Doch, Frau Wolf; es wäre doch schlimm, wenn nur wir Frauen für verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf, für mehr Chancengerechtigkeit stehen würden. Wenn wir doch die Männer als Partner nicht haben,
dann erreichen wir doch nichts. Tut doch nicht so, als wenn wir von vor 500 Jahren wären und die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben. Man soll doch
bei allen Schwierigkeiten, bei allen Kritikpunkten, bei allen Defiziten, die es noch gibt, die wir auch hier gar nicht gut- und schönreden wollen, doch auch einmal die richtigen Schritte mit aufzeigen und das nicht einfach kleinreden. Und jetzt ist mein Faden weg und jetzt höre ich auch auf.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, Frau Kollegin Tasch hat ja förmlich dazu eingeladen, noch einmal einen Mann hier vorn an dem Rednerpult stehen zu lassen.
Ich habe mich aber vorher gemeldet, weil ich den Eindruck habe und das tiefe Gefühl auch, Frau Kollegin Leukefeld, nach Ihrer Rede muss man das Frauenbild, das Sie vermittelt haben, mal wieder ein bisschen geraderücken, und zwar in den Bereich von Realismus.
Frau Thierbach, bei Ihnen fällt es mir wirklich schwer, einfach den Mund zu halten und nicht zu reagieren,
weil das der nächste Ordnungsruf wäre. Sie kreischen da nur hinten aus Ihrer Reihe herum. Lassen Sie mich doch erst einmal die Dinge vorstellen und werten es dann. Das Zitat, was Sie dort bringen, „Angst vor Zukunft“, das nehme ich ernst, ja natürlich. Aber wenn Sie einmal Ihre Rede daneben legen, dann malen Sie schwarz in schwarz und verstärken sozusagen auch noch die Angst vor der Zukunft. Ich will einmal einen Versuch wagen, Ihnen vorzuschlagen, den Frauen, den Mädchen den Blick in die Zukunft positiv zu besetzen, und zwar mache ich das zu Recht auf dieser Grundlage der DGB-Studie und mit einem Versuch, so wie Frauen auch, komplex und in Zusammenhängen zu denken. Die DGBStudie - so schwach sie zum Teil in der Statistik ist, weil sie Äpfel und Birnen miteinander vergleicht - hat
aber Aussagen getroffen, dass Frauen insbesondere flexibel, lernbegierig sind, auch gute Lernerfolge und eine hohe soziale Kompetenz haben. Die hohe soziale Kompetenz sehen sie zum Beispiel daran, dass in den misslichen Situationen des Lebens Frauen wesentlich besser in der Meisterung sind als Männer.
Manchmal wird man richtig mutlos, wenn man für Frauen versucht Gutes zu reden, und die Frauen beschimpfen einen nur. Natürlich.
Also, wie gesagt, ich habe noch nie eine Frau mit einer Bierbüchse am Busbahnhof stehen sehen; das ist offensichtlich das Problem der Männer, dass sie mit diesen Schwierigkeiten des Lebens nicht zurechtkommen.
Aber nachdem die DGB-Studie gerade diese guten Eigenschaften von Frauen geschildert hat: Nehmen Sie doch einfach mal eine andere Studie, eine andere Literatur des Hauses in die Hand, und zwar den Fachkräftebedarf. Das ist doch die große und spannende Situation, dass ich sage, einerseits erwarten wir unmittelbar schon vor uns stehend den Mangel an Fachkräften und andererseits weiß ich belegt durch Studien und Kenntnis der Frauen auch, dass man sagt, lernbegierig, hohe Lernerfolge, nun lenken wir sie auch darauf hin.
Das ist doch mal ein positiverer Ansatz als das, was Sie uns dauernd erzählen, wie schlimm das alles ist, und uns noch förmlich einladen mit der Mindestlohndebatte, den Frauen auch noch vorzuschreiben, dass sie ausschließlich Mindestlohn bekommen und man sie damit von vornherein nach unten in den Bereich der Benachteiligten einstuft.
Doch, so ist das, Frau Leukefeld. Deshalb habe ich mich jetzt noch mal zu Wort gemeldet. Bringen Sie doch mit in positiven Ansatz die Kompetenz der Frauen auf der einen Seite, den Fachkräftemangel auf der anderen Seite, dann haben wir die Aktivitäten, die Frau Kollegin Tasch gesagt hat, Schule/Wirtschaft, Stiftung/Bildung, um all die Dinge mit hineinzunehmen, um dann noch diese Chancen, die Frauen insbesondere dann wahrnehmen können, auch zu realisieren. Danke schön.
