Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, bei so viel Wandern drängt es mich jetzt auch ans Pult. Die acht Wandervereine, Hauptverbände, in Thüringen sind schon angesprochen worden. Als Präsidentin für diese Hauptvereine insgesamt und auch die vielen Zweigvereine, die damit verbunden sind, möchte ich hier einfach auch ein Wort dazu sagen, mich bedanken für die Initiative, aber vor allen Dingen auch für den Bericht. Sehr verehrter Herr Staatssekretär, das hat mich sehr gefreut, dass Sie hier nicht nur sozusagen den Bericht des Hauses gegeben haben, sondern man auch eine persönliche Affinität, glaube ich, spüren konnte.
Ich meine, das fällt einem auch nicht schwer, wenn man jetzt hier in diesem in der Tat wunderbaren Wanderland mit all den Regionen Thüringens seinen Dienst tut und ich denke auch, gut zu Hause ist, sich gut zu Hause fühlen kann. Wandern, Wanderinfrastruktur hat natürlich etwas mit den Wanderern zu tun. Es gibt eine Zielgruppe, das sind diejenigen, die aus touristischen Gründen und aus Urlaubsgründen unser Land aufsuchen; Destination nennt man das auch. Aber es hat eben auch viel mit den Menschen zu tun, deren Herzblut nicht nur mal vorübergehend, sondern oft für Jahre, ja, oft für Jahrzehnte, man kann sagen, für ein ganzes Leben mit den Wanderwegen in Thüringen, mit diesem Wanderland, mit Heimat, mit den Sitzgruppen, die da geschaffen werden müssen, mit Wegemarkierung, mit der Instandhaltung von Wegen zu tun hat. Deswegen ist es ganz wichtig – und da bin ich auch sehr dankbar, dass das in den interfraktionellen Gesprächen möglich war –, dass wir gerade bei diesem Thema sehen, was so oft gilt: Das Ehrenamt braucht Unterstützung durch das Hauptamt, braucht Flankierung durch staatliche Möglichkeiten, gerade in einer Gesellschaft, wo auch ganz viel Ehrenamt ist, wir aber auch wissen, wo Wanderer sind, die zahlenmäßig nicht zurückgehen, aber doch älter werden. Gott sei Dank, gibt es auch immer wieder neue, älter werdende Menschen, aber irgendwann haben wir auch ein paar Punkte, wo eben ein bisschen Erschöpfung da ist und wo man es nicht alleine machen kann, wo diese Flankierung dringend notwendig ist, auch schon seit vielen Jahren Thema ist.
Und, Herr Staatssekretär, dann bin ich Ihnen auch sehr dankbar, dass Sie auch mit Blick auf die vergangenen Jahre reflektiert haben, was dort schon in die Wege geleitet worden ist und was jetzt noch mal eine neue Qualität mit diesem Masterplan, der verabredet ist, erreicht werden soll; etwas, was wir gerade in dieser Verbindung zwischen Hauptamt und Ehrenamt auch schon seit vielen Jahren praktizieren, nämlich mit unserer Thüringer Tourismus
GmbH. Auch das war sicher ein Lernprozess. Hauptamt: die Touristiker; Ehrenamt: die Wanderer; das sind mitunter unterschiedliche Mentalitäten. Das muss man lernen. Es gab mal einen schönen Lerneffekt, als wir ganz am Anfang unserer Kooperation und gemeinschaftlichen Arbeit für Thüringen waren und den ersten Wandersommer der Touristiker richtigerweise mit unserem Thüringer Verbandswandertag verbunden haben und die Touristiker meinten: Nein, die Promi-Route, lasst die mal ordentlich anreisen um 11.00 Uhr. Es war nicht reinzukriegen, dass das für die Wanderer mental vielleicht doch ein bisschen ein anderes Thema ist, weil Wanderer früh aufstehen. Sie wollen früh los. Sie wollen nicht erst bis halb zum Mittag warten. Und dann war klar: Die Wanderer waren um 11.00 Uhr nicht mehr da. Aber kein Wandertag und keine Touristiker mit noch so guten und professionellen Möglichkeiten ohne, dass das Ehrenamt auch dabei ist. Und seitdem diese Erfahrung mal gemacht worden war, geht das jetzt immer um 9.00 Uhr los; manche gehen noch eher los. Also man kann sich da gut treffen, das wollte ich nur sagen. Hauptamt braucht Ehrenamt und Ehrenamt brauch Hauptamt. Beides kommt – denke ich – gut zusammen. Wir sind da auf einem guten Weg.
