Man erfährt es aus der Presse. Sie werden es nachher wahr scheinlich auch noch einmal thematisieren.
Die Förderung in Kursen ist natürlich weit weniger intensiv. Das können auch die Förderstunden im Ergänzungsbereich nicht ganz ausgleichen.
So kann es gerade im ländlichen Raum, wo weniger Kinder in einer Klasse sind, zur Benachteiligung kommen. Darauf muss das Ministerium achten. Wir dürfen das Augenmerk auch bei der Integrationspolitik nicht nur auf die großen Städ
te richten, sondern müssen es auch auf die Kommunen rich ten, die ihren Beitrag z. B. zur Aufnahme der Flüchtlinge leis ten.
Zweifellos ist es die Aufgabe des Kultusministeriums, für die Chancengerechtigkeit im ganzen Land zu sorgen, sowohl in den Städten als auch im ländlich strukturierten Raum.
Ich habe meinen Blick noch auf die VABO-Klassen gerichtet. Dieses Angebot ist deshalb so wichtig, weil es sich an die äl teren Jugendlichen richtet, die schon bald nicht mehr schul pflichtig sind und bald auf den Arbeitsmarkt entlassen wer den. Wie aber eine Arbeit finden, wenn man kein Wort Deutsch versteht?
Man muss sich vorstellen, dass von den geschätzt 23 000 Flüchtlingen ca. 3,5 % – das sind 700 Schüler – berufsschul pflichtig sind. Dann kommen noch andere Flüchtlinge oder Zuwanderer dazu. In den VABO-Klassen sind also ungefähr 1 000 Schüler. Das entspricht 60 bis 70 VABO-Klassen im Land. Das ist viel.
Diese Kinder und Jugendlichen kommen nicht pünktlich zum Schuljahresbeginn. Sie kommen vielmehr das ganze Jahr über. Sprachförderklassen sind allgemein im Vorfeld schwierig zu planen, weil der Zuzug das ganze Jahr über stattfindet. Des wegen ist es auch für die Schulen schwierig, ad hoc Lehrkräf te zu bekommen. Das heißt, hier müssen wir Ausbildungs- und Förderkapazitäten erhöhen.
Aus den Schulen kommt auch der starke Wunsch nach besse ren Kriterien für die Zuordnung der Schüler zu den verschie denen Angeboten, damit die Schüler nicht nur aufgrund ihrer Defizite, also aufgrund ihrer fehlenden Sprachkenntnisse, son dern auch aufgrund ihrer unterschiedlichen Begabungen gut gefördert werden können.
Das Einbinden der Eltern ist richtig, es ist wichtig und unab dingbar. Es sollte sogar im Elternhaus etwas Deutsch gespro chen werden, damit sich das in der Schule Erlernte verfesti gen kann.
Neben der schulischen Sprachförderung haben Sie für Haus aufgaben-, Sprach- und Lernhilfe 2,8 Millionen € im Haus halt 2014 stehen. Ich denke, dass auch hier sehr gute Angebo te gemacht werden können, auch von den freien Trägern, von den Kirchen. Aber dort werden natürlich nicht alle Jugendli chen erreicht; denn wie wir wissen müssen gerade die älteren Jugendlichen in großen Familien oft verschiedene Aufgaben übernehmen, auch auf die kleinen Geschwister aufpassen. Deswegen ist die Schule allein wegen der Schulpflicht der per fekte Ort, um Deutsch zu lernen.
Meine Damen und Herren, Integration erfolgt immer vor Ort in den Kommunen, und das Land darf die Kommunen bei die ser wichtigen Aufgabe nicht alleinlassen. Ganz wichtig ist ei ne unbürokratische schnelle Hilfe, auch für die unterjährige Sprachförderung. Das wünschen sich alle Schulen, die Kin der und Jugendliche mit einer sehr unterschiedlichen Lebens geschichte aufnehmen und begleiten wollen.
Sprache ist also die Infrastruktur für unser gemeinsames Le ben. Wir, die CDU, sind bekannt dafür, Infrastruktur gern, gut und solide auszubauen.
(Abg. Peter Hauk CDU: Herr Präsident, könnten Sie einmal den Redner anhalten, dass er sich angemes sen anzieht! – Gegenruf des Abg. Andreas Schwarz GRÜNE: Was? Was soll denn das jetzt!)
Herr Hauk, ich nehme Ihre Anregung gern an. Vielleicht machen wir einmal einen „Hinstehkurs“. Vielleicht haben Sie noch Erinnerungen an Ihre Wehrdienstzeit. Ich habe den Wehrdienst nicht absol viert. Deshalb liegt es vielleicht daran.
Es ist auch keine Eingangsvoraussetzung hier im Haus. Aber das können wir vielleicht einmal woanders diskutieren.
Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolle ginnen und Kollegen! Zunächst einmal vielen Dank an die Kolleginnen und Kollegen von der SPD-Fraktion für diese parlamentarische Initiative zur Frage der Vorbereitungsklas sen.
Es gibt Zuwanderung nach Baden-Württemberg – zum Glück –, Zuwanderung aus den EU-Staaten, Zuwanderung von au ßerhalb der EU, und es kommen natürlich – wie schon mehr fach erwähnt worden ist – Flüchtlinge nach Baden-Württem berg. Wir freuen uns auch, dass diese Menschen nach BadenWürttemberg kommen, denn das ist auch ein Beleg für den Erfolg und die Stabilität, die wir in Baden-Württemberg ha ben.
