Der dritte Punkt ist, glaube ich, dass wir alle ein Stück weit für Neuerungen und für Innovationen offen sein müssen. Wenn Deutschland als führende Wirtschaftsmacht dieser Welt weiterhin führend sein will, dann müssen wir unseren kommenden Generationen die Fähigkeit mitgeben, diese Kompetenzen, die dringend notwendig sind, zu erwerben. Dazu werde ich meinen Beitrag leisten. - Vielen Dank.
Sie dürfen gern hier vorn bleiben, Herr Minister; denn die Abgeordneten haben mit Ihnen doch gefiebert und wollen Ihnen noch ein bisschen mehr Redezeit geben. Auch wenn Sie schon vier Minuten über der vereinbarten Redezeit sind, gibt es zwei Abgeordnete, die Ihre Redezeit gern noch weiter verlängern möchten. - Herr Abg. Farle hat sich zu Wort gemeldet
Herr Farle, Sie haben jetzt das Wort. - Ich bitte die anderen Abgeordneten, sich in ihrem Redefluss einzuschränken. - Bitte, Herr Farle.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Tullner! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich glaube, dass Sie den wesentlichen Gedanken in dem Vortrag von Herrn Tillschneider gar nicht mitbekommen haben.
Wenn hier eine Prüfung stattfände, ob Sie die Tiefe seines Gedankens voll ausgeschöpft haben, dann würde ich sagen, sind Sie weitgehend an der Oberfläche geblieben. Ich will Ihnen aber aus Respektgründen keine Note erteilen. Sie würde aber sicherlich sehr schlecht ausfallen.
Herr Tillschneider wollte auf ein Problem hinweisen, das jeder bei sich selbst überprüfen kann. Auch wir hier haben dieses Problem.
Wenn Sie den ganzen Tag in irgendwelchen Chats oder Gruppen sind - das machen Politiker ja grundsätzlich -,
- Jetzt hören Sie einmal zu. Das sind Fragen der Gehirnforschung. Wenn Sie es nicht lesen, dann wissen Sie es eben auch nicht. Wir sind aber auch hier, um moderne Erkenntnisse mitzunehmen.
Die Kinder, die den ganzen Tag vor den Dingern sitzen, werden immer wieder mit neuen Reizen überflutet. Es ist nachgewiesen: Wenn Sie in einem tieferen Gedankengang sind - haben Sie vielleicht nie gemacht, Herr Erben -
und zum Beispiel in einem Buch zusammenhängend zwei oder drei Kapitel, 30 oder 40 Seiten, gelesen haben und dann die wesentlichen Inhalte davon aufnehmen müssen - das ist nämlich Lernen, das ist das Bilden von Synapsen im Gehirn -, dann sind darin hinterher Zusammenhänge zu erkennen. Das ist es, was unsere Kinder heutzutage in weiten Teilen nicht mehr können. Die können Bücher gar nicht mehr richtig auswerten und lesen.
Wenn Sie das nicht verstanden haben, dann haben Sie einen ganz wesentlichen Gedanken in der Bildungspolitik überhaupt nicht verstanden. - Vielen Dank. Und bessern Sie sich bitte!
Lieber Kollege Farle, das Benoten macht mich ganz demütig; das nehme ich zur Kenntnis. Ich will immer besser werden im Leben.
Ich glaube aber, am Ende reden wir gar nicht über das Verständnis, sondern wir reden wahrscheinlich von unterschiedlichen Wahrnehmungen der Wirklichkeit. Schon bei den alten Griechen und auch aus der Lutherzeit mit Melanchthon findet man einen Haufen von Zitaten, wonach lebenserfahrenere Zeitgenossen immer auf die Jugend gucken und der Meinung sind, es geht alles den
Bach runter, sie können nichts mehr und sie sind alle nicht mehr in der Lage, die Höhen der Zeit zu empfinden.
Ich glaube, dabei sollten wir Ältere - hier schließe ich mich mit ein, obwohl ich behaupte, ich bin in der Generation dazwischen - uns schon ein Stück weit zurücknehmen und ein bisschen Vertrauen haben. Betrachten Sie einmal Ihre Jugendzeit. Ich glaube, Sie waren sogar mal Revoluzzer auf der anderen politischen Seite. Man macht ja Erfahrungen im Leben.
