Auch was das Fach Deutsch angeht, muss ich sagen: Die Sprünge, die wir da gezeigt haben - im Leseverständnis von Platz 13 auf Platz 4, im Hörverständnis von Platz 14 auf Platz 5 und in Rechtschreibung von Platz 15 auf Platz 6 -, sind riesig. Bis ganz vorn, hinein in die Elite, ist Brandenburg da gesprun gen. Das gehört eben auch zur Wahrheit.
Weil das nun einmal dazugehört und weil das öffentlich so we nig herüberkommt, will ich auch sagen, dass Brandenburg bei den Bundeswettbewerben in den letzten drei, vier Jahren tolle Plätze erreicht hat. Bundeswettbewerbe sind bekanntlich Wett bewerbe in Naturwissenschaften, in Sprachen und, und, und. Zunächst finden Landesausscheide statt, und die Landessieger nehmen dann an Bundeswettbewerben teil. Dort haben wir fünf Goldmedaillen, vier Silbermedaillen und zwei Bronzeme daillen errungen. Bei den Matheolympiaden waren es ein erster Platz, sieben zweite und sieben dritte Plätze. Auch darauf kön nen unsere Schülerinnen und Schüler stolz sein. Das ist für ein so kleines Bundesland wie Brandenburg eine Riesennummer, die wir da geschoben haben.
„Jugend forscht“, meine Damen und Herren, ist gemeinhin das Gebiet, wo man Schülerinnen und Schüler in Naturwissen schaften miteinander vergleicht. Brandenburg hat dort in den letzten Jahren mehrere dritte, vierte, fünfte Plätze errungen und etliche Sonderpreise gewonnen. Auch das ist immer wieder er wähnenswert.
Jetzt nehme ich noch einen Punkt, weil man immer wieder sagt, wir brauchen an den Schulen mehr Sportunterricht. Es gibt einen Sportwettbewerb der Schulen. In Brandenburg konnten wir vor vier Wochen die Auszeichnung im UCI-Kino vornehmen. Wir haben im Bundesfinale 2015/2016 siebenmal Platz eins, dreimal Platz zwei und sechsmal Platz drei errun gen. Meine Damen und Herren, dieses kleine Bundesland ist damit bei den Schulsportmeisterschaften besser gewesen als die großen Flächenländer Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfa len. Brandenburg liegt in absoluten Auswertungen in der Me daillenwertung auf Platz eins.
Und natürlich, Gordon Hoffmann, baut dieses System von Schule auf ein flächendeckendes System von über 1 800 Kitas in diesem Land auf, die natürlich auch Konzepte frühkindli cher Bildung verfolgen. Frau von Halem hat das gerade noch einmal begründet: Auf den Anfang kommt es an. Aber auch Sie selber lassen doch keine Gelegenheit aus, zu betonen, wie wichtig die frühkindliche Bildung ist. Und dann kann man doch nicht aussparen, dass es diese frühkindliche Bildung in den Kitas gibt und sie offensichtlich auch ihren Teil dazu bei tragen, dass wir beim IQB-Ländervergleich und bei anderen Vergleichen so gut abschneiden. Das eine hat mit dem anderen durchaus zu tun. Insofern kann man das in dieser Aktuellen Stunde auch einmal so benennen.
Wir haben übrigens mit der Betreuungsquote von 57 % auch bei unseren Krippenkindern einen bundesweiten Spitzenwert, nehmen nämlich den ersten Platz ein. Auch das ist für dieses Land signifikant - für ein Land, das sich um diese jungen Men schen so intensiv kümmert.
Aber richtig ist, dass wir seit Jahren in diesem Spannungsfeld zwischen Quantität und Qualität leben, dass wir seit Jahren überlegen, wie wir - klar, oftmals auf Platz eins in der Quanti tät - in der Qualität besser werden können. Seit Jahren arbeiten wir sehr hartnäckig daran. Ich kann mich wohl erinnern, 2010 hatten wir 158 Millionen Euro für den Bereich Kita im Haus haltsplan, heute sind wir bei 340 Millionen Euro. Das ist mehr als eine Verdoppelung unserer Landesausgaben für den Kitabe reich in den letzten sechs Jahren.
