Trotz aller Probleme: Die Leistungen der Musikschulen im Land Brandenburg und die Förderung durch die Landesregierung sind insgesamt und im Vergleich zu anderen Bundesländern sehr positiv zu bewerten. Die Volksinitiative „Musische Bildung für alle“ hat sich gelohnt - trotz der Ablehnung. Ich möchte nur an das erfolgreiche und gut finanzierte Projekt „Klasse! Musik“ erinnern. Dadurch und durch die Plattform „Kulturelle Bildung“ und durch die Diskussion über die kulturpolitische Strategie 2012 in Fachforen hat die musisch-ästhetische Bildung insgesamt einen starken Impuls im Land erhalten. - Achten wir gemeinsam darauf, dass es noch besser wird! - Vielen Dank.
Vielen Dank Herr Abgeordneter Dr. Hoffmann. - Die Landesregierung verzichtet auf einen weiteren Redebeitrag. Ich beende damit die Aussprache.
Brandenburger Schüler fit für das Arbeitsleben machen - Übergang von der Schule in Ausbildung und Studium verbessern!
Ich eröffne die Aussprache mit dem Beitrag der einbringenden Fraktion der FDP. Herr Abgeordneter Büttner, Sie erhalten das Wort.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie gucken schon wieder so kritisch, Herr Günther. Ich habe noch nicht einmal angefangen.
Im Ausschuss für Arbeit und Soziales wurde im letzten Jahr berichtet, dass sich die beruflichen Ausbildungswünsche auf ein Spektrum von nur zehn Berufen konzentrieren. Wenn man bedenkt, dass es derzeit 344 anerkannte Ausbildungsberufe gibt, erkennt man, welches Potenzial dort vorhanden ist.
Nicht nur in Brandenburg, sondern, wie wir wissen, in ganz Deutschland herrscht Fachkräftemangel. Die Sonderauswertung des Industrie- und Handelskammertages zur Konjunkturumfrage zum Frühsommer 2012 belegt dies eindeutig. Hier heißt es, dass jedes dritte Unternehmen im Rahmen der DIHKKonjunkturumfrage den Fachkräftemangel als Gefahr für die eigene wirtschaftliche Entwicklung sieht. Dieser Wert hat sich seit Anfang 2010 um fast 20 % erhöht. Diese Entwicklung wird durch die zukünftige demografische Entwicklung weiter verschärft. Dabei ist Brandenburg auch heute schon ganz besonders betroffen. Der Handlungsdruck ist enorm und er wird noch weiter zunehmen.
Diese Fakten müssen endlich Anreiz sein, mehr für die Berufsorientierung an Brandenburger Schulen zu tun. Es gibt schon viele gute Ansätze - das will ich durchaus sagen -, zum Beispiel in dem Konzept der Landesregierung zur Berufs- und Studienorientierung aus der letzten Legislaturperiode. Jedoch sind diese Ansätze weiter ausbaufähig und müssen nach fünf Jahren dem aktuellen Stand angepasst werden.
Die Antwort auf unsere Kleine Anfrage zum Stand der Berufsorientierung an Brandenburger Schulen hat gezeigt, dass es in Brandenburg bereits Aktivitäten der Schulen gibt, aber dass die Landesregierung bzw. das Bildungsministerium gar nicht richtig weiß, was in den Bildungseinrichtungen im Land dazu passiert. Auf fast alle unsere Fragen - Herr Günther, ich nehme an, Sie haben die Antwort gelesen
- ja, ja - erhielten wir die Antwort, dass die Landesregierung keine Erhebung mache oder keine Statistik führe. Besonders irritierend war dies bei der Frage, wann, wie oft und mit welcher Dauer in den Schulen berufsorientierende Maßnahmen stattfin
den. Auch hierzu werden keinerlei Daten erfasst. Die Landesregierung gehe davon aus, dass die Berufsorientierung regional stattfinden müsse.
Das mag grundsätzlich richtig sein. Trotzdem dürfen sich die zuständigen Ministerien hier nicht aus der Verantwortung stehlen. Die Landesregierung muss in allen Teilen des Landes dafür sorgen, dass jedem Kind ein angemessenes Angebot unterbreitet werden kann. Das kann sie nur, indem sie die von ihr selbst gefassten Maßnahmen umsetzt bzw. für die entsprechenden Rahmenbedingungen sorgt. Sonst ist das Konzept das Papier nicht wert, auf dem es steht.
Im Bericht der Landesregierung „Potenziale zur Fachkräftesicherung in Brandenburg nutzen“ wird unter anderem auf Seite 19 empfohlen, die Berufs- und Studienorientierung weiter zu unterstützen, indem man sich beispielsweise auf die MINTBerufe orientiert und die Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft forciert. Das alles ist richtig. Es muss am Ende aber auch umgesetzt werden und darf nicht stiefmütterlich behandelt werden.
Wichtig ist, dass man die Berufs- und Studienorientierung so früh wie möglich implementiert, spätestens aber noch vor Erreichen des mittleren Schulabschlusses und in allen Schulformen. Denn auch die Jugendlichen aus Oberschulen sollen über die Chancen, die ein Studium bietet, informiert werden, sodass sie ihre Bildungsbiografie darauf auslegen können.
