... die Chancengleichheit für die junge Generation durch die Schule hat sie sehr treffend charakterisiert. Ich zitiere, Frau Präsidentin: "In einem Land wie der Bundesrepublik Deutschland werden die Lebenschancen zum weitaus größten Teil durch die erhaltene Bildung und Ausbildung bestimmt. Deshalb muss das Bildungssystem eine größtmögliche Chancengleichheit für alle Schülerinnen und Schüler sicherstellen. Dazu ist u.a. erforderlich, dass das Bildungssystem kompensatorisch wirkt, vor allem dort, wo Elternhäuser versagen oder überfordert sind." Dem ist nichts hinzuzufügen.
Ich nehme an, dass ich jetzt den Vertreter der Landesregierung, Herrn Minister Krapp, aufrufen kann.
Vielen Dank. Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Frau Abgeordnete Bechthum, Sie haben ein wichtiges Thema angesprochen und in den Antrag der Fraktion der SPD "Förderung der Chancengleichheit von Mädchen und Jungen in der Schule" eingeführt. Sie haben richtigerweise gesagt, dass diese Fragen aktuell sind wie eh und je. Insofern ist Ihre Aufforderung an die Landesregierung, erstmalig zum 31. März 2001 zu berichten, etwas spät terminiert. Ich erlaube mir, seitens der Landesregierung heute schon eine Stellungnahme abzugeben zu Ihren Fragen, denn es ist, wie Sie gesagt haben, aktuell wie eh und je.
In diesem Sinne also zu Ihrem Punkt 1: In Thüringen müssen Lehr- und Lernmittel das Ziel einer gleichwertigen und partnerschaftlichen Lebensgestaltung von Mann und Frau berücksichtigen und zeitgemäße und ausreichende Identifikationsangebote bieten. Das ist so festgelegt in Thüringen. Diese Vorgabe gilt als Prüfauftrag für alle Schulbuchgutachter. Und da Schulbücher in der Unterrichtspraxis eine wichtige Rolle spielen, kommt der Darstel
lung bedeutender Frauen aus Geschichte und Gegenwart hohe Bedeutung zu. Diesem Prüfauftrag kommen die Schulbuchgutachter mit besonderer Sorgfalt nach und sie werden hierzu auch besonders fortgebildet.
Zu Frage 2 Ihres Antrags: In jedem Thüringer Lehrplan ist in Teil I die Anforderung an den Unterricht ausdrücklich wie folgt formuliert worden - ich zitiere: "Die Gestaltung eines Unterrichts, der die Interessen und Neigungen von Mädchen und Jungen in gleichem Maße anspricht und fördert." Zur Umsetzung dieser Anforderung bedarf es permanenter Anstrengungen im Bereich der vor allem regionalen und schulinternen Fortbildung sowie einer Fortschreibung des Materialienteils mit konkreten Aufgabenstellungen, die den Blick auf die bekanntermaßen unterschiedlichen Herangehensweisen von Mädchen, z.B. im Bereich informationstechnische Grundbildung, aufgreift. Im Rahmen der mathematisch-naturwissenschaftlichen Tage wurde 1998 vom Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien als Fortbildungsveranstaltung für Lehrkräfte ein Plenarvortrag organisiert mit dem Titel "Geschlechtsspezifische Differenzen, deren mögliche Verursachung und Konsequenzen für Unterricht und Bildung". Gehalten hat diesen Vortrag Prof. Mehlhorn aus Leipzig, dem sich eine intensive Diskussion bezüglich weiterer Konsequenzen für den mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht in Thüringen anschloss. Es ist der Landesregierung durch zahlreiche Untersuchungen und als Ergebnis von Modellversuchen bekannt, dass die geringe Beliebtheit der Naturwissenschaften bei Mädchen keine Folge von Begabungsunterschieden ist. Auch die Ergebnisse der TIMS-Studie haben gezeigt, dass nicht nur der naturwissenschaftliche Unterricht generell in seiner Qualität zu verbessern ist, er ist es vor allem auch im Hinblick auf die Situation der Mädchen. Aus dieser Erkenntnis heraus erprobt Thüringen im Rahmen des BLK-Programms "Steigerung der Effizienz des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts" ein gesondertes Modul "Förderung von Mädchen und Jungen" in dem die Distanz der Mädchen zur Mathematik und vor allem zur Physik und zur Chemie durch besondere Konzepte und Materialien abgebaut werden soll. Zur Umsetzung dieses Anliegens wird das ThILLM gemeinsam mit der Thüringer Koordinierungsstelle an der Technischen Universität Ilmenau den Aspekt Koedukation, Geschlechtsspezifik, im mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht in die Lehrerfortbildung für die zwölf Modellversuchsschulen einbringen. Im Rahmen des Schulversuchs "Seminarfach" wird angeregt, sich ebenfalls mit dem Thema Chancengleichheit oder mit bedeutenden Frauen aus Geschichte und Gegenwart auseinanderzusetzen. Die dort erarbeiteten Materialien der Schülergruppen können und werden in einer Veröffentlichung, in einer Broschüre des ThILLM erscheinen.
