Die Verbindung von Musik und Diskurs vor dem Hintergrund interreligiöser Perspektive steht bei den Achava-Festspielen vom 31. August bis 10. September in Erfurt im Mittelpunkt. Des Weiteren möchte ich Ihnen empfehlen, auf die Sonderbeilage zum Reformationsjubiläum in der Thüringer Presse zu achten. Viele weitere Termine zum Reformationsjubiläum finden sich darüber hinaus auf der Internetseite www.lutherland-thueringen.de.
Ziffer 6 – die länderübergreifende Zusammenarbeit zum Reformationsjubiläum, insbesondere im mitteldeutschen Raum: Zur Gewährleistung der Zusammenarbeit zwischen den Bundesländern und dem Bund wurde eine gemeinsame Geschäftsstelle in Wittenberg, die sogenannte Staatliche Geschäftsstelle „Luther 2017“, eingerichtet. Hauptträger sind die Freistaaten Sachsen und Thüringen, das Land Sachsen-Anhalt und die Bundesrepublik Deutschland. Daneben sind die Länder Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Hessen und der Freistaat Bayern beteiligt. Die Geschäftsstelle organisiert gemeinsame Veranstaltungen und koordiniert gemeinsame Marketingmaßnahmen. Darüber hinaus arbeiten bereits seit 2008 die TTG mit der IMG Sachsen-Anhalt am
US-amerikanischen Markt zusammen. Die bereits erwähnte Agentur TourComm Germany wird gemeinsam finanziert. Der Auftritt erfolgt unter der inzwischen gut eingeführten Marke „LutherCountry“.
Im Zuge der von Oktober 2016 bis Januar 2017 in drei US-amerikanischen Städten stattfindenden Ausstellungen „Here I stand...“ mit Eröffnungsdokumenten der Reformation hat die TTG die Eröffnung in New York City begleitet. Zu einer gemeinsam mit der DZT USA durchgeführten Pressekonferenz erschienen mehr als 40 hochkarätige Journalisten, zum Beispiel von der „New York Times“ und der „San Francisco Chronicle“.
Die IMG Sachsen-Anhalt hat dafür die Eröffnung in Minneapolis am 30. Oktober 2016 begleitet. Beide Präsentationen standen unter dem Label „LutherCountry“. Im Dezember werden IMG und TTG gemeinsam auf Einladung der Generalkonsulin in New York beim traditionellen Christmas Dinner vor zahlreichen Multiplikatoren sprechen können. Unter der Federführung der Staatlichen Geschäftsstelle „Luther 2017“ in Wittenberg erfolgten zahlreiche Präsentationen bei Kirchentagen oder auch unlängst bei der Eröffnung des Jubiläumsjahrs in Berlin, an denen sich der Freistaat Thüringen über die TTG stets beteiligte. Zur ITB 2017 ist eine gemeinsame Pressekonferenz der drei mitteldeutschen Länder zur Bedeutung des Reformationsjubiläums geplant. Die drei für den Tourismus zuständigen Minister haben bereits ihre Bereitschaft zur Teilnahme erklärt. Derzeit läuft hierzu die Terminabstimmung.
Zur Ziffer 7 – die geplante Einbeziehung des Deutschen Wandertags 2017 in Eisenach, dessen Stand der Vorbereitung, finanzielle Sicherstellung, erwartete Gästezahlen und geplante Wandertouren mit speziellem Bezug zum Reformationsjubiläum: Die Stadt Eisenach hat seit Beginn aller Planungen für das Jahr 2017 darauf Wert gelegt, die Ereignisse Reformationsjubiläum und 117. Deutscher Wandertag zusammen zu betrachten. Insbesondere wurde davon ausgegangen, dass der Wandertag die Möglichkeit bietet, das Reformationsjubiläum einem interessierten Publikum auf andere Weise zugänglich zu machen. Dies wird auch durch die Wahl des Wandertagmottos „Wandern auf Luthers Spuren“ verdeutlicht. Der Wandertag wird in vier Wanderdestinationen stattfinden: Hainich, Werratal, Rhön und Rennsteig. Er verbindet damit die westthüringische Lutherregion mit zahlreichen Reformations- und Erinnerungsorten. In Anlehnung an Luthers Thesen werden auf 95 Wanderrouten, 294 Wanderungen angeboten, die zu einem maßgeblichen Teil engen Bezug zum Reformationsjubiläum haben, darunter 65 Wanderungen auf neun Touren am Lutherweg selbst oder zu reformatorischen Erinnerungsorten.
