Protocol of the Session on January 22, 2003

Wollen Sie weniger Geld ausgeben? Wollen Sie das operative Geschäft,

(Abg. Dr. Birk CDU: Jawohl!)

und wollen Sie das bezahlbar machen? Sie können es mit uns machen. Im Detail können wir streiten. Aber, bitte schön, treten Sie an, und verstecken Sie sich nicht. Sagen Sie nicht, wir brauchen nichts, wie der Ministerpräsident, den ich in der Zwischenzeit als das größte Reformhindernis bezeichne.

(Beifall bei der SPD – Abg. Rüeck CDU: Unglaub- lich!)

Es ist doch so. Ein Mann, der nur noch sagt: „Wir brauchen gar nichts, es ist am schönsten so, wie es ist, wir brauchen keine Reform“,

(Zurufe von der CDU)

ein Ministerpräsident, der die Sonnentage zählen lässt und sie mit den Sonnentagen anderer Bundesländer vergleicht und sagt: „Wir sind da Spitze“, und sich auch noch dafür verantwortlich erklärt, das ist nun wirklich nicht der Reformeiferer Nummer 1 in unserem Land.

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der Abg. Heike Dederer GRÜNE)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Heinz.

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist ja wirklich nichts Neues, was Sie hier kreiert haben.

(Beifall der Abg. Dr. Inge Gräßle CDU – Lachen bei der SPD)

Ich darf an den Juli 2001 erinnern. Damals wollten Sie noch eine Expertenkommission einrichten. Da haben wir Ihnen gesagt: Sagen Sie doch gleich, was Sie meinen; nennen Sie doch Ross und Reiter. Damals haben Sie es nicht gemacht. Wir haben Ihnen aber damals schon gesagt, was Sie machen wollen. Ich habe es im Protokoll nachgelesen. Die CDU hat gesagt, Sie wollen die Landkreise abschaffen und Sie wollen die Regierungspräsidien abschaffen. Genau das haben Sie jetzt im Prinzip vorgeschlagen.

(Abg. Drexler SPD: Wir haben viel mehr vorge- schlagen!)

Doch. Aber genau das haben Sie im Kern einmal vorgeschlagen.

(Abg. Drexler SPD: Haben Sie nicht zugehört?)

Das finde ich ja gut. Da muss ich Ihnen ein Kompliment machen, dass Sie gesagt haben: Jetzt wollen wir mal rüberkommen und lassen unsere rot-grünen Freunde in Berlin die Kommission einrichten; wir machen mal was Richtiges.

(Abg. Bebber SPD: Jetzt kommen Sie mal rüber!)

Jetzt kann man, wie der Herr Ministerpräsident Teufel heute in der „Stuttgarter Zeitung“, sagen: „Nichts Neues unter der Sonne.“ Oder man kann mit Erich Maria Remarque sagen: „Im Westen nichts Neues.“ Ich denke, die Dinge sind eigentlich schon in der Diskussion,

(Abg. Drexler SPD: Wo?)

und wir haben in den letzten Jahren auch einige Erfolge aufzuweisen.

(Abg. Bebber SPD: Lassen Sie die Polemik jetzt mal weg, und kommen Sie zur Sache!)

Das will ich Ihnen jetzt einmal sagen.

Sie, Herr Drexler, haben davon gesprochen, dass das Land Baden-Württemberg seit 50 Jahren besteht, und haben selber eine herausragende Reform aus den Siebzigerjahren erwähnt.

(Abg. Drexler SPD: Das habe ich auch gesagt! – Zuruf des Abg. Capezzuto SPD)

Das sage ich ja. Ganz ruhig, ich wiederhole es ja nur. – Zu den 30 Jahren, Herr Capezzuto, sage ich auch noch etwas.

Wir haben in den Siebzigerjahren gemeinsam diese Reform gemacht. Wenn Sie mich jetzt nach der Bewertung fragen – ich glaube, ich weiß, wovon ich rede, im Gegensatz zu manchem von Ihnen –, dann antworte ich Ihnen, dass wir meiner Meinung nach mittlerweile sagen können: Wir haben die Spätfolgen der Reform alle hinter uns. Wir haben Integrationsprozesse abgeschlossen. Das denke ich wohl, trotz manchem, das gerade auch an Sie von den Oppositionsfraktionen herangetragen wird. Es gibt noch manche Bürgerinitiative, die sich direkt an Sie wendet mit Wünschen, bei denen wir Beharrungsvermögen zeigen und zu der Reform stehen, Sie manchmal hingegen nicht. Das möchte ich in diesem Zusammenhang auch noch einmal sagen.

(Abg. Drexler SPD: Wo denn? – Abg. Göschel SPD: Ross und Reiter nennen!)

Meine Bewertung ist die, dass ich sage: Wir haben diesen schweren, mühevollen Prozess nach 30 Jahren einigermaßen abgeschlossen, obwohl es manchmal immer noch Verwerfungen gibt.

(Zuruf des Abg. Oelmayer GRÜNE)

Aber wenn ich mir jetzt das Ergebnis anschaue und es mit der Situation im Bund und in anderen Ländern vergleiche, muss ich doch sagen: Das, was wir damals gemacht haben, hat Bestand. Das war ein richtiger, guter Entwurf, den wir gemeinsam erstellt haben.

(Abg. Stickelberger SPD: Reicht nicht!)

Wir können auch nicht immer von einem ins andere springen.

(Lachen bei Abgeordneten der SPD – Zuruf des Abg. Capezzuto SPD)

Wenn ich mir anschaue, was Sie vorhaben, so muss ich sagen:

(Zurufe von den Grünen)

Da würden Sie als Tiger abspringen und als Bettvorleger landen. Das kann ich Ihnen, glaube ich, auch beweisen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Wir haben nicht nur diese Reform gemacht, Herr Drexler. Sie haben das jetzt ein bisschen untergehen lassen. Ich verstehe ja, dass Sie es nicht erwähnen. Aber lassen Sie mich es einmal sagen: Wir haben 100 Sonderbehörden in die Landkreise eingegliedert, wir haben zum Teil auch welche abgeschafft. Wir haben die OFDs von drei auf zwei reduziert, wir haben die Forstdirektionen von vier auf zwei reduziert. Wir sind bei den Regierungspräsidien einen Strukturprozess ohnegleichen angegangen und haben ihn fast abgeschlossen. Wir haben die Staatsschuldenverwaltung aufgelöst, wir haben in vielen Bereichen Landesbetriebe gegründet. Ich denke, das sind doch gewaltige Leistungen.

(Zuruf von der CDU – Glocke des Präsidenten)

Herr Abg. Heinz, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Birzele?

Aber ja.

Bitte schön.

Herr Kollege Heinz, ist Ihnen bewusst, dass mit der gemeinsamen Reform der großen Koalition von 1966 bis 1972 auch beschlossen wurde, die vier Regierungspräsidien aufzulösen, wovon Sie in der folgenden Legislaturperiode sofort wieder abgerückt sind?

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Grünen – Zurufe von der SPD)

Das weiß ich.

(Beifall bei der CDU)

Ich war damals schon – Sie mögen es glauben oder nicht, Herr Birzele – in der Verwaltung aktiv, seit 1967. Ich habe das noch mitbekommen.

(Zurufe von der SPD, u. a. Abg. Capezzuto: Was sagen Sie dazu?)

Ich will noch etwas anderes sagen, weil Sie, Herr Drexler, von Verschlankung geredet haben: Wir haben über 10 000 Stellen abgebaut.

(Abg. Drexler SPD: Das ist das Problem!)