Protocol of the Session on December 12, 2001

(Abg. Dr. Birk CDU: Das ist ein langer Satz!)

weil er mit dieser ideologiebesessenen, überhaupt nicht lösungsorientierten Politik der Verbraucherministerin nicht einverstanden sein kann.

(Beifall bei der CDU und des Abg. Pfister FDP/ DVP – Unruhe)

Das Wort erteile ich Frau Abg. Kipfer.

Es ist ja eigentlich schade, dass sich der Minister nicht dazwischenschalten will; denn dann könnte man sich direkt mit ihm auseinander setzen. Also müssen wir auch das im Ausschuss machen.

Herr Kollege Kiefl, Frau Künast ist nicht an allem schuld – das kann ich Ihnen sagen –, obwohl wir mit Ihnen der Meinung sind, dass wir eine wesentlich bessere Harmonisierung auf europäischer Ebene herbeiführen müssen. Da können Sie uns beim Wort nehmen; da werden wir an Ihrer Seite stehen, wenn Sie das machen wollen.

(Abg. Teßmer SPD: Oder die an unserer!)

Aber wie es am Bodensee tatsächlich aussieht, muss ich Ihnen noch einmal zitieren – und damit hat Frau Künast überhaupt nichts zu tun –, ebenfalls aus dieser schönen Studie von Stefan Rösler, aus seiner Dissertation, die im Jahr 2002 erscheint, aber schon jetzt zu lesen ist.

(Glocke des Präsidenten)

Frau Abg. Kipfer, wir haben eine Aktuelle Debatte. Sie dürfen da nicht immer vorlesen. Das geht nicht.

(Lebhafte Unruhe bei der SPD)

Herr Präsident, es gab eine schriftliche Stellungnahme eines Obstbauern aus dem Bodenseekreis:

Ich war zwei Jahre IP-Kontrolleur

also einer der Kontrolleure, die diese ganzen Leute kontrollieren sollen –

und habe aufgegeben, weil zu viel gelogen wird. Der Unterschied von IP zu konventionell ist wegen der Zulassungssituation unwesentlich. „Unerlaubte“ und deshalb im IP-Heft verschwiegene Mittel sind meistens auch nicht zugelassen und deshalb konventionell auch nicht erlaubt. Wenn jemand zu viel düngt, dann macht er dies trotz IP-Unterschrift und schreibt das eben anders ins Heft.

(Abg. Hauk CDU: Die Vorlesung reicht jetzt!)

Herr Kollege, das passt Ihnen nicht,

(Abg. Hauk CDU: Nein! Das sind uralte Kamellen eines Einzelnen!)

weil dies nämlich authentische Leute sind, die Ihnen sagen, was da tatsächlich passiert,

(Beifall bei der SPD – Abg. Hauk CDU: Das ist doch gar nicht wahr!)

und Sie theoretisieren nur vom grünen Tisch aus. Unterhalten Sie sich doch mit den Leuten!

(Abg. Hauk CDU: Das ist doch gar nicht wahr!)

Inzwischen wissen wir – ich habe aufgehört mit Zitieren; jetzt hören Sie zu –, dass Landwirte sich längst vom HQZ verabschieden,

(Zuruf des Abg. Walter GRÜNE)

weil sie mit diesen Machenschaften nichts mehr zu tun haben wollen. Ich habe dafür Verständnis; denn Landwirte wollen ehrlich produzieren und nicht in Verdacht geraten, unehrliche Machenschaften zu betreiben.

(Abg. Teßmer SPD: Richtig!)

Inzwischen verabschieden sich, wie ich heute Morgen gehört habe, auch Marktbeschicker davon, das HQZ-Kennzeichen überhaupt an ihrer Ware anzubringen, weil auch sie nichts mit diesen Machenschaften zu tun haben wollen und möglicherweise auch Kontrollen befürchten. Wir wis

sen ja, dass Kontrollen immer neue Sachverhalte aufdecken.

Herr Minister, das Herkunfts- und Qualitätszeichen war ursprünglich eine gute Sache. Die haben wir zu Beginn mitgetragen, weil wir wollten, dass Umweltschützer, Verbraucher und Landwirte ein Bündnis eingehen.

(Zuruf des Abg. Hauk CDU)

Wir haben immer gesagt: Wir müssen die Kriterien so hochschrauben,

(Abg. Hauk CDU: Dass niemand mehr danach pro- duziert! Das war Ihr Ziel! Natürlich!)

dass es ein Ansporn für konventionell arbeitende Landwirte ist, sich hier unterzuordnen. Die Landesregierung hat es aber leider auch in der großen Koalition vorgezogen, die Kriterien so niedrig zu hängen, dass möglichst alle Landwirte damit produzieren können, und den Schlamassel haben wir jetzt.

Das HQZ hat im Grunde Totalschaden erlitten, und jeder Wagen, der einen Totalschaden hat, wird nicht repariert und irgendwie aufgemotzt, aufgepeppt, sondern man kauft sich einen neuen Wagen. Das raten wir Ihnen, und das ist unsere Politik, die wir demnächst auch im Ausschuss und hier beraten werden. Wir brauchen ein Gütesiegel, wie Frau Künast es will.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Abg. Hauk CDU: Niedrigster Level!)

Das ist kein Ökosiegel, Herr Kollege, sondern es ist ein besseres Kennzeichen als das HQZ. Wir wollen dieses Gütesiegel mit einer Herkunftsbezeichnung versehen. Dann können die Verbraucher in Baden-Württemberg sicher sein, dass es ordentliches Zeug ist, das sie kaufen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und des Abg. Walter GRÜ- NE)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Drautz.

(Abg. Walter GRÜNE: Jetzt wird es aber schwungvoll!)

Herr Präsident, meine Damen und Herren!

(Abg. Drexler SPD: „So geht es nicht!“)

Frau Kipfer, eines muss ich sagen: Wenn man bei Lebensmitteln von „Zeug, das die Leute kaufen sollen“ redet, ist das schon einmal eine verheerende Sprache.

(Beifall bei der CDU und des Abg. Pfister FDP/ DVP)

Thema Ihrer Ausführungen war die Wertigkeit der Lebensmittel und was Sie von Lebensmitteln halten. Das möchte ich einmal vorausschicken. Wenn man dann von „Totalschaden“ redet, muss ich feststellen, dass das neue Kü

nast’sche Gütesiegel den Totalschaden der Biolandwirtschaft herbeiführen wird.

(Oh-Rufe von der SPD und den Grünen – Abg. Walter GRÜNE: So ein Blödsinn! Demeter und Bioland sind dafür! Die verstehen mehr davon als du!)

Das muss man eindeutig sagen. Eines muss man klar sehen: Die Standards, die hier eingeführt werden, und die EU-Standards liegen weit unter den von den Verbänden vorgegebenen Standards. Kollege Walter sagt, Bioland und Demeter seien dafür. Wissen Sie, Herr Walter, warum sie dafür sind? Weil sie festgestellt haben, dass sie sich die Fesseln bisher zu eng gelegt haben

(Abg. Walter GRÜNE: So ein Quatsch!)

und dass es besser ist, wenn sie mehr integriert produzieren. Dann können sie ihre Produktionsbedingungen praktisch zurückdrehen. Dies, Herr Walter, ist der Fall.