so wie das Reformationsjubiläum, wird federführend durch die Eisenacher Geschäftsstelle 2017 vorbereitet. Im Rahmen der Veranstaltungen bis zum Reformationsjubiläum 2017 wird in Eisenach mit einem erheblichen Aufwuchs der Besucherzahlen gerechnet, was eine besondere Herausforderung für die Stadt bedeutet. Allein die Wartburg geht von circa 500.000 Besuchern im Jahr 2017 aus. Gegenüber dem Jahresdurchschnitt entspricht dies einem Aufwuchs von 25 Prozent, wovon 250.000 Besucher in der nationalen Sonderausstellung erwartet werden. Bei den Übernachtungszahlen rechnet die Stadt Eisenach mit 40.000 bis 60.000 zusätzlichen Übernachtungen im Jahr 2017. Wie schon genannt wurde durch die Landesregierung bereits im Jahr 2012 der besonderen finanziellen Situation der Stadt Eisenach Rechnung tragend der Masterplan Eisenach beschlossen. Der Masterplan Eisenach umfasst fest umrissene Maßnahmen und Projekte, die geeignet sind, die Stadt Eisenach dabei zu unterstützen, die Rolle der zentralen Stadt für die Jubiläumsfeierlichkeiten 2017 und als Ausrichter des 117. Deutschen Wandertags wahrzunehmen. Insofern wurde durch die betroffenen Ressorts die Finanzierung der in ihren Zuständigkeitsbereich fallenden Maßnahmen im Rahmen der bestehenden Fördermöglichkeiten für die Haushaltsjahre 2015 bis 2017 sichergestellt.
Nun zu Ziffer 8 – Stand der Entwicklung des Masterplans Wanderwegenetz: Die touristische Wanderwegekonzeption Thüringen 2025 wird im Zeitraum vom 1. Juli 2016 bis zum 30. April 2017 von der BTE Tourismus- und Regionalberatung Partnergesellschaft mbH, Hannover, erarbeitet. Neben der Identifizierung des Status Quo im Rahmen der Marktforschung wurden zunächst die Potenziale des deutschen und thüringischen Wandermarkts herausgearbeitet. Darüber hinaus ist eine StatusQuo-Aufnahme des Thüringer Wanderwegenetzes erfolgt. Neben der Konstituierung der Steuerungsgruppe wurden regionale Workshops durchgeführt. Des Weiteren erfolgte eine breit angelegte Onlinebefragung auf Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte und der Thüringer Wandervereine und -verbände zum Thüringer Wanderwegenetz.
Als Zwischenfazit kann festgestellt werden, dass das Interesse an der Mitwirkung seitens der Wanderinstitutionen und der kommunalen Ebene vorhanden ist und eine Vielzahl konstruktiver Anregungen und Vorschläge unterbreitet wurden. Die Ergebnisse dieser Bestandsaufnahme wurden in einer SWOT-Analyse zusammengefasst. Beginnend im Dezember 2016 werden weitere Workshops zur Finalisierung der Analyseergebnisse und zu den sich daraus ergebenden strategisch-konzeptionellen Fragestellungen durchgeführt.
Vielen Dank, Herr Staatssekretär. Zunächst einmal der Hinweis, dass die Beratungen zu Sofortberichten der Landesregierung in doppelter Redezeit verhandelt werden. Dem schließt sich die Frage an, wer die Beratung wünscht. Das sind die Fraktionen der CDU, der SPD, Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen und die AfD-Fraktion ebenfalls. Dann eröffne ich die Aussprache. Das Wort hat Abgeordneter Bühl, CDU-Fraktion.
Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Zuschauer auf der Tribüne und alle Zuschauer, die uns vielleicht im Internet noch zuschauen! Erst einmal vielen Dank für den doch sehr ausführlichen Bericht. Er hat gezeigt, dass im Land sehr viel gemacht wird, um dieses Reformationsjubiläum, was ab morgen beginnt, vorzubereiten. Ich finde es sehr wichtig, dass wir auch heute am Vorabend des Jubiläumsbeginns hier die Gelegenheit nutzen, darüber zu sprechen, was die Reformation ausmacht und was im Land für dieses Jubiläum alles bewegt wurde.
