Protocol of the Session on March 27, 2015

Mindeststandards – so war es geschrieben – für den Mittleren Schulabschluss in Deutsch, Englisch und Französisch erreichen. Man hat also den Eindruck, als sei den Schulministern diese fatale Entwicklung, dass Schülern nicht einmal mehr das Grundrüstzeug, also die deutsche Rechtschreibung, beigebracht wird, entweder peinlich oder egal.

In anderen europäischen Ländern und auch zum Beispiel in China – das war gerade schon einmal Thema hier – wird die jeweilige Landessprache mit bis zu zehn Stunden pro Woche und einem Schwerpunkt auf Rechtschreibung unterrichtet. In Thüringen hingegen wird bei deutlich weniger Wochenstunden in der vierten Klasse lediglich verlangt, dass der Schüler – ich zitiere – der Schriftsprache zugrunde liegende Regelmäßigkeiten entdeckt und „geübte, rechtschreibwichtige Wörter normgerecht schreiben“ kann. Das hört sich ein bisschen wie Abenteuerurlaub an, irgendetwas soll entdeckt werden. Warum wird es nicht einfach nur beigebracht? Warum beschränken sich in der Klassenstufe 4 die Anforderungen darauf, rechtschreibwichtige Wörter normgerecht schreiben zu können, was ja wohl nichts anderes bedeutet, als dass rechtschreibunwichtige Wörter so geschrieben werden können, wie der Schüler möchte, also auch falsch.

(Zwischenruf Abg. Rothe-Beinlich, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das ist doch Quatsch!)

Wobei sich hier noch die Frage stellt: Was sind rechtschreibwichtige und was sind rechtschreibunwichtige Wörter?

Fatal ist auch die Entwicklung, dass die Rechtschreibung – ich muss mich entschuldigen, dass in meiner Rede so oft „Recht“ und „rechts“ vorkommt –,

(Zwischenruf Abg. Rothe-Beinlich, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Was für ein Zufall!)

wenn überhaupt, dann nur im Deutschunterricht eine notenrelevante Rolle spielt, aber nicht zum Beispiel auch dort, wo sie dringend gebraucht wird, wie zum Beispiel im Geschichtsunterricht und in den Gesellschaftswissenschaften.

Die Schüler werden also – meine Damen und Herren von der linken Seite, gestatten Sie mir dieses nette Wortspiel – linkisch in Bezug auf die Rechtschreibung.

(Beifall AfD)

Auch an der Landesregierung geht das übrigens nicht spurlos vorüber. Ich habe mir mal einen Auszug ausdrucken lassen von der Netzseite des Thüringer Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie – und da hört es auch schon auf –, also für dieses Ministerium. Da liest man dann solche Sätze wie: „Unterschiede von Soll

(Vizepräsidentin Jung)

und Ist beträgt 27 Prozent“ – Respekt. Man liest einen Satz: „In Brandenburg arbeiten Pflegedienstleister und Sozialhilfeträger zusammen und handeln höhere Pflegesetze aus …“. Da sagen Sie: Der Satz stimmt doch – richtig, aber im Wort „Pflegesetze“ sucht man verzweifelt ein „ä“. Auf die Frage: „Warum werden Altenpflegerinnen schlechter bezahlt als Krankenschwestern?“ – nicht nur, dass da die „Krankenbrüder“ fehlen – kommt die Antwort: „Der Unterschied beruht auf den Unterschied zwischen Krankenversicherung und Pflegeversicherung.“ – Also Sie sehen, auch in den Thüringer Ministerien ist da noch erheblicher Nachholbedarf.

(Beifall AfD)

Wir meinen, dass diese schlimme Entwicklung bei den Schülern und auch in den Thüringer Ministerien dadurch eingedämmt werden kann, dass dieser Antrag von uns von Ihnen nicht sofort abgelehnt wird, wie das sehr häufig der Fall ist. Deshalb bitte ich um Zustimmung und Überweisung an den Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport. Danke schön.

