Dass eine solche Schule für die Schüler tatsächlich eine schöne Sache sein kann, sieht man an den Schulzentren, die wir schon im Land haben. Es gibt ein tolles Vorreiter-Schulzentrum in Ortrand; damals war Ingo Senftleben dort CDU-Bürgermeister. Es gibt aber auch noch andere. Ich war im Sommer in Kloster Lehnin, wo der Grundschulbereich sehr eng mit der Ganztags betreuung zusammenarbeitet. Für die älteren Schüler gibt es dann Praxislernen gemeinsam mit örtlichen Berufsschulen. Auf dem Schulcampus findet man nicht nur ein Jugendzent rum, sondern auch einen Ableger der Bibliothek.
Wenn die Schulen, Gemeinden und Eltern einen solchen Cam pus mit verschiedenen Bildungsangeboten haben wollen und sich das vor Ort gut organisieren lässt, haben wir überhaupt nichts dagegen. Allerdings möchte ich dann doch versuchen, diese Debatte auf das richtige Maß zurechtzustutzen. Man muss nämlich sagen: Je geheimnisvoller sich die Koalition um ihr Kernprojekt namens Schulzentrum gegeben hat, umso grö ßer wurden die Erwartungen, teilweise auch die Befürchtun gen, und mit ihrer Kommunikation untereinander haben Sie nicht viel zur Beruhigung, sondern eher zur Verunsicherung beigetragen. Für den einen war es der Einstieg in die Einheits schule, für den anderen die Lösung der demografischen Prob leme. Heute zeigt sich, dass es weder das eine noch das andere ist. Das ist zugleich eine gute und eine schlechte Nachricht.
Beginnen wir mit der schlechten Nachricht: Nun gibt es natür lich gute Gründe für so ein Schulzentrum. Jede Gemeinde mag da andere Gründe haben. Ein Grund, der nicht dazugehört, ist der Erhalt bzw. die Sicherung von Schulstandorten - wie wir das immer gehört haben. Nirgendwo in dem vierzigseitigen Konzept findet sich eine Modellrechnung, die zeigt, wie ein solches Schulzentrum dabei hilft, das Schulnetz zu erhalten. Das funktioniert auch nicht, denn ich habe nach dem Übergang von Klasse 6 zu Klasse 7 natürlich nicht mehr Schüler, nur weil plötzlich zwei Schulen an einem Ort zusammen sind. Die Grundschulen lassen sich auch nur dann mit Oberschulen oder Gesamtschulen zusammenlegen, wenn sie sowieso am glei
chen Ort sind, es sei denn, man will diese Schulen auch räum lich zusammenfassen. Genau davor will ich warnen. Dann wä re nämlich das Schulzentrum nicht die Lösung der demografi schen Probleme, sondern das Ende der kleinen Dorfschulen, wie wir sie kennen und schätzen. Da freut sich am Ende nur der Busfahrer; die Kinder im Bus freuen sich nicht, denn für die heißt es dann nicht längeres gemeinsames Lernen, sondern längeres gemeinsames Fahren, und das wollen wir nicht!
Sie wissen ja, dass wir in der letzten Legislaturperiode die De mografie-Kommission ins Leben gerufen, dort gemeinsam ge arbeitet und Ideen zusammengetragen haben, wie wir so viele Grundschulstandorte wie möglich im Land erhalten können. Von diesen Vorschlägen findet sich im Konzept nichts wieder. Stattdessen streitet sich die Koalition darum, wie viel Ideologie denn nun in so ein Schulzentrum passt. Dazu sage ich ganz ehrlich: Den Brandenburger Eltern, Großeltern und Lehrern wäre es lieber, wenn Sie Ihre Hausaufgaben machen und sich den folgenden Fragen widmen würden: Wie bekämpfen wir den Unterrichtsausfall vernünftig? Wie bekämpfen wir den Lehrermangel? Wie kriegen wir Lehrer aufs platte Land? Wie gehen wir mit sinkenden Schülerzahlen dort um? Wie sichern wir die Schulstandorte? Wie ersparen wir den Kleinen lange Busfahrten? - In dieser Hinsicht ist das Konzept eine Enttäu schung.