Die Reformation, die vor 500 Jahren auch hier in Thüringen ihren Ursprung genommen hat, wird im kommenden Jahr ohne Frage den Fokus auf unser Land, auf Luther lenken und wird ganz, ganz viele Gäste hier in unser Land führen. Deshalb finde ich es richtig und wichtig, dass wir das auch hier im Landtag mit Anträgen behandeln, zum einen mit dem Antrag der Regierungskoalition, dem wir zustimmen wollen, und der Ergänzung, die wir zu diesem Antrag heute hier vorgeschlagen haben.
Doch bevor ich zu dem komme, was im Reformationsjahr hier bei uns in Thüringen alles geleistet wird, möchte ich noch mal generell einen Blick auf die Reformation und auf die Auswirkungen der Reformation vor 500 Jahren lenken. Mit dem Thesenanschlag an den Wittenberger Kirchturm am 31. Oktober 1517 hat Luther eine Grundlage für eine reformatorische Entwicklung gelegt, die bis heute kulturell und gesellschaftlich die Welt verändert hat. Die Kritik Luthers in seinen Thesen zielte auf die Predigt und die Praxis des Ablasses, der mit Buße und Geldspenden Sünder aus dem Fegefeuer befreien sollte. Dem stellte er die Kraft des Glaubens entgegen, der allein auf die Gnade Gottes vertraute. Luther machte die Bibel wieder neu zum geistlichen Maßstab und Christus zum Mittelpunkt des Lebens und der Hoffnung. Er hoffte, damit die Kirche neu zu organisieren, die sich ja über tausende Jahre schon ziemlich festgefahren hatte.
Der weltweit verzweigte Protestantismus ist ein Erbe dessen, was er angestoßen hat. Und damit hat er einen Dialog der Konfessionen angestoßen. Auch wenn es lange gedauert hat, so ist auch die Ökumene zwischen den Konfessionen – zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche – heute sehr ausgeprägt und wird an vielen Orten sehr intensiv gelebt. Die Reformation ist damit ein Teil der Freiheitsgeschichte der Neuzeit und die Reformatoren, von denen ja Luther nur einer war, betonten die persönliche und unmittelbare Verantwortung vor Gott und die Rechtfertigung allein aus dem Glauben. Diese Gedanken waren bahnbrechend, ihr Freiheitsbegriff war revolutionär. Gleichwohl ging davon aber auch unversöhnlicher Konfessionalismus, Antijudaismus, religiöser Fanatismus, Gewaltherrschaft und eine sich anbahnende Überhöhung des Individuums aus. Wie in jedem Umbruch lag auch in diesem von Anfang an ein Keim von Radikalismus. Manche sahen die Chance gekommen, alte Rechnungen zu begleichen. Anderen gingen die Veränderungen nicht schnell und tief genug – Thomas Müntzer und Andreas Karlstadt stehen namentlich dafür. Glaubend, im Namen Gottes Recht zu tun, verließen schließlich Abertausende den von Luther gewiesenen Weg konsequenter, friedlicher Umgestaltung, sodass zum Schluss der Deutsche Bauernkrieg Geschichte wurde – und der tobte auch an vielen Orten hier bei uns in Thüringen. Das Werk der Reformation verbreitete sich trotz dieser Schattenseiten. Evangelisch gesinnte Prediger hielten den Gottesdienst in deutscher Sprache. Messen nach altkirchlicher Ordnung wurden eingestellt. Klosteraustritte häuften sich. Priesterehen wurden geschlossen und kirchliche Grundstücksfragen neu geregelt. So wurden die Kerngedanken der Reformation wie die Berufung auf das persönliche Gewissen und das Priestertum aller Gläubigen und Getauften zur Quelle von Menschenrechten, Demokratie, von Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit. Nicht zu vergessen ist vor allen Dingen auch die Leistung Luthers um die Bibel, um die Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache und damit vor allen Dingen für die deutsche Sprache selbst. So wurde für die Protestanten die Bibel das Grundbuch des Glaubens und für die Deutschen wurde die Bibel eine Quelle der Sprache. Somit wurde Luthers Wirkung auf die deutsche Sprache auch hervorgetan. Er hat in der überregionalen Schriftform damit einen eindeutigen Grundstein gesetzt, ohne den auch die großen Meisterwerke von Goethe und von Schiller gar nicht denkbar wären, wenn er uns nicht die deutsche Sprache in dieser Form geschenkt hätte.
