Das stimmt. Dazu kann ich nur sagen, der Mann hat recht. Darum lehnen wir Ihren Antrag ab. - Danke schön.
Ich sehe keine Wortmeldungen. Dann danke ich dem Abg. Herrn Daniel Rausch für die Ausführungen. - Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN spricht der Abg. Herr Aldag. Herr Aldag, Sie haben das Wort.
Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine Damen und Herren! Neue Musik ist eine wesentliche Entwicklung der Moderne. Sie funktioniert nach dem Konzept, beim Spiel gleichberechtigt und planvoll alle zwölf Töne der Partitur zu verwenden. Betrachtet vor dem historischen Hintergrund ihrer Entstehung im angehenden 20. Jahrhundert hat die Neue Musik ein bemerkenswertes Zeichen gesetzt, ein Zeichen für die Demokratie.
In Österreich und auch in Deutschland herrschten zur Geburtsstunde der Neuen Musik noch Könige und Kaiser. Das Bestreben, in demokratischen Verfahren eine Regierung zu wählen, konnte zu diesem Zeitpunkt noch als aktivistisches Gedankengut bezeichnet werden. Bewundernswert und sehr progressiv also, dass die Künstler und Komponisten der damaligen Zeit die Grundidee des demokratischen Agierens in ihre Formenlehre mit aufgenommen haben.
Meine Damen und Herren! Ich verstehe die Neue Musik als eine Kunstform, die mit Prinzipien der Demokratie spielt. Ich verstehe sie als Aufruf, sich mit der Reibung, die das Berücksichtigen aller Menschen und Stimmen bedeutet, auseinanderzusetzen. Das ist oft anstrengend, aber auch interessant und öffnet in diesem Sinne sprichwörtlich die Ohren für Neues.
Weil sich die Neue Musik in ihrer Ausgestaltung oft schwierig und wenig harmonisch zeigt, hat sie einen vergleichsweise kleinen Kreis an Rezipienten. Das gilt es zu ändern. Toll also, dass sich Sachsen-Anhalt mit dem Format des ImpulsFestivals für die Einbindung Neuer Musik im Abonnementgarten entschieden hat. So gibt es auch für Menschen, die keine grundständigen Fans sind, Möglichkeiten und Anreize, mit Neuer Musik in Kontakt zu kommen und sich für diese zu begeistern. Das finde ich gut.
Gleichzeitig denke ich aber auch, dass wir ein Konzept, das maßgeblich von der Landesseite aus finanziert wird, nach zehn Jahren auch evaluieren müssen. Insbesondere müssen wir prüfen, ob und an welchen Stellen es einer Weiterentwicklung bedarf. Ich möchte dafür werben, eben
falls nach den Grundprinzipien der Neuen Musik alle Akteure in diesem Prozess gleichberechtigt zu Wort kommen zu lassen. Auch für die Zukunft soll der Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne, den die Neue Musik leistet, in unserer Musiklandschaft gelingen.
Dieses Vorhaben sollten wir im Ausschuss für Bildung und Kultur begleiten und selbstverständlich müssen wir es auch bei der Planung unseres nächsten Haushaltes bedenken.
Vielleicht noch zu Ihnen, Herr Gebhardt: Impuls heißt zumindest für meine Fraktion, bei gleichbleibendem Gesamtbudget für dieses ImpulsFestival neue Akzente zu setzten, das Festival attraktiver zu machen, das heißt, inhaltlich neu auszurichten, aber auch, neue Freunde und Förderer dafür zu suchen. - Vielen Dank.
Es gibt keine Fragen. Dann danke ich dem Herrn Abg. Aldag für die Ausführungen. - Für die CDU spricht der Abg. Herr Schumann.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Impuls-Festival für Neue Musik - eine Herausforderung ist es nicht nur für die aktiven Musiker und Dirigenten. Nein, es ist auch für das in der Regel klassikverwöhnte Konzertpublikum eine Herausforderung.