Tatsache ist: Brandenburg liegt beim Vergleich, wie viel die Bundesländer für die Bildung im frühkindlichen Bereich - 0 bis 10 Jahre - pro Kind ausgeben - die Bertelsmann Stiftung hat das gerade herausgegeben -, hinter Hamburg auf Platz zwei.
Es gibt also nur ein Bundesland, das mehr Geld für die Bildung der unter 10-Jährigen ausgibt. Auch das gehört zur Wahrheit. Da kann man ruhig sagen, dass wir eine Menge geschafft ha ben.
Aber richtig ist auch - Gordon Hoffmann hatte es gesagt -, wer sich auf seinen Lorbeeren ausruht, der trägt sie an der falschen Stelle. Völlig richtig. Darum kein Boxenstopp. Es muss weiter gehen.
Frau von Halem, Frau Große und viele andere Kolleginnen und Kollegen waren auf den Regionalkonferenzen, die ich durch geführt habe, dabei. Wir sind aus den Regionalkonferenzen im Wesentlichen mit vier Hausaufgaben herausgegangen. Die eine Hausaufgabe war: Verbessert den Betreuungsschlüssel! Das haben wir gemacht, und im nächsten und im übernächsten Jahr gehen wir von 1:12 auf 1:11.
Die nächste Hausaufgabe war: Lösung von Problemen in ein zelnen Kitas. Ich habe selber vor ein paar Jahren ein Praktikum in einem Hort gemacht - gar nicht so weit weg von hier, in ei nem Neubaugebiet. Es waren Ferien, und ich war in diesem Hort. Ich hatte in der Gruppe 25 Kinder, die alle unweit des Hortes in dem Neubaugebiet wohnten. Unter diesen 25 Kin dern war nicht ein einziges Kind, das zu Hause noch mit sei nem leiblichen Vater und seiner leiblichen Mutter lebte. Es war ein Riesenproblem, dass die Eltern nicht bereit waren, Essen geld für ein Mittagessen zu zahlen, das diese Eltern gerade ein mal 1 Euro gekostet hätte. Das musste ich denen aber auch erst einmal erklären. Angeblich wussten sie es nicht. Nachdem sie von mir gehört hatten, dass das Essen in ihrer Situation bloß 1 Euro koste, wollten sie ihre Kinder auch gleich anmelden.
Wir hatten Riesenprobleme, wenn wir einmal einen Ausflug machen wollten, dafür von den Eltern Geld einzusammeln.
Ein Jahr später war ich in einem Hort, gar nicht so weit weg von dem ersten, rundherum Eigenheime, Eigentumswohnun gen, eine völlig andere Wohnsituation. In diesem Hort war es wahrlich kein Problem, wenn man sagte, wir wollen einen Fahrradausflug machen, wir brauchen 5 Euro für den Eintritt in die Badeanstalt und für eine Bockwurst. Da haben die Eltern
das Geld mitgegeben. Der eine oder andere hat gesagt, wir können euch auch fahren, wir liefern alles Mögliche noch mit dazu. Das war eine völlig andere Situation. Entsprechend an ders war auch der Umgang der Kita-Leitung mit der Eltern schaft.
Genau deshalb, Gordon Hoffmann, wollen wir, dass die KitaLeitung entlastet wird. Wir bilden seit Jahren am SFBB Erzie herinnen und Erzieher aus, die die Qualifikation als Elternbe gleiter haben. Diese ausgebildeten Erzieherinnen und Erzieher haben wir im Land zur Verfügung. 200 davon wollen wir mit jeweils einer halben Stelle in speziellen Kitas einsetzen. Sie sollen nur für den Umgang mit den Eltern zuständig sein und zum Beispiel die Information, dass bei einer bestimmten Ver dienstkonstellation das Essengeld nur 1 Euro beträgt, vermit teln. Sie sollen dafür sorgen, dass man ein ordentliches Eltern gespräch führen kann, bei dem Vater und Mutter und vielleicht sogar die Oma, wenn sie einen großen Teil der Betreuung absi chert, dabei sind. Dafür braucht man eben Zeit und Leute. Die se Leute sind ausgebildet, und sie gehören entsprechend ihrer Tätigkeit dann auch so bezahlt und von den übrigen Tätigkei ten in der Kita freigestellt.
