Protocol of the Session on April 4, 2019

[Beifall von Carsten Schatz (LINKE) – Zuruf von Paul Fresdorf (FDP)]

Nach der Diskussion in unserem Ausschuss, ist mit den Stimmen der FDP, Linken, Grünen und SPD die Beschlussempfehlung ergangen, diesem Antrag nicht zuzustimmen.

[Danny Freymark (CDU): Was? – Zuruf von Heiko Melzer (CDU)]

Die CDU und die AfD möchten hingehen den in Berlin stationierten Bundeswehreinheiten, die an Auslandseinsätzen teilnehmen, ein Ortsschild zukommen lassen.

[Zuruf von Carsten Schatz (LINKE)]

Zunächst möchte ich betonen, dass ich großen Respekt für die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr und ihre Arbeit empfinde.

(Burkard Dregger)

[Beifall bei der SPD – Danny Freymark (CDU): Warum stimmen Sie dann nicht zu?]

Ich tue mich allerdings schwer damit, eine besondere Priorisierung der Bundeswehr gegenüber anderen Tätigkeiten im Dienste der Allgemeinheit vorzunehmen, schließlich gibt es auch zahlreiche Feuerwehrmänner und -frauen und Polizistinnen und Polizisten,

[Zuruf von Danny Freymark (CDU)]

die bei ihrer täglichen Arbeit in Lebensgefahr geraten und sich für die Zivilbevölkerung einsetzen.

[Frank-Christian Hansel (AfD): Die werden aber nicht beleidigt!]

Größter Respekt gebührt auch den vielen Berliner Pflegerinnen und Pflegern, Lehrerinnen und Lehrern, Ärztinnen und Ärzten

[Frank-Christian Hansel (AfD): Die werden aber nicht beleidigt, Herr Jahnke!]

und vielen weiteren Berufsgruppen. Nun wäre es sicherlich problematisch, all diesen Berufsgruppen ein Ortsschild zu übergeben. Ich denke, es gibt auch bessere und geeignetere Formen der Anerkennung.

[Beifall bei der SPD – Zurufe von Burkard Dregger (CDU), Stefan Evers (CDU) und Holger Krestel (FDP)]

Herr Kollege! Gestatten Sie Zwischenfragen?

Nein, ich gestatte keine Zwischenfragen!

[Zuruf von Karsten Woldeit (AfD)]

Zu fragen ist im Übrigen, in welcher Weise solch ein Berliner Ortsschild, ich zitiere, „den Soldatinnen und Soldaten im Einsatz ein Stück Zuhause vermitteln“ soll, wie es in der Antragsbegründung formuliert wird.

[Georg Pazderski (AfD): Weil Sie nie im Einsatz waren! Keine Ahnung!]

Ist damit tatsächlich gemeint, dass beispielsweise irgendwo in der Wüste ein gelbes Ortseingangsschild mit dem Schriftzug „Berlin“ aufgestellt wird, um die Soldatinnen und Soldaten an die Heimat zu erinnern? Diese Vorstellung erscheint mir, offen gesagt, ziemlich geschmacklos. Erstens hätte es schon etwas von einer symbolischen Landnahme,

[Oh! von der CDU]

und zweitens könnte es auf die deutschen Soldatinnen und Soldaten fast zynisch wirken, ein solches Schild fern der Heimat vor sich zu sehen.

[Beifall von Anne Helm (LINKE) – Georg Pazderski (AfD): Er weiß doch nicht, wovon er redet!]

Hier müssen andere Wege der Anerkennung und Würdigung gefunden werden.

[Zurufe von Georg Pazderski (AfD) und Stefan Evers (CDU)]

Herr Evers! Ich rede im Unterschied zur Ihrem Fraktionsvorsitzenden zu dem Antrag!

[Beifall bei der SPD, der LINKEN und

den GRÜNEN –

Heiterkeit von Torsten Schneider (SPD) –

Er hat ihn

gar nicht verstanden! –

Zuruf von Stefan Evers (CDU) –

Weitere Zurufe von der CDU und der AfD]

Darf ich fortfahren, Frau Präsidentin?

Jetzt hat der Kollege Jahnke das Wort!

[Danny Freymark (CDU): Er kann auch aufhören!]

Im militärischen wie auch im zivilen Bereich existiert bereits eine Fülle an Auszeichnungen, von den tradierten Orden für Tapferkeit bis hin zum Bundesverdienstkreuz in all seinen verschiedenen Abstufungen. Doch es bedarf über solche Symbole am Revers hinaus auch einer öffentlichen Anerkennungskultur, die in zwei Richtungen wirkt,

[Beifall von Stefan Evers (CDU) und Paul Fresdorf (FDP) – Zuruf von Heiko Melzer (CDU)]

zum einen als verdiente Wertschätzung ihrer Arbeit, zum anderen aber auch als ein in die Gesellschaft wirkendes Zeichen. Wenn heutzutage in Berlin und andernorts tatsächlich Feuerwehrleute oder Sanitäter bei der Ausübung ihrer Arbeit gezielt behindert oder gar angegriffen werden, ist dies ein völlig inakzeptabler Zustand, über den im Zusammenhang mit dem Silvesterfeuerwerk auch noch zu reden sein wird. Das zeigt aber auch, wie sehr eine stärkere öffentliche Wertschätzung solcher für das Gemeinwesen existenzieller Arbeit nottut. Im Falle der Angehörigen der Bundeswehr bedeutet dies, den Staatsbürger oder die Staatsbürgerin in Uniform in ihrer Aufgabenerfüllung für den demokratischen Rechtsstaat zu würdigen.

[Zuruf von Holger Krestel (FDP) – Lachen von Georg Pazderski (AfD)]

Darf ich noch um etwas Ruhe bitten!

[Holger Krestel (FDP): Jawoll! –

Haben die nicht

(Frank Jahnke)

gedient, oder wie? –

Beifall von Torsten Schneider (SPD)]

Es ist hier ein Lautstärkepegel, dass man das eigene Wort kaum versteht! –

[Oh! von der CDU]

Die Grundidee ist: Nur Demokraten können die Demokratie verteidigen. Deshalb unterscheidet sich die Bundeswehr in so vielen zentralen grundsätzlichen Aspekten von Reichswehr, Wehrmacht und der NVA. Unsere Gesellschaft ist daher auch keine durchmilitarisierte, wie es bei all den vorangegangenen Beispielen der Fall war. Ich erinnere daran, dass es noch vor 30 Jahren in einem Teil unseres Landes und dieser Stadt an den Schulen Wehrkundeunterricht und Fahnenappelle gab. Von der Zeit des Nationalsozialismus ganz zu schweigen, wo kein Schulbuch ohne soldatisches Hurra auskam und der sogenannte Heldentod als erstrebenswertes Ziel für Jugendliche propagiert wurde.