Aber auch Telemann, Händel und Bach waren zu ihren Lebzeiten zeitgenössische Komponisten mit den entsprechend positiven und natürlich auch negativen Reaktionen in der Öffentlichkeit. Der Kritiker Johann Adolf Scheibe schrieb über Johann Sebastian Bach in der Musikzeitschrift „Critischer Musikus“ am 14. Mai 1737:
„Die Schwülstigkeit […] von dem Natürlichen auf das Künstliche und von dem Erhabenen auf das Dunkle geführet; und man bewundert […] die beschwerliche Arbeit und eine ausnehmende Mühe, die doch vergebens angewendet ist, weil sie wider die Vernunft streitet.“
Sehr geehrte Damen und Herren! Das zu Johann Sebastian Bach. Wir würden das heute nicht mehr so schreiben.
Wir unterstützen weiterhin das Impuls-Festival für zeitgenössische Musik in Sachsen-Anhalt als einen der wichtigen Bausteine im Musikleben unseres Landes. Insbesondere wollen wir nach zehn Jahren Festival-Geschichte jedoch darauf drängen, eine ehrliche Bestandsaufnahme und eine daraus resultierende Evaluation vorzunehmen. Hier ist zu prüfen, welche neuen Vermarktungsmöglichkeiten, welche attraktiveren Programmgestaltungen und insbesondere auch spartenübergreifenden neuen Aufführungsideen entwickelbar sind. Eine Politisierung dieses Festivals lehnen wir ab.
Es ist uns klar, es ist fast die Quadratur des Kreises, ein hinreichendes Publikum im Lande zu finden und gleichzeitig in Klang- und Spielform ungewohnte Musik zu Ohren zu bringen. Deshalb bedarf es neuer und kreativer Ideen. Zeitgenössische Kunst und ihre Förderung bedürfen der ehrlichen und ausdauernden Reflexion der ideenreichen Vermarktung und der Entwicklung immer neuer Konzepte und ihrer Darstellung in der Öffentlichkeit.
Ich habe nur noch eine Minute Redezeit. - Sehr geehrte Damen und Herren! Für dieses Festival wurden auf Antrag bereits 100 000 € bewilligt und werden, wenn ein Ergänzungsantrag inhaltlich untersetzt wird, weitere 50 000 €, also damit exakt die Summe des Vorjahres, bewilligt.
In der Begründung zu unserem Alternativantrag heißt es: Grundsätzlich ist es gerade im Kultur- und Kreativbereich wichtig, das Erreichte regelmäßig zu reflektieren, um neue Akzente zu setzen.
- Also, Sie sind jetzt so aufmerksam, als ob ich Neue Musik spielen würde. - Aus mehrjähriger Projektförderung können dabei nicht quasi institutionelle Ansprüche abgeleitet werden. Hier gilt es, darauf hinzuweisen, dass ein wichtiger Ansatz auch für uns darin bestehen würde, auch diese Form der Musik dem Publikum im ländlichen Raum zugänglich zu machen und quasi aus den Oberzentren in die Fläche zu tragen.
Ich habe mehrmals als Musiker aktiv an diesem Festival teilnehmen dürfen. Die hohen Anforderungen, welche in Bezug auf Ausführung und Interpretation an die Ausführenden gestellt werden, sind für die Orchester Profil schärfend. Insbesondere sollte aber in Zukunft darauf Wert gelegt werden, dass auch regelmäßig einheimische Komponisten, also zeitgenössische Komponisten aus Sachsen-Anhalt, zu Gehör gelangen.
Kunststiftung beauftragt wurde und von der Kunststiftung bezahlt wurde. Das ist aber unter „Impuls“ gelaufen. Dort wurde organisatorische Hilfe bei der Aufführung geleistet.
Ich empfehle der LINKEN noch einen Blick in die Spielpläne unseres Landes. Zum Beispiel hat am 31. März die zeitgenössische Oper „Powder her Face“ von Thomas Adès in Magdeburg Premiere. „Dantons Tod“ von Gottfried von Einem ist eine Oper, die bereits auf dem Spielplan steht. Um zeitgenössische Musik zu pflegen und in die Öffentlichkeit zu bringen, bedarf es nicht allein des Impuls-Festivals.
- Ich bin noch nicht fertig. - Aber vielleicht kann das Impuls-Festival einen Impuls für das Verständnis für moderne und Neue Musik leisten.