Zur Frage 3 Ihres Antrags: Bereits in der vorangegangenen Legislaturperiode wurde im Gleichstellungsausschuss seitens des Thüringer Kultusministeriums zur Arbeit der Thüringer Koordinierungsstelle eine positive Einschät
zung vorgenommen. Da die Thüringer Koordinierungsstelle vorrangig das Ziel verfolgt, den Anteil weiblicher Studierender in den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studienrichtungen insbesondere an Thüringer Hochschulen und Universitäten zu erhöhen, wurde die Stelle dementsprechend aus Mitteln des Geschäftsbereichs des Thüringer Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst finanziert. Das Anliegen der Koordinierungsstelle deckt sich mit dem allgemeinen Auftrag des Kultusministeriums für Berufswahlvorbereitung und Studienwahl von Schülerinnen und Schülern. In diesem Sinne ist die Landesregierung sehr an einer Kooperation des Kultusministeriums mit der Koordinierungsstelle interessiert und bemüht, diese finanziell zu unterstützen. Dies trifft für den Bereich der gezielten Lehrerfortbildung zu, die gemeinsam mit dem ThILLM zu planen und durchzuführen sein wird. In den Fällen, in denen konkret die Arbeit der Schule und an der Schule betroffen ist, ist eine Projektfinanzierung möglich. So können Vorhaben der Koordinierungsstelle in der Weise gefördert werden, dass nach Abstimmung mit dem ThILLM Fortbildungsangebote der Koordinierungsstelle für Beratungslehrer oder für Fachlehrer und Fachberater in den naturwissenschaftlichen Fächern finanziert werden. Ebenso möglich ist eine finanzielle Unterstützung für befristete Projekte zur Schulentwicklung, indem z.B. in einem Thüringer Gymnasium unter der Anleitung der Koordinierungsstelle erprobt wird, wie naturwissenschaftliche Defizite abgebaut bzw. mädchenspezifische Herangehensweisen im Unterricht an naturwissenschaftliche und technische Themen konkret umgesetzt werden können. Die Übernahme von anfallenden Sach- und Dokumentationskosten ist möglich. Weiterhin könnten auch Projekte zur Berufswahlvorbereitung mit mädchen- bzw. frauenrelevanten Aspekten an außerschulischen Lernorten mit Übernahme von Honorar- und Fahrtkosten für die Schülerinnen gefördert werden.
Zum Punkt 4 Ihres Antrags: Bereits die vorläufigen Lehrpläne von 1993 haben diese Themen u.a. durch den fächerübergreifenden Arbeitsbereich "Erziehung zu Gewaltfreiheit, Toleranz und Frieden" in den verschiedenen Fächern der Stundentafel aufgenommen. Die seit 1999 in Kraft gesetzten Thüringer Lehrpläne kommen diesem Anliegen in verstärkter Weise nach. Dies kann anhand einiger weniger Beispiele veranschaulicht werden. Der Ethiklehrplan sieht beispielsweise vor: "Die Rolle der Geschlechter sowie Formen von Partnerschaft in Vergangenheit und Gegenwart" sowie "Die Lebenswirklichkeit in verschiedenen Kulturkreisen" zu vergleichen. In der Grundschule befassen sich Schülerinnen und Schüler unter dem Thema "Soziale Beziehungen in Gemeinschaften" mit Menschen mit Behinderung und auch mit der Achtung vor dem anderen Geschlecht. Ebenso enthält der Lehrplan Geographie die Thematik "Kulturelle Vielfalt und ihr gleichberechtigtes Nebeneinander" wie auch der Lehrplan Englisch "People in Society". Auch die Fächer Biologie, Sozialkunde und Geschichte befassen sich mit entsprechenden Themen, wie "Gleichstellung der Geschlechter in der Partnerschaft", "Soziales Handeln im Alltag"
Zu Frage 5 eine kurze Bemerkung: Diese Aufgabenstellung wird auch im Hinblick auf den Anspruch unter Punkt 2 durch die Schulbuchgutachter wahrgenommen und diese erhalten hierzu verstärkte Fortbildung.
