(Heiterkeit bei der CDU und bei der AfD - Ministerin Anne-Marie Keding: Ach, Herr Borchert! - Weitere Zurufe von der CDU)
- Auf diese Reaktionen habe ich gewartet. Alle, die jetzt Sprüche machen und lachen, haben nicht verstanden, was ich meine. Ich konnte darüber nicht lachen. Ich möchte sehen, ob einer von Ihnen, wenn er in diese Situation kommt, auch noch diese Späße machen kann.
Der Wolf muss perspektivisch ins Jagdrecht aufgenommen werden. Die Jäger dürfen dann aber nicht, wie es normalerweise der Fall ist, für die Schäden durch den Wolf verantwortlich gemacht werden. Sämtliche Entschädigungen müssen weiterhin das Land oder der Bund tragen.
Der einzige Feind des Wolfes ist momentan der Straßenverkehr. Immer mehr Wildunfälle mit dem Wolf bringen die Menschen immer wieder in Situationen, die nicht nachzuvollziehen sind. Versicherungen zahlen nicht, weil der Wolf nicht in das Jagdrecht integriert ist.
Auch diese Problematik darf nicht unterschätzt werden. Wir können die Bevölkerung nicht dafür verantwortlich machen, wenn wir zulassen, dass sich der Wolf ungehindert ausbreiten darf. Auch das ist eine Form von Schadensregulierung.
Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir jetzt die politischen Voraussetzungen schaffen müssen, um sofort reagieren zu können, wenn sich der Wolf weiterhin so vehement vermehrt.
Wir müssen schnell klare Richtlinien schaffen, um sogenannte Problemwölfe sofort zu entnehmen. Momentan können Monate vergehen, bis man sich einig ist, ob ein Wolf ein Problemwolf ist oder nicht. Wenn ein Wolf sich wiederholt in der Nähe von Ortschaften aufhält und wenn Wölfe wiederholt in Herden eindringen, dann müssen diese
Keiner von uns weiß, welche reale Gefahr von Wölfen in einem dicht besiedelten Land ausgeht oder nicht ausgeht. Als der Wolf in Deutschland ausgerottet wurde, gab es weder das gegenwärtige Umfeld noch die gegenwärtige natürliche Umgebung. Daher ist es fahrlässig, der Population freien Raum zu gewähren. Wenn uns unsere Wälder wichtig sind, dann dürfen wir diese nicht den Wölfen überlassen.
An erster Stelle steht jedoch die Sicherheit der Menschen in unserem Bundesland, für die wir vorausschauend die Verantwortung tragen. Ich bin sehr gespannt auf die Ausführungen der anderen Fraktionen. Ich bin mir sicher, dass das Thema Wolf uns in diesem Plenum noch lange beschäftigen wird - was gut ist, wenn wir gemeinsam vorbeugend Grundlagen schaffen, die dafür sorgen, dass die Menschen unseres Landes den Wolf neben sich ohne Angst akzeptieren. Wir dürfen aber bitte nicht erst aktiv werden, wenn es fünf vor zwölf ist oder wenn es um zwölf ist, sondern wir müssen sofort aktiv werden. Die CDU in Sachsen-Anhalt bekennt sich dazu, dass der Wolf nicht wieder ausgerottet werden soll.
Die CDU in Sachsen-Anhalt bekennt sich aber auch dazu, dass an erster Stelle die Sicherheit der Menschen unseres Landes steht.
Wir werden alles, was möglich ist, dafür tun, dass der Wolf in vernünftige Bahnen gelenkt werden kann. So wie bisher darf es nicht weitergehen mit der Ausbreitung des Wolfsbestandes in SachsenAnhalt und darüber hinaus. - Vielen Dank.
Hallo, Herr Borchert, eine Frage: Welcher Bestand an Wölfen, also n Tiere bzw. n Rudel, soll Ihrer Meinung nach für Sachsen-Anhalt eingehalten werden?
Sehen Sie, diese Frage finde ich gut. Das wäre jetzt: Ein Politiker antwortet auf eine Fachfrage. Die kann ich nicht beantworten. Dafür gibt es Experten.
