Ich möchte Ihnen auch sagen, warum. Das ist kein revolutionärer Schritt. Es ist einfach nur ein konsequenter Schritt aus zwei Perspektiven. Wenn Sie die Aufgaben des Lehrers und der Lehrerin betrachten, dann werden Sie feststellen, dass sie
sich in Abhängigkeit von Altersstufen unterscheiden. Die Didaktik bei sechs- bis zehnjährigen Schülern muss auch aufgrund der kognitiven Entwicklung und anderer Aspekte anders gestaltet werden als bei Schülern im Jugendbereich. Das wollen wir den Lehrerinnen und Lehrern mitgeben.
Die KMK hat Bildungsstandards verabredet. Das ist ein wichtiger Punkt. Diese Bildungsstandards richten sich aber auch nicht mehr nach der Schulform, sondern sie richten sich nach den Klassenstufen: Was muss ich in der 3. Klasse, in der 8. Klasse, in der 9. Klasse und in der 12. Klasse können?
Insofern ist das Stufenlehramt ein konsequenter Schritt. Ich werde sehr dafür werben, dass wir die Landesregierung auffordern, sich dafür einzusetzen, dass die gemeinsamen Vereinbarungen zügig in die richtige Richtung gehen.
Was bei Ihnen ganz fehlt - das hat mich erstaunt, da es auch Gegenstand des Fachgesprächs war -, ist, dass wir dringend die Dauer des Studiums bei den Grundschullehrerinnen und Grundschullehrern anpassen müssen an die Dauer des Studiums der anderen Lehrerinnen und Lehrer. Im Moment ist das Studium bei den Grundschullehrern ein Semester kürzer. Das ist durch nichts zu rechtfertigen. Daher müssen wir das anpassen.
Sie sagen - dem stimmen wir ebenfalls zu -, dass die Anteile der allgemeinen Didaktik, der Fachdidaktik und der Psychologie stärker in das Lehramtsstudium aufgenommen werden müssen. Inklusion muss in allen Lehramtsausbildungen ein stärkeres Gewicht und ein eigenes Modul bekommen. Auch dem stimmen wir zu.
Zu einigen Punkten habe ich aber auch Fragen. Sie haben es zwar in der Rede erwähnt, aber ich finde es immer ein bisschen wohlfeil, wenn man sagt, die Lehrerinnen und Lehrer müssten mehr Medienkompetenz erhalten. Was ist mit Medienkompetenz gemeint? - An dieser Stelle sollten wir genauer hinschauen. Ich kann mir vorstellen, dass die Lehrer bestimmte Dinge nicht mehr unbedingt lernen müssen. Sie haben von den neuen Medien gesprochen. In diesem Punkt sehe ich einen Erziehungsauftrag. Aber auch hier sollte man genauer hinschauen.
Ich finde auch Ihre Verknüpfung von Fachdidaktik und Promotionen schwierig. Lehrer und Lehrerinnen sollten die Möglichkeit haben zu promovieren. Aber sie promovieren nicht unbedingt in der Fachdidaktik, sondern vielmehr auch in den Fächern, in der Psychologie, in der allgemeinen Didaktik. Diese Verknüpfungen finde ich schwierig.
Gut finde ich Ihre Ideen, das Problem der Schulpraktika ein bisschen nach vorn zu treiben, insbesondere hinsichtlich der Initiativen, Schulpraktika
im ganzen Land zu haben und sich finanzielle Unterstützungen zu überlegen. Das halte ich für eine gute Sache. Allerdings besteht bei den Schulpraktika vor allem das Problem, dass sie zu schlecht in das Studium integriert sind. Wir müssen eine stärkere Verknüpfung erreichen, damit die Erfahrungen, die man im Rahmen des Praktikums sammelt, auch im Studium aufgenommen werden können.
Insofern werden wir dazu noch einige interessante Debatten im Ausschuss führen. Meine Fraktion wird der Überweisung Ihres Antrags in die betreffenden Ausschüsse zustimmen. - Herzlichen Dank.
Vielen Dank, Frau Professor Dr. Dalbert. - Für die SPD-Fraktion spricht Frau Dr. Pähle. Bitte schön, Frau Abgeordnete. Sie haben das Wort.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! „Lehramtsausbildung zukunftsfähig gestalten“ wird ein Thema sein - das ist bereits angeklungen -, dem niemand hier widersprechen kann. Lehrer sorgen dafür, dass unsere Kinder in den Schulen gebildet werden, zusammen mit dem Elternhaus erzogen werden, dass sie als gute Menschen die Schule verlassen können. Deshalb müssen wir in die Ausbildung der Lehrer investieren.