Mir liegen jetzt seitens der Abgeordneten keine weiteren... Doch, Herr Abgeordneter Pilger für die SPD-Fraktion, bitte.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr Kretschmer, ich finde es ja auch nicht verkehrt, mit positiven Ansätzen in bestimmte Diskussionen reinzugehen, zum Beispiel Ihr Vorschlag, auch über den Fachkräftemangel und die Perspektiven von Frauen in der Zukunft zu reden. Ich verstehe nicht, dass die CDU-Fraktion es ablehnt, dann über diesen Antrag im Ausschuss weiterzuberaten. Das kann ich an der Stelle nicht verstehen.
Frau Tasch, das mit der Herdprämie müssen Sie sich wohl noch länger anhören, denn Sie haben sie geschaffen. Es tut zwar weh, wenn es einen Begriff gibt, den Sie aus der Landwirtschaft kennen, aber es gibt ihn auch in anderen Zusammenhängen. Im Zusammenhang mit dem Kindertagesstättengesetz, mit der Familienoffensive Ihrer Landesregierung haben Sie genau das geschaffen
und dann müssen Sie sich das auch sagen lassen. Da können Sie sich hier hinstellen und mich noch so laut beschimpfen. Sie müssen einfach auch mal zuhören. Sie haben zum Beispiel auch gesagt: „Herr Pilger, Sie haben Gender-Mainstreaming irgendwann mal gelesen.“ Stimmt! Bevor es den Begriff gab, habe ich mich schon politisch - ich komme aus Westdeutschland - um Frauenbewegungen, um Frauenrechte gekümmert
und habe das auch zum Teil verinnerlicht. Ich weiß auch, was es heißt, auch ohne es nur gelesen zu haben. Aber dass Sie es in einen völlig falschen Zusammenhang gestellt haben, nämlich in Bezug auf meine Aussage zu dem Antrag der Linkspartei.PDS, wie Mittel aus dem ESF zu verwenden wären - da lesen Sie mal bitte den Punkt in dem Antrag der Linkspartei.PDS und meine Bemerkung dazu, dann werden Sie wissen, dass es nichts mit den allgemeinen Programmgrundsätzen bei der Umsetzung zu tun hatte, und da hätten Sie den Zwischenruf nicht gemacht.
und den können Sie im Protokoll nachlesen -, dann ist Ihre Aussage, ich hätte eine frauenfeindliche Bemerkung gemacht, nicht richtig. Ich habe auf eine persönlich falsche - ich könnte auch „dumm“ sagen -, eine dumme Bemerkung in dem Zusammenhang reagiert, und die war personenbezogen und nicht geschlechtsspezifisch. Danke schön.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich will das nicht in die Länge ziehen,
aber auf ein, zwei Dinge möchte ich noch mal eingehen. Frau Leukefeld, außer viel Polemik haben Sie nicht viel Substanzielles gesagt. Ich will das mal an so ein, zwei Beispielen auch darstellen. Sie haben hier von der Frau gesprochen, die von 4.00 Uhr bis 18.00 Uhr jeden Tag für 600 € im Monat arbeitet - das sind 14 Arbeitsstunden -; den Fall belegen Sie mir bitte, dann schauen wir mal danach. Ansonsten war es wirklich nur Polemik.
Dann will ich mal zum nächsten Thema übergehen - EFRE und ESF. EFRE wird nicht gegendert, haben Sie hier gesagt.
EFRE ist ein europäischer Fonds für die regionale Entwicklung. Ich könnte mich nicht besinnen, wo wir in Thüringen Regionen haben, wo nur Frauen und nur Männer leben. Deshalb ist dort auch ein Gendern wohl sehr, sehr schwer möglich,
(Zwischenruf Abg. Dr. Scheringer-Wright, Die Linkspartei.PDS: Wenn Sie dies sa- gen, konterkarieren Sie das Mainstrea- ming der EU.)
auch wieder nur Polemik. Das Nächste, dass nur ein Drittel aller Gründer in Thüringen Gründerinnen sind, auch wieder Polemik. Das ist sicher so, aber Sie können par ordre du mufti keine junge Frau dazu zwingen, Unternehmerin zu werden. Das ist nun immer noch die private Entscheidung jeder einzelnen
Noch einmal das Thema Mindestlohn. Ich denke, dass in Ihren Reihen auch so viele Leute sitzen und, da gucke ich in die letzte Reihe, betriebswirtschaftlich so viel Erfahrung haben, dass sie durchaus nachvollziehen können, dass es im Niedriglohnbereich eben nun einmal Jobs gibt, die eine Produktivität von 8 € nicht hergeben. Das ist eben nun einmal so. Das ist nicht nur in Deutschland und in Thüringen so, das ist auf der ganzen Welt so. Wenn ich mit der Hände Arbeit in dem Unternehmen nicht 8 € erwirtschafte, dann kann ich auch nicht 8 € verdienen. Es sei denn, ich führe einen staatlich subventionierten Lohn ein und dann sind wir ganz schön weit weg von der Marktwirtschaft.