In anderer Hinsicht enthält das Papier auch nicht, was es ver spricht, und diesmal sage ich: Zum Glück, Gott sei Dank. Denn normalerweise, wenn so ein Konzept angekündigt wird, erwar tet man etwas Neues, Innovatives, und das kann man hier tat sächlich nicht erkennen. Denn die Schulzentren gibt es schon längst. Wir haben in Brandenburg mehr Schulzentren als Gesamtschulen. Zugegeben, Minister Baaske spendiert den Schulzentren jetzt 50 zusätzliche Lehrerstellen, sie können sich auch auf ein Investitionsprogramm bewerben - die Mittel gön ne ich den Schulen und Schulträgern gern. Ansonsten aller dings handelt es sich bei diesem Konzept mehr oder weniger um eine Fleißarbeit des Ministeriums, bei der man die vielen komplizierten Etappen noch einmal zusammengefasst hat. Man hat noch einmal alles aufgelistet und gibt Kommunen ei nige Hinweise zum Vorschriftendschungel und sagt, wie sie es machen müssen. Das Ministerium will die Kommunen an die Hand nehmen, und ich habe überhaupt nichts dagegen, meine Damen und Herren. Der große Wurf ist es allerdings nicht.
Man muss darüber hinaus sagen, dass Minister Baaske sich hier im Prinzip als Konservativer bewiesen hat. Er verordnet die Veränderungen nicht von oben, lässt sie aber dort zu, wo sie von unten gewünscht werden. Vor allen Dingen - da macht sich bemerkbar, dass er regelmäßig Sport treibt - hat er das Tau ziehen mit den Linken gewonnen und sich als der Stärkere er wiesen. Im Koalitionsvertrag war es nämlich schon so gedacht, dass auch die Gymnasien in die Schulzentren einbezogen wer den und sie damit den Weg zur Einheitsschule gehen können. Das ist hierin nicht mehr enthalten. Auf Seite 4 lesen wir, wie diese Einbeziehung zukünftig im Einzelnen aussehen soll. Es ist tatsächlich so, dass Schulzentren mit Gymnasien kooperie ren können, sie dürfen nämlich zukünftig einen gemeinsamen Schulgarten betreiben. Na, das ist doch mal ein großer Schritt! Da wünscht man gute Züchtungserfolge. Viel Spaß dabei!
Anders als der Bildungsminister gehen die Linken nämlich nicht davon aus, dass die Probleme vor Ort entstehen, sondern hängen immer noch der Legende an, wonach das Gymnasium für die angebliche Ungerechtigkeit im Bildungssystem und in der Gesellschaft verantwortlich ist. Tatsächlich ist es aber so, dass es in Deutschland viel mehr Bildungsauf- als -absteiger gibt, und das trifft auch auf Brandenburg zu. Das hat natürlich etwas mit der dualen Berufsausbildung und damit, dass sich bei uns die Zulassungsvorschriften für Gymnasien strenger als anderswo an Schülerleistungen orientieren, zu tun. Die Linke verweigert sich nachhaltig den Ergebnissen der Bildungsfor scher. Die Forscher haben untersucht, warum Schüler gut oder schlecht lernen und unter welchen Umständen sie höhere Schulabschlüsse erreichen. Der wichtigste Faktor - das kommt für uns alle nicht überraschend - ist die Familie. Überraschen der ist das andere Ergebnis der Forschung, nämlich, dass die Schulform darauf so gut wie keinen Einfluss hat, auch nicht auf die Lernentwicklung und den sozialen Aufstieg. Deshalb haben wir es hier nicht nur mit einem Scheinriesen, sondern auch mit einer Scheindebatte zu tun.
Ich glaube, wir müssen tatsächlich mehr tun, um Kinder aus Familien, in denen ihre Förderung nicht selbstverständlich funktioniert, zu fördern. Die Forscher haben einen ganz ande ren Faktor für gute Bildung ausgemacht: die Qualität der ein zelnen Schule. Ganz egal, ob Gymnasium, Schulzentrum oder Oberschule - vor allen Dingen kommt es auf die Qualität des einzelnen Lehrers an. Wenn man die Lehrer fragt, wo der Schuh drückt, dann sagen sie nicht, sie wollen eine Strukturde batte. Sie wollen keine neuen Reformen, sondern einfach ein mal Ruhe haben. Sie wünschen sich Schulfrieden. Deswegen ist für Lehrer und Eltern das vorliegende Konzept eine gute Nachricht. Es wird keine neue Schulart geben. Das Schulgesetz wird nicht geändert. Die Gymnasien bleiben erhalten. Man kann also sagen: Vor diesem Scheinriesen muss sich niemand fürchten. Das Schulzentrum ist ein Sieg der pragmatischen Vernunft. Vor allem jedoch ist es eine krachende Niederlage für die Linken. Meine Damen und Herren, wir können uns freuen: Die Revolution an den Schulen ist abgesagt!