(Zwischenruf Abg. Dittes, DIE LINKE: Seit dem 5. Dezember sind wir ja alles Linkshän- der!)

Die Landesregierung erstattet einen Sofortbericht zu Nummer 1 des Antrags. Für die Landesregierung erteile ich Frau Ministerin Klaubert das Wort.

Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, nach dieser etwas linkischen Begründung des Antrags zur Rechtschreibfähigkeit möchte ich doch darauf hinweisen, dass ich diesen Bericht gern gebe und es auch üblicherweise so ist, wenn wir die entsprechenden Daten in der Kürze der Zeit in der Zusammenfassung zu einem Bericht zusammenstellen können, tun wir das als Landesregierung.

Wenn man „Rechtschreibung“ nicht sagen möchte, könnte man „Orthografie“ sagen, aber ich glaube, jetzt lassen wir es mit diesen Spielen.

(Beifall DIE LINKE)

Wie sieht es also mit der Rechtschreibfähigkeit der Thüringer Schülerinnen und Schüler aus? Sie werden bemerken, dass ich in meinem Sofortbericht die Daten auch auf die Schülerinnen erweitere, obwohl Sie mich nur nach der Rechtschreibfähigkeit der Thüringer Schüler gefragt haben. Wissen Sie was, wenn Sie mir solche Bälle auf den Fuß legen, dann muss ich die ganz einfach abspielen.

(Beifall DIE LINKE)

Also, eine gute Nachricht: In Thüringen sind die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen in der Rechtschreibung geringer als im Bundesdurchschnitt. Thüringer Schüler sind fast genauso gut wie Thüringer Schülerinnen. Ich weise in einer Nebenbemerkung darauf hin, dass man das an verschiedenen Messdaten immer wieder feststellen kann, was zum Teil auch damit zu tun hat, dass Mädchen in Bildungsfragen höher motiviert sind als Jungen. Man muss darüber nachdenken, wie man diese Motivation entwickeln kann. Aber das ist nicht der Inhalt des Berichts, den Sie von mir wollen. Demzufolge möchte ich mich korrekt auch an den Fragen, die Sie mir stellen, orientieren und die entsprechenden Antworten geben. Ich wundere mich schon darüber, dass Sie sagen, dass bestimmte Daten in den vergangenen Jahren überhaupt nicht erfasst worden sind.

Sie fragen also unter a): Welche landesweiten Überprüfungen der Rechtschreibfähigkeit der Schüler – und ich erweitere – und Schülerinnen an Thüringer Schulen gab es innerhalb der letzten fünf Jahre? Jedes Jahr werden an den Thüringer Schulen im Fach Deutsch in den Klassenstufen 3, 6 und 8 Kompetenztests durchgeführt und dabei verschiedene Kompetenzbereiche alternierend überprüft. Die Überprüfung des Bereichs Orthografie oder Rechtschreibung erfolgte in der Klassenstufe 3 in den Jahren 2010 und 2014 und in der Klassenstufe 8 zuletzt im Jahr 2012. Zusätzlich zu diesen thüringeninternen Kompetenztests wird bundesweit in zeitlich größeren Abständen das Erreichen der nationalen Bildungsstandards im Ländervergleich überprüft. Ich werde bei einer weiteren Antwort auf eine Frage noch einmal darauf eingehen. Ein Ländervergleich wird in der Primarstufe alle fünf Jahre, in der Sekundarstufe I alle drei Jahre durchgeführt und jeweils alternierend in den Fächern Deutsch, Englisch, Französisch und Mathematik bzw. Naturwissenschaften. Für die Primarstufe erfolgte der erste Ländervergleich im Fach Deutsch im Jahr 2011. Für den Bereich Orthografie fand hier nur eine länderübergreifende und keine länderbezogene Auswertung statt. Spezifische Daten für Thüringen liegen also in diesem Fall nicht vor. Im Ländervergleich 2016 soll der Kompetenzbereich Orthografie getestet werden. Die Ergebnisse werden dann Mitte 2017 vorliegen. In der Sekundarstufe I erfolgte der erste Ländervergleich für Deutsch im Jahr 2009, der zweite wird in diesem Jahr durchgeführt und die Erhebungen in diesem Ländervergleich beziehen sich auf die Teilbereiche Lesen, Zuhören und Orthografie.

