Was mich nur ein wenig irritiert, ich wollte mich eigentlich gar nicht zu dem Programm äußern, dass doch ein so versierter Schulpolitiker wie Herr Emde sich für dieses Programm ausspricht. Ich meine, es geht ja schon beim Titel los: Chef als Beruf. Da spreche ich jetzt gar nicht davon, dass es „Chef“ und „Chefin“ heißen sollte. Aber mir ist nicht bekannt, dass es ein Berufsbild in Deutschland gibt, was Chef heißt.
Das heißt, die FDP hat einfach mal vergessen, dass eigentlich zu einem ordentlichen Chef oder einer Chefin sein eine vernünftige Ausbildung gehört, eine Hochschulausbildung,
und dass das das eigentliche Problem in Deutschland ist, dass es immer noch nicht genügend Ausbildungsplätze für junge Menschen gibt, die sich dann
möglicherweise entscheiden könnten, ein Unternehmen zu führen oder in leitende Position zu gehen. Die FDP hat noch nichts gehört von Programmschwemme im berufsbildenden Bereich, dass wir unzählige Programme haben, wo nicht mal Experten mehr durchsehen, deswegen setzen wir ein nächstes auf, das könnte dann vielleicht jemand umsetzen, weil es auf einmal das neueste ist und ganz oben auf der Liste steht. Aber auch damit ist niemandem geholfen.
Ich will damit sagen, Programmfetischismus hilft hier keinem weiter, außer möglicherweise einem FDPnahen Unternehmen.
Ich habe eine ganze Menge dazu zu sagen, aber wie der Abgeordnete Emde schon sagte, die Abgeordneten möchten in ihre Wahlkreise und wer keinen Wahlkreis hat, bestimmt zu der Familie zurück.
Ich habe einen Wahlkreis, genau, dahin kann ich zurück, deswegen haben Sie leider den Abgeordneten Panse nicht mehr in Ihren Reihen.
Ich will eigentlich nur sagen, von einer Fraktion, einer Partei, die auf das Wohl des Einzelnen gegen die Gemeinschaft setzt, wo Leistung zählt, ist nichts anderes zu erwarten als ein elitäres, ausgrenzendes und fehlinformierendes Programm, das noch dazu im Thüringer Lehrplan implementiert werden soll. Deswegen wird meine Fraktion diesem Antrag nicht zustimmen. Ich hoffe, dass die FDP-Fraktion nicht weiter solche Anträge einbringt. Danke.
Vielen herzlichen Dank, Frau Hennig. Das Wort hat jetzt Abgeordneter Meyer von der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich wollte mich eigentlich nicht mehr zu Wort melden, aber ich muss das doch noch tun und mich bei der Verwaltung bedanken, die zu dem Thema, zu dem wir gerade sprechen in wunderbarer Weise uns heute unsere Fächer voll gemacht, nämlich das Amtsblatt verteilt hat. Ich lese auch Amtsblätter.
In diesem Fall muss ich Herrn Kuschel, der leider nicht mehr da ist, recht geben, nicht Ahnung ist wichtig, Erkenntnisse sind wichtig. Deshalb an die FDP eine kurze Information aus dem Thüringer Amtsblatt vom 24.03.2010, für gymnasiale Oberstufen und berufliche Gymnasien gibt es im Bereich Wirtschaft und Recht insgesamt neun Werke, die sich mit dem Thema Wirtschaft und Recht befassen. Ich zitiere mal einige daraus: „Bayerischer Schulbuchverlag - Betriebswirtschaftslehre, Duden Paetec - Schulbuchverlag, Duden Wirtschaft/Recht - Lehrbuch für die Sekundarstufe II, Klett - Wirtschaft und Recht, Schöning - Reihe Sozialwissenschaften, Wirtschaftspolitik im Zeichen der Globalisierung oder Winklers Volkswirtschaftslehre - eine entscheidungsorientierte Einführung“. Das nur deshalb, weil Sie entweder den Schulbuchmachern unterstellen, interessengeleitet bestimmte Sachen nicht adäquat - ich habe jetzt mal die gymnasiale Oberstufe genommen, ich hätte Ihnen auch etwas anderes vorlesen können - zu vermitteln, was eine bodenlose Frechheit ist, wenn man Pädagoge ist - und da sind einige im Raum hier -
oder - was noch viel schlimmer ist - Sie unterstellen den Thüringer Auswahlgremien, die meiner Ansicht nach in den letzten 20 Jahren eher nicht wirtschaftsfeindlich gewesen sein können, dass diese genau das getan und wirtschaftsfeindliche Schulbücher ausgesucht haben, indem nur Betriebsräte gut gefunden werden. Auch das ist eine Unterstellung und die möchte ich Herrn Emde gegenüber gar nicht aufmachen.