Es gibt also genug Grund, an dieses Weltereignis zu erinnern – und das wollen wir auch in diesem Jahr in Thüringen tun. Thüringen hat mit vielen Burgen und Schlössern, Klöstern, Kirchen authentische und museale Orte, an denen es sich dieses Jubiläums auch sehr gut gedenken lässt. So gibt es in
Thüringen 21 Lutherstätten, die unzählige Spuren des Reformators finden lassen; so kann ein Reiseplan für einen Lutherreisenden in Thüringen sehr gut gefüllt werden. Ohne Frage spielte der Freistaat im Leben Luthers eine maßgebliche Rolle, die eng mit seinem Wirken verbunden ist. Das macht Thüringen zu einem Top-Gastgeberland für Gäste, die für dieses Reformationsjahr zu uns kommen. Wir bieten unzählige Angebote rund um diese Reformation, ob es nun die Kostümführung in Jena ist oder Theaterstücke auf dem Schloss Friedenstein oder in der Nordhäuser Traditionsbrennerei Ausstellungen und in Museen oder auch auf der Veste Heldburg entsprechende Ausstellungen, beim Wandern auf dem Thüringer Lutherweg, wo es auch eine wunderbare Luther-to-go-App gibt, auf der man sich die verschiedenen Wege genau anzeigen und sich navigieren lassen kann. Oder ob es das Lutherhaus in Eisenach ist, was wirklich in außerordentlicher Weise in einem neuen Museum, in einer neuen Ausstellung wiederhergerichtet wurde. Das Haus ist an sich, wer es noch nicht kennt, ein Hingucker als Fachwerkhaus. Aber die Ausstellung darin wurde mit dem Designpreis Iconic Award 2016 in der Kategorie „Architecture – Best of Best“ bewertet. Wer diese Ausstellung noch nicht gesehen hat, sollte sie sich unbedingt anschauen. Das ist eine ausgefeilte Multimedia-Präsentation, wo alte, angestaubte Museen wirklich in keiner Form mehr zu finden sind, sondern eine wirklich moderne Ausstellung, die auch jungen Leuten Spaß macht, sich mit dem Thema „Bibel, deutsche Sprache, Literatur und Musik“ näher zu beschäftigen. Wir haben schon gehört: Auf der Wartburg wird die nationale Sonderausstellung „Luther und die Deutschen“ eröffnet, mit 300 Exponaten aus fünf Jahrhunderten und vor allen Dingen der Wartburg als Ort selbst natürlich, die besonders Geschichte geschrieben hat.
1.010 Kilometer des Lutherwegs führen durch Thüringen. Thüringen ist Wanderland, das wissen wir alle. Deswegen passt dieser Weg sehr gut zu uns. Unter dem Motto „Stimmen der Reformation“ kann man diesen Weg mit dem grünen „L“ auf weißem Grund sehr gut abwandern. Ich habe neulich erst die Gelegenheit gehabt, in Reinhardsbrunn das Zentrum Spiritueller Tourismus zu besuchen. Ich bin mir sicher, dass wir im Bereich des Pilgertourismus noch viele Möglichkeiten haben, die es auszunutzen gilt, um neue Gäste zu uns zu locken. Gerade zum Thema „Wandern“ ist natürlich der Deutsche Wandertag ein ganz maßgebliches Ereignis – Wandern auf Luthers Spuren. Als Vertreter einer Wanderbewegung, der Wanderjugend, bin ich ganz sicher, dass wir viele Gäste hierher ziehen werden, die dann auch auf Luthers Spuren mit uns wandern. Ich sehe Knut Korschewsky hier, der ebenfalls sehr hart daran arbeitet, dass es ein gutes Ereignis wird.
auch aus neuen Quellmärkten wie zum Beispiel Skandinavien oder USA, die bis jetzt in Thüringen noch nicht so häufig zu Gast waren, hier bei uns begrüßen können. Deswegen sind die Bemühungen mit der Ausstellung „Here I stand …“ in New York oder anderen amerikanischen Städten wirklich sehr gut. Dies gilt es fortzusetzen. Hier greift auch unser Antrag, den wir als Ergänzung zu dem bestehenden Antrag gestellt haben, nämlich gerade auf diesen Quellmärkten noch mehr zusammenzuarbeiten, als man es bisher getan hat. Um das Marketingbudget um einen so großen Markt wie die USA – wir haben gehört, 156 Millionen Gläubige – zu erreichen, reicht natürlich das Marketingbudget eines Freistaats Thüringen bei Weitem nicht aus. Da wird es schon, wenn man sich in den mitteldeutschen Ländern zusammentut, knapp werden. Umso wichtiger ist, dass wir hier gut zusammenarbeiten, damit wir über das Reformationsjahr, was uns – wie wir gehört haben – viel Geld gekostet hat, dann auch eine Gästesteigerung für Thüringen erzielen können.