Hier sollten aber nicht nur die Bundesagentur für Arbeit eingebunden werden, sondern auch die Unternehmen aus Brandenburg. Diese können dann im Rahmen von Arbeitsgemeinschaften über ihre Ausbildungsangebote informieren und für sie werben. In den Arbeitsgemeinschaften können die Schüler auch auf das Bewerbungsprozedere vorbereitet werden, denn hier können sie von denen lernen, die die Bewerbungsgespräche später durchführen. Dies muss auch stärker in andere Schulfächer, speziell auch in das Fach Wirtschaft, Arbeit, Technik implementiert werden, sodass alle Schüler davon profitieren.
Frühzeitige Praktika in den Betrieben fördern das Interesse bei den Schülerinnen und Schülern. Auch die Zahl der Jugendlichen, die die Schule ohne Abschluss verlassen, kann so vermindert werden. Denn durch die praktische Betätigung werden ihnen oftmals Perspektiven aufgezeigt, warum es sich lohnt, einen Schulabschluss zu erreichen. Die Unternehmen, die auf zukünftige Fachkräfte angewiesen sind, können schon früh versuchen, die jungen Menschen an sich zu binden. Wir sind in Brandenburg auf junge Menschen angewiesen und müssen alles daran setzen, sie auch im Land zu halten. MentoringProgramme können diesen Effekt noch intensiveren. Da es leider noch nicht in allen Teilen unseren Landes solche Programme gibt, ist die Landesregierung gefragt, solche Programme zu forcieren und auf ganz Brandenburg auszuweiten, um die Bindung zwischen Schülern und der heimischen Wirtschaft zu stärken.
Diese Maßnahmen setzen aber immer voraus, dass die Lehrerinnen und Lehrer entsprechend fort- und weitergebildet sind. Es ist überaus wichtig, dass die Lehrkräfte auf dem neuesten Stand der Entwicklung sind, um ihre Schüler entsprechend beraten und betreuen zu können. Das umfasst auch eine individuelle Betreuung. Die Lehrkraft muss wissen, welche Angebo
te es von Stiftungen, Verbänden, Wirtschaftsunternehmen gibt oder welche staatlichen Programme existieren, die den Berufswünschen des Schülers entsprechen.
Auch Brandenburger Unternehmen klagen über fehlende Fachkräfte. Brandenburg ist auf junge Menschen angewiesen, und viele von ihnen verlassen unser Bundesland, weil sie keine Perspektive sehen. Wir sind sicher, dass wir sie vom Gegenteil überzeugen können. Da sind alle Beteiligten - also Wirtschaft, Landesregierung und die Schulen - gefragt zu handeln, um unser Land fit für die Zukunft zu machen. - Vielen Dank.
Vielen Dank, Herr Abgeordneter Büttner. - Wir setzen die Aussprache mit dem Beitrag der SPD-Fraktion fort. Herr Abgeordneter Günther, Sie haben das Wort und den richtigen Blick, hoffe ich.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich versuche ja immer, in jedem Menschen und in jedem Antrag etwas Gutes zu finden. So habe ich es auch bei diesem x-ten Antrag der FDP-Fraktion zum Thema Berufsorientierung versucht. Herr Büttner, Sie können es mir glauben, ich habe den Antrag wirklich mehrfach gelesen und konnte nichts, aber auch gar nichts finden, was zum Fortschritt in diesem Bereich beitragen würde.
- Ich? Herr Büttner, liebe FDP, Sie haben inzwischen doch entdeckt, dass es - jetzt wieder zum Thema zurück - ein Konzept zur Berufs- und Studienorientierung und im Lande auch viele Initiativen gibt. Ich werde auch nicht müde, diese vielfältigen Aktivitäten zu würdigen. Da unterstützt die Landesregierung kontinuierlich das Netzwerk „Zukunft Schule“, die „Arbeitsgemeinschaft Schule - Wirtschaft“, das „Praxis lernen“ findet im Rahmen der „Initiative Oberschule“ statt. Damit nicht genug, wir haben den Zukunftstag, wir haben verpflichtende Schülerpraktika und diverse Kooperationen und Zusammenarbeiten nicht nur zwischen Unternehmen und Schulen, sondern auch zwischen Oberschulen und Oberstufenzentren.
Ein Bewerbungstraining dürfte mittlerweile nun auch an allen Oberschulen zur Selbstverständlichkeit gehören. So weit sind wir nun wirklich schon. Das Allerschönste daran ist aber, dass sich das Allermeiste aus Einsicht in die Notwendigkeit entwickelt hat, weil Unternehmen und Schulen vor Ort verstanden haben, wie wichtig es ist, zusammenzuarbeiten, und das zum gegenseitigen Vorteil. Das ist gut und soll auch so bleiben, weil es vor Ort natürlich sehr unterschiedlich ist, welche Möglichkeiten es zur Kooperation gibt, welche Bedarfe die Unternehmen und welche Interessen die Schülerinnen und Schüler haben.
