Wer am 1. Dezember 2011 mit dabei sein konnte und in Prettin erlebt hat, wie nach Jahren der Auseinandersetzung und des Ringens endlich die neue Gedenkstätte KZ Lichtenburg eingeweiht wurde, der konnte sehen, dass die Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt ihre Arbeit wirklich versteht.
Die Stiftung leistet einen hervorragenden Beitrag zur Aufklärung über Diktatur und Verbrechen gegen die Menschlichkeit und damit auch einen wesentlichen Beitrag zur Ausbildung eines demokratischen Bewusstseins.
Zum anderen bin ich unsicher hinsichtlich der Größe der Aufgabe, die auf die Stiftung zukommen wird, wenn dieser Antrag so umgesetzt wird. Schon die Gründung im Jahr 2007 war mit einer Erweiterung verbunden. Zu den fünf Gedenkstätten, die bis dahin schon in der Trägerschaft des Landes waren, kam die Lichtenburg hinzu.
Der Aufbau einer neuen Gedenkstätte musste geleistet werden - neben der Sanierung der Gedenkstätte Moritzplatz mit der neuen Dauerausstellung, die wir in wenigen Tagen eröffnen werden, neben der Neugestaltung des Gräber- und Gedenkbereichs in Langenstein-Zwieberge, neben der Sanierung der Grenzanlagen in Hötensleben und vielen anderen Projekten in Marienborn, in Halle und in Bernburg, die ich jetzt nicht einzeln aufzählen will. Es gibt auch noch einiges, was vor uns liegt, was dort zu tun ist.
Nun - so will es der Antrag - sollen gleich zwei neue Gedenkstätten in die Stiftung überführt werden. Ich will ganz deutlich sagen, dass ich der Stif
Das ist eine gemeinsame Aufgabe des Landtages - nicht zuletzt wegen seiner Funktion als Haushaltsgesetzgeber - und der Landesregierung. Es ist keine Frage, die Mühe wird sich lohnen.
Die Mahn- und Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe erinnert an ein Verbrechen, das nicht in Vergessenheit geraten darf. Ich bin dem Kollegen Steinecke ausgesprochen dankbar dafür, dass er das eben so deutlich hier vorgetragen hat.
Es ist ein großer Verdienst der Hansestadt Gardelegen, dass sie bislang als Trägerin dieser Gedenkstätte fungiert.
Das Kriegsgefangenenlager Altengrabow steht beispielhaft für die unmenschliche Behandlung von verschleppten Soldaten und Zivilisten aus aller Welt, die in besonderer Weise Opfer des NS-Angriffskrieges wurden.
Es ist der ehrenamtlichen Arbeit des Fördervereins zu verdanken, dass die Erinnerung an diese Taten ebenfalls vor dem Vergessen bewahrt wurde. An dieser Stelle einen herzlichen Dank für diese ehrenamtliche Arbeit.
Mit einer Grundsatzentscheidung über die Aufnahme dieser beiden Gedenkstätten wird es jedoch nicht getan sein. Viele handfeste Fragen sind zu klären: Welchen historischen Forschungsbedarf haben wir für die Ausgestaltung von Gedenkstätten, die dem wissenschaftlichen Niveau einer landeseigenen Stiftung angemessen sind? Wie groß wird der Investitionsbedarf für die bauliche Sanierung sein, für das Besucherzentrum und für die übrige Infrastruktur? Was muss für die Ausgestaltung der Dauerausstellung geleistet werden? Schließlich: Welchen besonderen Bedarf haben wir in personeller Hinsicht für die Bewältigung der pädagogischen Arbeit?
Es kommt also viel Arbeit auf die Stiftung und damit auch auf uns alle zu. Wir sollten uns deshalb die Zeit nehmen, über diesen Antrag und über seine Konsequenzen sorgfältig zu diskutieren.
Dem Andenken an die Opfer und dem Engagement der ehrenamtlichen Kräfte vor Ort wird kein guter Dienst erwiesen, wenn der Stiftung zwei Gedenkstätten übertragen werden, ohne dass ihr die notwendigen Arbeitsmittel in die Hand gegeben werden.
Ich freue mich deshalb auf die Diskussion im Ausschuss und, wenn es denn so kommt, auf eine vergrößerte, aber auch gestärkte Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt. - Vielen Dank.
Vielen Dank, Herr Minister. - Für die Fraktion DIE LINKE spricht jetzt der Kollege Herr Krause. Bitte schön.
Herr Präsident! Sehr verehrte Damen und Herren! Die Gedenkstättenstiftung hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, durch ihre Arbeit dazu beizutragen, dass das Wissen um die einzigartigen Verbrechen während der nationalsozialistischen Diktatur im Bewusstsein der Menschen bewahrt und weitergetragen wird.
Als Mitunterzeichner dieses Antrags - das wird selbstverständlich von meiner Fraktion mitgetragen - vertrete ich den Standpunkt, dass die Übernahme der Gedenkstätten in Altengrabow und der Isenschnibber Feldscheune der Hansestadt Gardelegen unbedingt gerechtfertigt und ein gutes Ansinnen ist.
Durch diesen Weg wird es einmal mehr und auch breiter gelingen, die einzigartigen Verbrechen und Gräueltaten, die der deutsche Faschismus bzw. die Nazidiktatur den Menschen in Deutschland, Europa und weltweit angetan hat, in unserem, aber auch im Bewusstsein künftiger Generationen zu bewahren. Zu bewahren und weiterzutragen, um alle humanistisch-demokratischen Kräfte mit dem Ziel zu bündeln, dass es nie wieder gelingen möge, dass eine perfide, menschenverachtende Räuberbande Macht über Menschen erhält und eine zivile Gesellschaft in eine bis dahin nicht bekannte Barbarei stürzt.