Für die Beantwortung dieser Frage muss man genau ausrechnen, wie viele Wölfe unser Land denn vertragen kann. Es ist ja allen bekannt, dass Wölfe einen Lebensraum im Ausmaß von mehreren Quadratkilometern beanspruchen. Wenn diese Zahlen auf dem Tisch liegen, müsste man genau danach handeln und sagen, so viele Wölfe können wir uns leisten - oder auch nicht.
Eine Nachfrage dazu: Welche Größe hätte aber zum Beispiel ein Rudel per Definition? Also zum Beispiel: ein Paar Elterntiere plus wie viele Jungwölfe und aus welchen Altersklassen? Oder wären in einem Rudel vielleicht auch weitere adulte Wölfe möglich?
Ja, dazu habe ich mich belesen. Ich weiß auch, dass es Expertenmeinungen gibt, die ganz konkret aussagen, wie ein Wolfsrudel auszusehen hat und welche Tiere entnommen werden können, wenn es notwendig ist, und welche nicht. Ich möchte Sie bitten, sich diese Expertenmeinungen durchzulesen.
Herr Kollege Borchert, wenn Sie davon sprechen, wie viele Wölfe das Land verträgt, möchte ich Sie fragen, ob Ihnen bekannt ist, wie groß der Radius eines Wolfes ist, also wie viele Kilometer er sich bewegt und wie Sie das dann an den Landes
grenzen erfassen wollen, wenn es zum Beispiel nur Sachsen-Anhalt eine solche Regelung gibt? Man kann ja nicht irgendwo den Wölfen sagen: Hier ist Sachsen-Anhalt, da ist Niedersachsen und da ist Brandenburg.
Deshalb lautet meine Frage ganz konkret: Haben Sie Kenntnis davon, wie groß der Aktionsradius eines Wolfes ist, also wie viele Kilometer es sind?
Ich denke nicht, dass das momentan interessant ist, weil entscheidend ist, wie viel Platz der Wolf hat, um uns Menschen nicht gefährlich zu werden. Das ist nicht an Quadratkilometern ausmachen.
Dass das länderübergreifend ist, ist logisch. Das habe ich in meinen Ausführungen auch gesagt. Von der Warte her kann das definitiv nicht an einer Quadratkilometerzahl berechnet werden.
Damit sich das vielleicht aufklärt. Zumindest habe ich einmal irgendwo in einem schlauen Buch gelesen, dass ein Wolf durchaus in der Lage ist, einen Weg von bis zu 200 km an einem Tag zurückzulegen und den dann auch wieder nach Hause zu laufen.
Vielen Dank, Herr Borchert. Es gibt keine weiteren Anfragen. - Bevor ich aber für die Landesregierung der Ministerin Frau Prof. Dr. Dalbert das Wort erteile, habe ich die ehrenvolle Aufgabe, heute nochmals Damen und Herren der Akademie Überlingen aus Wernigerode recht herzlich hier bei uns im Hohen Haus begrüßen zu dürfen. Herzlich willkommen!
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Abgeordnete! Wir alle wollen unsere Lebensgrundlagen erhalten, damit auch unsere Enkelkinder ein gutes Leben auf unserer Erde führen können. Darum ist der Erhalt der Artenvielfalt und ihrer Lebensräume eine zentrale Zukunftsaufgabe für uns alle. Deshalb tragen wir gerade für jene Arten, die kaum noch vorkommen, eine besondere Verantwortung,
so auch für den Wolf, der weit über 100 Jahre in Mitteleuropa ausgerottet war. Das gilt für Sachsen-Anhalt, aber auch für andere Bundesländer.
Deswegen sind unsere einheimischen Wölfe eine nach internationalen und nationalen Rechtsvorschriften streng geschützte, nun wieder heimische Tierart. Zu den internationalen Rechtsvorschriften gehören zum Beispiel das Washingtoner Artenschutzabkommen und die FFH-Richtlinie der EU. Wir als Landesregierung stehen daher in der Pflicht, den Rückkehrer Wolf zu schützen.