Wir müssen natürlich auch anerkennen, dass sich diese Men schen in einer besonderen Situation befinden, und zwar des halb, weil viele von ihnen ihre Heimatländer nicht freiwillig verlassen haben. Aus Gründen der Sicherheit oder aber aus wirtschaftlichen Gründen haben sie diesen Zuzug nach Ba den-Württemberg auf sich nehmen müssen. Diese Menschen haben natürlich Eingewöhnungsschwierigkeiten und stehen vor der Aufgabe, das Leben hier in Baden-Württemberg ken nenzulernen, auch das Bildungssystem. Denn wie wir aus der Drucksache entnehmen konnten, befinden sich unter diesen Menschen auch viele Kinder und junge Menschen im Alter von sieben bis 25 Jahren, die wir in unser schulisches System und unser Ausbildungssystem integrieren müssen.
Im Jahr 2011 sind mehr als 44 000 Kinder und Jugendliche, im Jahr 2012 mehr als 53 000 Kinder und Jugendliche und im
ersten Halbjahr 2013 mehr als 25 000 Kinder und Jugendliche im Alter von sieben bis 25 Jahren aus dem Ausland nach Ba den-Württemberg gezogen, und wir rechnen für die Zukunft mit weiterhin hohen Zahlen. Für diese jungen Menschen tra gen wir natürlich eine besondere Verantwortung beim Sprach erwerb, bei der Schulbildung und bei der beruflichen Orien tierung.
Deshalb ist es unbedingt notwendig, dass diese Kinder und Jugendlichen so schnell wie möglich und so früh wie möglich in die Schulklassen integriert werden können. Dafür stehen an Grundschulen, Werkrealschulen und Gemeinschaftsschu len flächendeckend im Land Angebote in erreichbarer Nähe zur Verfügung,
und zwar Sprachförderklassen, also Vorbereitungsklassen, ab zehn Kindern pro Standort und an kleineren Standorten Vor bereitungskurse ab vier Kindern pro Standort. Derzeit neh men insgesamt mehr als 11 000 Kinder das Angebot wahr.
An dieser Stelle ist es richtig, das besondere Engagement der Lehrkräfte zu erwähnen. Ich habe einige dieser Klassen be sucht, die sich diesen vielfältigen Aufgaben stellen müssen. Es ist bereits erwähnt worden: Es geht darum, dass Kinder, die beispielsweise noch keinerlei Beschulung erfahren haben, Kinder, die schwer traumatisiert sind, die aus ihren Herkunfts ländern fliehen mussten, die teils eine erschreckende biogra fische Erfahrung während der Fluchtphase machen mussten, Kinder, die keinerlei Deutschkenntnisse oder nur geringe Deutschkenntnisse haben, die sich teilweise über Wörterbü cher mit Lehrern verständigen müssen, Kinder, die kein Deutsch sprechen, in einem intensiven Training – teilweise in Einzel beschulung – individuell gefördert werden müssen, damit sie relativ schnell und zügig die Defizite beim Lesen – auch in anderen Fächern, aber insbesondere beim Lesen – und beim Sprechen nachholen können.
Herr Kollege Bayer hat einige der Möglichkeiten und Syste matiken, die wir an den Schulen haben, bereits aufgezählt. Wir glauben, dass hier auch über die individuelle Förderung gro ße Möglichkeiten bestehen. Dennoch müssen wir das System weiter stärken und verbessern; denn es gibt lokal immer wie der Engpässe, wenn beispielsweise im laufenden Schuljahr durch Zuzug zusätzliche oder neue Klassen eingerichtet wer den müssen. Das ist, wie wir von der Ebene der Schulämter hören, keine Frage der Ressourcen, sondern es besteht das Problem, dass nicht zu jedem Zeitpunkt geeignete Bewerbe rinnen und Bewerber zur Verfügung stehen. Zudem muss es auch das Angebot für junge Menschen am Ende der Schul pflicht oder im Übergang zur Berufsschulpflicht geben, und dieses muss ausgebaut werden.
In Baden-Württemberg gibt es derzeit 33 sogenannte VABOKlassen mit 537 Schülerinnen und Schülern. Wir sehen, dass die Stadt- und Landkreise derzeit kräftig an ihren Strukturen arbeiten und diese ausweiten. Das ist wichtig, damit wir auch in diesem Bereich unseres Bildungswesens sagen können: Kein Kind darf zurückbleiben.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Frage, wie man angemessen ans Rednerpult tritt, ist immer schwer zu beantworten. Es gibt dazu keine Vor schriften. Die Vorschrift, die am Anfang der Legislaturperio de vereinbart worden ist, besagte, dass man die Krawatte weg lassen kann, dann aber vielleicht nur den obersten Knopf of fen lässt.
Wenn es wirklich heiß ist, ziehen wir hier oben auch das Ja ckett aus, und dann ist klar, dass auch das Plenum das machen darf. Vielleicht kann man sich darauf einigen, dass man es so handhabt. Die weiblichen Abgeordneten sollen die Schultern etwas bedeckt halten. Das machen sie auch alle. Daher hoffe ich, dass die Männer es auch noch hinbekommen.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Abg. Dr. Fried rich Bullinger FDP/DVP: Kann man den oberen Knopf versetzen? – Zuruf des Abg. Daniel Andreas Lede Abal GRÜNE)
Es wird halt mit Mehrheit entschieden, und ich weiß nicht, wie die Mehrheitsentscheidung ausfällt. Deswegen wäre ich jetzt vorsichtig mit einer allgemeinen Aussprache. Ich habe bloß auf den vorgegebenen Rahmen hingewiesen, und meine Bitte wäre, dass Sie sich einfach daran halten.