Damit sind gute Erfahrungen gemacht worden. Ich habe Schulen in Sachsen-Anhalt erlebt, die sich mehr Sprachlehrer zur Unterstützung gewünscht hätten. Aber alle Schulen haben die Migrantenkinder als Bereicherung für den Schulalltag empfunden.
- Das ist so. Es ist tatsächlich so. - Gerade die Kinder aus Syrien kommen mit einem Bildungshunger nach Sachsen-Anhalt, nach Deutschland, weil sie Bildung in ihren Heimatländern gar nicht mehr kennengelernt haben.
Auch wenn Sie es nicht verstehen, Herr Tillschneider und meine sehr geehrten Damen und Herren von der AfD, ist es unsere Aufgabe und unsere Verantwortung, diesen Kindern zu zeigen, dass Bildung entscheidend dafür ist, dass solche Dinge wie in Syrien und in anderen Ländern der Welt in Zukunft nicht mehr passieren. - Vielen Dank.
Frau Prof. Dr. Kolb-Janssen, Herr Farle hat eine Frage. - Sie möchten nicht antworten. Dann wird das eine Intervention.
(Zuruf von der LINKEN: Das macht keinen Sinn! - Zuruf von der AfD: Er kann doch erst einmal eine Frage stellen!)
- Was wollt Ihr eigentlich? Die Geschäftsordnung aushebeln, weil das, was gefragt wird, Euch nicht passt? Oder was wollt Ihr eigentlich?
- Genau. Genau die Rufe hört man in Kiew: Wir wollen Euch nicht hören! Dann gehen die Abgeordneten aufeinander los. Das wollen Sie: Meinungsfreiheit beschneiden.
- Sie hat sich ja da hingesetzt. - Ich habe schon vor mehr als 40 Jahren in meiner kommunalpolitischen Tätigkeit erlebt - in der Zechenstadt, in der ich gelebt habe, wo früher einmal sechs Zechen waren und jetzt keine mehr ist -, dass sich in einem Stadtteil nach dem anderen, Straße für Straße, immer mehr türkische Mitbürgerinnen und Mitbürger angesiedelt haben.
Dann habe ich eines erlebt: Sobald in einer Schulklasse mit 20 bis 25 Kindern mehr als sieben oder acht türkische Kinder waren, haben die deutschen Familien ihre Kinder abgemeldet und sie in den Norden der Stadt gebracht, teilweise mit eigenen Fahrgemeinschaften, damit sie noch etwas lernen. Denn die haben mitgekriegt, dass sie in solchen Klassen, in denen der Ausländeranteil so hoch ist, nichts mehr mitnehmen.
Jetzt stelle ich Ihnen die Frage. Ist Ihnen dieser einfache Tatbestand, dieser einfache Fakt klar, dass man in einer normalen Schulklasse nur einen geringen Ausländeranteil haben kann, wenn die noch nicht richtig Deutsch können, ohne dass bei allen anderen Kindern, die Deutsch können, die in der Grundschule sind oder im Kindergarten waren, das Leistungsniveau so abgesenkt wird, sodass am Ende die ganze Klasse nichts kann? Ist Ihnen das unklar?
Wir fahren in der Debatte fort, da Frau Dr. KolbJanssen nicht antworten möchte. Die Abg. Frau Bull-Bischoff hat das Wort.
Sehr geehrte Damen und Herren! Auch wenn es ein bisschen absurd klingt: Ich bin unter den gegebenen Umständen trotzdem dankbar für diesen Antrag und für diesen Redebeitrag. Einfach des
Es ist in der Tat komisch und immer wieder irgendwie irritierend: Man braucht das überhaupt nicht zu demaskieren; denn Sie sagen es so frank und frei und unverblümt.
- Ja, genau. - Ich will Ihnen gern glauben, wenn Sie sagen, Sie merken nichts. Das will ich Ihnen gern glauben. Trotzdem sind Sie zurechnungsfähig,
Aus Ihrem Antrag kommt aus allen Knopflöchern ein Weltbild, das gewissermaßen menschliche Vielfalt einebnen und durch Einfalt ersetzen will.
Alles, was nicht deutsch ist, wird irgendwie in Misskredit gebracht. Alles, was nicht nach Ihrer Fasson selig macht, ist geisteskrank, ist unnormal, ist bekämpfenswert, ist Wahn oder sonst was. Modernität ist Teufelszeug. Das ist ein Weltbild, das Menschen in erste, zweite und dritte Klasse einteilt.