Ich möchte diese Gelegenheit auch nutzen, zu sagen – auch Kollege Korschewsky, der ja Präsidentenkollege in der Wanderbewegung ist,
hat es schon gesagt –, dass die vielen Menschen – wenn man da mit Einzelnen Kontakt hat, die sich wirklich dem Wandern und der Heimat und all dem, was dazu gehört, in einer oft rührenden Art und Weise verschrieben haben, aber auch in einer leidenschaftlichen Art und Weise –, diese Unterstützung erfahren. Wir haben sie flächendeckend: vom Harzklub bis zum Rhönklub, vom Werratal, auch über die ganze Region des Thüringenwegs, des Thüringer Gebirgs- und Wandervereins mit Kollegen Korschewsky bis zum Frankenwaldverein. Auch im Ostthüringer Raum sind noch Zweigvereine von uns und betreuen dort ihre Gebiete, den Thüringerwald-Verein, den Rennsteigverein, sozusagen im Herzen dieses Landes auch flankiert durch alle Regionen, die wir haben. Wir, die Wanderer, stehen gleichsam auch für die Vielfalt in unserem Land, für die Vielfalt der Landschaften, die auch in dieser Vielfalt berücksichtigt und erhalten gehören. Deswegen finde ich es außerordentlich gut, dass wir die Möglichkeit des 117. Deutschen Wandertags nutzen können, nicht nur die enge Region um Eisenach, Wartburg, Wartburgkreis in den Blick zu nehmen, auch mit den grenzübergreifenden Möglichkeiten – Stichwort deutsche Einheit, Stichwort durch den Werratalverein mit in das Hessische hinein –, sondern dass wir Eisenach, was in der gesamten Wanderbewegung eine große Aufmerksamkeit haben wird, nutzen können, um zu sa
gen, wie sich ein Land – auch der Freistaat – mit Möglichkeiten der Unterstützung gemeinschaftlich darstellt, um für ein modernes Wandern und für moderne Anforderungen auch zu werben. Jetzt habe ich die Hauptvereine genannt; dazu gehört auch unsere Thüringer Wanderakademie. Auch das ist ein zusätzlicher Schatz, den wir mit den dortigen Angeboten haben – im Übrigen auch noch einmal die Berg-, Burg- und Waldgemeinden, auch die sind in ihrer ganzen Vielfalt Mitglied bei uns.
