Protocol of the Session on June 10, 2010

dann müssen wir der jungen Generation auch eine echte Chan ce geben.

Frau Berroth, wie Sie gehöre auch ich zu einer Generation, die sich seinerzeit die Ausbildung aussuchen konnte. Heute ist die Situation der jungen Leute grundlegend anders. Da müssen Sie endlich aufwachen und etwas tun.

(Beifall bei den Grünen – Glocke des Präsidenten)

Herr Abg. Lehmann, gestatten Sie eine Nachfrage der Frau Abg. Berroth?

Bitte schön, Frau Abg. Berroth.

Herr Kollege Lehmann, ich wollte Sie zu der Situation im Kreis Böblingen etwas fra gen. Ihnen ist sicher bekannt, dass u. a. die Firma DaimlerBenz in diesem Jahr in der Tat wesentlich weniger Auszubil dende eingestellt hat. Aber wissen Sie, woran das lag?

(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Die Gewerkschaft! – Heiterkeit bei der SPD)

Jawohl! – Es war so, dass der Daimler-Betriebsrat die Wahl hatte: Entweder werden alle übernommen, die bisher ausge bildet wurden, und nur wenige können ausgebildet werden, oder umgekehrt. Der Betriebsrat der Firma Daimler hat sich dafür entschieden, dass alle Absolventen übernommen wer den und dafür weniger junge Menschen ausgebildet werden sollen. Das können Sie nicht der Politik anlasten. Es waren die Tarifpartner, die das miteinander vereinbart haben.

(Vereinzelt Beifall – Zuruf von der CDU: Hört, hört! – Abg. Dr. Klaus Schüle CDU zu den Grünen: Die ses Detail haben Sie unterschlagen! – Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Er hat doch bloß die Fakten genannt! – Unruhe)

Frau Berroth, da muss ich Ihnen eines sagen: Ich hätte eigentlich erwartet, Frau Ber roth – würden Sie bitte zuhören? –, dass Sie in dieser krisen haften Situation mehr Verständnis für die Wirtschaft haben.

(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Was heißt Ver ständnis?)

Eines ist klar: Wenn in der Automobilindustrie die Kurzarbeit extrem hoch ist und man es geschafft hat, ohne zu große Ver werfungen durch die Krise zu kommen, wird man natürlich auch von staatlicher Seite in der Frage, wie man mit dem Pro blem der Ausbildung der jungen Leute umgeht, nicht einfach sagen: „Na ja, dann sollen sie das halt machen.“ In diesem Be reich haben wir schon eine Verantwortung. Wenn Auszubil dende, die ihre Ausbildung beendet haben, sagen, sie wollten

auf eine Technikerschule oder in das einjährige Berufskolleg zum Erwerb der Fachhochschulreife gehen, dann ist es die staatliche Verantwortung in einer Krisensituation, ihnen die Möglichkeit dafür zu geben. Darum geht es, Frau Berroth.

(Beifall bei den Grünen)

Da müssen Sie endlich einmal in der Realität der Krise an kommen; da sind Sie bis heute nicht angekommen.

(Beifall bei den Grünen – Abg. Hagen Kluck FDP/ DVP: Machen wir doch! – Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Die Plätze sind doch da!)

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Antrag Drucksache 14/4347. Die Fraktion GRÜNE hat mitgeteilt, dass die Ziffern 2, 3 und 6 für erledigt erklärt werden können.

(Abg. Siegfried Lehmann GRÜNE: In den Aus schuss!)

Den ganzen Antrag in den Ausschuss?

(Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Innenausschuss oder „in den Ausschuss“? – Zuruf des Abg. Siegfried Leh mann GRÜNE)

Es ist beantragt, diesen Antrag an den Schulausschuss zu über weisen. – Es gibt keine Gegenstimme. Dann ist es so beschlos sen.

Punkt 8 der Tagesordnung ist damit erledigt.