Deshalb ist es folgerichtig, dass dieser Antrag nur einen Zweck hat, und zwar Kinder von Zugewanderten und von Flüchtlingen als zweitklassig zu markieren und in Misskredit zu bringen, ihnen hier den Aufenthalt zu vergällen,
sprich - jetzt bleibe ich einmal in Ihrem Jargon - den - in Anführungszeichen - deutschen Volkskörper frei von ausländischem Einfluss zu lassen. Das ist Ihr Ansinnen.
Aber, meine Damen und Herren, deutsche Klassen für Deutsche können niemals erstklassig sein, weil sie ein falsches Bild von der Welt vermitteln und weil sie Selbstbilder erziehen würden, die in Großmannssucht enden. Und Großmannssucht hat in allen Fällen immer etwas mit Minderwertigkeitskomplexen zu tun.
Mit Ihren fürchterlichen deutsch-nationalen Minderwertigkeitskomplexen erziehen Sie bestenfalls einfältige Gartenzwerge anstatt kluge, aufgeklärte Weltbürger.
Kindern würde so vorenthalten, dass die Welt bunt und vielfältig ist und dass Vielfalt einfach zum Menschsein gehört, und dass man diesem Menschsein mit sozialen, mit demokratischen, mit menschlichen und solidarischen Prinzipien nicht nur begegnen muss, sondern dass man es gestalten muss. Das ist eine menschenrechtliche Perspektive.
Aber davon abgesehen gibt es natürlich auch eine bildungspolitische Perspektive. Diese heißt schlicht und ergreifend: Die Quelle von Bildung war noch nie Einfalt, sondern ist immer Vielfalt.
Natürlich, meine Damen und Herren, sind Vielfalt und Heterogenität in der Schule immer eine sehr große Herausforderung, in allen Bildungseinrichtungen, wahrscheinlich auch in allen Lebenszusammenhängen, auch unter uns Einheimischen im Übrigen. Das hat viel mit pädagogischer, didaktischer und auch sozialer Kompetenz zu tun, wie man also Vielfalt produktiv gestalten kann, in dem Fall für Lernprozesse.
Hierin liegt aber genau das Problem, weil die notwendigen Ressourcen fehlen, meine Damen und Herren. Wir haben Mangelwirtschaft in Sachen Personal und deshalb - nicht nur deshalb, aber vor allem deshalb - droht die Idee von Inklusion und Integration ruiniert zu werden.
In Stadtteilen, in denen Migrantinnen und Migranten wohnen, gibt es natürlich auch Schulen, in denen viele Kinder von Migrantinnen und Migranten sind. Ich will Ihnen ehrlich sagen: Klar, unter Laborbedingungen hätte ich auch ganz gern ein soziale Mischung, die die gesamte Vielfalt, also die gesamte Breite abbildet, Frauen, Jungen und Mädchen, Einheimische, Zugewanderte, unterschiedliche Religionen und unterschiedliche Kulturen, weil das alles doch eine Quelle von Bildung ist, sowie leistungsstärkere Kinder oder Kinder, die mehr Unterstützung brauchen.
Aber ich habe schon gesagt, die Schule ist eben kein Labor, meine Damen und Herren. Ich finde, Obergrenzen für Kinder - gleich welcher sozialer Lebenslage - inakzeptabel. Damit kann man keinem Problem beikommen.
Ich finde, dass man an dieser Stelle durchaus über unterschiedliche Konzepte diskutieren kann und es auch muss, also zum Beispiel darüber, ob man in sogenannten Brennpunktschulen - das lässt sich unterschiedlich definieren - mehr Ressourcen, also mehr multiprofessionelle Teams ermöglicht. Man kann auch eine Debatte über Stadtpolitik führen. Ich sehe jedenfalls die Quotenregelung sehr skeptisch.
Niemand würde auf die Idee kommen, Kinder von Hartz-IV-Beziehern zu quotieren oder schwerstmehrfach begabte Kinder zu quotieren. Das ist auch eine Herausforderung. Weshalb dann bei Migrantinnenkindern?
Entscheidend ist für mich bei so einer Fachdebatte, die man durchaus kontrovers führen kann, aber die Prämisse, wie ich herangehe. Herr Tillschneider hat die Prämisse der AfD hier klargelegt. Entweder ich habe den Anspruch, Integration, Chancengerechtigkeit, Humanität und Vielfalt als Quelle von Bildung zu sehen, oder ich habe die Absicht, Integration zu verhindern, diese Kinder als unerwünscht zu markieren und Bildung als Einfalt zu verstehen.