Dass wir in Deutschland und über die Grenzen hinaus anerkannt sind, ist schon in den Wortbeiträgen der Kollegen vor mir – auch bei Ihnen, Herr Staatssekretär – deutlich geworden. Die zertifizierten Wanderwege, die wir haben, aber auch die Tatsache, dass wir zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2017 als eines von 16 deutschen Bundesländern das dritte Mal einen Deutschen Wandertag ausrichten werden und das jedes Mal
mit einem ganz besonderen Fokus innerhalb der deutschen Wanderbewegung. Im Jahr 2000 Schmalkalden, das war der 100. Deutsche Wandertag, Jubiläumswandertag, der erste nach der deutschen Einheit; letztlich bei uns hier in Thüringen. Coburg hatte eigentlich viele Jahre davor schon den Zuschlag, hat ihn abgegeben, damit wir das hier machen – deutsche Einheit, 100. Deutscher Wandertag in Schmalkalden. 2005, nur fünf Jahre später, im Saalebogen – Saalfeld, Rudolstadt, Bad Blankenburg –; die Bad Blankenburger Erklärung ist heute aktuell und weiter zu aktualisieren; mit Fröbel schulwandern, ganz wichtig im Blick auch auf Zukunft, Nachhaltigkeit, Gesundheit, Bewegung, all das, was damit zusammenhängt. Wie bildend Wandern auch sein kann, haben die Kollegen mit ihrem Goethe-Zitat, mit anderen Zitaten auch an dieser Stelle gezeigt – also auch das im Fokus der deutschen Wanderbewegung. Und 2017 wird es in jedem Fall genauso sein, verbunden mit dem Weltereignis Reformation – das war gewollt. Es war gut, dass wir dafür vor Ort gemeinsam mit einer wirklich guten Anstrengung, mit einer guten Präsentation den Zuschlag der deutschen Wanderbewegung bekommen haben. Ich bin sicher, es werden noch mehr Wanderfreunde kommen als zu den vorhergehenden Wandertagen, eben weil es ein so herausragendes Ereignis ist, weil es mit Eisenach ein Ereignis in der Mitte Deutschlands ist. All das wird Zuspruch finden. Die Vorbereitung für den Wandertag 2017 erfolgt im Übrigen genauso: Hauptamt braucht Ehrenamt. Was die wenigen Freunde, die wir da haben, aber wir haben sie, vom Rennsteigverein leisten – denn die Wandertage werden ja getragen; anmeldend ist ein Verein, ist eine subsidiäre, eine ehrenamtlich vereinsgetragene Veranstaltung –, braucht aber natürlich heute das Hauptamt. Ich nenne mal einen Namen: Ulrich
Böckel, muss ich hier sagen, ehemaliger Betriebsrat, jetzt im Ruhestand, hat sich total diesem Ereignis verschrieben. Viele andere flankieren die Stadt, der Landkreis und eben auch wir als Freistaat – auch da noch mal Danke an das Wirtschaftsministerium für die Zuwendung, die, denke ich, einen sehr guten Rahmen gibt, aber auch Danke an ThüringenForst, der ja auch bei der Erarbeitung dieses Wegenetzes unverzichtbar sein wird, und an die Wanderfreunde, die ihre Sachkompetenz mit hineingeben.
Deswegen sage ich schon jetzt die Einladung: Natürlich sind wir alle 2017 dabei. Aber auch in diesem Jahr gibt es dann wieder den Thüringer Wandertag, zunächst mal am 28. Mai, Holzhausen – auch das ist Thüringer Kulturgut, Bratwurstmuseum. Auch da haben wir einen Wanderverein, der dann wieder dafür sorgt, dass der Speck von den Rippen kommt, indem wir wandern. Ich grüße schon jetzt die Wanderfreunde auch mit dem Gruß der Wanderer: „Frisch auf!“ Herzlichen Dank.
Ich kann davon ausgehen, dass das Berichtsersuchen erfüllt wurde? Da sehe ich keinen Widerspruch, sodass wir zunächst über den Änderungsantrag der Fraktion der CDU in der Drucksache 6/1711 abstimmen. Wer dafür ist, den bitte ich jetzt um das Handzeichen. Das sind Stimmen aus den Koalitionsfraktionen und der CDU-Fraktion. Danke schön. Gegenstimmen? Enthaltungen? Enthaltungen aus der AfD-Fraktion. Danke schön. Damit ist der Änderungsantrag angenommen.
Wir kommen nun zur Abstimmung über Nummer II des Antrags der Fraktionen Die Linke, der SPD und Bündnis 90/Die Grünen in der Drucksache 6/1407 unter Berücksichtigung des Ergebnisses der Abstimmung über den Änderungsantrag. Wer dafür ist, den bitte ich jetzt um das Handzeichen. Danke schön. Das sind die Stimmen aus den Koalitionsfraktionen und der CDU-Fraktion. Gegenstimmen? Enthaltungen? Enthaltungen aus der AfD-Fraktion. Die beiden fraktionslosen Kollegen haben auch zugestimmt. Ich hatte sie jetzt nicht genau im Blick gehabt, aber ich freue mich. Sie dürfen dann mitwandern.