Die Leitungsfreistellung war die dritte Hausaufgabe, die uns gestellt war. Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir das hinbe kommen. Es gibt unendlich viele Studien, die sehr klar bewei sen, dass die Ressourcen, die eine Erzieherin, die aber vor al lem die Leitung hat, dafür ausschlaggebend sind, wie hoch die Qualität einer Kita ist. Wenn ich eine Prozess- und Struktur qualität begleitend aufbauen soll, dann brauche ich dafür natür lich zeitliche Ressourcen. Es ist wichtig, dass wir davon Ge brauch machen und die Erzieherinnen und Erzieher, vor allen Dingen aber die Leiterinnen und Leiter mit diesen Ressourcen ausstatten.
Schließlich - auch das haben wir gelernt - braucht es ein Inves titionsprogramm. Wir haben in unserem Land sicherlich Kitas, die heute aussehen wie aus dem Ei gepellt. Das sind Schmuck stücke in der Landschaft.
Aber es gibt auch Schmuddelstücke in der Landschaft. Ich ha be in den letzten Jahren Einrichtungen besucht, deren Bausubs tanz aus den 70er-Jahren stammt. Es gibt noch Toiletten und Spiegelwände aus den 70er-Jahren. Das ist alles andere als an sehnlich. Dort gehört auch Geld hinein. Es sind mitunter ganz kleine Kommunen, die diese Kitas tragen, wo aber am Ende aufgrund der Schlüsselzuweisungen, die sie erhalten, nicht ein mal das Geld für eine Türklinke ankommt. Das muss man ehr licherweise gestehen. Dort mit einem Förderprogramm anzu setzen, halte ich für absolut wichtig.
Wir sind in den Regionalkonferenzen mit der Aussage ausein andergegangen: Wir würden das machen, wenn wir die Chance hätten, auch in dieser Legislaturperiode noch einmal das Geld dafür zu bekommen. Ein großes Dankeschön an die Koalitionsfraktionen dafür, dass sie sich auf den Weg gemacht und gesagt haben: Wir nehmen das Betreuungsgeld, das uns ja zu steht, in die Hand und werden damit die Lösung der in der Re gionalkonferenz angesprochenen Probleme herbeiführen.
Es gibt sicherlich immer noch mehr zu tun. Natürlich werden wir in den nächsten Jahren den Betreuungsschlüssel weiter ver bessern müssen. Natürlich werden wir auch noch einmal über die Leitungsfreistellung reden müssen. All das sind Dinge, die man nach wie vor machen kann. Aber der Sprung von 158 Mil lionen Euro auf 340 Millionen Euro im Landeshaushalt ist rie sig. Daher bin ich als Fachminister den Koalitionsfraktionen ausgesprochen dankbar für ihren Vorschlag zur Verbesserung der Kitastruktur. Ein großes Dankeschön euch allen dafür und ein gutes Gelingen am heutigen Tag!
Bevor wir die Aussprache fortsetzen, begrüße ich zahlreiche Gäste. Zum einen sind es Auszubildende von Rolls-Royce Deutschland. Herzlich willkommen bei uns im Plenarsaal!
Einer weiteren Besuchergruppe, die mir namentlich nicht ange zeigt ist, ebenfalls ein herzliches Willkommen!
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Abgeordnete! Wer te Gäste! Zu Beginn meiner Rede gestatten Sie mir, einige per sönliche Worte an die Herren Senftleben und Redmann von der CDU zu richten. Ich gestehe Bezug nehmend auf Ihr Verhalten in der Aktuellen Stunde am letzten Plenartag im September mir gegenüber: Das hat mich sehr getroffen. Ich weiß, dass man sich manchmal im Ton vergreifen kann. Aber wirklich enttäuscht hat mich, dass Sie beide, die Fraktionsführung der CDU, nicht die Größe hatten, sich bei mir dafür zu entschuldigen.