(Beifall CDU sowie des Abgeordneten Vida [BVB/ FREIE WÄHLER Gruppe] und des fraktionslosen Abge ordneten Hein)
Herr Präsident! Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen! Lie be Gäste! Unspektakulär für Sie, weil oft eine Außenbetrach tung stattfindet und nicht das betrachtet wird, was mit diesem Angebot in der Schule wirklich passieren soll.
Ich wünsche mir eine Schule, in die Kinder gern gehen, in der Schüler, Lehrer und Eltern Hand in Hand arbeiten und für ein angenehmes Lernen sorgen, eine Schule für die Kinder der Region mit kurzen Schulwegen und der Möglichkeit, alle Schulabschlüsse vor Ort zu erzielen - sowohl für die Berufs ausbildung als auch für das Studium, eine Schule, in der jedes
Kind willkommen ist. Vielfalt ist gewünscht, weil unsere Kin der ebenso unterschiedlich und vielfältig sind.
Ich wünsche mir eine Schule, in der die Kinder Zeit haben, sich zu entwickeln, weil sie von der 1. Klasse bis zum Schulab schluss gemeinsam lernen. Es gibt eine flexible Schuleingangs phase für die Kleinen, es findet gemeinsamer Unterricht von Kindern mit und ohne Förderbedarf in den unterschiedlichen Organisationsformen statt, und Lehrkräfte werden von Jugend- und Schulsozialarbeiterteams und Sonderpädagogen, die so wohl im Unterricht als auch für die Förderung der Kinder, für prozessbegleitende Diagnostik und für Beratungstätigkeiten eingesetzt werden, unterstützt. Ich wünsche mir eine Ganz tags-, eine Leseschule, eine bewegte Schule, eine Forscher-, eine Praxislernschule, eine Schule ohne Rassismus und mit Courage, eine Schule, in der soziales Lernen gelebt wird. Es wird also eine breite Palette für unterschiedliche Bedürfnisse der Kinder geboten. Es gibt sogar eine integrierte Tagesbetreu ung mit einer Frühbetreuung, in der die Kinder früh willkom men geheißen werden, ihr Frühstück einnehmen und einen Tee trinken, um dann entspannt den neuen Tag zu beginnen.
Ich wünsche mir an den Schulen Teamarbeit. Sie sollte im Mit telpunkt stehen. Die Arbeit und die Verantwortung sollten auf mehrere Schultern verteilt werden. Man begegnet sich auf Au genhöhe und plant eine gemeinsame Schulentwicklung. Dies erhöht im Übrigen die Lehrerzufriedenheit und somit auch die Lehrergesundheit.
Das ist kein Wunsch, sehr geehrte Abgeordnete, das ist Realität - gesehen an der Grund- und Gesamtschule „Heinrich Julius Bruns“ in Kloster Lenin. Solche Beispiele für innovative Schu len könnte ich viele aufzählen. Wir haben auf unserer Schul tour viel gesehen, viel zugehört und gelernt: Qualität von Schule und Unterricht hängt immer in großem Maße von den dort agierenden Menschen ab. Die einen unterrichten Kinder und die anderen Fächer. - Besser kann man es nicht aus drücken.
Zeitkompression ist Gift und wirkt in hohem Masse zerstöre risch auf unsere Kinder. Neugier wecken, Originalität und Fan tasie fördern, Spaß und Vergnügen bereiten, mit Kopf, Herz und Hand lehren, fundierte Sachkenntnisse vermitteln und am Ende Fähigkeiten befördern - das ist Aufgabe von Schule. Wir haben eines vergessen: Das Wort „Schule“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Muße“ - befreit von Zwängen, sich einer Sache zuzuwenden.
Die Linke setzt sich seit Jahren für das längere gemeinsame Lernen ein und kämpft für eine Schulform, in der das, was ich eben beschrieben habe, möglich ist. Manche nennen es Schule für alle, andere Schulzentren, wieder andere Gemeinschafts schule. Es ist egal, wie es genannt wird, wichtig ist, was im In nern passiert.