Zu Punkt 6: Hierzu werden Materialien erarbeitet. Da auch das BLK-Programm "Steigerung der Effizienz des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts an Thüringer Schulen", wie unter 2 ausgeführt, ein besonderes Aufgabemodul für Mädchen von den Thüringer Schulen bearbeiten wird, werden derzeitig diese speziellen Materialien veröffentlicht und in Schulen auch per Internet zugänglich gemacht. Der Thüringer Schullandheimverband hat in Absprache mit dem Thüringer Kultusministerium ein Projekt gemeinsam mit zwei Sozialpädagogen erarbeitet mit dem Titel "Mädchen- bzw. Jungenprojekte an Thüringer Schullandheimen". Dieses wird spätestens ab Schuljahr 2000/2001 an Schullandheimen als außerschulischem Lernort durchgeführt werden und bereits im Mai/Juni 2000 auf der CD-Rom "Informationssystem der Schullandheime" den Thüringer Schulen vorgestellt. Ebenso wird ein Physikprojekt des Lerchenberggymnasiums Altenburg mit dem Titel "Geschlechtshomogener und koedukativer Unterricht im Fach Physik, beobachtet in zwei Klassenstufen", zur Veröffentlichung kommen.
Auf Anregung der Frauenbeauftragten der Landesregierung wurde 1997 über 1.000 Thüringer Schulen eine Broschüre des Bayerischen Staatsinstitutes für Schulpädagogik und Bildungsforschung "Typisch Junge, typisch Mädchen" zur Verfügung gestellt, Thüringer Schulen, Studienseminaren und Lehrplankommissionen am ThILLM. Diese Broschüre weist eine Reihe von Unterrichtsbeispielen auf und bietet einen hervorragenden Einstieg in die Gleichstellungsthematik.
Zu Frage 7 Ihres Antrags: Um den stereotypen Selbsteinschätzungen der Jungen und Mädchen entgegenzuwirken und die Fähigkeiten von Mädchen und Jungen zum partnerschaftlichen Verhalten zu stärken, werden Projekte zur gewaltfreien Konfliktbewältigung seit 1994 durch die Landesregierung gefördert. In der Titelgruppe 75 "Maßnahmen gegen Gefährdung von Kindern und Jugendlichen" im Geschäftsbereich des Thüringer Kultusministeriums wird zukünftig als weiterer Förderschwerpunkt u.a. die Konfliktbewältigung für Mädchen und Jungen vorgesehen, wie die Entwicklung und Erprobung von Kursen und Projekten, die das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen insbesondere von Mädchen fördern. Die Zuständigkeit für außerschulische Projekte liegt in erster Linie bei den örtlichen Trägern der öffentlichen Jugendhilfe. Innerhalb der Richtlinie der Jugendpauschale wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass bei der Ausgestaltung entsprechend § 9 Sozialgesetzbuch VIII die unterschiedlichen Lebenslagen von Mädchen und Jungen zu berücksichti
gen sind, Benachteiligungen abgebaut werden sollen und die Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen zu fördern ist. Die Landesregierung hat im Übrigen eine Fachberatungsstelle für Mädchenarbeit beim Landesjugendamt eingerichtet.
Zu Ihrer Frage 8: Seit einigen Jahren fördert die Landesregierung u.a. aus Mitteln zur Schulentwicklung Projekte wie "Berufsorientierung für Regelschüler", die Module zur speziellen Vorbereitung von Mädchen auf die Berufsausbildung in typischen und atypischen Berufen beinhaltet. Um das Berufswahlverhalten von Mädchen zu erweitern, wird von der Frauenbeauftragten der Thüringer Landesregierung bereits zum zweiten Mal der Kalender "Berufschancen für Mädchen" auf der zweiten Thüringenmesse "Frauen und Wirtschaft" gemeinsam erfolgreich herausgegeben.
Und schließlich zu Frage 9: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu den genannten Themen werden ständig in das Lehr- und Studienprogramm der Thüringer Fach- und Hochschulen für die Ausbildung von Erziehern, Lehrern und Sozialpädagogen einbezogen. Von den Bildungseinrichtungen selbst und den zuständigen Ministerien wird dieses Anliegen weiter verfolgt. Dies gilt selbstverständlich auch für das Fortbildungsprogramm des ThILLM. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
Herr Minister, können Sie mir sagen, wann die Stelle beim Landesjugendamt wieder besetzt wird, die ja im Moment nicht besetzt ist?