Zur Frage b), wie die Landesregierung die Rechtschreibfähigkeit der Schüler und Schülerinnen an Thüringer Schulen einschätzt und was die Grundlage dieser Einschätzung ist: Grundlage der Einschätzung der Rechtschreibfähigkeit der Thüringer Schülerinnen und Schüler sind die Ergebnisse aus

(Abg. Brandner)

den Kompetenztests. Die Kompetenztests nehmen Einzelaspekte des Kompetenzbereichs Orthografie in den Blick. Deswegen bestehen die Kompetenztests aus Aufgaben wie Fehler korrigieren, Lückentexte füllen oder Übungen zu Groß- und Kleinschreibung.

Die Tests zeigen, dass die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 3 und der Klassenstufe 8, die in den vergangenen fünf Jahren geprüft wurden, mit diesen Aufgaben gut zurechtkommen. Die Ergebnisse entsprechen weitgehend der Gaußschen Normalverteilung. Ich werde Ihnen dann noch eine Quelle dazu nennen, wo Sie diese Ergebnisse im Einzelnen nachprüfen können.

Das Gleiche gilt übrigens für die Ergebnisse aus den Kompetenztests zu anderen Fächern. Das heißt, Thüringer Schülerinnen und Schüler beherrschen Rechtschreibung genauso gut, wie sie Mathematik oder Fremdsprachen beherrschen.

Es zeigt sich außerdem wenig überraschend, dass die Kenntnisse der Schülerinnen und Schüler nach Schulart differieren. Gymnasiasten und Regelschüler sind in der Regel besser in der Rechtschreibung als Förderschülerinnen und Förderschüler. Die Landesberichte können Sie unter www.kompetenztest.de nachlesen, und wenn Sie dann /downloads/ kompetenztests anfügen, haben Sie den Ländervergleich, den Länderbericht von der FriedrichSchiller-Universität Jena aus dem Jahr 2014. Dort finden Sie übrigens auch all die Kurven, die die einzelnen Parameter, die in diesem Kompetenztest abgeprüft werden, verdeutlichen.

Unter c) fragen Sie, wie die Landesregierung die Rechtschreibfähigkeit der Schüler und Schülerinnen an Thüringer Schulen im Vergleich zu Schülern in anderen Bundesländern einschätzt und was die Grundlage der Einschätzung ist. Grundlage der Einschätzung für die Rechtschreibfähigkeit der Thüringer Schülerinnen und Schüler im Vergleich zu den Schülerinnen und Schülern anderer Bundesländer sind die Ländervergleiche. Im Ländervergleich 2011 für die Bildungsstandards im Fach Deutsch für die Primarstufe haben die Thüringer Viertklässler im Bereich „Lesen“ sehr gut abgeschnitten. Thüringen gehört hier mit Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt zur Spitzengruppe.

(Beifall CDU)

Im Bereich „Zuhören, Leseverständnis“ liegt Thüringen im breiten Mittelfeld. Für den Bereich „Orthografie“ ist im Ländervergleich 2011 ein spezielles Kompetenzstufenmodell entwickelt worden. Diese Daten sind länderübergreifend ermittelt worden und bundesweit haben fast zwei Drittel, also korrekt 64,3 Prozent, aller Viertklässler Rechtschreibkenntnisse auf dem Niveau der Regelstandards oder darüber. Da Thüringer Schüler im Bereich „Lesen und Zuhören“ gut abgeschnitten haben, können wir also

feststellen, dass sie gute Kenntnisse im Umgang mit Texten haben und wir können davon ausgehen, dass die Orthografiekenntnisse mindestens auf Bundesniveau sind. Ich gestehe natürlich, dass es immer wieder Abweichungen sowohl nach oben als auch nach unten gibt und dass man insbesondere dort, wo die Abweichungen nach unten sind, spezielle Diagnosemethoden entwickeln und spezielle Förderbedingungen auch an den Schulen organisieren muss.