Wir haben das Konzept vor uns liegen, wir nennen es „Stär kung der Schulzentren“. Für uns Linke ist langes gemeinsames Lernen von der 1. bis zur 10. bzw. 13. Klasse, aus unterschied lichen - sozialpolitischen, bildungspolitischen und demografi
schen - Gründen die beste Form des Unterrichts. Sie ignorieren nach wie vor, dass in Deutschland, auch in Brandenburg, der Bildungserfolg von der sozialen Herkunft abhängt. Ein Grund ist die Aufteilung der Kinder in die verschiedenen Schulfor men, wobei Arbeiter- und Migrantenkinder und Kinder aus sozial benachteiligten Familien wiederum benachteiligt sind. Sie ignorieren, dass sich 58 % der Eltern in Brandenburg in ih rem Schulwahlverhalten dem Gymnasium und der Gesamt schule zuwenden, weil sie eben oben in der Hierarchie stehen. Sie bewerten dabei nicht unter dem Aspekt der Begabungsge rechtigkeit, sondern entscheiden aus rationalen Gründen, weil sie in diesen beiden Schulformen die besten Entwicklungs chancen für ihre Kinder sehen.
Wer also immer noch glaubt, dass auf den Gymnasien nur be gabte Kinder lernen, ist auf dem Holzweg. Die Klassen sind auch dort schon lange nicht mehr homogen, sondern heterogen. Sie ignorieren, dass wir einen bildungspolitischen Paradigmen wechsel brauchen, eine Unterrichtskultur weg vom 45-Minu ten-Rhythmus, weg davon zu glauben, dass Kinder allein durch Lehre lernen. Wir brauchen eine neue Lernkultur; die hilft den Kindern - so gesehen an der Montessori-Schule in Potsdam, in Müllrose und in der Freien Schule in Rangsdorf. Dafür bietet der neue Rahmenlehrplan die Grundlage. Im Übrigen haben sich in Potsdam derzeit 15 Schulen im Projekt „Schulen einer Stadt“ gefunden. Sie arbeiten gemeinsam an der Umsetzung des neuen Rahmenlehrplans und setzen ganz klare Richtlinien.
Sie ignorieren auch permanent, dass es eben keine wissen schaftliche Begründung für die Gliederung des Schulsystems gibt.
Sie folgen dem Mythos: Na ja, es hat sich bewährt. - Nein, es hat sich eben nicht bewährt! Internationale Studien und auch die Evaluation des Modellprojektes Gemeinschaftsschule in Berlin beweisen, dass der Lernerfolg aller Kinder in den Klas sen der Gemeinschaftsschule größer ist. Gemeinsam von- und miteinander lernen, wie es in den Schulzentren stattfinden soll, fördert den Lernfortschritt und soziale Kompetenzen.
Wir müssen auf die veränderten demografischen Rahmen bedingungen im weiteren Metropolenraum reagieren. Der Rückgang der Geburtenzahlen beträgt 58 %. Mithilfe der Schul zentren und der Möglichkeit, mehrere kleine Grundschulen als Filialen einer weiterführenden Schule zu erhalten, werden in den ländlichen Räumen die kleinen Standorte wie Glöwen, Wriezen, Calau, Vetschau und andere gesichert, von denen Sie glauben, wir wollten sie schließen. So ist es nicht. Längeres ge meinsames Lernen macht Sinn, sozialpolitisch, demografisch, bildungspolitisch und vor dem Hintergrund eines grundsätz lichen Strebens nach Gerechtigkeit. Das Konzept zu den Schul zentren ist sicherlich noch kein Allheilmittel und auch keine Revolution - das gebe ich zu -, aber es weist den Weg in die richtige Richtung, bildet einen Rahmen und hat Vorbildwirkung für andere Schulen in den verschiedensten Kommunen.
Es enthält rechtliche Hinweise für die Schulträger sowie päda gogische Grundgedanken, aber es enthält auch Anreize für Schulzentren, denn sie dürfen eben kein Sparmodell sein. Schulzentren erhalten eine größere Flexibilität hinsichtlich des Einsatzes von Anrechnungsstunden, sie erhalten eine zusätz liche Ausstattung der Schulleitung, sie werden bei der Ent scheidung zur Ausweitung des gemeinsamen Unterrichts be
vorzugt und werden dann einen entsprechenden Stundenpool erhalten, über den wir im Dezember diskutieren werden. Sie können schulübergreifende Fachkonferenzen bilden und den Unterricht flexibler organisieren.
Die Schülerinnen und Schüler brauchen kein Ü7-Verfahren zu durchlaufen, wenn sie am Schulzentrum verbleiben. Die Schul leitung hat in Zukunft nur einen Ansprechpartner bei der Schulverwaltung. Die wissenschaftliche Begleitung wird den Schulleitern helfen, eine andere Unterrichtskultur im gemein samen Unterricht zu entwickeln. Nicht zuletzt steht ein kom munales Investitionsprogramm im Umfang von 24 Millionen Euro für neue Schulzentren zur Verfügung.
