Meine Damen und Herren, es liegen keine weiteren Wortmeldungen vor. Die Aktuelle Debatte unter Punkt 1 der Tagesordnung ist damit erledigt.
Aktuelle Debatte – Bessere Bildung für alle: Gleiche Bildungschancen durch längeres gemeinsames Lernen gegen den Widerstand des Kultusministers durchsetzen! – beantragt von der Fraktion der SPD
Es gelten die üblichen Redezeiten: fünf Minuten für die einleitenden Erklärungen und fünf Minuten für die Redner in der zweiten Runde.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Seit 1964 gibt es die Hauptschule, und seit ihrem Bestehen sinken die Schülerzahlen. Der Anteil der Schüler ist von ursprünglich 70 % inzwischen auf ein Viertel eines Jahrgangs abgesunken. Fast niemand geht freiwillig auf die Hauptschule, obwohl es dort – das will ich ausdrücklich betonen – die innovativsten Lehrkräfte und die engagiertesten Schulleiter gibt, bei denen ich mich an dieser Stelle für ihre Arbeit herzlich bedanken möchte.
Die Schulen haben eine gute Ausstattung und kleine Klassen. Viele Programme sind gestartet worden. All dies hat aber nichts genützt. Die Schülerzahlen sind gesunken. Die Eltern schicken ihre Kinder lieber auf die Realschule oder auf das Gymnasium, und zwar deshalb,
(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Weil die SPD die Hauptschule schlechtredet! – Gegenruf der Abg. Marianne Wonnay SPD: Quatsch!)
In der „Ludwigsburger Kreiszeitung“ stand vorgestern die Analyse von Hauptschulrektoren sinngemäß so zusammengefasst: Immer weniger Akzeptanz bei den Eltern und am Ende kein Ausbildungsplatz. Genau das ist der Punkt.
Überall brechen die Hauptschulen weg. Das Statistische Landesamt hat uns dies anhand von Zahlen belegt. Ich brauche sie nicht zu wiederholen.
Meine Damen und Herren, in der Grundschule sind alle Kinder zusammen, vom „Förderschüler“ bis zum „Gymnasias ten“. In der Grundschule lernen die Kinder erfolgreich. Sie lernen in heterogenen Lerngruppen. Sie schneiden bei internationalen Studien hervorragend ab. Ich frage nun: Was ist denn falsch daran, dieses Lernen weiterzuführen? Warum wird dies nach der vierten Klasse abgebrochen? Genau diese Fragen haben auch die Schulleiter und Schulleiterinnen aus Oberschwaben gestellt.
Schule muss unseren Kindern die besten Lernchancen bieten. Das baden-württembergische Schulsystem tut das nicht. Ca. 9 000 Kinder kommen jedes Jahr ohne einen Schulabschluss aus der Pflichtschule.
Durch dieses Schulsystem werden Kinder aus Migrantenfamilien und Ausländerfamilien extrem benachteiligt. – Herr Schebesta, das ist durch viele Studien nachgewiesen, auch wenn Sie persönlich es immer noch nicht glauben wollen.
Im Gegensatz zu den Theoretikern und Dogmatikern – ich könnte auch sagen: den Schönrednern – haben Praktiker des Schulalltags erkannt, dass das gegliederte Schulwesen ein veraltetes Schulsystem aus dem letzten Jahrhundert ist.
Es wird den heutigen Lernanforderungen nicht mehr gerecht. Ich zitiere einen Satz aus dem Brief der Schulleiter:
(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Die Schulleiter ha- ben die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen!)
Zu Recht fordern deshalb die ca. 100 Schulleiter aus Oberschwaben – es werden übrigens täglich immer mehr;
(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Was haben die für die Kinder getan? – Gegenruf der Abg. Marianne Wonnay SPD: Was ist denn das für eine Aussage?)
(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Kleine Schule, bes te Arbeitsbedingungen! Dabei muss etwas heraus- kommen! – Gegenruf des Abg. Wolfgang Drexler SPD: Es kommt nichts heraus!)
(Beifall bei der SPD – Zuruf der Abg. Ute Vogt SPD – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sie haben zuvor gesagt „kleine Klassen“! Dabei kommt sehr wohl et- was heraus!)
(Unruhe – Glocke des Präsidenten – Abg. Karl-Wil- helm Röhm CDU: Sie sind ein Schlechtredner! – Bei- fall des Abg. Jörg Döpper CDU – Gegenrufe von der SPD)
Wissen Sie: So redet einer, der noch nie Studien über die Entwicklung der Schulen und die Chancen der Kinder gelesen hat.
Sie fordern, dass wir wegkommen vom selektiven System, hin zu einem integrativen System und damit weg von dem Aussortieren.