Es ist natürlich nachvollziehbar, dass die Regierung kein Interesse daran hat, logisch fundiertes Denken, rational nachvollziehbares Argumentieren und ein tieferes Verständnis kultureller Phänomene zu fördern, sind diese Fähigkeiten doch bei ihr selbst kaum entwickelt.
Außerdem wäre die Gefahr zu groß, dass dann der geistige Giftmüll, den Programme wie „Schule ohne Rassismus“ oder die Amadeu Antonio Stiftung absondern,
als das erkannt würde, was er ist. Das sind aber nur Randnotizen. Der eigentliche Grundfehler der herrschenden Begabtenförderung besteht darin, dass sie im Sinne des Inklusionsgedankens besonders leistungsstarke und leistungswillige Schüler nur innerhalb von Regelklassen und Regelschulen fördert, deren Besuch keine besondere Prüfung voraussetzt.
Die Schüler erhalten Zusatzangebote, die von besonders schweren Aufgaben im Unterricht bis zu den schon erwähnten Korrespondenzzirkeln reichen, oder sie können Klassen überspringen. Der eine Ansatz wird im Konzept der Landesregierung mit einem überflüssigen Anglizismus als „Enrichment“ bezeichnet, also Anreicherung des normalen Unterrichts, der andere Ansatz als „Acceleration“, also Beschleunigung.
Einzig die Sommerakademien und Schülerlabore beruhen auf einer kurzzeitigen Bildung separater leistungshomogener Gruppen und deren gezielter Förderung. Das aber reicht nicht aus.
Es ist unsere Grundüberzeugung, dass der einzelne Schüler umso mehr profitiert, je leistungshomogener der Klassenverband ist, in dem er lernt. Leistungsschwache Schüler können besser gefördert werden, wenn sie zusammen mit anderen leistungsschwachen Schülern unterrichtet werden. Ebenso können leistungsstarke Schüler besser gefördert werden, wenn sie zusammen mit anderen besonders leistungsstarken Schülern unterrichtet werden.
Deshalb sind wir für den Erhalt und den Ausbau des Förderschulsystems. Deshalb wollen wir nun auch die besonders leistungswilligen und leistungsfähigen Schüler berücksichtigen und in einem eigenen durch das Land getragenen Gymnasium fördern.
Das Überspringen von Klassen, wie es heute praktiziert wird, ist eine Verlegenheitslösung. Ein besonders begabter Sechstklässler ist etwas anderes als ein normal begabter Achtklässler. Nicht die bloße Beschleunigung des Schuldurchlaufs, nein, die Intensivierung der Bildungsprozesse und eine optimale Gestaltung der Schulzeit sollten unser Ziel sein. Denn auch für leistungsstarke Schüler gilt: Bildung ist immer auch Persönlichkeitsbildung und Bildung braucht Zeit.
Das, was wir an der herrschenden Begabtenförderung kritisieren, ist in der Hauptsache der fehlende Mut zur eigenen Institution. Man hat in diesem Land Angst vor Eliteuniversitäten und man hat Angst vor einem Elitegymnasium. Diese Angst ist aber unbegründet, solange einzig und allein die individuelle Leistung und nicht der Geldbeutel der Eltern über den Besuch entscheidet.
Private Elitegymnasien, die ihre Schüler über horrend hohe Schulgelder selektieren, sodass sich nur Kinder aus reichem Haus den Schulbesuch leisten können, halten wir für kein tragfähiges Modell. Gerade so soll die Landesschule nicht
funktionieren. Alle Kosten vom Lebensunterhalt bis zu den Lernmitteln sollen durch das Land gedeckt werden, damit Kinder aus armem Elternhaus nicht abgeschreckt werden. Allein die geistige Leistungsfähigkeit soll den Ausschlag geben.
Die 1 Million €, 2 Millionen € oder auch 3 Millionen €, die dafür anfallen dürften, sollten uns das wert sein; denn der Gewinn wäre unbezahlbar. Ein über die Landesgrenzen ausstrahlendes einmaliges Projekt der Begabtenförderung, das Vergleiche mit dem bayrischen Maximilianeum oder mit dem Tübinger Stift im 18. und 19. Jahrhundert nicht zu scheuen braucht.
Diese Institutionen beziehen sich zwar auf die Studienförderung, das Geheimnis ihres Erfolgs lässt sich aber auch auf Schüler übertragen: strenge Auswahl, Alimentation, Freistellung von allen Kosten und gemeinsames Leben und Lernen - das heißt Schule plus Internat.
Das Aufnahmeverfahren soll so streng sein, dass pro Jahr nicht mehr als 20 Schüler angenommen werden. Diese Institution dient der absoluten Spitzenförderung. Daneben wollen wir aber auch für jene, die zwar nicht gerade zu den Spitzenbegabten gehören, sich aber doch durch überdurchschnittliche Leistungen auszeichnen, eine breite Struktur der Förderung aufbauen.
Die schon existierenden 13 Netzwerkschulen und die weiteren sieben zertifizierten Schulen der Begabtenförderung sollen aufgewertet und als besondere Begabtenschulen etabliert werden. Alle anderen Instrumente, von den Korrespondenzzirkeln bis zu den Schülerlaboren, werden auskömmlich ausfinanziert und erhalten Bestandsgarantieren.
Hinzu kommt ein einheitliches Wettbewerbswesen unter Aufsicht des Bildungsministeriums. Dieses Angebot soll alle Wissensbereiche berücksichtigen, soll attraktive Stipendien als Preise vergeben und dadurch alle Schüler im Land zu Höchstleistungen motivieren.
Würde man so an die Sache herangehen, bin ich mir sicher, dass ein neuer Wettbewerbsgeist an unseren Schulen Einzug erhalten würde. Alle würden sich wieder mehr anstrengen und dies würde das gesamte Leistungsniveau nach oben ziehen.
