trotzdem sagen die Imker vor Ort, dass sie befürchten, ihren Honig nicht loszuwerden. Sei es, weil der Honig faktisch durch Pollen des gentechnisch veränderten Maises kontaminiert ist oder und jetzt hören Sie bitte zu, Herr Sklenar,
auch durch Assoziation der Käufer, dass die verbinden, da ist gentechnisch veränderter Mais und da ist der Honig her und das ist ein hervorgerufener Imageschaden. Jetzt muss ich Ihnen noch ein Beispiel sagen.
Ich habe ja auch Imker in der Familie, Frau Becker hat ja gesagt, wir sind ja eine pluralistische große Familie und mein Cousin in Oberhaunstadt/Bayern hat seinen Pollen im Bienenstock analysieren lassen und in diesem Pollen,
in dieser Analyse, wurden Pollenarten von 40 verschiedenen Pflanzen gefunden. Da waren Gräserpollen dabei, da war z.B. auch Schachtelhalm dabei und jetzt, Herr Sklenar ist ja klar, dass der Schachtelhalm so ähnlich wie der Mais keine primäre Futterpflanze der Biene ist, aber eingetragen wurde er doch, sonst wäre er nicht gefunden worden.
Jetzt, warum schätzen die Imker vor Ort das so ein. Sie können die Befürchtungen natürlich einfach wegschieben und - Herr Dr. Sklenar drehen Sie mir doch nicht Ihren Rücken zu,
ich weiß doch, dass Sie es hören. Die Imker schätzen das so ein, weil die Menschen, also die Verbraucher davon ausgehen, dass gentechnisch veränderte Nahrungsmittel nicht gut für sie sind und deshalb erst einmal gegen Erzeugnisse, die mit Gentechnik in Verbindung gebracht werden, Vorbehalte haben. Es wurde schon gesagt, Umfragen zufolge sind 70 Prozent oder auch 80 Prozent der Bevölkerung gegen gentechnisch veränderte Produkte in den Verkaufsregalen, und zwar aus unterschiedlichen Gründen. Da möchte ich gerade Ihnen auch sagen: Es gibt auch Menschen, die aus ideellen, aus christlichen Gründen, aus der christlichen Werteideologie die Gentechnik ablehnen, weil die sagen, du sollst nicht Gott spielen. Diese Menschen sind in den 70 Prozent der Bevölkerung auch enthalten und die können Sie nicht einfach wegschieben.
Schon vor Jahren, als Nestle mal einen Schokoriegel mit GVO auf den Markt brachte, war der nicht erfolgreich und verschwand sang- und klanglos aus den Regalen. Inzwischen zwingt die Industrie auf Teufel komm raus gentechnisch veränderte Kultur
pflanzen auf den Markt und mobilisiert eine unheimliche Lobby für die Verabschiedung der dafür nötigen Gentechnikgesetze, und das gegen den Mehrheitswillen der Verbraucher, der Dorfbewohner und der Bauern. Das, meine Damen und Herren, ist zutiefst undemokratisch und zeigt, worum es geht.
Für die Entwicklung der grünen Gentechnik haben die Konzerne insbesondere in den USA viel Geld in die Hand genommen und das soll jetzt mit vielfacher Dividende wieder rausgeholt werden. Gentechnikkritiker sind daher mißliebig und werden diskreditiert und Gefahren werden unterschlagen.
Frau Kollegin, Sie haben eben eine Aufzählung getroffen, das verwundert mich. Unterscheiden Sie etwa zwischen Verbrauchern, Dorfbewohnern und Bauern?
Wenn das das Problem ist, was Sie mit unserem Antrag haben, dann werde ich das anders formulieren, Herr Schwäblein.
Also, Gefahren werden unterschlagen. Sie haben es ja sicherlich mitbekommen, letzten Freitag ging eine große Diskussion genau darüber in der Europäischen Kommission, aber auch hier in den Zei
tungen herum, wo gesagt wurde, dass Monsanto die Gefahren, die bei dem Fütterungsexperiment ihrer Maislinie 863, MON 863, aufgezeigt wurden, nämlich dass Ratten Gesundheitsschäden davongetragen hatten, einfach unterschlagen hat. Also, Kritik wird unterschlagen. Aufgrund des Gefährdungspotenzials für die Verbraucher und dieses ganzen Streits konnte keine Einigkeit zwischen der Europäischen Kommission und den Umweltministern genau hinsichtlich dieser einen Maislinie hergestellt werden. Dem Ausgang dieses Streits, meine Damen und Herren, können auch wir hier einen Mosaikstein hinzufügen, indem wir uns eindeutig positionieren und Zeichen setzen und uns klar und deutlich für gentechnikfreie Zonen aussprechen, Herr Sklenar. Denn, meine Damen und Herren, der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen birgt nachweislich mehr Risiken, als er Nutzen bringen kann.