Das kann ich an dieser Stelle nicht sagen, aber vielleicht noch einmal ein Telefonat mit dem Ministerium, dann lässt sich das regeln.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, der von der SPD-Fraktion eingebrachte Antrag zur Förderung der Chancengleichheit von Mädchen und Jungen in der Schule spricht ein Grundsatzproblem an, welches bislang trotz unterschiedlichster Initiativen bzw. auch Regelungen immer noch in meinen Augen unzutreffend gelöst wurde. Die Ansätze, die auch der Minister jetzt vorgetragen hat, sind in meinen Augen sehr lobenswert, aber ich denke, nicht aus
Eine wirklich Gleichstellung von Frauen ist bislang in dieser Gesellschaft noch nicht gegeben, das hat sogar Minister Dr. Pietzsch heute festgestellt. Das macht sich für mich im Übrigen auch schon oft an unserer Sprache fest. Weibliche Sprachregelungen sind auch in diesem hohen Haus nicht unbedingt üblich. Als Beispiel nenne ich hier nur unsere Gesetzeswerke. In keinem ist eine geschlechtsspezifische Sprachfassung zu finden - nur als Beispiel. Für mich besonders spannend waren dabei die Diskussionen hier im Plenum zum Thema "Bürgerbeauftragter". Es wurde nicht ein einziges Mal auch nur ansatzweise angedeutet, dass es sich möglicherweise auch um eine Bürgerbeauftragte handeln könnte.
Aber es gibt auch im beruflichen Alltag recht viele Bereiche und Branchen, die Männerdomänen sind, so fehlen Frauen im wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein aktuelles Thema ist die Problematik "Frauen in der Informationsgesellschaft". So sind nur 8 Prozent der Informatikstudierenden in Deutschland weiblich. Bei den Internetnutzern beträgt der Anteil von Frauen lediglich 23 Prozent. Das zeigt Ihnen, meine Damen und Herren, von welcher Aktualität diese Fragen sind und wie wichtig es ist, sie von Grund auf anzugehen. Der Gender-Mainstream, von dem auch Frau Bechthum vorhin schon geredet und es genau erläutert hat, soll und muss Konsequenzen in allen Bereichen der Gesellschaft haben, vor allem für die Bewusstseinsbildung wäre eine Umsetzung im Bildungsbereich wichtig. Hier beginnen sich früh Haltung und Neigung zu entwickeln, einen Ansatz hier zu wagen, sozusagen beim wichtigsten Glied unserer Gesellschaft - den Kindern, ist notwendig. Hieraus können die Grundlagen für eine wirkliche und dauerhafte Gleichberechtigung und Gleichstellung erwachsen. Aus diesem Grund befürwortet meine Fraktion den Antrag der SPD-Fraktion.
Aus dem konkreten Antrag möchte ich vier Punkte herausheben, die meiner Meinung nach für die Zielrichtung von Bedeutung sind und deshalb der Erwähnung bedürfen.
In Punkt 1 wird der Akzent dahin gehend gesetzt, dass man die Leistungen bedeutender Frauen in der Geschichte verstärkt berücksichtigen sollte. Dem ist uneingeschränkt zuzustimmen. Ein Blick in die herkömmlichen Lehrbücher zeigt durchaus, dass hier Defizite zu verzeichnen sind. Dabei gibt es in allen Geschichtsperioden bis hin zur Gegenwart sowie auch in allen anderen Bereichen im Übrigen eine beeindruckend hohe Zahl von Frauenpersönlichkeiten, die ihrer jeweiligen Zeit ihren Stempel aufsetzten und auch noch aufsetzen. Gar manche Kulturleistung wäre wohl ohne Frauen nicht denkbar. Eine Überprüfung der Lehrbücher, wo auch Lehrbeispiele von Frauenpersön
Die Punkte 2 und 3 erscheinen mir ebenfalls Wert, erwähnt zu werden, weil mit ihnen ein weit verbreitetes Fehlurteil verbunden ist. Noch immer wird mit Frauen Technikfeindlichkeit verbunden. Dabei ist sie weder statistisch noch andersweitig bewiesen, außer natürlich in unseren Vorurteilen. Dennoch ist die Förderung und Ausrichtung von mathematisch-naturwissenschaftlichem Unterricht speziell auf die Belange von Schülerinnen verbesserungsbedürftig und verbesserungswürdig. In diesem Zusammenhang ist die Nutzung und Weiterführung der in Punkt 3 angesprochenen Koordinierungsstelle, wie auch der Minister schon erwähnte, an der TU Ilmenau wichtig. Wissenschaftliche Untersuchungen beweisen, dass es unterschiedliche Arten des Lernens bei Mädchen und Jungen gibt. Probleme werden auf unterschiedliche Art und Weise erschlossen. Dies ist im Übrigen auch in Untersuchungen nochmals nachdrücklich bewiesen, so z.B. von Frau Prof. Rentmeister an der Fachhochschule Erfurt. Darauf muss es in der didaktischen Arbeit in der Schule Antwort geben. Ich erinnere mich an diesem Punkt sehr genau an meinen eigenen Informatikunterricht. Trotz eines deutlichen Mädchenüberschusses in unserer Klasse waren es doch fast ausschließlich die Jungen in der Klasse, die an der Tastatur waren, somit waren es für die Mädchen eigentlich die zwei langweiligsten Stunden in der ganzen Woche. Der Lerneffekt war nahezu null und ich gebe zu, in die technische Richtung haben sich bei uns auch sehr wenige weiterentwickelt. Der Lehrer war sowieso der Meinung, dass es eigentlich völlig vergebliche Mühe ist, den Mädchen in diesem Bereich irgendwas beibringen zu wollen, von daher hat er es lieber gleich gelassen.
