Lieber Herr Kollege Käppeler, Sie haben eben gerade in Ihrer Rede betont, dass Ihnen die Realschule sehr am Herzen liegt. Meine konkrete Frage lau tet, ob Sie sich folgender Aussage der GEW anschließen. Die se Aussage steht in der Ausgabe von „bildung und wissen schaft“ von diesem Monat. Herr Erhard Korn schreibt in ei nem Bericht zu der Realschulreform, die jetzt ansteht – ich zi tiere –:
Wirklich zukunftsfähige Möglichkeiten haben die Real schulen nur, wenn sie sich zu Gemeinschaftsschulen um wandeln,
die nicht nur alle Abschlüsse anbieten, sondern auch das erforderliche pädagogische Instrumentarium entwickeln können. Gerade umgewandelte Realschulen sind als Ge meinschaftsschulen für Eltern attraktiv und haben große Chancen, eine gymnasiale Oberstufe anzubieten.
(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Als GEW-Mitglied müssen Sie das! – Abg. Karl Zimmermann CDU: Ja oder nein?)
zuerst dazu, was mir am Herzen liegt: Ich habe 27 Jahre lang an einer Schule unterrichtet, die eine Verbundschule – Haupt- und Realschule – war. Deswegen dürfen Sie es mir abnehmen, dass mir die Schule am Herzen liegt.
Ich kenne Herrn Korn, und ich weiß, welche Positionen er ver tritt. Ich teile sie in dem Umfang, wie Sie es jetzt vorgelesen haben, nicht.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Abg. Georg Wa cker CDU: Okay! – Abg. Claus Schmiedel SPD: Hat der ein Stimmrecht hier? – Gegenruf des Abg. Georg Wacker CDU)
Ich würde gern fortfahren. – Wichtig ist mir, doch noch ein mal Folgendes herauszustreichen: Wenn die Menschen in 50 Jahren darauf zurückblicken, welche Veränderungen die So zialdemokraten und die Grünen in dieser Regierungszeit an gestoßen haben,
dann wird ihnen doch vor allem eines ins Auge stechen: Wir waren es, die der ewigen Aussortiererei der schwarz-gelben Vorgängerregierung ein Ende bereitet haben,
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Grünen – Abg. Thaddäus Kunzmann CDU: Und Chaos hin terlassen haben! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sie waren es, die die Realschule abgeschafft haben!)
sei es das Sortieren in behinderte und nicht behinderte Kin der, sei es das Sortieren in schwächere und stärkere Schüler,
Wir sind diejenigen, die mit Fürsorge auf die Kinder schau en, sie nicht in Schablonen pressen, sondern dort abholen, wo sie stehen. Oder, wie es Kultusminister Andreas Stoch einmal formuliert hat: „Wir lassen kein Kind zurück.“
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Manfred Kern GRÜNE – Abg. Claus Schmiedel SPD: Die CDU hat viele Kinder zurückgelassen!)
Wir werden es sein, die alles daransetzen, neben der Säule des Gymnasiums in unserem Bildungssystem eine zweite, eine in tegrative Säule zu etablieren. In dieser Säule finden sich die Gemeinschaftsschulen, und hier findet sich auch die weiter entwickelte Realschule.
Um die neuen Anforderungen erfüllen zu können, geben wir den Lehrerinnen und Lehrern an den Realschulen einiges an die Hand: Die Zahl der Poolstunden wird im kommenden Schuljahr auf sechs anwachsen. Sie erinnern sich sicher noch, wie viele es 2011 waren.
bis im Schuljahr 2018/2019 die Realschulen schließlich zehn Poolstunden haben werden – wie die anderen Schularten auch.
Vor allem aber werden die Lehrerinnen und Lehrer ab dem kommenden Schuljahr mit zusätzlichen Fortbildungsmitteln auf die veränderten Lehr- und Lernbedingungen in heteroge nen Gruppen vorbereitet. Damit nimmt die Schulentwicklung weiter Fahrt auf.
Seit Kultusminister Stoch im vergangenen November die Eck punkte zu diesem Gesetz verkündet hat, wissen die Schulen, wohin die Reise geht.
Ganz kurz noch: Die 1 300 Lehrer, die Sie, Herr Wacker, ein gestellt haben – Sie haben das vorhin genannt –, haben Sie in der mittelfristigen Finanzplanung nicht finanziert.
(Abg. Georg Wacker CDU: Aber natürlich! – Gegen ruf der Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei und Claus Schmie del SPD: Null!)
(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Abg. Claus Schmiedel SPD zur CDU: Wir bezah len die, nicht Sie! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sie wollten doch damals den Klassenteiler 25!)
Noch ein Wort zu den nicht versetzten Realschülern: Zu Ihrer Regierungszeit waren es 6,5 %. Da frage ich Sie: Wo war Ih re Unterstützung?
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Grünen – Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei SPD zur CDU: Dumm gelaufen! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: 1 300 Lehrer!)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit dem vorliegenden Ge setzentwurf führen wir unseren Weg in Richtung Chancenge rechtigkeit konsequent fort. Wir nehmen die Herausforderun gen einer sich im steten Wandel befindenden Gesellschaft an.
Nicht nur Willy Brandt wusste, dass jede Zeit eigene Antwor ten will und man auf ihrer Höhe zu sein hat, wenn Gutes be wirkt werden soll.
Frau Präsidentin, liebe Kol leginnen und Kollegen! Im Sommerinterview der „Südwest Presse“ vom 8. August 2014 wurde der Kultusminister zu den Realschulen gefragt, ob er hier auf Freiwilligkeit oder auf Ge setzesänderungen setze. Die Antwort des Kultusministers – Zitat –:
Die Frage ist, ob die Realschulen die Gemeinschaftsschu le als Option sehen, ihre eigenen Probleme zu lösen. Die Alternative wäre, dass wir ein Reformkonzept vorgeben, um die Realschulen Schritt für Schritt weiterzuentwickeln.