Im Ländervergleich 2016, also im nächsten Jahr, wird der Kompetenzbereich Orthografie erstmals auch nach Bundesländern aufgeschlüsselt und dann liegen diese Ergebnisse 2017 vor.

Die Frühjahrskonferenz der Kultusministerkonferenz, die in Leipzig tagte und an der ich selbst teilnahm, hat sich dazu verständigt, in breit angelegten Vergleichstests die Fachbereiche Deutsch, Mathe und Fremdsprachen in den Jahren 2015 und 2016 umfangreich zu überprüfen. Das Ganze folgt der seit 2006 beschlossenen Gesamtstrategie zum Bildungsmonitoring und dieses Bildungsmonitoring dient wieder dazu, entsprechende Handlungsschlüsse für die einzelnen Bildungssysteme in den föderalen Bildungsländern zu entwickeln.

Im Ländervergleich 2009 für die Sekundarstufe I liegen übrigens die Neuntklässler in Thüringen mit ihren Rechtschreibkenntnissen bundesweit auch etwa im Mittelfeld.

Sie fragen nun: Wie wird die Rechtschreibfähigkeit der Schüler und Schülerinnen an Thüringer Schulen gefördert? Ich habe den Eindruck, dass dahinter so ein bisschen die Frage steckt: Warum werden in Thüringer Schulen keine Diktate geschrieben? Ich beantworte sie trotzdem so umfänglich, wie Sie mir die Frage gestellt haben, und antworte, dass zwischen Primarstufe und Sekundarstufe I unterschiedliche Möglichkeiten der Förderung sind. In der Primarstufe, also in den Grundschulklassen, wird ein integrativer Deutschunterricht erteilt, der sich an den Themen aus der Lebenswelt des Kindes orientiert und ganzheitlich angelegt ist und auf die Bereiche Hörverstehen, Lesen, Schreiben, Reden und Sprachbetrachtung ausgerichtet ist. Grundlage für die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer ist natürlich der Lehrplan, Sie sind sowohl in der Antragsbegründung in schriftlicher Form als auch in der mündlichen Form darauf eingegangen. Der Lehrplan – und das ist auch richtig so – für die Grundschulen und für die Förderschulen im Bildungsgang Deutsch von 2010, also auch nicht so sehr alt, verweist auf folgende Zielsetzung in Bezug auf Orthografie – jetzt bringe ich mal den gesamten Text aus dem Lehrplan, aus dem Sie einfach ein Stück herausgeschnitten haben –: „Der Schüler nutzt den individuellen, den Klassen- und Schreibwortschatz. Diese festigt er in vielfältigen selbstständigen und angeleiteten

(Ministerin Dr. Klaubert)

Übungssituationen. Dabei erfährt er die Bedeutung des richtigen Schreibens im Sinne der Entwicklung von Rechtschreibbewusstsein und Fehlersensibilität. Er lernt“ – und jetzt kommt das, was Sie gesagt haben – „Überarbeitungsmöglichkeiten kennen. Im handlungsorientierten Umgang entdeckt der Schüler, dass der Schriftsprache Regelmäßigkeiten zugrunde liegen. Er lernt Strategien und Arbeitstechniken kennen und nutzt individuelle Lernwege.“ Das haben Sie dann wieder weggelassen. Das ist also ein klares Bekenntnis zur Rechtschreibung und ich kann davon ausgehen, dass unsere Lehrerinnen und Lehrer in den Grundschulen diesen Lehrplan sehr gut kennen und einen ausreichenden Erfahrungsschatz in die Arbeit in ihren Klassen einbringen. Ein wichtiges Instrument übrigens in diesem Zusammenhang – jetzt komme ich auf das Diktat – ist das Diktat, welches ab der dritten Klasse fester Bestandteil der integrativen Deutscharbeit ist. Zudem, also außerhalb der integrativen Deutscharbeit, werden natürlich Diktate als diagnostisches Instrument genutzt, um insbesondere aus der Ermittlung der entsprechenden Daten, die darüber Auskunft geben, welche Befähigung der Schüler hat, richtig zu schreiben, entsprechende Fördermöglichkeiten ableiten zu lassen. Das ist auch inkludiert in dem, was an den Grundschulen im Fach Deutsch für Lehrerinnen und Lehrer in der Lehrplanumsetzung auf der Tagesordnung steht. Ich gehe davon aus, dass das gut beherrscht wird, und denke, dass unsere Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer da eine hervorragende Arbeit leisten.

