Dabei sollten wir zumindest von vornherein verhältnismäßig unvoreingenommen hineingehen. Ich denke, das ist abhängig, wie jeder geprägt wurde – jemand, der schon mal von einem Hund gebissen wurde, macht in der Regel sein Leben lang um den Hund einen großen Bogen. Aber ich denke, die Tatsache, dass viele Menschen im Land – ich sage es jetzt mal aus meiner Sicht – leider mehr Hunde halten als Kinder bekommen – ist schon teilweise bedauerlich. Ich würde es mir umgedreht wünschen. Das passt Ihnen wohl nicht, Frau Henfling?
Ja, Sie können den Vergleich blöd finden, aber ich mache ihn trotzdem, weil es mir lieber wäre, wir hätten mehr Kinder als so viele Hunde. Man kann es sich ja selbst aussuchen, wie man es interpretiert oder auch nicht.
Man kann über Hundeführerschein und diese Dinge reden, man muss aber auch ganz genau die Behörden anschauen, dass wir nicht alles nur irgendwo hingeben. Wir müssen uns überlegen, zu welcher Behörde geben wir es hin, wer kontrolliert das. Alles kostet Zeit und Geld usw. Wir haben uns damals um den Chip heftig gestritten und über alles, was damit im Zusammenhang stand. Aber ich denke, auch hier sollte man wirklich eine gute Anhörung machen. Die Veterinäre haben das damals schon gesagt und werden es sicherlich heute wieder sagen. Irgendjemand hatte vorhin einen Namen aus dem Landesverwaltungsamt genannt, die das ganz anders angehen und ganz anders sehen. Man sollte ab und zu auch mal auf die Fachleute hören – nicht immer. Ich kenne genügend Professoren, was die alles schon erzählt haben. Also jetzt nichts gegen Professoren, wir haben ja selbst welche, aber die Meinungen können da sehr unterschiedlich sein.
Was mich sehr verwundert hat – vielleicht habe ich es auch falsch verstanden –, Herr Rudy, Sie haben, glaube ich, davon gesprochen, aus Ihrer Sicht sind nur 10 Prozent geeignet, überhaupt einen Hund zu halten. Habe ich das richtig verstanden?
Haben Sie über Nacht mal darüber geschlafen, sind früh aufgewacht, haben gesagt, dass es 10 Prozent sind? Oder wie haben Sie das denn untermauert? Vielleicht können Sie das noch mal erklären.
Ich meine, Sie sind ja die sogenannte neue Partei und die anderen sind die Altparteien. Aber vielleicht haben Sie hochfliegende Träume und da fällt mal was vom Himmel – also ich kann die 10 Prozent nicht nachvollziehen. Das wollte ich nur sagen, vielleicht kann es mir noch mal jemand erläutern.
Meine Damen und Herren, bei dem ganzen Gesetz sollten wir uns die Mühe machen – wenn es jetzt schon angegriffen wird und wir das quasi neu evaluieren wollen – und sollten uns hier nicht nur auf die Hunde kaprizieren – das hat Kollege Adams, glaube ich, gesagt –, wir haben auch noch die anderen gefährlichen Tiere. Mir ist noch aus der vergangenen Diskussion in Erinnerung, dass sich viele unwohl gefühlt haben, ob nun jemand unbedingt die und die Schlange halten muss usw. Wir haben zwar ein paar Dinge hineingeschrieben, aber auch da sollten wir mal sehr aufmerksam hinschauen. Dann büchsen die Viecher aus und wandern durch die Gegend und auf einmal kommen sie beim einen oder anderen aus der Toilette wieder raus und solche Dinge. Das hat es alles schon gegeben.
Ich will nur sagen: Auch das sollten wir uns genau anschauen, weil man überall das Bedürfnis erkennen muss, ob jemand unbedingt dieses oder jenes gefährliche Tier halten muss. Vielleicht können dazu auch das Innenministerium oder andere Institutionen noch ein paar Daten liefern, damit wir uns das noch mal genau anschauen können.
In Bezug auf die Kontrollen möchte ich noch anmahnen: Wenn wir das schon machen, sollten wir auch daran denken – je mehr kontrolliert wird, je mehr Scheine ausgestellt werden –, alles kostet Geld und das muss bezahlt werden. Das können wir nicht am Ende auf die Gemeinden abwälzen oder auf die VG, wenn es sie dann noch gibt, dass man diese Dinge dann dort unterbringt. Deshalb, meine Damen und Herren: Ich freue mich und wir freuen uns auf die Beratung im Innenausschuss. Dort werden wir sicherlich ausgiebig diskutieren. Mal sehen, was am Ende herauskommt. Danke schön.