Deswegen wünschen wir uns da eine engere Zusammenarbeit. Wir waren in diesem Jahr auch gemeinsam mit dem Ausschuss auf der ITB und haben im Nachgang bei einer Ausschusssitzung ausgewertet, wie der Stand und wie die Thüringen-Präsentation ausgefallen sind. Da hat auch Frau Grönegres von der Thüringer Tourismus GmbH angemerkt, dass man in Zusammenarbeit der Länder noch mehr machen könnte, auch gerade im LutherBereich. Das hat man auch gemerkt. Der Stand war jetzt: Es war nicht zu erkennen, dass es ein gemeinsames „Luther Country“ gibt. Das würde ich mir für die kommende ITB wünschen, dass man das auch an den Ständen erkennt, dass wir gemeinsam auftreten als Lutherland und uns da geschlossen vermarkten, damit wir auch nach außen als Destination gesehen werden. Deshalb geben wir diese zwei Anregungen für den Antrag.
Ich wünsche uns erst einmal für morgen einen guten Auftakt des Reformationsjubiläums. Es ist, denke ich, ein Jubiläum, dessen wir gedenken können, in allem, was in der Reformation passiert ist, dem Guten wie auch dem Schlechten. Es ist auf jeden Fall ein Ereignis, das Weltrang hat, das nicht nur Deutschland geprägt hat, sondern auch weit darüber hinaus Gesellschaft und Kultur. In diesem Sinne wünsche ich uns morgen ein gutes Jubiläum, ein gutes Reformationsjahr. Ich kann Ihnen sagen: Es lohnt sich, die Veranstaltung anzuschauen, auch teilzunehmen. In diesem Sinne: Vielen Dank.
Aus den Reihen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat sich Herr Abgeordneter Müller zu Wort gemeldet.
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren und werte Besucherinnen am Livestream! Ich habe heute Morgen noch kurzfristig überlegt, wie man als Katholik auf einen solchen Festtag reagieren soll – ein Spalter der Kirche, vielleicht auch ein Ketzer. Dann bekam ich eine Grätsche. Meine Tochter würde sagen, es war eine Blutgrätsche. Meine Frau sagte: Das kannst du nicht machen, lass das, nimm deinen alten Redetext, der ist besser, als jetzt zu der Zeit mit solchen Dingen anzufangen.
Morgen werden wir die Thüringer Eröffnung des Reformationsjahrs in Eisenach begehen und mit dem morgigen ökumenischen Martinsgottesdienst beginnt eine durchaus ambitionierte Abfolge an Veranstaltungen rund um die Reformation und Luther: Märkte, Ausstellungen, Stammtische, Konzerte, Vorträge, Wanderungen, Namensgebungen für ICE – bisher ist es einer, vielleicht gibt es noch einen zweiten – und noch vieles mehr werden ab nun das kommende Lutherjahr bestimmen und national wie international beworben. Hoffen wir auf eine rege Teilnahme und erhöhte Aufmerksamkeit für Thüringen.
Dabei stehen wir im Austausch und natürlich auch im Wettbewerb mit Veranstaltungen in unseren Nachbarländern. Eine enge Verzahnung und Abstimmung mit ihnen steigert sicherlich den Erfolg des gesamten Jahres. „Luther to go“ führt uns digital an die Wirkungsstätten und Veranstaltungsorte.
Sehr geehrte Damen und Herren, die Reformationsfeierlichkeiten stellen sicherlich eine einmalige Chance dar, Thüringen in den Fokus von Neubesuchern zu stellen. Wer vom diesjährigen Rahmen überzeugt wird, uns besucht und darüber spricht, schreibt und teilt, wird sicherlich Tourismusbotschafter Thüringens für die kommenden Jahre werden. Das Lutherjahr und der Deutsche Wandertag 2017 bieten zusammen die wunderbare Möglichkeit, Kultur und Natur auf engstem Raum zu erleben. Hier eröffnet sich die Möglichkeit, Thüringen weit über seine Grenzen hinaus positiv ins Gespräch zu bringen.