Das sage ich und ich liefere Ihnen jetzt die Beispiele. Die grüne Gentechnik stellt eine Risikotechnologie dar, deren Auswirkungen auf das Ökosystem und die tierische und menschliche Gesundheit bislang nicht abschließend bewertet werden können, abgesehen von einzelnen Linien - ich habe das Beispiel gebracht -, deren Verzehr schädliche Auswirkungen auf Ratten gezeigt haben.
Haben soll, ja, Monsanto weigert sich aber, den Versuch zu wiederholen. Vielleicht wenn mehr Druck gemacht wird, wiederholen sie den.
(Zwischenruf Dr. Zeh, Minister für Sozia- les, Familie und Gesundheit: Ist nicht zu- gelassen bei uns.)
Die negativen Auswirkungen überwiegen ganz klar, weil die in den Pflanzen eingebauten Insektengifte nicht nur Schädlinge töten, sondern auch nützliche Insekten - der Zünsler ist eben nicht der einzige Falter, der bei uns rumfliegt -, weil gentechnisch veränderte Kulturpflanzen, insbesondere Raps z.B., auskreuzen und sich mit Wildpflanzen vermischen.
Damit ist diese Technologie nicht mehr rückholbar und die Artenvielfalt wird gefährdet, weil Koexistenz nicht machbar sein wird und daher Landwirte und Imker keine Wahlfreiheit in ihrer Produktion mehr haben. Und außerdem, wenn die Koexistenz nicht machbar ist, wird das das Aus für die Ökobe
Und, Herr Minister Zeh, per Gesetz kann sich ein Nebeneinander von gentechnisch veränderten Kulturpflanzen und nicht veränderten nicht verordnen lassen, das hat überhaupt nichts mit Gesetzen zu tun, weil sich relativ schnell Resistenzen gegen die eingebauten Gifte entwickeln werden und Schädlinge und Unkräuter dann noch schwieriger zu bekämpfen sind. Eine Studie aus den USA zeigt, dass zwar nach Einführung gentechnisch veränderter Kulturpflanzen erst einmal der Pestizideinsatz gesunken, inzwischen aber wieder deutlich angestiegen ist, und das um ein Vielfaches.
Ja, die Zahlen kann ich Ihnen zeigen. Die Gentechnik, die grüne Gentechnik birgt mehr Gefahren als Nutzen, weil die Übertragung des gentechnisch veränderten Erbguts auf die Konsumenten, also Tier und Mensch, nicht ausgeschlossen werden kann und wir heute nicht wissen, was eine etwaige Übertragung bewirken könnte. Trotzdem wird aus dem vorher genannten Grund, dass jetzt endlich Geld gemacht werden muss, wo viel Geld investiert wurde, der Einsatz gentechnisch veränderter Kulturpflanzen von der Gentechnikindustrie als Heilsbringer vermarktet. Die Firmen fordern den unbeschränkten Einsatz dieser Technologie. Die Agrarkommission der EU setzt dem nichts entgegen. Im vorauseilenden Gehorsam proklamierte sie im März dieses Jahres sogar, dass die Einführung gentechnisch veränderter Kulturpflanzen, besonders von Raps, viel schneller gehen muss. Auf den aktuellen Streit hinsichtlich der Maislinien habe ich ja schon eingangs hingewiesen.