Das gefällt nicht allen Älteren; das muss es auch nicht. Am Ende geht man seinen eigenen Weg im Leben.
Ich glaube, der Punkt, auf den wir uns einigen könnten, ist der: Wir haben Vorstellungen davon, wo der Bildungserfolg liegt. Da wollen wir hin. Wir wollen unsere Jugend befähigen, ihren Mann, ihre Frau oder was auch immer im Leben zu stehen, kompetent zu sein, mit Bildung versehen zu sein, gut ausgebildet zu sein, motiviert zu sein, fit fürs Leben zu sein usw.
Dafür gibt es verschiedene Wege. Es gibt Lehrer, die auf ihr Buch schwören. Diese wollen analog unterrichten und das soll auch so sein. Digitalisierung ist keine Zwangsbeglückung. Das ist meine feste Auffassung. Aber es gibt auch Lehrer, die andere Erfahrungen machen. Sie sagen: Mit digitalen Möglichkeiten komme ich leichter an die Kinder ran, kann ich besser Unterricht vermitteln, kann ich besser motivierend wirken, kann ich mehr Freude und Spaß im Unterricht erzeugen. Dann soll es doch bitte so sein.
Es gibt Schulen in diesem Lande - ich war in Gommern -, die sagen - das haben die Lehrer in der Gesamtkonferenz beschlossen -, alle Kinder geben ihre Handys am Morgen ab und holen sie nachmittags wieder ab. Das funktioniert; das soll so sein. Es gibt Schulen, die sagen, die Oberstufenschüler können ihre Handys benutzen, aber nur auf dem Pausenhof, damit sie wenigstens an die frische Luft gehen. Das soll auch möglich sein.
Am Ende ist es doch egal, welche Methode man bevorzugt. Am Ende ist doch nur wichtig, dass das erwünschte Ergebnis erzielt wird. Darum geht es doch. Am Ende ist es für mich wirklich nachrangig, ob das auf digitalem oder auf analogem Wege geschieht.
Aber eines weiß ich: Wenn wir beim Thema Digitalisierung nicht mithalten - von der Breitbandversorgung bis zur künstlichen Intelligenz -, dann werden wir in Deutschland demnächst nach hinten schauen und unsere großen Erfolge bestaunen können wie die Touristen den Naumburger
Dom. Wir wollen aber doch nach vorn schauen. Wir wollen dieses Land in eine innovative Zukunft führen. Dazu müssen wir digital fit sein. Dazu muss auch Schule ihren Beitrag leisten.
Vielen Dank, Herr Minister. Wir haben noch eine Wortmeldung von Herrn Raue. Bitte. - Nein, Entschuldigung, Herr Raue, wir sind in einer Dreiminutendebatte.
- Nein, das hat nichts mit dem Fragesteller zu tun. Wenn Sie jetzt hier vorne ein Redner wären, dann hätte das gegriffen, aber nicht wenn Sie eine Frage stellen wollen.
Wir kommen jetzt zur Debatte der Fraktionen mit jeweils drei Minuten Redezeit. Wir beginnen mit der SPD-Fraktion. Frau Prof. Dr. Kolb-Janssen halt als Erste die Möglichkeit, hier vorn zu sprechen. Auch wenn Sie wissen, dass der Minister überzogen hat, bitte ich Sie, doch zu versuchen, bei Ihren drei Minuten Redezeit zu bleiben. - Vielen Dank.
Frau Präsidentin, ich werde versuchen, Ihrem Wunsch zu entsprechen. - Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten! Eigentlich ist den bisherigen Debattenbeiträgen schon klar geworden, dass wir hier über eine grundsätzliche Frage und nicht nur über Handys diskutieren. Wir diskutieren hier über eine grundsätzliche Haltung dazu, wie wir mit bestimmten neuen Entwicklungen in unserer Gesellschaft umgehen.
Wenn Herr Tillschneider in seiner Rede davon spricht, er möchte, dass die Schüler einen sinnvollen Umgang mit Handys lernen, dann frage ich mich, wie sie es denn lernen sollen, wenn in der Schule Handys verboten sind.
Schule ist doch gerade der Ort, an dem neue Techniken angewandt werden sollen. Wir wollen, dass in den Schulen natürlich auch eine Medien