Nun zur Sekundarstufe I: Auch hier erfolgt die Förderung der Rechtschreibfähigkeit im Rahmen der Umsetzung der im Thüringer Lehrplan Deutsch formulierten Ziele des Kompetenzerwerbs. Im Lernbereich „Über Sprache, Sprachverwendung und Sprachlernen reflektieren“ ist als Ziel für die Klassenstufe 10 formuliert: „Der Schüler kann Regeln der Groß- und Kleinschreibung, Getrennt- und Zusammenschreibung, Zeichensetzung sicher anwenden“. Das setzt voraus, dass in den Klassenstufen zuvor der kumulative Erwerb der Rechtschreibkompetenz abgesichert wird, sonst würde man nicht zu diesem Ergebnis kommen. In den Abschlussprüfungen Deutsch aller Schularten ist die sprachliche Korrektheit ein wesentliches Kriterium für die Bewertung von Schülerleistungen. Für die Unterrichtsgestaltung im Bereich der Rechtschreibfähigkeit bietet das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien zentrale Fortbildungsveranstaltungen an. Zusätzlich dazu gibt es regionale Angebote, zum Beispiel seit 2008 für den Grundschulbereich die Fortbildungsreihe „Ganzheitliche und kompetenzorientierte Förderdiagnostik im Schriftspracherwerb“. Dieses Fortbildungsangebot umfasst insgesamt 220 Stunden und wird rege in Anspruch genommen. So weit zu der Beantwortung Ihrer Fragen, die auf das Berichtsersuchen zielten.

Sie sagen nun unter Punkt 2 Ihres Antrags, dass Sie eine jährliche Datenerhebung über die Rechtschreibfähigkeit der Schülerinnen und Schüler an allen Schulformen durchführen möchten. Dieser Forderung kann ich aus der Sicht unseres Hauses nicht zustimmen. Wir haben bereits die jährlichen Kompetenztests – ich habe darauf hingewiesen. Wir haben die Ländervergleiche. Ich habe darauf hingewiesen, dass wir die großen Ländervergleiche jüngst erst in der Frühjahrssitzung der Kultusministerkonferenz abgestimmt haben, dort mit der ausdrücklichen Orientierung auf die Rechtschreibfähigkeit, also auf den Bereich Orthografie. Wir haben schließlich die internationalen Leistungserhebungen von IGLU bis PISA. Diese Leistungserhebungen liefern den Schulen und Fachlehrern ausreichend Informationen darüber, wie die Kompetenzentwicklung ihrer Schülerinnen und Schüler einzuschätzen ist. Weitere Erhebungen würden auch vor dem Hintergrund eines bürokratischen Aufwands die Schulen zusätzlich belasten. Ich möchte, dass an unseren Schulen Platz bleibt für die Kernaufgaben, für die pädagogische Arbeit. Mit noch mehr Erhebungen und Kontrollen ist damit niemandem gedient. Ich habe große Hoffnung, dass wir aus den großen Vergleichen, die wir über die Kultusministerkonferenz jetzt noch einmal abgestimmt haben, auch entsprechende Schlussfolgerungen innerhalb der Kultusministerkonferenz ableiten können. Vor diesem Hintergrund können wir immer wieder feststellen, dass wir bei den Befähigungen unserer Thüringer Schülerinnen und Schüler im vorderen Mittelfeld oder gar im Spitzenbereich sind. Das sollten wir uns auch durch diverse Veröffentlichungen über angebliche Schwächen in diesem Bereich nicht wegreden lassen. Ich gestehe aber ein, dass vor dem Hintergrund der gesamten Frage, wie man mit der deutschen Rechtschreibung umgeht, also auch vor dem Hintergrund, wie die Nutzung von Medien ist, wie Kürzel in der Schriftsprache genutzt werden, der Basiserwerb des richtigen Schreibens von Wörtern und übrigens auch der Verbindung von Orthografie und Grammatik nicht aus den Augen verloren werden darf und wir dem großes Augenmerk entgegenbringen. Vielen Dank.