Frau Kollegin Professor Dr. Dalbert hat bereits darauf hingewiesen, dass wir einen zumindest thematisch ähnlichen Antrag zu Beginn des letzten Jahres bereits beraten haben. Dabei ging es auch um die erste und die zweite Phase der Lehramtsausbildung. Hierauf folgte die gemeinsame Anhörung der Ausschüsse für Bildung und Kultur sowie für Wissenschaft und Wirtschaft.
Die Fraktion DIE LINKE hat viele Punkte dieser Anhörung in einem Antrag aufgegriffen, um es einmal positiv zu bewerten. Sie hat das aufgeschrieben, was zu tun ist und worüber zu reden ist. Das hätte man auch anders machen können. Aber der Antrag liegt vor, und es ist gut, dass wir uns damit befassen.
Bei vielen Problemfeldern oder Aufgaben, die sie aufgeschrieben hat, sind wir uns sofort einig: Inklusion wird im Studium zu wenig beachtet. Das ist aber ein Querschnittsthema. Dabei wäre schon wieder der Dissens: Ein eigenes Modul zum Thema Inklusion würde ich nicht für zielführend erachten. Es muss ein Querschnittsthema sein. In den Fächern, in der Psychologie und auch in der Didaktik muss Inklusion eine Rolle spielen.
Die Angebote, auf die Frau Kollegin Bull eingegangen ist, die es momentan schon gibt, zum Beispiel in Form von Ringvorlesungen oder von Modulen für die allgemeinen Schlüsselqualifikationen
Ähnliches gilt für den Bereich der Medienpädagogik: viel zu wenig, aber auch darüber muss man sich verständigen. Was sollte ein Lehrer über Medien wissen, oder geht es darum, wie er Medien anwendet, oder soll er den Kindern den Umgang mit Medien vermitteln können? Worauf müssen Kinder, Jugendliche achten, wenn sie bei Facebook unterwegs sind und wenn sie das Internet nutzen? - Das sind Zielstellungen.
Jetzt kann man sagen, das sind alles schöne Punkte, aber warum muss man sich dazu jetzt verständigen? - Auch dabei finde ich den Ansatz der LINKEN richtig. Ja, wir sind jetzt in einer Hochschulstrukturdiskussion, in einer Hochschulentwicklungsdiskussion, und dabei muss man über diese Sachen diskutieren, damit die Otto-von-Guericke-Universität und die Martin-Luther-Universität wissen, worauf sie sich einzulassen haben, wenn sie die Lehramtsausbildung weiter durchführen wollen. Deswegen ist es der richtige Ansatz, das jetzt zu tun.
Wir werden auch über kritische Sachen diskutieren müssen, die wir nicht so einfach lösen können, beispielsweise über die Umstellung des Studiums. In der Anhörung ist auch die Frage gestellt worden, ob die Prüfung für das Staatsexamen in der jetzigen Form, mit einer schriftlichen Prüfungsarbeit und einer mündlichen Prüfung, noch die geeignete Form darstellt.
Über all diese Sachen muss diskutiert werden. Das hat weniger mit der Hochschulstruktur zu tun als mit der Organisation des Lehramtsstudiums an sich. Dabei ist an vielen Stellen auch die KMK im Boot, sodass wir bundesweite Standards und Regelungen treffen müssen.
Aufgrund dieser Vielfältigkeit der verschiedenen Probleme, denke ich, ist es notwendig, den Antrag an die Ausschüsse für Wissenschaft und Wirtschaft - zur federführenden Beratung - und für Bildung und Kultur zu überweisen, um dort gemeinsam über das Thema zu diskutieren, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen und auch um zu entscheiden, welche Schwerpunkte für die Zielvereinbarungen festzuhalten sind; denn diese darf man nicht überfrachten.
Zielvereinbarungen haben eigentlich nicht den Zweck, die Organisation eines spezifischen Studienganges festzuschreiben, sondern haben eine andere Zielrichtung. Dabei muss man schauen, was man machen kann und was man besser lassen sollte, aber man muss alles im Blick haben.
Ich möchte als persönliche Anmerkung am Schluss noch sagen: Gerade das Thema Lehramtsausbildung zeigt deutlich, dass die Herauslösung der Wissenschaft aus dem Bildungsressort keine gute
Vielen Dank, Frau Dr. Pähle. - Für die Fraktion DIE LINKE kann jetzt Frau Bull sprechen, aber sie will nicht. Damit haben wir die Debatte beendet.