Die Gesundheit von Pädagoginnen und Pädagogen stärken Antrag der Fraktionen DIE LINKE, der SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drucksache 6/1637
Sehr geehrter Präsident, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, Gesundheit – so sagt man weithin – schätzt man erst, wenn man sie verloren hat. Nun ist Gesundheit natürlich nicht nur ein individuelles, sondern sozusagen auch ein kollektives Gut, insbesondere wenn damit ausgedrückt wird, dass wir als Arbeitgeber, als Land gesunde oder gesund erhaltende Arbeitsbedingungen anstreben. Das, was wir im Bildungsbereich dringend brauchen, sind gesunde, motivierte Mitarbeiterinnen, Lehrerinnen, Erzieherinnen, sonderpädagogische Fachkräfte, Schulleitungen, die sich tagtäglich der großen Herausforderung stellen. Von daher ist für uns natürlich Gesundheit ein besonders hohes Gut. Im Personalentwicklungskonzept Schule, was 2013 unterschrieben worden ist, findet sich ein ganzer Abschnitt dazu mit interessanten Passagen. Es ist – und so haben wir uns zwischen Linke, SPD und Bündnis 90/ Die Grünen im Koalitionsvertrag verständigt – uns ein besonderes Anliegen, dass wir das Personalentwicklungskonzept auch und gerade in diesem Bereich mit Leben erfüllen, beste Arbeitsbedingungen für die Pädagoginnen und Pädagogen in Thüringen generieren und ihnen somit auch beste Möglichkeiten geben, ihren Bildungsauftrag mit den Kindern zu erfüllen. Vielen Dank.
Danke schön, Herr Abgeordneter Wolf. Die Landesregierung erstattet einen Sofortbericht zu Nummer I.2 des Antrags. Für die Landesregierung erteile ich Frau Ministerin Dr. Klaubert das Wort.
Herr Präsident, sehr verehrte Damen und Herren Abgeordnete, das vorherige Thema war ja gewissermaßen das Bindeglied zu dem, was wir jetzt beraten möchten, nämlich Pädagogengesundheit in Thüringen. Die Bezüge zu Bewegung und auch zu Fröbel waren ja bereits im vorherigen Tagesordnungspunkt benannt worden.
Ich kann nur feststellen, dass wir das Thema sehr ernst nehmen wollen und das Thema auch sehr ernst nehmen müssen. Der Beruf des Pädagogen ist ein sehr anspruchsvoller Beruf, der vielseitige Kompetenzen erfordert. Es ist ein Beziehungsberuf, der im besonderen Maße mit psychischer Belastung verbunden ist. Thüringens Schulen sind leistungsfähig. Aber um die sehr gute pädagogische Arbeit an den Thüringer Schulen fortzusetzen, brauchen wir vor allem gesunde Pädagoginnen und Pädagogen.
Wir wollen den Krankenstand unter den Schulleitungen, Lehrkräften, Erzieherinnen und Erziehern sowie sonderpädagogischen Fachkräften abbauen. Dafür haben wir eine Reihe von Maßnahmen auf den Weg gebracht. Die erste ist natürlich – und das gilt für jeden Sachverhalt, den man verändern möchte – die Erfassung des Iststandes. Dreimal im Jahr werden in Stichwochen Daten zur Unterrichtserfüllung von den Schulen abgefragt. Diese Stichwochen werden vorher nicht angekündigt, sodass die Zahlen real sind. Seit dem Schuljahr 2014/2015, also erst in jüngster Zeit, erfolgt auch eine Erfassung der langzeiterkrankten Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher und der sonderpädagogischen Fachkräfte. Als Langzeiterkrankte gelten Beschäftigte, die sechs Wochen ununterbrochen oder 42 Tage innerhalb der letzten 12 Monate wiederholt arbeitsunfähig waren. Die Zahl der kurzzeitig erkrankten Personen wird nicht erfasst, da eine enorme Aufwendung notwendig wäre, um das statistisch zu erfassen. Zahlen zu Erkrankungen von Schulleitungsmitgliedern werden ebenfalls nicht gesondert erfasst. Da erst seit etwas mehr als einem Jahr die Daten zu den Langzeiterkrankten erhoben werden, lassen sich noch keine belastbaren Aussagen über die Entwicklung, über Zu- oder Abnahme von Langzeiterkrankten feststellen.