Natürlich hängt ein Schulzentrum immer vom Engagement der Schulleitung, der Lehrerinnen und Lehrer sowie der Schulträ ger ab. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass wir hier den Rahmen und Anreize dafür schaffen, dass sich noch mehr Schulzentren in diesem Land gründen und gemeinsames Ler nen von der 1. Klasse bis zum Schulabschluss möglich ist. Die ses Konzept bietet die entsprechende Grundlage.
Für uns als Fraktion DIE LINKE ist es mit diesem Konzept al lein jedoch nicht getan. Es braucht eine kontinuierliche Beglei tung, langfristige finanzielle und personelle Unterstützung und eine rechtliche Absicherung der Schulzentren im Schulgesetz. Wir gehen also den richtigen Weg. Es ist ein langer Weg, es ist ein langer Prozess, aber er wird unterstützt, deswegen bin ich diesbezüglich optimistisch. - Ich danke Ihnen.
Als neue Gäste begrüßen wir Mitglieder des SPD-Ortsvereins Oranienburg. Herzlich willkommen im Landtag Brandenburg!
Sehr geehrter Herr Vizepräsident! Meine Damen und Herren! Liebe Gäste! Sehr geehrte Frau Kollegin Dannenberg, es ist ja schön, dass Sie hier eine „Wünsch Dir was“-Orgie gefeiert ha ben, was Sie sich alles von den Schulen wünschen.
Was ich mir von Schule wünsche - das betrifft, denke ich, auch alle Eltern sowie meine Fraktion -, ist zuallererst, dass die Kin der dort etwas lernen.
Sehr geehrte Damen und Herren von den Koalitionsfraktionen, Sie haben im vergangenen Jahr Ihr Konzept auf ein Fundament mit der Überschrift „Auf dem Weg zu längerem gemeinsamen Lernen“ gestellt. So hieß auch Ihr Antrag. Ich stelle fest, dass das jetzt dazu geführt hat, dass sich das umgedreht hat und man dieses Konzept jetzt „Auf dem längeren Weg zu gemeinsamem Lernen“ übertiteln könnte.
Ich muss ehrlich sagen, ich bin inzwischen etwas verärgert. Erst gestern stand in der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ ein interessanter Artikel, in dem der Agrarsoziologe Kurt Krambach eine stärkere Lobby für Brandenburgs ländliche Regionen fordert. Dazu gehört auch, die vielen kleinen Schuls tandorte zu erhalten. Die Kinder bleiben so in der dörflichen Gemeinschaft, sind also von Hause aus mit der Region verbun den. Die Kaufkraft der Familie bleibt dann ebenfalls im Dorf: Man lebt dort, man arbeitet dort, man kauft dort ein. Es besteht also eine generationenübergreifende Gemeinschaft; mein Kol lege Hoffmann hat dies ebenfalls erwähnt. Schulzentren lösen diese Gemeinschaft nun auf. Eigentlich sollte hier wie überall gelten: Kurze Beine - kurze Wege. Ein Schulzentrum ist nur dann wirtschaftlich - das ist eines Ihrer Argumente -, wenn dort möglichst viele Kinder unterrichtet werden.
Übersetzt in die Lebenswirklichkeit bedeutet das: weite Fahr wege für Kinder und natürlich auch ihre Eltern. Damit ver schiebt sich auch die Kaufkraft der Familie in die Region, in der die Kinder den Tag verbringen; das ist ja eigentlich logisch.
Genau das ist das Problem in den ländlichen Regionen Bran denburgs. Damit befasst sich über die gesamte Legislaturperio de die Enquetekommission. Sie torpedieren mit diesem Kon zept die Arbeit genau dieser Kommission! Fragen Sie einmal Ihren Kollegen Herrn Roick, was er davon hält.
Sie begründen Ihr Konzept damit, dass Unterrichtsausfall durch ein solches System verringert werden kann. Das ist na türlich Quatsch. Dagegen hilft nur, genügend Lehrer auszubil den und einzustellen. Wenn man sich dann einmal genau an sieht, wie das funktionieren soll, wird es ungewollt komisch: Da soll ein Grundschullehrer einen Oberstufen- oder gar Be rufsschullehrer im Falle einer Erkrankung ersetzen? Das Ganze klingt wie eine Art Filialbildung. Hierzu, Herr Minister Baas ke, zitiere ich einfach einmal aus dem letzten Jahr:
„Für eine Schule bzw. zwei oder drei Grundschulen, selbst wenn diese fünf, sechs oder sieben Kilometer von einander entfernt liegen, sollte es die Möglichkeit geben, mit einer Ober- oder Gesamtschule zu fusionieren.“