Es gibt keine Fragen. Dann danke ich dem Abg. Herrn Schumann für die Ausführungen. - Für die Fraktion DIE LINKE spricht noch einmal der Abg. Herr Gebhardt. Herr Gebhardt, Sie haben das Wort.
Ja, vielen Dank. - Ich will nur kurz sagen, warum der Alternativantrag der Koalition für uns nicht zustimmungsfähig ist. Klar, wir haben einen eigenen Antrag. Wir werden dem zustimmen und nicht dem Alternativantrag, zumal der in der Sache an sich schon mit drin steckt.
Aber ich will noch einmal auf das eingehen, was ich an dem Antrag tatsächlich für falsch halte. Und zwar hat die Abg. Frau Kolb-Janssen hier von einem dialogischen Prozess gesprochen. Ich habe Sie so verstanden, Frau Kolb-Janssen, dass Sie sich in diesen dialogischen Prozess als Parlamentarierin gern mit hineinbegeben möchten und dass Sie mit dabei sein möchten, wenn über die Zukunft des Impuls-Festivals diskutiert wird. Deswegen hätte ich es begrüßt, wenn das Parlament in Ihrem Alternativantrag dann auch eine Rolle spielen würde und nicht nur auf die Zuschauerbänke verbannt wird, weil hier in Punkt 4 steht, der Landtag bittet die Staatskanzlei und das Ministerium für Bildung, quasi alles zu machen. In Punkt 5 steht, wir lassen uns im Ausschuss darüber berichten, was sie gemacht haben.
Aber eine aktive Rolle sprechen Sie uns mit dem Antrag vollkommen ab. Wir sind in dem Dialogprozess überhaupt nicht drin, sondern wir sind nachher die Zuhörer, die sich im Ausschuss berichten lassen und dann zusehen, ob denn mal
Ich glaube, an dem Beispiel sieht man schon, dass man die Regierung auch nicht immer nur einfach machen lassen sollte, sondern sich hier selbst aktiv einbringen.
Herr Aldag, ich bin völlig bei Ihnen, wenn Sie von einer Weiterentwicklung sprechen. Aber Weiterentwicklung darf nicht mit gleichzeitiger finanzieller Rückentwicklung verbunden werden. Ansonsten sucht man nämlich die Quadratur des Kreises. Es ist jetzt schon das Problem, dass man Impuls immer mal wieder vorwirft, ihr könntet mal eine größere Außenwirkung haben, und ihr könntet euch auch mal mehr außerhalb von SachsenAnhalt Gehör verschaffen. Aber auf der anderen Seite ist die Höhe der Mittel immer weiter geschrumpft, und der Etat für die Öffentlichkeitsarbeit ist mittlerweile so klein, dass das, was mit diesem kleinen Etat überhaupt noch an öffentlichkeitswirksamer Arbeit getätigt werden kann, beachtlich ist.
Zu Herrn Rausch. Ich muss mich ausdrücklich und ganz ehrlich für die klaren Worte bedanken, die Sie hier gefunden haben. Ich glaube, Sie haben klargemacht, warum es des Impuls-Festivals gerade in der heutigen Zeit bedarf. - Vielen Dank.
Herr Gebhardt, ich danke Ihnen für die Ausführungen. - Wir kommen nun zum Abstimmungsverfahren. Einen Antrag auf Überweisung in den Ausschuss konnte ich nicht wahrnehmen.
Somit stimmen wir über den Ursprungsantrag in der Drs. 7/2513 - das ist der Antrag der Fraktion DIE LINKE - ab. Wer für diesen Antrag ist, den bitte ich um das Handzeichen. - Das ist die Fraktion DIE LINKE. Wer stimmt dagegen? - Das sind die Koalition und die AfD. Wer enthält sich der Stimme? - Das sehe ich nicht. Damit ist der Antrag abgelehnt worden.
Somit kommen wir jetzt zum Alternativantrag der Fraktionen der CDU, der SPD und BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN in der Drs. 7/2573. Wer für diesen Antrag ist, den bitte ich um das Handzeichen. - Das ist die Koalition. Wer stimmt dagegen? - Das sehe ich nicht. Gibt es Stimmenthaltungen? - Das sind die Fraktion DIE LINKE und die AfD. Somit ist dieser Antrag angenommen worden und der Tagesordnungspunkt 19 ist erledigt.