Protocol of the Session on May 23, 2019

niederdeutschen Sprache als Einheit zu betrachten. Es hat die ersten gemeinsamen Sitzungen zwischen den Ressorts in Brandenburg und Sachsen-Anhalt gegeben.

Ansonsten will ich gerne zusagen, dass all das, was mit dem Entschließungsantrag gefordert wird, auch der Landesregierung wichtig ist und umgesetzt werden wird. - Danke schön.

(Beifall bei der CDU, bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Vielen Dank, Herr Minister. Es gibt eine Wortmeldung von Herrn Diedrichs. Er wird jetzt auf Platt schnaggen, wie ich ihn kenne. - Bitte, Herr Diedrichs.

Jo. Danke. - Als oller Fischkopp is mir jo nun Plattdüütsch bestens inne Wiege jelegt worn. Deswegn häw ick nur eene Frage an Sie. Können Sie mir unjefär seggen, weviel Lüüt hier in Sachsen-Anhalt Platt schnaggen?

Das kann ich Ihnen bedauerlicherweise nicht sagen. Was ich Ihnen sagen kann: Ich bin auf dem Dorfe aufgewachsen. Da war unter den Einheimischen - es war in den 50er-Jahren - Plattdeutsch noch Umgangssprache. Das ist dann durch Leute wie meine Eltern, die als Flüchtlinge dazugekommen sind, leider verwässert worden.

Es gibt heute erstaunlich viele. Es gibt das plattdeutsche Theater in der Altmark. Es gibt andere Menschen, die Plattdeutsch wirklich systematisch pflegen; es gibt plattdeutsche Gesprächskreise an vielen Orten. Aber wenn Sie mich jetzt auf 1 000 oder 100 000 festnageln wollen, dann kann ich Ihnen das ohne Hilfe des Statistischen Landesamtes leider nicht sagen.

Vielen Dank. - Wir steigen nunmehr in die Dreiminutendebatte der Fraktionen ein. Der erste Debattenredner wird für die AfD-Fraktion Herr Daniel Rausch sein. Sie haben das Wort. Bitte.

Werte Frau Präsidentin! Werte Abgeordnete!

Manntje, Manntje, Timpe Te, Buttje, Buttje inne See, myne Fru de Ilsebill will nich so, as ik wol will.

(Heiterkeit)

Die meisten, meine Damen und Herren, werden diesen Refrain aus Grimms Märchen „Von dem Fischer un syner Fru“ wohl kennen. Diese Worte, meine Damen und Herren, waren die ersten, die ich als Knirps auf Plattdeutsch oder Niederdeutsch gehört hatte. Ich war beeindruckt von der Aussprache, von dem Klang und von der Einfachheit der Worte. Dies weckte bei mir das Interesse an dieser alten Sprache. Ich war neugierig und hatte Lust am Lesen alter Geschichten.

In einem langen Prozess wurde das Niederdeutsche aus Kirche, Schule, Politik, Literatur, Wissenschaft und den Familien verdrängt.

(Zuruf: Eben!)

Darum, meine Damen und Herren, finde ich es richtig, wenn man im Kindergarten und in der Schule das Interesse am Niederdeutschen wieder neu erweckt. Und ja, ich finde es richtig, dass sich das Land Sachen-Anhalt zu seiner Verantwortung für die Bewahrung und Förderung der niederdeutschen Sprache bekennt; denn diese Sprache ist die Sprache unserer Altvorderen. Sie ist Teil unserer Identität und unsere in Worte gekleidete Heimat.

Die Kleine Anfrage von Herrn Meister im Juni 2017 zeigte ganz klar auf, dass es zwar Angebote seitens des Landesverwaltungsamtes, speziell des Landesjugendamtes, im Jahr 2016 für eine Fortbildung mit dem Thema „Platt för Kinner“ gab. Diese Veranstaltung wurde allerdings nicht durchgeführt, da keine einzige Anmeldung vorlag. Es ist wirklich schade, dass dieses Angebot nicht angenommen wurde.

Bemerkenswert fand ich, dass in einer privat geführten Einrichtung durch die persönliche Passion einer Erzieherin zeitweise Gedichte und Lieder in Niederdeutsch vermittelt werden. Ich glaube, meine Damen und Herren, es braucht einfach mehr von diesen passionierten Erziehern, die den Kindern das Plattdeutsche nahebringen.

Nun zu Ihrem Antrag:

Punkt 1 ist unschädlich. Man kann sich immer berichten lassen. Jedoch bin ich auf Ihre Maßnahmen zur Beschäftigung mit der niederdeutschen Sprache gespannt.

Zu Punkt 2. Die Bildungsangebote in diesem Bereich unterstütze ich.

Zu Punkt 3. Es soll den Kommunen ermöglicht werden, ihren Ortsnamen ergänzend auf Niederdeutsch zu führen. Ja, warum nicht? Wenn es Gemeinden gibt, in denen Interesse daran besteht, ist dieses auch in Ordnung.

Und zu Punkt 4. Natürlich sollte die Fertigstellung des Mittelelbischen Wörterbuchs in geeigneter Weise unterstützt werden. Darum wird die

AfD-Fraktion dem Antrag der Koalition zustimmen. - Danke.

