Protocol of the Session on September 26, 2019

Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Ich frage den Senat: Wie bewertet der Senat den von der „Berliner Zeitung“ am 20. September 2019 publizierten Fall, wonach ein Schulkind von einer Lehrerin regelrecht genötigt wurde, sich dem Massenaufmarsch von Klimademonstranten anzuschließen?

[Lachen bei der LINKEN – Lachen von Stefanie Remlinger (GRÜNE)]

Für den Senat antwortet Frau Senatorin Scheeres. – Bitte schön!

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Abgeordneter! Ich möchte damit beginnen, dass ich es sehr, sehr gut finde, dass sich viele Tausende junge Menschen für politische Themen interessieren

[Georg Pazderski (AfD): Aha!]

und aus eigenen Stücken auf die Straße gehen und demonstrieren.

[Zuruf von der AfD]

Sie haben sich das Thema Klimawandel vorgenommen, und ich finde, es ist erst einmal eine gute Sache, dass das Interesse da ist und junge Menschen für ihre Position einstehen.

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN – Zuruf von Frank Scheermesser (AfD)]

Vonseiten der Kultusminister und als Position des Landes Berlin ist ganz klar, dass die Schulpflicht gilt. Das haben wir auch so an unsere Berliner Schulen vermittelt. Wenn sich Schulen inhaltlich mit diesen Themen auseinandersetzen, ist das eine gute Sache. Mir ist nicht bekannt, dass eine Lehrkraft Schülerinnen und Schülern sozusagen aufgedrückt hat, diese Demonstration zu besuchen. Das ist eine freiwillige Angelegenheit der Schülerinnen und Schüler.

[Ronald Gläser (AfD): Wie in der DDR früher!]

Der Fall ist mir nicht bekannt. Wenn Sie dazu Informationen haben, bin ich dafür offen; wir werden den Dingen dann natürlich nachgehen.

Herr Kerker, Sie haben die Möglichkeit der Nachfrage!

Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Es sind mittlerweile mehrere Fälle, die wir zum Beispiel über unser Onlineportal gemeldet bekommen haben.

[Lachen bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN]

Ja, die Leute setzen sich mit uns in Verbindung, das unterscheidet uns! – Welche Folgen wird die massenhafte Verletzung der Schulpflicht für Lehrer haben, die selbige geduldet bzw. wie in dem konkreten Fall aktiv gefördert haben?

Frau Senatorin, Sie haben das Wort!

Sehr geehrter Herr Abgeordneter! Ich finde es immer sehr spannend, welche Meldungen Sie auf Ihrem Portal haben. Wir haben ein Beschwerdemanagement, an das man sich auch anonym wenden kann. Bei uns sind solche Informationen nicht angekommen.

[Frank Scholtysek (AfD): Da kommt keiner an!]

(Senator Dr. Matthias Kollatz)

Ich kann Ihnen sagen: Da melden sich Menschen, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern, wenn sie Dinge zu kritisieren haben. Deswegen kann ich mir auch nicht vorstellen, warum man sich, wenn es solch eine Information gibt, nicht melden sollte.

[Zuruf von Carsten Ubbelohde (AfD)]

Ich finde es aber sehr spannend, wer sich bei Ihnen immer meldet und wer bei uns nicht.

[Franz Kerker (AfD): Stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung!]

Was, wie gesagt, völlig in Ordnung ist und was ich sehr gut finde, ist, dass sich Lehrkräfte mit ihren Schülerinnen und Schülern inhaltlich zum Beispiel mit dem Klimawandel auseinandersetzen. Ich finde es auch super, dass auf der Tribüne eine Grundschulklasse sitzt und sich mit dem Thema Politik auseinandersetzt und anhört, mit welchen Themen wir uns auseinandersetzen.

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN – Beifall von Roman Simon (CDU)]

Es ist eine individuelle Entscheidung der Schülerinnen und Schüler, ob sie auf die Demonstration gehen. Ihnen ist bewusst, dass es eine Schulpflicht gibt. Sie müssen dann auch dazu stehen, wenn sie einen Fehltag haben. Ich glaube aber, dass die Schülerinnen und Schüler diese Eigenverantwortung übernehmen, und ich bin stolz darauf, dass sie sich in diesen Abwägungsprozess begeben. Das ist nämlich auch Demokratie.

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN]

Die zweite Nachfrage geht an Herrn Abgeordneten Daniel Buchholz. – Bitte schön!

Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Frau Senatorin! Vielen Dank für die Klarstellung! Vielleicht können Sie noch mal darstellen, inwieweit die Senatsschulverwaltung das gesamte Themenfeld Klimawandel und entsprechende Aktivitäten zum Beispiel auch mit wissenschaftlichen Einrichtungen gemeinsam mit den Schulen voranbringt.

[Zuruf von der AfD: Frage!]

Frau Senatorin, Sie haben das Wort!

Sehr geehrter Herr Abgeordneter! Das ist ein sehr wichtiges Thema. Sie finden diese Themen auch im Rahmen

lehrplan, also fächerübergreifend. Die Themen werden im Biologie-, Physik- oder Chemieunterricht wie auch im Bereich der politischen Bildung aufgegriffen. Wir fördern das. Es gibt viele unterschiedliche Projekte, die sich mit den Themen befassen und in Kooperation mit unseren Schulen stehen. Man kann auch Projekte in Schulen hineinnehmen.

[Georg Pazderski (AfD): Ich sage nur Bildungsmonitor! Letzter Platz: Berlin!]

Was mich besonders freut, ist, dass Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern demnächst, ich glaube, es ist im November, eine Klimakonferenz ausrichten werden, wo wir uns genau mit diesen Themen auseinandersetzen. Ich freue mich, dort mit den Schülerinnen und Schülern in die Diskussion eintreten zu können.

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und den GRÜNEN]

Die nächste Frage geht an den Abgeordneten Ubbelohde.

Ich frage den Senat: Warum verweigern die Bezirksämter den Bürgern Informationen über lebensmittelhygienische Kontrollen von Gaststätten und Imbissständen – oder gibt es gar keine Datensätze darüber?

[Zuruf von Torsten Schneider (SPD)]

Für den Senat antwortet Herr Senator Behrendt. – Bitte!

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich vermute, Sie meinen die Aktivität „Frag den Staat“ im Abfragen von Hygienekontrolldaten bei den Bezirksämtern. Die Bezirksämter im Land Berlin handeln unterschiedlich und in eigener Verantwortung. Wie Sie es der Berichterstattung entnehmen konnten, steht die Senatsverwaltung für Verbraucherschutz auf dem Standpunkt, dass diese Informationen den Bürgerinnen und Bürgern zu erteilen sind. Das sehen einzelne Bezirksämter anders, und das haben sie dann auch selbst zu verantworten.

Herr Ubbelohde, Sie haben die Möglichkeit der Nachfrage – bitte!

(Senatorin Sandra Scheeres)

Vielen Dank! – Herr Senator! Könnte einer der Gründe sein, dass es Hinweise auf bestimmte Clusterbildungen bei den auffälligen Betrieben gibt?

Herr Senator, Sie haben das Wort!

Auch unter Aufbietung einiger Mühe habe ich diese Frage nicht verstanden. Was meinen Sie mit Clusterbildung?

[Torsten Schneider (SPD): Er meint nicht Bioessen! Er meint das regional!]

Es gibt Bezirksämter in Berlin, die das so sehen; das ist ihre Rechtsauffassung. Ob man das nun clustern kann, das weiß ich nicht. Es gibt andere, die anderer Auffassung sind. Wir planen aber, vielleicht kann ich das noch sagen, Ihnen ein Gesetz vorzuschlagen, dass die Hygienekontrollen künftig zu veröffentlichen sind. Wir überlegen noch, nach welchem Modell das geht, ob wir den Gewerbetreibenden überlassen, dass sie das im Internet machen. Auf jeden Fall sollen sie an der Tür einen Hinweis geben. Es geht um eine Skalierung von Grün nach Rot, so ist unser Vorschlag. Das ist ein ähnliches Modell, wie wir es bei der Energieeffizienz von Kühlschränken kennen.

[Ronald Gläser (AfD): Was ist denn gut, grün oder rot?]

Es wird dann an Ihnen sein, das zu diskutieren. Insofern ist das Problem, das Sie richtigerweise angesprochen haben, vermutlich ein Übergangsproblem, wenn Sie sich darauf verständigen können, dass wir eine gesetzliche Grundlage schaffen, um die Ergebnisse von Hygienekontrollen im Lebensmittelbereich generell zu veröffentlichen. Das Modell kennt man aus Dänemark, auch in Großbritannien gibt es solche Modelle, und Sie wissen ja, dass sich auch diese Koalition dazu verabredet hat.