Schauen wir uns demzufolge zunächst die aktuellen Zahlen von der Stichwochenerhebung im Herbst 2015 an den staatlichen Schulen an. Von den Lehrerinnen und Lehrern waren insgesamt 4,1 Prozent langzeiterkrankt. In absoluten Zahlen sind das 770 Lehrkräfte, davon 124 im berufsbildenden Bereich und 646 im allgemeinbildenden schulischen Bereich. Differenzieren wir nach Angestellten und Beamten, so zeigt sich, dass der Prozentsatz bei beiden nahezu identisch ist. Unterschiede gibt es allerdings zwischen den Schularten. Der Anteil der langzeiterkrankten Lehrerinnen und Lehrer ist an den Regelschulen und an den Thüringer Gemeinschaftsschulen am höchsten. An den Regelschulen beträgt der Anteil 5,1 Prozent, an den Gemeinschaftsschulen beträgt der Anteil sogar 5,3 Prozent. Am niedrigsten ist der Anteil der langzeiterkrankten Lehrkräfte an den Gymnasien. Dort beträgt er 3,3 Prozent. Bei den Erzieherinnen und Erziehern betrug der Anteil der Langzeiterkrankten
im Herbst 2015 insgesamt 5,2 Prozent, das sind in absoluten Zahlen 96 Fachkräfte. 20 davon sind in Einrichtungen in kommunaler Trägerschaft, 70 davon in Landesträgerschaft. Bei den sonderpädagogischen Fachkräften betrug der Anteil der Langzeiterkrankten im Herbst 2015 insgesamt 4,2 Prozent. Das wiederum heißt in absoluten Zahlen 30 Fachkräfte.
Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, auf der Grundlage des bereits von Herrn Wolf benannten Personalentwicklungskonzepts Schule vom Juli 2013 wurden wesentliche Handlungsfelder identifiziert. Diese wurden in einer Konzeption zum Aufbau eines wirksamen und nachhaltigen Gesundheitsmanagements mit präventiven und intervenierenden Maßnahmen untersetzt. Mit der Umsetzung wurde begonnen; einige Maßnahmen nenne ich exemplarisch: An den staatlichen Schulämtern gibt es Ansprechpartner für die Pädagogengesundheit. Diese Koordinatoren sind unter anderem für das betriebliche Eingliederungsmanagement verantwortlich. Regelmäßig schätzen sie dessen Umsetzung ein und leiten notwendige Maßnahmen für die Betroffenen ab und geben eine Empfehlung an die Personalverantwortlichen. Ein wichtiger Schwerpunkt ist die präventive Arbeit. Gefährdungsbeurteilungen geben Aufschluss darüber, welche Maßnahmen notwendig sind, um den gesunden Arbeitsplatz Schule zu gestalten. Unterstützung erhalten die Schulen dabei von den Fachkräften für Arbeitssicherheit und externen Partnern wie der Unfallkasse Thüringen.