Vielen Dank, Herr Abg. Rausch. - Wir kommen zum nächsten Debattenredner. Für die SPD spricht der Abg. Herr Barth. Sie haben das Wort.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Bevor ich mit meiner Rede in Plattdeutsch beginne, kurz eine kleine Erläuterung. Meine Großeltern haben in der Altmark noch Platt gesprochen. Ich bin damit sozusagen groß geworden, habe mir noch ein paar Rudimente bewahrt.

Ich möchte dem Verein in Mieste danken, der die plattdeutsche Sprache dort pflegt, insbesondere Herrn Wolfgang W., der mir bei der Übersetzung geholfen hat. Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD - Zustimmung bei der CDU, bei der AfD, bei der LINKEN und bei den GRÜNEN)

Neederdüütsch? Dat ist woll Platt, un sünn dat nich de Bremer und Hamburgers, de „Nordlichter“, de Platt vertellen? - Wey rehn doch keyn Platt!

Doch. Woll ouck bey uus in Sassaen-Anhalt waerd an poar Steahn Platt sproaken - dat Harzer Platt, dat Böer Platt un dat Ollmärker Platt - wie ick dat as Ollmärker spreäken oorer vertelln do. Dat Ollmärker Platt wäerd nördlich von de Ohr un daän westlich ansteutenden Däyl von dat Jerichower Land, de Gejend um Hoavelberch un äin Däyl von der Prinitz, in Soltwedel, Jale, Stennl und Jenteng sproaken.

Platt ist wat besonderst, denn et hört to de „Europäische Charta Regional- oder Minderheitensprachen“.

Ollmärker Platt ist öwer aut wat besonnerst, denn dat spräeken tomeist öllere Lüh, Minschn, dat ist unnersocht worrn. Un dobey hat ruter kommn, dat drüttich Prozent von de befroachten Bewohners uppn Döerp orrer, wie man seggen däet, von daenn „ländlichen Raum“ Neederdüütsch vertellen könnn. Oder aktiv beherrschen.

De Urgroutmutters un Urgroutvorrers, de düsse Sproak noch vertellen künn, hemmn dat öwer kuhm orrer goarnich an aer Kinners or Enkeln wiergeähn orrer de dat beybracht. Aktive Plattsprecher werden also immer weniger.

As sproaklichet Kultorgoat to bewoarn, givt dat de Projekte von de „Arbeitsstelle Niederdeutsch“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, de sey um dann Erholt, Flech un de Förderung von dat Platt bei de Jungn Lüh un Kinners bemeun daät.

Et giwt „Vorlese- und Theaterwettbewerbe, frühkindlichen Spracherwerb und auch viele Hör- und Sprachbeispiele“.

Donächst salln Städtt un Döerpers de Möglichkeit erhollen, upp „Antrag bei der Kommunalaufsichtsbehörde gemäß § 14 Abs. 3 KVG LSA“

(Starke Heiterkeit und Beifall bei der SPD - Heiterkeit bei der CDU, bei der LINKEN und bei den GRÜNEN)

- dafür hat man im Niederdeutschen noch keine Worte gefunden - eährn Ortsnoum tosäzlich upp Platt - Neederdüütsch -to führn. Un denn sall dat „Mittelelfsche Wörbok“ an de „Martin-Luther-Universität“ fäerdich schräemmn wären, an dat von neunzehnhundertviefundrüttich schraemm wäerd.

Et gäeht um mehr as blouß um Platt, et gäeht um dat bewouhrn von uhse „regionale Identität“ fer uhse Noahkommn.

Ick glöw, at reikt ut. Meine Zeit ist um. - Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Starker Beifall bei der SPD - Beifall bei der LINKEN und bei den GRÜNEN - Zustim- mung von Siegfried Borgwardt, CDU)

Vielen Dank, Herr Abg. Barth. Ich muss schon sagen, es ist natürlich sehr unterhaltend, aber für unseren Stenografen eine sehr große Herausforderung. Das habe ich wohl bemerkt.

(Heiterkeit bei allen Fraktionen)

Ich denke aber, wir können ein bisschen nachhelfen, wenn irgendetwas nicht verstanden worden ist. Ich denke, Sie sind bestimmt dazu bereit, es noch einmal zu erklären.

Der nächste Debattenredner ist für die Fraktion DIE LINKE der Abg. Herr Höppner. Sie haben das Wort, bitte.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Barth, danke für die Rede auf Platt. Ich habe mich gefühlt, als wenn mein Opa mit mir spricht.

(Heiterkeit bei der LINKEN, bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Oma und Opa haben auch bei uns zu Hause regelmäßig und sehr durchgängig platt gesprochen. Leider habe ich es mir nicht so verinnerlicht und habe es auch verlernt, muss ich ehrlich sagen. In meiner Kindheit war es aber gang und gäbe in der Westaltmark.

Meine Oma sagte immer: Ick slap di offn Döz, wenn ich Dummheiten gemacht habe - das kam

regelmäßig vor - oder: Wat quakkelst du allwedder, wenn ich zu viel gesabbelt und Dummheiten gequatscht habe, wie wir es hier im Landtag ja auch manchmal tun.

Ja, wie gesagt, bis in meine Jugend hinein konnte ich sie verstehen, und wenn bei großen Schlachtefesten noch Kartoffelschnaps dazu kam, dann verstanden sich alle noch besser.

(Heiterkeit bei der LINKEN, bei der SPD und bei den GRÜNEN)