Meine Damen und Herren, dies ist nach meinen bisherigen Erfahrungen kein Einzelfall. Dem muss jedoch entschieden begegnet werden. Es werden Chancen an dieser Stelle verbaut und verpatzt.
Ein grundsätzliches Problem wird mit Punkt 4 angesprochen. Toleranzen an Thüringer Schulen gegenüber Menschen mit anderen Lebensweisen bzw. anderen Nationalitäten sollen verstärkt werden. Die frühzeitige Erziehung zu Toleranz ist als eine präventive Maßnahme zu sehen. Sie kann auch zur Eindämmung von rechtsradikalen Tendenzen dienen. Ich weiß, dass es hier schon großartige Bemühungen im Kultusministerium gibt, aber ich denke, man sollte auch immer weiter am Ball dranbleiben und da auch einfach immer versuchen, noch besser zu werden.
Dennoch seien hier auch im Antrag zwei Ergänzungen vorgeschlagen. Im Aspekt der Lebensweisen fehlt in unseren Augen die Einbeziehung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen, die oft noch immer ausgegrenzt werden. Zweitens werden andere Nationalitäten angesprochen. Spätestens an diesem Punkt jedoch wird eine Erweiterung
um den Begriff der Religion in unseren Augen notwendig. Es tut uns ein bisschen Leid, dass hier die Religion, ich weiß nicht, ob die vergessen oder bewusst weggelassen wurde.
Im letzten Aspekt möchte ich den Gedanken von Punkt 8 aufgreifen. Es ist in der Tat so, dass geschlechtsuntypische Berufe existieren. Die Ursachen dafür entstammen einer Vermischung aus ganz verschiedenen Bereichen, in meinen Augen Prägung, Erziehung sowie auch patriachialen Auffassungen. Hier perspektivisch feste geistige Barrieren aufzubrechen, und hier spreche ich ausdrücklich nicht nur von denen von Jungen oder Männern, sondern auch von den Mädchen, halte ich für außerordentlich lohnenswert.
Meine Damen und Herren, ich finde diesen Antrag richtig und wichtig, sehe ihn jedoch nicht ganz ohne Kritik. Es wird versucht, ein riesiges Problem in einen Antrag hineinzubekommen, dies ist an sich nicht falsch und in vielen Punkten gelungen, aber in meinen Augen eben nicht in allen Punkten.
Unter Punkt 7 fordert der Antrag, dass - ich zitiere "schulische und außerschulische Projekte gefördert werden". An dieser Stelle habe ich nichts gegen die Nennung von schulischen Projekten, ich denke jedoch, dass es nicht zweckdienlich ist, außerschulische Projekte einzuschließen. Damit würde der gesamte Bereich der Jugendhilfe eingeschlossen werden - ein wirklich riesiger Bereich in meinen Augen. Dazu wäre es notwendig, einen eigenständigen und fundierteren Antrag zu verfassen.
Um auf diese Fragen noch eingehender eingehen zu können und sie auch noch eingehender diskutieren zu können, halten wir es für sinnvoll...
Richtig...., den Antrag an den Gleichstellungsausschuss sowie an den Ausschuss für Bildung und Medien zu überweisen und zu diskutieren.
Frau Wolf, die Bundesfamilienministerin hatte bis vor kurzem auf der Internetseite ihres Ministeriums ein Link zu einschlägigen Seiten mit sehr privatem Charakter.