie wollten dafür werben, dann dürfen Sie ihn auf der anderen Seite nicht ständig schlechtreden,

(Abg. Nicole Razavi CDU: Den Stimmzettel, nicht den Volksentscheid!)

dürfen keine Klagen in den Raum stellen und nicht mit der Frage „Was wäre, wenn?“ agieren.

(Abg. Peter Hauk CDU: Wir müssen uns also genau dem anschließen, was die Regierung macht?)

Das trägt sicher nicht zur Motivation der Bürgerinnen und Bürger bei, an der Abstimmung am 27. November teilzuneh men.

Es ist eine Mär, die Sie verbreiten wollen, wenn Sie sagen wollen, es gäbe keine Informationen.

(Zuruf der Abg. Nicole Razavi CDU)

Sie selbst wissen nur zu gut: Es wird eine Informationsbro schüre für die Bevölkerung geben. Darin wird die Bevölke rung über die unterschiedlichen Positionen, über das Verfah ren und über den Hergang, warum die Frage so lautet, wie sie lautet, aufgeklärt.

Ich kann nicht nachvollziehen, warum Sie jetzt über die hohe Komplexität klagen. Denn laut Verfassung gibt es, wenn das Kündigungsgesetz keine Mehrheit im Landtag findet – es hat sie nicht gefunden –, die Möglichkeit, den Weg zur Volksab stimmung frei zu machen. Das haben die Fraktion GRÜNE und die Fraktion der SPD getan. Mehr als ein Drittel der Ab geordneten haben gesagt: Wir stellen dieses Gesetz zur Ab stimmung, und die Bürgerinnen und Bürger können zu die sem Gesetz jetzt Ja oder Nein sagen. In der Informationsbro schüre werden sie über den Sachverhalt aufgeklärt.

Wenn Sie jetzt sagen, das sei alles zu kompliziert, sage ich: Sie hatten mehrfach die Gelegenheit, liebe Kolleginnen und Kollegen von CDU und FDP/DVP, einen anderen Weg für mehr direkte Demokratie zu wählen.

(Abg. Winfried Mack CDU: Das stimmt überhaupt nicht! – Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Sie ha ben unserem Gesetz nicht zugestimmt! – Zuruf des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU)

SPD und Grüne haben in den vergangenen Legislaturperiode mehrfach Anträge und Gesetzentwürfe zu dem Thema einge bracht, wie wir die Bürgerschaft stärker an

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Die Absen kung des Quorums ist an Ihnen gescheitert!)

wichtigen politischen Fragen des Landes beteiligen. Hier ha ben Sie sich immer verweigert.

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Das ist nicht wahr! Sie hatten die Chance! – Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Sie machen die Verweigerer! – Zu ruf des Abg. Peter Hauk CDU)

Ich finde es richtig, dass der Ministerpräsident gesagt hat: Jetzt ist die Zeit, dass wir Sachargumente austauschen, dass wir den Bürgerinnen und Bürgern in diesem Land die jeweiligen Po sitionen darlegen. Dazu gehört aber auch, fair miteinander um zugehen.

(Abg. Nicole Razavi CDU: Das sagt die Richtige!)

Die Bürgerinnen und Bürger erwarten, dass wir in der Sache streiten und uns an eine Vorgehensweise halten, die glaubwür dig ist.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich kann Ihnen sagen: Wir, die Koalition von Grünen und SPD, bekommen das hin. Wir sind in der Sache, in dieser einen Frage, nicht einer Meinung, aber ansonsten ziehen wir an einem Strang.

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Aber in zwei ver schiedene Richtungen!)

Wir werden mit Respekt und Fairness diese eine kontroverse Sachfrage austragen. Den Weg haben wir in unserem Koali tionsvertrag festgeschrieben. Diesen Weg haben wir einge schlagen.

(Glocke der Präsidentin)

Dieser Weg wird sicherlich auch zu einem guten und hoffent lich zu einem eindeutigen Ergebnis führen.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

Frau Kollegin Sitzmann, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Dr. Goll?

Bitte schön, Herr Dr. Goll.

Liebe Frau Kollegin Sitz mann, erinnern Sie sich daran, dass wir, die Fraktionen der FDP/DVP und der CDU, Ihnen erst vor einigen Monaten, als wir noch in der Regierung waren, angeboten haben, das Quo rum auf 25 % zu senken, und Sie das abgelehnt haben? Erin nern Sie sich daran?

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Man muss wis sen, wann man Ja sagt!)

Es ist richtig, dass es Ihrer seits diesen Antrag gab.