Wenn dann in Ihrem Antrag das Wort „Ausbildungsmanagement“ steht und ich mir den Anlesetext anschaue, dann klingt da, ehrlich gesagt, vieles nach staatlicher Azubi-Lenkung. Das bei einem Antrag einer Partei der Freiheit als Vorschlag zu lesen finde ich schon ungewöhnlich.
Da muss man dann aber auch eine klare Linie ziehen. Berufsorientierung zeigt Chancen, Bedarfe, Möglichkeiten auf, informiert über Berufsfelder und Berufsinhalte, über Möglichkeiten. Berufsorientierung wirbt nicht für einzelne Berufe oder Berufsgruppen. Es hilft ja auch nichts, die künstlerisch und musisch interessierten Kinder in MINT-Berufe zu drängen oder technisch interessierte Mädchen zu Erzieherinnen ausbilden zu wollen, nur weil jeweils dafür gerade großer Bedarf besteht.
Liebe FDP, wenn Sie wirklich etwas für Berufsorientierung in Brandenburg tun möchten, dann machen Sie sich da, wo Sie noch Einfluss haben, dafür stark, dass die Programme, beispielsweise der Bundesregierung, weiterlaufen und dass die Berufsorientierung in der nächsten EU-Förderperiode - das ist ganz wichtig - ein Schwerpunkt des ESF sein wird und Brandenburg dann auch ab 2014 davon reichlich abbekommt. Dann tun Sie, liebe FDP, eine Menge für die Berufsorientierung. Ihr Antrag tut es leider nicht.
Vielen Dank, Herr Abgeordneter Günther. - Wir setzen die Aussprache mit dem Beitrag der CDU-Fraktion fort. Herr Abgeordneter Hoffmann hat das Wort.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Fachkräftemangel in Brandenburg wird nun auch auf dem Ausbildungsmarkt immer greifbarer. Die Arbeitsagentur meldet, dass es immer weniger Bewerber für die gemeldeten Ausbildungsplätze gibt und dass das Angebot an Ausbildungsplätzen die Nachfrage nun bald übersteigen wird. In einigen Bereichen ist das auch längst Realität.
Für die Jugendlichen bedeutet das auf der einen Seite, dass die Chancen auf einen Ausbildungsplatz in dem gewünschten Beruf noch nie besser waren als jetzt. Für die Schulabgänger sind das wirklich gute Nachrichten, für die Unternehmen bedeutet das aber auch, dass sie den Jugendlichen attraktive Angebote unterbreiten müssen, um den Fachkräftenachwuchs für ihr Unternehmen auch langfristig zu sichern. Das muss schließlich im eigenen Interesse der Unternehmen sein.
Da es aber auf absehbare Zeit immer weniger Jugendliche gibt, muss sich natürlich auch die Politik der Aufgabe stellen, wie wir es erreichen, dass wir jeden Schüler nach seinen Begabungen zur Ausbildungs- bzw. zur Studienreife bringen und wie wir ihn auf das Berufsleben vorbereiten können. Noch unter der Großen Koalition in der letzten Wahlperiode wurden dafür wichtige Weichen in der Zusammenarbeit zwischen den Schulen und der regionalen Wirtschaft gestellt.
Die vielfältigen Strategien und Maßnahmen sind in dem Konzept zur Berufs- und Studienorientierung im Land Branden
burg nachzulesen. Und eine der wichtigsten Maßnahmen ist die Einführung der Initiative Oberschule, kurz IOS genannt.
Diese hat den Oberschulen ermöglicht, die Berufsorientierung in ihrem Schulprofil zu verankern und den Schülern vielfältige berufsvorbereitende Angebote zu unterbreiten. Die Evaluationsergebnisse zeigen, dass das wirklich gut gelungen ist. Es war ein sehr weiser Schritt der damaligen Landesregierung, in diese Richtung zu gehen und dafür auch zusätzliches Geld in die Hand zu nehmen, um damit die Vernetzung der Oberschulen mit der Wirtschaft zu stärken. Dieser Erfolg muss jetzt unbedingt verstetigt werden, IOS muss es auch in den nächsten Jahren geben, und dafür müssen auch die finanziellen Mittel weiterhin zur Verfügung gestellt werden. Zum Großteil wird das Projekt aus Mitteln des ESF gespeist. Für den Bildungsbereich muss es daher oberste Priorität haben, in der kommenden Förderperiode der Europäischen Union Gelder aus dem Fonds dafür einzusetzen, dieses Programm an den Oberschulen zu verstetigen und auszubauen.
Das Ansinnen der FDP deckt sich also mit dem Ansinnen der damaligen Landesregierung, nämlich Brandenburger Schüler fit für das Arbeitsleben zu machen, sie auf den Beruf und die Herausforderungen vorzubereiten. Das ist also richtig. Deshalb halte ich es auch für richtig, dass man prüft, an welchen Stellen es notwendig ist, das bestehende Konzept zur Berufs- und Studienorientierung weiterzuentwickeln, es zu überarbeiten. Deshalb werden wir diesem Antrag auch zustimmen. - Danke schön.