Nüchtern betrachtet, spricht nichts gegen die massive Begabtenförderung, wie sie uns vorschwebt. Nichts außer einer schädlichen Leistungsfeindlichkeit. Nichts außer einer in linker Ideologie wurzelnden Sehnsucht nach Gleichmacherei. Nichts außer einer von niederen Affekten genährten Elitenfeindlichkeit.
Ich bitte Sie, überwinden Sie diese Fehlkonzeptionen, machen Sie Sachsen-Anhalt zum Musterland der Begabtenförderung. Ich bitte um Zustimmung zu unserem Antrag und bin gespannt auf die Debatte. - Vielen Dank.
Ich habe mehr als eine Frage zu diesem Minisupergymnasium, das Sie versuchen zu beschreiben. Meine erste Frage ist, was Sie tatsächlich über das sehr ausgeweitete und sehr traditionsreiche System von Spezialgymnasien für alle von Ihnen genannten Schwerpunkte überhaupt wissen und wie sich Ihr Minisupergymnasium in dieses Netz von mindestens acht dieser Gymnasien einordnen soll.
Die zweite Frage. Sie sagen, alle Grundschulen sollen ein bis zwei Leute dazu liefern. Bei 800 Klassen, die wir ungefähr haben - wenn ich einmal sehr nachsichtig bin -, sind das mindestens 1 000 Meldungen, aus denen Sie dann 20 herausfiltern wollen. Dann lasse ich einmal die Frage, wie das zu Beginn der vierten Klasse möglich ist. Haben Sie auch nur ansatzweise eine Vorstellung, wie Sie das handeln wollen?
Dann wollen Sie für diese 20 Leute sechs Schwerpunkte bilden, das heißt, Sie wollen zum Teil Einzel- oder Paarunterricht organisieren. Ich frage Sie, ob das ernsthaft Ihre Vorstellung ist.
Die letzte Frage. Sie schreiben so flott, dass Sie die in dem Superminigymnasium eingesetzten Superlehrer sehr schnell in einem Beamtenverhältnis nach A 16 bezahlen wollen. Erstens gehe ich davon aus, dass Sie wissen, dass im Beamtenrecht Eingruppierungen nicht vom Himmel fallen. Dazu müssten Sie das Landesbesoldungsgesetz ändern. Ich frage Sie, ob Sie das wollen.
Zweitens gehe ich davon aus, dass Sie wissen, dass A 16 die Endbesoldung in der A-Besoldungsordnung ist, in die üblicherweise - wenn überhaupt - die Schulleiter von Gymnasien eingruppiert sind und nicht einmal die Referenten im Landesschulamt.
Dann frage ich, wie Sie den Schulleiter dieses Gymnasiums bezahlen wollen? Wollen Sie dort in die B-Besoldung gehen? Das wäre dann etwa der Direktor des Landesschulamtes oder der Direktor des - -
Ich bin ja fertig. Meine Frage ist bei diesen Absurditäten, die Sie uns hier auftischen: Haben Sie jemanden, der Ihnen das vernünftig aufgeschrieben hat, oder woher kommen diese kruden Gedanken?
Na ja, ich glaube, wenn die Idee, dass ein Land ein Gymnasium aufmacht, für Sie schon absurd ist, dann frage ich mich,
was für Sie normal ist. Wir haben das recherchiert: Es gibt diese 13 Netzwerkschulen; dann gibt es diese sieben zertifizierten. Diese wollen wir zusammenfassen und das ist dann die Basis. Ich habe alles erklärt, Sie haben mir anscheinend nicht zugehört.
Wir wollen natürlich neben diesem Gymnasium der Spitzenförderung auch für die breite Basis der leistungsstarken Schüler
Zur zweiten Frage: Wie soll das gehen, aus 1 000 20 auszuwählen? - Das geht wunderbar. Man macht ein dreistufiges Verfahren. Man prüft erst einmal den Vorschlag und kann aufgrund gewisser Kriterien schon einige herausnehmen. Dann macht man eine Klausur. Im Ergebnis kommt man auf 200 oder 300. Am Schluss kommen 50 in die engere Auswahl und man führt ein Prüfungsgespräch. Dann hat man in einem dreistufigen Verfahren aus 1 000 die 20 herausdestilliert. Das passiert ständig bei Bewerbungen im Auswärtigen Amt oder sonst irgendwo. Das ist wohl die kleinste Kunst.
Zur dritten Frage. Die Besoldungsgruppe A 16 ist eine Hausnummer. Aber wir stellen uns das so vor, dass dort auch besonders engagierte Lehrkräfte arbeiten. Wenn jemand wirklich etwas kann und gut in seinem Fach ist, sich darüber hinaus engagiert, mit den Schülern Theateraufführungen macht, mit ihnen auf kreative Weise philosophische Texte liest oder Experimente oder sonst was macht, der in seinem Beruf aufgeht und eine wunderbare Arbeit macht, dann ist diese Arbeit
Herr Tillschneider, bevor Sie sich auf die Debatte freuen, will ich einen Satz von Ihnen wiederholen, den Sie in Ihrer Rede gesagt haben, und zwar haben Sie, wenn ich das richtig verstanden habe, gesagt: Der geistige Giftmüll, der in den Schulen für Toleranz und gegen Rassismus vermittelt wird.
Dazu sage ich: Das ist eine ganz klare Grenzüberschreitung gegenüber denjenigen und eine Diffamierung derjenigen, die dort als Lehrerinnen und Lehrer engagiert arbeiten, und das ist letztlich auch eine Diffamierung der Schüler und Schülerinnen, die dort lernen. Ich erteile Ihnen hierfür einen Ordnungsruf.