Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Diese Landesregierung weiß um die Bedeutung der Digitalisierung.
Diese Landesregierung streicht deswegen kein Fach Informa tik. Denn es gibt bisher nur in der gymnasialen Oberstufe ein Fach Informatik. Nein, diese Landesregierung baut Informa tik an den Schulen in Baden-Württemberg aus.
Wir wissen, dass wir bereits mitten in einem Veränderungs prozess stecken. Wir wissen, wie sich die Wirtschaft, wie sich das Arbeitsleben bei uns in Baden-Württemberg verändern. Jeder vor Ort sieht, welche neuen Herausforderungen auf uns zukommen, wie die Arbeitsfelder komplexer werden und neue Aufgaben daraus erwachsen. Wie es unser Ministerpräsident im vergangenen Jahr bereits definiert hat: „Heimat, Hightech, Highspeed“ – genau diesen Weg wollen wir für Baden-Würt temberg weitergehen; diesen Weg wollen wir unterstützen.
Baden-Württemberg ist dank der Unternehmen und der Hoch schulen im Land Vorreiter, Spitzenreiter bei Forschung und Entwicklung in ganz Europa. Wir wollen, dass dies auch in der Zukunft, in der digitalen Zeitenwende, so bleibt. Eine ganz wichtige Voraussetzung dafür ist die Bildung an den Schulen für die Schülerinnen und Schüler. Es ist daher an uns, dass wir die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Unternehme rinnen und Unternehmer sowie Forscherinnen und Forscher von morgen auf diese digitale Zukunft vorbereiten, dass wir diese Herausforderung annehmen und dass wir dies in unse ren Bildungsplänen in Baden-Württemberg fest verankern.
Dazu gehört für uns selbstverständlich beides: die Veranke rung der Informatik, aber auch die Verankerung der Medien bildung in unseren Schulen. Bisher hing es einzig und allein von den Schulen, von den Lehrerinnen und Lehrern ab, ob In formatik, ob Medienbildung einen Stellenwert an den Schu len bekommen hat. Bisher sind einzig und allein die Lehre rinnen und Lehrer und die Schulen dafür verantwortlich. Des
halb an dieser Stelle meinen herzlichen Dank an die Lehrerin nen und Lehrer für dieses Engagement, das sie bereits in den vergangenen Jahren an den Tag gelegt haben.
Aber das reicht doch überhaupt nicht aus. Wir brauchen eine feste Verankerung der Themen im Bildungsplan 2016, und da für werden wir sorgen.
Ich betone nochmals: Das, was es in den vergangenen Jahren bei uns in den Schulen gegeben hat – Informatik in der gym nasialen Oberstufe mit dem vierstündigen Kurs, 2017 zum ersten Mal Abiturprüfungsfach –, gibt es auch weiterhin.
(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Hans- Ulrich Sckerl GRÜNE: Aha! – Abg. Claus Schmie del SPD: Ah! Jetzt!)
Wenn Sie in diesem Zusammenhang ITG – Informationstech nische Grundbildung – und Informatik vermischen, haben Sie das Thema einfach nicht durchdrungen. Denn Informatik ist viel mehr als Informationstechnische Grundbildung.
Wir halten es für falsch, Informatik einzig und allein auf die gymnasiale Oberstufe zu beschränken. Nein, Kerninhalte der Informatik müssen auch in der Unter- und Mittelstufe dabei sein. Sie müssen in der Sekundarstufe – in Gemeinschafts schulen, Realschulen, Gymnasien, überall – fest verankert sein. Wir haben eine ganze Reihe von Ideen, wie wir das ma chen können.
die die Programmiersprache wie eine zweite Fremdsprache behandeln wollen, so geht dies fachlich völlig an der Sache vorbei. Nicht jedes Kind muss programmieren können; aber jedes Kind sollte mit algorithmischem Denken in Kontakt ge kommen sein. Das wollen wir in die Zukunft tragen.
Das kann beispielsweise mit einem Basiskurs in Informatik in der Sekundarstufe verankert werden, bei dem alle Schüle rinnen und Schüler mit Informatik in Kontakt kommen. Das kann in der Oberstufe vertieft werden.
Wir brauchen aber auch Ansätze, wie wir Schülerinnen und Schüler, die ein Interesse daran gewonnen haben, Möglichkei ten der Vertiefung geben. Denn Baden-Württemberg braucht jedes Talent, um als Wissensland fit für die Zukunft zu sein.