Auch psychische Belastungen haben wir im Blick. Hier hilft der schulpsychologische Dienst. Fortgesetzt gestörte Beziehungsabläufe lassen Menschen erwiesenermaßen krank werden. Gerade in Berufen, in denen Beziehungen eine herausragende Rolle spielen, sind vorbeugende Maßnahmen gegen psychosomatische Erkrankungen unbedingt notwendig. An Bedeutung gewinnt auch ein zeitgemäßes Schulleitungsmanagement. Über Führungsverhalten und Führungsstil beeinflusst die Schulleitung die Gesundheit und die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Belastungen der Pädagoginnen und Pädagogen sind zumindest teilweise sehr hoch. Deshalb werden die Schulen bei der Erstellung, Prüfung und Fortschreibung ihres eigenen Konzepts zur Gesunderhaltung und gesunden Lebensweise unterstützt. Das Netzwerk Gesundheitsmanagement an unserem Ministerium nimmt seit Mitte Dezember 2015 eine Iststandsanalyse vor. Nach der Analyse wird es eine inhaltliche Weiterentwicklung der Konzeption zum Gesundheitsmanagement vornehmen. Das Bildungsministerium, der Hauptpersonalrat, die Hauptschwerbehindertenvertretung, die staatlichen Schulämter und das ThILLM arbeiten hier eng zusammen. Gemeinsam werden Maßnahmen, Möglichkeiten und Angebote zum Gesundheitsmanagement und zur Ge
sundheitsförderung erfasst und im nachgeordneten Bereich umgesetzt. Gegenwärtig bereiten wir eine Dienstvereinbarung zum Gesundheitsmanagement vor, die voraussichtlich zu Beginn des Schuljahres 2016/2017 in Kraft treten soll. Entsprechend des Regelkreises eines nachhaltigen Gesundheitsmanagements werden konkrete Maßnahmen und deren Umsetzung sowie eine Evaluierung geplant.
Sehr verehrte Damen und Herren Abgeordnete, das Thema „Pädagogengesundheit“ wird in allen drei Phasen der Lehrerausbildung berücksichtigt. Lehramtskandidaten lernen einen Instrumentenkasten kennen. Dazu gehören beispielsweise das Erlernen von Methoden der kollegialen Unterstützung, mentales Training, lösungsorientierte Gesprächsführung, Erlernen von Techniken in Konfliktsituationen und das Erlernen von Möglichkeiten, wie man in solchen Konfliktsituationen selbstschützend, lösungsorientiert und auch deeskalierend wirken kann. Darüber hinaus gibt es Unterstützungsangebote in Krisensituationen, zum Beispiel Angebote zum Coaching, kollegiale Fallberatung, Supervision oder Portfolio-Gespräche. Für Lehrerinnen und Lehrer, die im Beruf angekommen sind, gibt es Fort- und Weiterbildungen, die unter anderem Ursachen von Depressionen, Stressfolgeerkrankungen und Abhängigkeitserkrankungen in den Blick nehmen. Pädagogengesundheit braucht viele starke Partner. Projekte wie „Gesunde Lebenswelt Schule“ und „Bewegungsfreundliche Schule“ werden von der AOK Plus, unserem Haus, der Thüringer Unfallkasse und dem Landessportbund sowie von der Technischen Universität Dresden getragen. Das ThILLM unterbreitet nicht nur Fortbildungsangebote zur Stärkung der Pädagogengesundheit, sondern unterstützt die Schulen, die die Themen „Gesunde Lebenswelt Schule“ und „Bewegungsfreundliche Schule“ zu ihrem Entwicklungsschwerpunkt gemacht haben. Die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen und das ThILLM bieten in Kooperation verschiedene Veranstaltungen zur Pädagogengesundheit an, aber auch zur Professionalisierung von Pädagoginnen und Pädagogen zur Stärkung der psychischen Gesundheit. Das Netzwerktreffen der Schulunterstützer hat festgelegt, dass Thüringer Angebote verschiedener Anbieter möglichst zentral bei der Landesvereinigung zur Gesundheitsförderung zu erfassen sind. Zu nennen wären hier Programme wie „Gesunde Lebenswelt Schule“, die ich schon mehrfach benannt habe, aber auch – mehrfach benannt – „Bewegungsfreundliche Schule“. Hinzu kommen: „IMPULSE für Gesundheit“, „Ressourcenstärkendes Training“, „Stress nicht als Katastrophe erleben“, „Mit psychischer Gesundheit gute Schule machen“ und „Verrückt? – Na und!“.