Meine Damen und Herren, selbst das verabschiedete Bundesgesetz zur Gentechnik, dass dem Einsatz der Gentechnik, wenn man es einmal im Grunde betrachtet, auch in Deutschland Tür und Tor öffnet, selbst dieses Gesetz lehnt die Industrie und ihre Politiklobby als Verhinderungsgesetz ab. Da beobachte ich eben auch mit Sorge, was Herr Minister Zeh vorher vorgetragen hat und auch was Herr Schulz vom Ministerium dazu sagt, welches Getöse und wie viele Krokodilstränen man wegen diesem Gesetz beobachten kann. Dabei muss man doch ehrlicherweise sagen, dass erst auf Grundlage dieses Gesetzes gentechnisch veränderte Pflanzen im großen Stil angebaut werden können. Das ist übrigens typisch. Also das finde ich wirklich ein großes Problem, dass zum Beispiel die grüne Bun
deslandwirtschaftsministerin sagt, die Grünen sind total gegen die Gentechnik. Dann ist es doch ihr Ministerium, das die rechtlichen Grundlagen schafft, dass der Anbau doch geht. Fakt ist, meine Damen und Herren, eine nachhaltige Entwicklung lässt sich nicht mit Risikotechnologien erreichen. Das zeigen die Erfahrungen mit der Atomkraft, das zeigt aber auch die Erfahrung mit der so genannten grünen Revolution. Zur Erklärung, das ist der massenhafte Einsatz von mineralischen Düngemitteln und Pestiziden, der im letzten Jahrhundert in den sechziger und siebziger Jahren weltweit verfolgt worden ist. Im Gegenteil, zu oft kam es durch den Einsatz von unangepassten Technologien zu Unfällen und unerwünschten Nebenwirkungen, die vielen, vielen Menschen das Leben kosteten und auch heute noch die Lebensqualität in den betroffenen Gebieten massiv einschränken. Erinnern Sie sich an Tschernobyl, an OPAL, an Lindan und DDT. Und jetzt, Herr Minister Zeh, möchte ich auch noch etwas zu den Röntgenstrahlen sagen. Das ist für mich Ihre typische Herangehensweise, dass Risiken, dass Gefahren einfach negiert werden und man unvorbereitet die Technologie einsetzt. Ja wie viele Todesfälle gab es denn, durch die Anwendung der Röntgenstahlen, weil es keinen Schutz für die Anwender, für die Röntgenassistenten nämlich, aber auch für die Verbraucher, für die Geröntgten gab? Das wurde doch erst auf der Todesliste erarbeitet, wie oft man sich per Jahr röntgen lassen soll und dass Bleischürzen von den Assistenten getragen werden und nicht daneben stehen sollen. Das hat man sich sozusagen auf Leichen erarbeitet. Das soll unsere Herangehensweise auch mit dieser neuen Technologie sein?
Der Hunger in der Welt, das ist auch oft so ein Argument, das benutzt wird, um die grüne Gentechnik einzuführen und zu rechtfertigen. Der Hunger in der Welt, meine Damen und Herren, lässt sich auch mit der grünen Gentechnik nicht bekämpfen. Das hat die grüne Revolution auch gezeigt. Pestizide und Mineraldünger wurden von den Konzernen verkauft, immense Profite wurden und werden erwirtschaftet und der Hunger wurde nicht überwunden. Schauen Sie sich doch die Zahlen der Hungernden in Afrika an, der Mangelernährten, die sind doch gestiegen. Jetzt macht Bob Geldorf wieder ein G-8-Konzert in verschiedenen Städten. Er sagt, dieses Mal muss gefordert werden, dass wir an die Gründe herangehen, die den Hunger in der Welt, in Afrika, verursachen.
Nur in Asien, meine Damen und Herren, konnte die Zahl der Hungernden und der Mangelernährten reduziert werden. Und warum? Ein Beispiel, ein Lösungsansatz zu dieser Frage liegt in der Volksrepublik China. Denn dort hat man neben der grünen Revolution auch eine rote Revolution durchgeführt.
Das mag man bewerten, wie man will, und ich will hier auch keine Lanze für China brechen; Tatsache ist, dass zur Überwindung des Hungers nicht die Technologien entscheidend sind, sondern die Verteilung der Wertschöpfung.
Der Hunger in der Welt ist in politischen Zusammenhängen begründet und nicht in technologischen. Also wem nützt die grüne Gentechnik dann eigentlich? Wirklichen Nutzen von der grünen Gentechnik haben nur die multinationalen Konzerne, die das patentgeschützte Saatgut von gentechnisch veränderten Pflanzen auf den Markt bringen und die dazu passenden Chemikalien verkaufen. Aufgrund der geltenden Saatgutgesetze sind Bauern bei der Nachzucht ihres eigenen Saatguts stark eingeschränkt und müssen praktisch jedes Jahr das Saatgut von den Firmen kaufen. Dazu kommt, dass viele Sorten Hybride sind, also die Nachzucht sowieso schwierig oder unmöglich ist. Dadurch geraten die Bauern in immense Abhängigkeit von den Firmen und den gentechnisch veränderten Sorten. Da können mir Landwirte schon sagen: Da sind wir ja schon drin. Aber das bedeutet ja nicht, dass man die Falle noch viel mehr zuschlagen lassen muss.