(Zwischenruf Abg. Emde, CDU: Es ist ein Unterschied zwischen einem Schulbuch und einem Material. Sie haben keine Ah- nung.)
Richtig, genau. Dann kommen wir noch zu der Frage, wie viele Stunden Wirtschaft und Recht Sie überhaupt haben, wie viele Materialien Sie sinnvollerweise neben den Schulbüchern noch einsetzen können (wie viele Sachmittel die Schulen überhaupt noch haben, um Materialien überhaupt einzukaufen). Das wäre auch ein schönes Thema. Wenn die FDP da etwas kostenneutral sponsern würde, vielleicht ohne Namensnennung von …
Aber auch die Sportwirtschaft ist ein wesentlicher Bereich, der zum Thema Existenzgründung gehört, auch Fitness-Studios sind sehr schön, man kann sogar Chef werden bei Fußballvereinen und Fußballclubs, manchmal bleibt man das länger, manchmal nicht. Auch das Thema ist mir wohl bekannt, aber das war nicht das Thema, was ich heute hier bereden wollte. Heute wollte ich nur noch mal Danke sagen an die Verwaltung. Wir wissen, das Thema „Chef und Chefin werden in Thüringer Schulen“ ist gut aufgehoben. Danke.
Vielen herzlichen Dank. Gibt es weitere Wortmeldungen? Dann erteile ich jetzt das Wort dem Abgeordneten Barth von der FDP-Fraktion.
Liebe, verehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist manchmal schön, wie ausrechenbar solche Debatten laufen. Allerdings ist es wirklich ein bisschen bedauerlich, dass man sich neben der Möglichkeit, rhetorisch mal draufzuschlagen, was an diesem Pult hier auch legitim ist, sich aber einer inhaltlichen Debatte völlig verweigert.
Dann stellt sich schon die Frage: Warum? Dieses Warum ist relativ einfach zu beantworten. Eine der Vorrednerinnen hat hier gesagt, dass auch eine ordentliche Berufsausbildung zunächst mal wichtig ist, um Chef zu werden. Das ist absolut richtig. Ich sage mit Blick auch auf den Kreis der Redner, nicht jeder, der hier gesprochen hat, hat unter diesem Ge
Aber dass es tatsächlich nicht weiter reicht, auch bei Ihnen, Herr Metz, dass es nicht weiter reicht, als diese rhetorische Keule kurz zu schwingen und sich dem eigentlichen Punkt überhaupt nicht, nicht mit einem einzigen Satz zu widmen, nämlich der Frage, wie es gelingt, dass wir in diesem Land Unternehmernachwuchs bekommen, auch Unternehmerinnennachwuchs für die Feinschmecker unter Ihnen,
wie es gelingt, dass wir Menschen auch daran erinnern und dazu erziehen, Verantwortung in Unternehmen zu übernehmen, Arbeitsplätze zu schaffen. Das alles ist dann schon ein Stückchen überraschend. Deshalb möchte ich ausdrücklich noch mal sagen, dass das Ziel dieses Lehrmaterials darin besteht, jungen Menschen zu sagen, dass der Arbeitsmarkt nicht nur die Möglichkeit bietet, sich in abhängige Beschäftigung zu begeben, sondern dass es auch den Weg in die Selbstständigkeit gibt und dass das kein Teufelszeug ist, sondern dass das ganz normal im wirtschaftlichen Leben ein Weg ist, wie man sein Geld verdienen kann, wie man auch Verantwortung für das Gemeinwesen übernehmen kann. Denn das ist es, was Unternehmerinnen und Unternehmer in aller Regel tun, und eine Verantwortung, der sie sich auch stellen.
Herr Barth, stimmen Sie mit mir darin überein, dass, wenn es in diesem Hohen Haus darum geht, einen Skandal zu vermeiden, sich jegliche inhaltliche Debatte erübrigt?