Ich glaube, es geht Ihnen wie mir. Wir haben gehört, dass es einen fraktionsübergreifenden Willen gibt, diesen Antrag zur federführenden Beratung an den Ausschuss für Wissenschaft und Wirtschaft und zur Mitberatung an den Ausschuss für Bildung und Kultur zu überweisen. Ich sehe keine weiteren Meldungen. Dann stimmen wir jetzt darüber ab. Wer dem zustimmt, den bitte ich um das Kartenzeichen. - Das sind alle Fraktionen. Stimmt jemand dagegen? - Enthält sich jemand der Stimme? - Nein. Dann ist der Antrag einstimmig in die Ausschüsse überwiesen worden. Der Tagesordnungspunkt 12 ist abgearbeitet.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Bildungsqualität an den Schulen unseres Landes - darüber haben wir eben schon ausführlich gesprochen - steht und fällt mit den Menschen, mit den Lehrkräften, mit den Mitarbeitrinnen und Mitarbeitern, die an unseren Schulen tätig sind. Dazu gehören ausdrücklich auch unsere pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Damit sie gute Arbeit leisten können, brauchen sie neben einer guten Qualifikation, was eben unser Thema war, auch und vor allem eine sichere Perspektive und - Frau Koch-Kupfer, Wertschätzung war Ihnen wichtig -, ja, Anerkennung für ihre Arbeit.
Beides wird unseren pädagogischen Mitarbeitern seitens der Landesregierung seit Jahren vorenthalten.
Der Landtag hat sich in den letzten Jahren mehrmals fraktionsübergreifend mit Anträgen, mit Debatten, mit Ausschusssitzungen dieser Verantwortung gestellt. Er hat Beschlüsse herbeigeführt. Seit Jahren ignoriert die Landesregierung die Beschlüsse dieses Hauses und seit Jahren sind die pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Auslaufmodell in den Personalentwicklungskonzepten ausgewiesen. Dies kann und muss die Missbilligung des Landtages finden, wenn er seine eigenen Positionierungen ernst nimmt, meine Damen und Herren!
Ich will einen kleinen Rückblick wagen, weil das aufgrund der längeren Vorgeschichte dieses Themas notwendig ist, wenngleich ich nicht jede Fassette beleuchten werde. Dafür reicht die Zeit dann doch nicht.
Mit dem Auslaufen des Hortgesetzes und dem Übergang der Horte in den Bereich des KiBeG bestand die Notwendigkeit, für einen Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die damals im Landesdienst verblieben waren, eine Perspektive zu beschreiben.
Dies gelang im Zusammenhang mit der Einführung der Grundschule mit festen Öffnungszeiten im Jahr 2001. Zu diesem Zeitpunkt und mit dieser Novelle hielten die pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch in dieser Beschreibung Einzug in das Schulgesetz. Diese Passage findet sich bis heute in unserem Schulgesetz.
Die Zielstellung damals war, eine Fachkraft pro Grundschulzug zu realisieren. Sie sollten und sollen die Schuleingangs- und -ausgangsphase gestalten und ergänzende Angebote für den Unterricht sicherstellen.
Bereits im Jahr 2002 haben CDU und FDP nach der Landtagswahl diesen Ansatz insofern korrigiert, als sie aus der Grundschule mit festen Öffnungszeiten die Grundschule mit verlässlichen Öffnungszeiten gemacht haben. Auf diese Debatte will ich heute nicht eingehen. Allerdings haben wir schon damals als Fraktion hinterfragt, was diese strukturelle Veränderung an den Grundschulen für die pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet, weil sie mit ihrer Aufgabenbeschreibung natürlich dafür prädestiniert waren, in dem Konzept der Grundschule mit festen Öffnungszeiten einen festen Platz einzunehmen, und ob mit dieser Novellierung damals eine prinzipielle Infragestellung der pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verbunden wäre.
Die CDU-Fraktion hat damals sehr klar zurückgewiesen, dass das der Fall sei. Trotzdem haben wir seit dem Jahr 2002 eine fortwährende Diskussion und Unklarheit über die Zukunft der pädagogischen Mitarbeiter.
Im Jahr 2003 gab es einen entsprechenden Antrag der damaligen PDS-Fraktion zu den Bedarfen und zur inhaltlichen Profilierung der pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Er ist von den Koalitionsfraktionen in geänderter Fassung beschlossen worden. Daraus ist eine mehr oder weniger belanglose Berichterstattung gemacht worden, aber immerhin.
In der fünften Wahlperiode gab es neben dem Landtag, dem Plenum und dem Fachausschuss gleich zwei weitere wichtige Gremien, nämlich die Enquete-Kommission zum Thema Personal und den Bildungskonvent, in denen das Thema pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ebenso aufgerufen worden ist, und natürlich völlig zu Recht.