Und zwar finde ich diese Aussage mit den 10 Prozent auch sehr wichtig, weil hier oft auf diesen Wesenstest abgestellt wird, so nach dem Motto: Wenn der Hund den Wesenstest besteht, dann sind die Gefahren doch vorbei. Das wäre dieselbe Logik, wenn man bei einer Waffe, wenn die durchs Beschussamt ist, wenn die beschossen ist, sagt: Dann ist die Gefährdung, die von einer Waffe ausgeht, vorbei. Das ist aber falsch, weil die Gefährdung natürlich vom Menschen
ausgeht, und die Gefährdung, die vom Menschen ausgeht, die ergibt sich beim Hund aus ganz diversen Gründen, aus vielen diversen Gründen. Da haben wir zum Beispiel Menschen, da fängt es schon an, die haben eine viel zu kleine Wohnung für den Hund. Ein Hund braucht ein gewisses Maß an Mobilität, damit er sich artgerecht entfalten kann und nicht irgendwelche Verhaltensstörungen entwickelt. Und dann schauen Sie sich mal an, wie viele Menschen in einer ganz kleinen Wohnung leben. Die können sich dann eben im Zweifel keinen großen Hund leisten. Oder sie haben oft auch die falschen Motive; ob das jetzt Affektionsinteresse ist oder ob das das Sicherheitsbedürfnis ist, das sind keine Motive, die für die Hundehaltung geeignet sind.
Eine ganz wichtige Sache ist auch der Charakter des Menschen. Wenn Sie einen aggressiven Menschen haben, wenn Sie einen Menschen haben, der irgendwelche Dinge mit sich rumträgt, wo er selbst mit sich nicht im Reinen ist, der wird einen Hund auch nicht artgerecht und fachgerecht führen können und Gefährdungen ausschließen können. Am allerwichtigsten ist eigentlich die Zeit. Hat denn der Mensch überhaupt genug Zeit, sich mit dem Hund zu befassen?
Kann er den ordentlich beschäftigen? Und wenn er das eben nicht kann, dann entstehen eben bestimmte Gefährdungssituationen und da nützt es Ihnen nichts, wenn Sie einen Wesenstest durchfüh
ren, indem der Hund vorher ordentlich bespaßt worden ist, indem er ordentlich Auslauf erhalten hat, indem er ordentlich behandelt worden ist. Wenn er dann irgendwann zwei, drei Monate später irgendwo unterkommt, wo er eben diese Bedingungen nicht mehr hat, dann kann er nämlich auch ganz schnell Verhaltensstörungen entwickeln, die für andere Menschen gefährlich werden. Und genau das muss ausgeschlossen werden und deswegen ist es falsch, nur auf den Wesenstest abzustellen. Vielmehr muss man genau schauen, ob der Halter, derjenige, der den Hund führen soll, persönlich überhaupt geeignet ist, diesen Hund zu führen. Das machen wir völlig zu Recht bei den Jägern, das machen wir völlig zu Recht bei den Sportschützen, das machen wir völlig zu Recht bei den Autofahrern – die alle müssen vorher ihre persönliche Geeignetheit, ihre Sachkenntnis nachweisen.
Herr Kollege Möller, sind wir uns einig – und es scheint mir, dass die übergroße Mehrheit der Abgeordneten es so sieht –, dass die Gefahr mit dem Hund am Ende der Leine ist, sprich der Mensch?
Moment, Herr Fiedler. Herr Abgeordneter Möller, gestatten Sie eine zweite Frage des Abgeordneten Fiedler?
Danke, Herr Präsident, danke, Herr Kollege Möller. Es ist ein richtig schönes Prozedere, wunderbar. Das muss so sein, ich sehe das ja ein. Jeder muss ja nachweisen, dass er gebraucht wird.
Herr Kollege Möller, Sie haben zwar jetzt einiges geredet, aber wo die 10 Prozent herkommen, habe ich noch nicht kapiert. Entweder fehlt mir da hier oben die Windung – erklären Sie mir doch bitte mal, wo Sie die 10 Prozent herhaben! Sie haben von kleinen Wohnungen und allem geredet, ich meine, da müssten Sie ja jeden Hundehalter jetzt in irgendeiner Form durchleuchten. Also erklären Sie mir doch bitte noch mal die 10 Prozent, wo die herkommen!
Ja, da kommen Sie ganz schnell selbst drauf, wenn Sie mal schauen, wie viele Menschen überhaupt einen Hund haben, und dann
kommen Sie natürlich auch zu dem Punkt, dass es von den Leuten, die einen Hund haben, einige gibt, eine ganze Menge gibt wahrscheinlich sogar, die eben Hunde zu Bedingungen halten, die nicht artgerecht sind und wo dann auch noch gewisse charakterliche, persönliche Defizite auftreten. Da kommen Sie eben auf solche Zahlen. Das kann Ihnen keiner genau auf die 10 Prozent sagen, das wissen Sie genauso gut wie ich,
aber die Annahme, die auch dem Gesetz noch zugrunde liegt, dass jeder im Grunde dazu in der Lage ist, die ist falsch und da muss es aus meiner Sicht beim Gesetzgeber auch zu einem Umdenken kommen.
(Zwischenruf Abg. Dittes, DIE LINKE: Herr Möller ist geeigneter, einen Hund zu halten als hier zu reden!)