Ich würde mir wünschen, dass Sie ganz besonders uns Frauen in Zukunft mit Anstand, Würde und Respekt begegnen.
(Beifall DIE LINKE - Zuruf von der Fraktion DIE LIN KE: Sehr gut! - Bretz [CDU]: Wenn man nichts anderes zu sagen weiß, dann sagt man so was!)
Nun zurück zur Tagesordnung. Mein Fraktionsvorsitzender Mike Bischoff sprach in seiner Rede ausführlich über das Pro gramm, das die Regierungskoalition auf den Weg bringen wird. Gestatten Sie mir, dies aus der Sicht einer Oma, deren Enkel kinder Florentine, fünf Jahre, und Gwendolin, zweieinhalb Jahre, Kita täglich erleben. Eines kann ich vorausschicken: Beide Mädchen gehen gern in eine moderne, toll ausgestattete Einrichtung und erfahren eine individuelle, auf ihre Bedürfnis se ausgerichtete Betreuung - gute Voraussetzung für einen er folgreichen Start in die Schule und für das lebenslange Lernen.
Trotzdem gibt es, was die Qualität betrifft, noch genügend zu verbessern. Die Bertelsmann Stiftung hat uns noch genügend
Aufgaben ins Hausaufgabenheft geschrieben. Doch alles auf einmal geht nicht. Deshalb setzen wir Prioritäten.
Als Oma freue ich mich natürlich, wenn unsere kleinste Enkelin in einer kleinen Kindergruppe im Krippenbereich betreut wird. Fünf Kinder in der Gruppe, das bedeutet, dass eine individuelle re Förderung möglich ist. Wir merken das ganz besonders an der Sprachentwicklung unserer Enkelin. Farben, Tiere, Alltägli ches finden sich in verständlichen vielen kleinen Wörtern und Sätzen wieder. Aber auch die Erziehung zur Selbstständigkeit ist bemerkenswert. So ist ein Lieblingssatz unserer Gweni: „Oma, das mache ich alleine.“ Ich bin mir sicher, bei aller häus lichen Hinwendung zum Kind durch die Eltern und Großeltern sind diese Ergebnisse auch ein Verdienst unserer Kitaerziehe rinnen. Dafür möchte ich ihnen hier ausdrücklich danken.
Auch dass die Kitaleiterin in Zukunft mehr Zeit haben wird, um die Arbeit ihres Erzieherteams besser zu steuern und zu lenken, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Interessant waren für mich die Gespräche mit den vielen jun gen Eltern zu Fragen der Kitabeiträge. Hier wird der zu be schreitende Weg sehr interessant werden. An dieser Stelle wün sche ich mir, dass wir gemeinsam das Bestmögliche und gleichzeitig ein gerechtes Modell zur Entlastung der Eltern von Kitabeiträgen finden.
Aber auch unsere Große, Florentine, profitiert von der Redu zierung der Gruppenstärke im neuen Jahr, ob beim Anziehen, Frühstücken, auf dem Weg in die Kita, im Spiel mit den Kin dern, im Gespräch und im Austausch mit den anderen, mit Kin dern und Erwachsenen, beim Singen, Tanzen, Malen - die Auf zählung könnte ich unendlich fortführen. Kinder sind von Ge burt an neugierig und wissbegierig. Sie erkunden ihre Umge bung, stellen Fragen und probieren aus, sobald sie sich in stabi len Beziehungen befinden.
Herr Hoffmann, Ihnen möchte ich widersprechen. Schon unse re Altvorderen haben gewusst: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Gute Schule baut immer auf gute Arbeit der Kita auf.
Ich als Grundschullehrerin weiß, wovon ich spreche. Genau hier setzt die Arbeit in unseren Kitas an. Ausgangspunkt ist das Bild vom Kind als aktiv Lernendem, das in seiner Auseinan dersetzung mit der Umwelt Sinn und Bedeutung sucht. Des halb bin ich als Oma froh, wenn sich die Bedingungen, aber auch die Qualität in den Brandenburger Kitas für meine Enkel Florentine und Gwendolin und für deren Eltern Stück für Stück verbessern. - Danke schön.