(Beifall DIE LINKE, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich frage: Wer wünscht die Beratung zum Sofortbericht zu Nummer 1 des Antrags? Die Fraktion Die Linke, die CDU-Fraktion, die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, die SPD und – ich gehe davon aus – auch die AfD-Fraktion. Auf Verlangen der Fraktionen eröffne ich die Beratung zum Sofortbericht zu Nummer 1 des Antrags und gleichzeitig die Aussprache zu Nummer 2 des Antrags. Als erste Rednerin rufe ich die Abgeordnete Rosin von der SPDFraktion auf.

(Ministerin Dr. Klaubert)

Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, der vorliegende Antrag der jüngsten Partei in diesem Parlament zeigt Besonderheiten, denn der bildungspolitische Kerngehalt befindet sich nicht im Antragstext, wie man das eigentlich gewöhnt war, sondern verbirgt sich im Begründungsteil. Hier ist zu lesen, es bestünden erhebliche Rechtschreibdefizite bei Schülern in Thüringer Schulen in der deutschen Sprache. Eine Formulierung, die einiges über die vorhandene Sprachvarianz des Antragstellers vermuten lässt – aber das nur ganz nebenbei. Weiter wird im Begründungsteil erklärt, diese erheblichen Rechtschreibdefizite resultieren aus mangelnden staatlichen Vorgaben an den Schulen, insbesondere an den Grundschulen, und in einer fehlenden regelmäßigen Überprüfung der – wie es diese junge Partei nennt – Rechtschreibfähigkeit der Thüringer Schüler. Es handelt sich hier um reine Behauptungen und die Wiedergabe von Gefühlslagen, die sich laut Antragsteller aus Medienberichten, Erfahrungen und Mitteilungen von Lehrern ergeben sollen. Dies lässt sich jedoch weder mit aktueller Datenlage der Bildungsforschung noch mit meiner Erfahrung als Grundschullehrerin, Schulleiterin und Mutter eines Viertklässlers bestätigen.

Mein Fazit: Es ist leicht, lediglich Stammtischparolen aufzugreifen und sich in Populismus zu üben.

(Beifall DIE LINKE, BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN)

Das hilft aber weder den Lehrkräften und Schülern, sondern verunsichert Eltern und Großeltern. Eine differenzierte und faktenbasierte Auseinandersetzung mit dieser Thematik hätte ich erwartet, aber daran scheint die AfD nicht interessiert zu sein, oder sie kann es inhaltlich nicht untersetzen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich dies im Detail begründen. Zunächst zu der Behauptung, es mangele insbesondere im Grundschulbereich an staatlichen Vorgaben zur orthografischen Kompetenz von Schülern im Fach Deutsch. So will ich mal Ihre eigenwillige Formulierung zur Rechtschreibfähigkeit fachlich korrekt übersetzen. Gestatten Sie das bitte! Diese Vorwürfe reichen bis hin zum Abitur und tauchen mit großer Regelmäßigkeit in den Medien auf, zum Beispiel in Berichten zu den Eingangsprüfungen der IHK, die den Verfall der Leistungen in Deutsch, insbesondere in der Rechtschreibung, dokumentieren sollen.

(Zwischenruf Abg. Brandner, AfD: Genauso ist es!)

In dieser Situation ist zu fragen, ob es sich tatsächlich nur um eine Art Generationenkonflikt handelt oder ob die Problematik nicht viel komplexer gesehen werden muss. Letzteres scheint der Fall. Leis