Sehr verehrte Damen und Herren Abgeordneten, Langzeiterkrankungen im Bereich Schule können vielfältige Ursachen haben. Ein Erfolg in der Prä
vention und der Bewältigung braucht die intensive Kooperation aller beteiligten Akteure. Unser Haus wird die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den verschiedenen Partnern auch in der Zukunft weiter fortsetzen. Damit wollen wir sicherstellen, dass das schulische Personal für die Herausforderung der Beziehungsberufe gut gerüstet ist. Sie sehen also, nach der Erfassung des Iststandes und der Einleitung der ersten Schritte – übrigens aufbauend auf Kooperationen aus den vergangenen Jahren – sind wir hier bei Weitem nicht am Ende eines Weges, aber einen guten Schritt vorangekommen. Ich wünsche allen gute Gesundheit!
Vielen Dank, Frau Ministerin. Ich frage: Wer wünscht Beratung zum Sofortbericht? Aus allen Fraktionen kommt der Antrag, sodass ich auf Antrag aller Fraktionen die Aussprache auch zu den Nummern I.1 und II des Antrags eröffne. Als Erste hat das Wort Frau Abgeordnete Rothe-Beinlich für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.
Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren, zunächst ein ganz herzliches Dankeschön für den Sofortbericht von Frau Ministerin Dr. Klaubert zu diesem wirklich wichtigen Thema. Meine sehr geehrten Damen und Herren, heute werden die Zeugnisse in Thüringen ausgegeben.
Es ist schon passiert, sagt der ehemalige Sportlehrer Emde. Das heißt, die Ferien haben für die Lehrerinnen und Schülerinnen in Thüringen schon begonnen. Es sind mehr als 20.000 Pädagoginnen, die tagtäglich für mehr als 250.000 Schülerinnen und Schüler Schulbildung in Thüringen in wirklich guter Qualität anbieten. Dafür ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle.
Ich glaube, die Ferien sind in der Tat auch verdient. Wir können natürlich nur hoffen, dass sie auch viele nutzen, um die Abwehrkräfte zu stärken. Wandern ist eine Möglichkeit, haben wir eben beim Tagesordnungspunkt davor gelernt. Aber nichtsdestotrotz wissen wir alle, dass die Pädagogengesundheit in der Tat ein ernstes Thema ist. Frau Dr. Klaubert hat ausgeführt, dass viele der detaillierten Zahlen, die uns interessieren würden, so bislang gar nicht vorlagen und wir sind deswegen guten Mutes, mit unserem Antrag eine Grundlage geschaffen zu haben,
die tatsächlich eine stichhaltige Analyse in Zukunft zulässt, was die tatsächlichen Zahlen mit Blick auf Langzeiterkrankte anbelangt.
Viele wissen das – ich hatte im Frühjahr letzten Jahres eine umfangreiche Kleine Anfrage zu dem Thema gestellt. Dazu gab es dann auch eine bedenkenswerte Antwort. Staatssekretärin Ohler führte damals im Plenum aus – das war im März 2015 –, dass es mehr als 671 langzeiterkrankte Lehrerinnen an den allgemeinbildenden Schulen gab. Das waren 4,7 Prozent – die Zahlen sind ähnlich geblieben, wenn ich das aus dem September richtig wahrgenommen habe – und 4 Prozent der Lehrerinnen an den berufsbildenden Schulen. Das ist doch eine erhebliche Anzahl, wenn man sich vor Augen führt, dass unter die Langzeiterkrankten im Sinne dieser Erhebung Beschäftigte fallen, die sechs Wochen oder 42 Tage innerhalb der letzten zwölf Monate, also im Kalenderjahr, ununterbrochen oder wiederholt arbeitsunfähig waren.