Wir sollten es nicht wie bisher dem Zufall überlassen, ob Kin der zu Hause ihre eigenen Computerspiele programmieren, ob Kinder sich nebenher ein Taschengeld verdienen, indem sie beispielsweise Homepages gestalten. Wir müssen dafür sorgen, das Interesse von Kindern, z. B. Roboteringenieur zu werden, zu unterstützen. Wir müssen die Kinder dabei unter stützen, ihren Weg zu gehen. Das ist die Aufgabe, die BadenWürttemberg für die Zukunft hat.
Wer sich anschaut, wer heutzutage Informatik oder eines der anderen MINT-Fächer studiert, in denen Codierungen, Algo rithmen, Logik, Programmieren Voraussetzungen sind, wird feststellen, dass bisher viel zu wenig junge Frauen in die MINT-Fächer einsteigen. Es ist unser Auftrag, diese Interes sen zu unterstützen und Hürden abzubauen. Das kann gelin gen, wenn wir in den Schulen Angebote schaffen, um allen ei nen Einblick in Informatik zu geben.
(Beifall bei Abgeordneten der Grünen und der SPD – Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Was für Ange bote sind das?)
Ich will nochmals darauf eingehen: Informatik ist die eine Sei te. Wir brauchen genauso Medienbildung und Medienkompe tenz für die Schülerinnen und Schüler. Daher muss es in der Grundschule Raum dafür geben, dass Kinder Medienkompe tenz erlernen, dass Kinder dort zum ersten Mal Anwendungs kompetenzen erwerben, dass Kinder ihren eigenen Medien konsum reflektieren. Daher wird es zukünftig auch in der Grundschule Angebote für die Medienbildung geben. Das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Schülerinnen und Schüler, dass die Kinder in unserem Land sich in der digita len Welt zurechtfinden und hier die ersten Anknüpfungspunk te bekommen.
Diese Angebote für die Medienkompetenz tragen wir schon jetzt im Bildungsplan in die Klassen 5 und 6 mit einem Ba siskurs „Medienbildung, Medienkompetenz“, in dem, Herr Wolf, die ersten informationstechnischen Grundlagen und An wendungskompetenzen geschaffen werden und in dem zum ersten Mal ein Weg hin zur Informatik aufgezeigt wird. Das steht bereits jetzt im Bildungsplan fest. Daher betone ich noch einmal: Es gibt keine Abschaffung von Informatik in BadenWürttemberg; es wird eine Stärkung in diesem Bereich geben.
Eines ist dabei sehr wichtig: Wir dürfen uns nicht darauf be schränken, das an einzelnen Fächern festzumachen, sondern müssen es schaffen, dass die Fächer, die in Baden-Württem berg schon jetzt bestehen, diese Zukunftsherausforderungen mit aufgreifen, und fächerübergreifend Angebote für die Schü lerinnen und Schüler schaffen, die aufzeigen, wie Medienkom petenz, wie Informatik, wie informationstechnische Grundla gen angewendet werden. Dafür braucht es auch die Lehrerin nen und Lehrer in Baden-Württemberg, und darauf müssen sich die Universitäten, die Hochschulen einrichten. Lehrerin nen und Lehrer müssen auch die Kompetenzen auf den Weg bekommen, um die Schülerinnen und Schüler in unserem Land zu unterstützen.
Das Land unterstützt diesen Wandel bereits, und zwar auch an den beruflichen Schulen. Es gibt beispielsweise die Lernfab riken 4.0, die an die beruflichen Schulen gehen, um dort Schü lerinnen und Schüler auf die Digitalisierung vorzubereiten.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir, die grüne Frak tion, sehen die Chancen der Digitalisierung für Baden-Würt temberg. Wir wollen, dass verbindliche Standards
in die Schulen in Baden-Württemberg Eingang finden, dass dort Informatik, Medienbildung, Informationstechnische Grundbil dung eine Selbstverständlichkeit für alle Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg bedeuten, um so den Weg in die Digitalisierung weiterzugehen und Baden-Württemberg auf die Zukunftsherausforderungen vorzubereiten. Ich sehe uns dabei auf einem sehr guten Weg. Es reicht nicht aus, hier Wolken zu spannen und von Widerstandskämpfern zu spre chen. Im Übrigen finde ich, dass kleine Widerstandsdörfer ge rade im gallischem Bereich sehr attraktiv sein können.
Nein, Herr Wolf, wir brauchen echte Antworten. Wir wollen, dass wir die Digitalisierung in Baden-Württemberg als Zu kunftsherausforderung annehmen. Wir tun das.
Sagen Sie einmal, Herr Wolf: Wer hat Sie eigentlich vorab in haltlich zu dieser Debatte beraten? Da war überhaupt nichts an Substanz.
Das zeigt allein schon der Debattentitel „Abschaffung des In formatikunterrichts“. Ich kann Sie nur bitten, Herr Wolf: Über lassen Sie die zweite Runde den Fachleuten!