rung. Luther hat zu massiven Veränderungen in der Glaubenslandschaft der christlichen Kirche geführt. Die Reformation revolutionierte nicht nur das geistliche Leben, sondern stellte auch die Initialzündung für umfangreiche gesellschaftspolitische Entwicklungen dar. Unter Berufung auf das eigene Gewissen wurden die Menschen zunehmend mündiger gegenüber der Kirche und dem Staat und in der Folge bröckelte die bis dahin uneingeschränkte Macht der bisherigen Autoritäten. Gewissensfreiheit stellt die Grundlage eines neuen Verständnisses von Öffentlichkeit dar. Allerdings – und auch das gehört zur Folge der Reformation – existieren auf der einen Seite Glaubenskriege bis in die heutige Zeit hinein – ich mag da einfach nur an den Nordirlandkonflikt erinnern, der oberflächlich befriedet ist –, die noch nicht vollständig überwunden sind, und auf der anderen Seite haben wir eine breite Teilnahme der Kirche an der Gesellschaft. Nicht vergessen werden dürfen in all dieser Feierlaune jedoch auch die antisemitischen Äußerungen Luthers, gerade am heutigen Tag der Reichspogromnacht. Auch der Faschismus der Nationalsozialisten hat Luther erfolgreich für seine Zwecke instrumentalisiert. Heute stellt die reformierte Kirche einen treibenden Faktor innerhalb der ökumenischen Bewegung dar. Sie macht Hoffnung und Mut auf weitere Veränderungen in der Kirche und da muss man sagen: Kirche reformiert sich erneut. Diese Hoffnung auf Veränderung nehme ich mit in das nun beginnende Festjahr.
Veränderungen erhoffe und wünsche ich mir nicht nur in der Kirche, sondern auch in der Fortentwicklung Thüringens als touristische Marke. Dabei darf die Marke nicht nur eine leere Hülle darstellen. Um sie zu füllen, werden wir die Landkreise in unseren Tourismusregionen zu mehr und wirklicher Zusammenarbeit bewegen müssen. Wir Bündnis 90/ Die Grünen wollen fördern, allerdings nur noch mit klaren Zielvorgaben. Förderung muss eine substanzielle Verbesserung für die Gäste hervorbringen. Dazu zählen wir auch einen gut funktionierenden Nahverkehr. Nicht, dass es demnächst immer noch so aussieht, dass man seine Koffer mit dem persönlichen Fahrdienst weiterreisen lassen muss, um hinterherzulaufen, sondern dass man vielleicht auch mit dem Nahverkehr seinen Rucksack, sein Gepäck einfach eine Station weiter liefern lassen kann und sich anschließend auf die Streckenwanderung begibt. Tourismus als nennenswerter Wirtschaftsfaktor in Thüringen kann nachhaltig über das Jahr 2017 hinaus nur funktionieren, wenn sich alle Akteure als Teamplayer eines gemeinsamen Markts und einer gemeinsamen Marke verstehen.
Partikularinteressen, wie sie in der Vergangenheit gelebt wurden, führen in die touristische Sackgasse. Mangelnde qualitativ ansprechende Angebote
führten zu einem Stagnieren bzw. Zurückgehen von Besucherzahlen in den Regionen des Thüringer Walds. Positiv verändert hingegen haben sich die Gästezahlen in den Städten Thüringens. Von diesem Trend sollten insbesondere auch in Zukunft die Regionen des Thüringer Walds über das Jahr 2017 hinaus profitieren. Empfangen wir unsere Gäste im kommenden Jahr mit offenen Armen, woher auch immer sie kommen! Reagieren wir auf veränderte Wünsche nach einer Kombination von Kultur und Landschaft! Schaffen wir Räume für Familienferien mit einem zielgruppenorientierten Angebot! Denn dann haben wir die Chance, auch über das Reformationsjahr hinaus Gäste langfristig an Thüringen zu binden und sie tatsächlich zu Wiederholungsbesuchern zu machen.
Allerdings – und da möchte ich schon noch ein wenig Wasser in den Wein der Euphorie schütten –: Veränderungen müssen auch von den Menschen vor Ort gewollt sein. Ohne die Bereitschaft, sich auf veränderte Besucherwünsche einzustellen und einzulassen, werden unsere oder auch meine Wünsche hinsichtlich einer qualitativen Verbesserung sicherlich nicht in Erfüllung gehen. Wir alle hier, die Politik, können helfen mit Anregungen, Beratungen, die Landesregierung über Fördermittelprogramme; unternehmen müssen es die Menschen in den Regionen. Das können wir ihnen leider nicht abnehmen.
Ich wünsche uns allen ein spannendes Reformationsjahr und bitte um breite Unterstützung unseres Antrags. Vielen Dank.