Ich rufe Punkt 9 der Tagesordnung auf:

Antrag der Fraktion der SPD und Stellungnahme des Wirtschaftsministeriums – Baden-Württemberg in einer schweren Rezession: Den industriellen Mittelstand mit ei nem „Baden-Württemberg-Fonds“ unterstützen! – Druck sache 14/4350

Dazu ist bereits heute Morgen vereinbart worden, den Antrag Drucksache 14/4350 an den Wirtschaftsausschuss zu überwei sen. – Sie stimmen der Überweisung zu.

Dann rufe ich jetzt Punkt 10 der Tagesordnung auf:

Antrag der Fraktion GRÜNE und Stellungnahme des Staatsministeriums – Europakompetenz des Landes – Sub sidiaritätsprüfung – Mitgestaltung statt Abwehr – Druck sache 14/4341

Das Präsidium hat folgende Redezeiten festgelegt: für die Be gründung fünf Minuten, für die Aussprache fünf Minuten je Fraktion.

Das Wort erteile ich – – Möchte niemand dazu sprechen?

(Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Wer spricht? – Abg. Thomas Blenke CDU: Herr Walter ist noch nicht an wesend! – Abg. Winfried Scheuermann CDU: Dann gehen wir heim! Nächster Redner! – Abg. Karl-Wil helm Röhm CDU: Nächster Punkt!)

Besteht die Chance, dass Herr Walter kommt?

(Unruhe – Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Chaos bleibt Chaos! Wie war das mit der Disziplin? – Abg. Thomas Blenke CDU: Kann jemand im „Café Grün“ anrufen? – Abg. Theresia Bauer GRÜNE: Er rennt schon! – Zuruf: Kann man nicht schon die restlichen Punkte abhaken? – Anhaltende Unruhe)

Wir fahren erst einmal in der Tagesordnung fort.

Ich rufe Punkt 11 der Tagesordnung auf:

Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu dem Antrag des Finanzministeriums vom 29. April 2010 – Verkauf des landeseigenen Grundstücks in Langenar gen, Untere Seestraße 81 – Drucksachen 14/6338, 14/6347

Berichterstatter: Abg. Ingo Rust

Sie stimmen der Beschlussempfehlung zu. – Es ist so be schlossen.

Ich rufe Punkt 12 der Tagesordnung auf:

Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Mitteilung der Landesregierung vom 31. März 2010 – Bericht der Landesregierung zu einem Beschluss des Landtags; hier: Beratende Äußerung des Rechnungshofs „BKV – Bäder- und Kurverwaltung Baden-Württemberg und ihre Beteiligungen an Bäder- und Kurunternehmen“ – Drucksachen 14/6138, 14/6349

Berichterstatter: Abg. Dr. Nils Schmid

Sie stimmen zu der Beschlussempfehlung zu. – Es ist so be schlossen.

(Abg. Jürgen Walter GRÜNE betritt den Plenarsaal und nimmt auf seinem Abgeordnetensitz Platz.)

Ich rufe jetzt nochmals Punkt 10 der Tagesordnung auf:

Antrag der Fraktion GRÜNE und Stellungnahme des Staatsministeriums – Europakompetenz des Landes – Sub sidiaritätsprüfung – Mitgestaltung statt Abwehr – Druck sache 14/4341

Herr Abg. Walter, können Sie schon beginnen?

(Abg. Jürgen Walter GRÜNE: Ja, natürlich! – Heiter keit)

Bitte schön.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Die Subsidiarität ist ein wichtiger Bestandteil un seres rechtsstaatlichen Selbstverständnisses – auch in einem vereinten Europa.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Bitte mehr Demut!)

Allerdings können wir Europa nicht ständig auf eine breitere Basis stellen – Stichworte Binnenmarkt und Währungsunion – und gleichzeitig so tun, als würde es die alten Nationalstaa ten noch geben. Man kann nicht beides haben, meine Damen und Herren.