Auch die Gedenkstätten Altengrabow und Isenschnibber Feldscheune sind eindrucksvolle Zeugnisse dafür, wozu solch eine Verbrecherbande imstande ist. In der Mahn- und Gedenkstätte Isenschnibber Feldscheune erlitten am 13. April 1945 1 016 Häftlinge aus dem KZ Dora einen qualvollen Flammentod. Wer versuchte, dem zu entrinnen, wurde mit dem Maschinengewehr erschossen. Etliche starben schon während des Todesmarsches auf dem Weg dorthin an Erschöpfung oder wurden, weil erschöpft und nicht mehr „marschfähig“, am Straßenrand brutal ermordet.
Erschreckend viele kleine Gedenksteine an der B 71 haben stets eindrucksvoll und vor allem mahnend an diese Gräueltaten erinnert. Wer immer dort entlang fuhr, sie waren für ihn, für sie Stolpersteinen ähnlich, wie wir sie heute in vielen Städten unseres Landes finden. Die jüngsten Ereignisse zeigen, wie verdammt nötig wir diese Steine haben.
gens angelegten Sonderfriedhof nach der Art amerikanischer Soldatenfriedhöfe in Einzelgräbern bestattet wurden.
Auf den Befehl des amerikanischen Stadtkommandanten hin wurden die Bürger der Stadt Gardelegen dazu veranlasst, am 21. April 1945 jeden der 1 016 Ermordeten in einem Einzelgrab würdevoll zu bestatten. Der Friedhof selbst ist vier Tage später, am 25. April 1945 mit einer militärischen und drei religiösen Zeremonien eingeweiht worden.
Dieser Soldatenfriedhof ist übrigens der einzige seiner Art, den die amerikanischen Besatzungstruppen in Deutschland zum Ende des Zweiten Weltkriegs anlegen ließen.
Es gibt also viele Gründe, die mahnende Ausstrahlungskraft beider Gedenkstätten zu stärken und nachhaltig zu gestalten. Mit der Übernahme in die Trägerschaft der Stiftung werden wir dem bestimmt noch besser Rechnung tragen können.
Ich bin davon überzeugt, dass wir in diesem Hohen Haus diesbezüglich einen gemeinsamen Standpunkt haben oder vor allem vor dem aktuellen Hintergrund und der gestrigen Diskussion dazu auf alle Fälle einen solchen finden werden.
Vielen Dank, Herr Kollege Krause. - Auf der Südtribüne dürfen wir Damen und Herren vom Technologie- und Bildungszentrum Magdeburg herzlich begrüßen. Herzlich willkommen!
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist von meinen Vorrednern schon vieles Wichtige zum Thema gesagt worden. Deswegen möchte ich auf einen besonderen Punkt hinweisen, der sich in der Begründung zu dem Antrag findet. Darin lesen Sie:
„… wird insbesondere die Mahn- und Gedenkstätte Isenschnibber Feldscheune überregional und international wahrgenommen…“
Ich habe mir das einmal angeschaut und festgestellt, dass das richtig ist. Ich habe den Eindruck, dass insbesondere die Isenschnibber Feldscheune überregional und international fast noch stärker wahrgenommen wird als hier bei uns.
Wie sieht das konkret aus? - Zentraler Ort der Holocaust-Forschung ist neben Yad Vashem in Jerusalem das Holocaust Memorial Museum in Washington D.C. Auf dessen Internetseite finden
Sie sehr umfangreiche Informationen und Dokumentationen über das, was in Gardelegen in den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 geschehen ist.
Trotzt wirklich großer Bemühungen der Stadt Gardelegen, diesen Ort auch im Internet zu präsentieren, ist die Darstellung, die Sie in Washington finden, umfangreicher und tiefgehender. Sie ist mit Bildern, mit Berichten dokumentiert. Das ist wirklich sehr eindrucksvoll.
Wenn wir unsere Verantwortung auch gegenüber dem Ausland wahrnehmen wollen, dann ist es wichtig, dass wir die Arbeit, die Dokumentation über diese Gedenkstätte auf eine gute Grundlage stellen. Eine solche Grundlage kann die Stiftung Gedenkstätten sein.
Es sind bereits einige Zitate genannt worden. Helmut Schmidt hat bei dem SPD-Parteitag in der letzten Woche formuliert:
„Wir Deutschen sind uns nicht ausreichend im Klaren darüber, dass bei fast allen unseren Nachbarn wahrscheinlich noch für viele Generationen ein latenter Argwohn gegen die Deutschen besteht.“
Meine Damen und Herren! Wenn wir heute diesem Antrag zustimmen, dann können wir vielleicht dafür sorgen, dass wir uns darüber im Klaren sind, dass im Ausland nach wie vor und wahrscheinlich noch für lange Zeit Argwohn existiert, indem wir auch zeigen, dass wir die Erinnerung an die Gräueltaten, die von Deutschen begangen wurden, wachhalten wollen.
Lassen Sie mich noch ein, zwei Worte zu Altengrabow sagen, das sich in meiner Heimatregion befindet. Die „Mitteldeutsche Zeitung“ hat vor einigen Monaten in einem Artikel diesen Ort als einen „vergessenen Leidensort“ bezeichnet.
Dort gab es bereits im Ersten Weltkrieg ein Kriegsgefangenenlager, in dem 12 000 Kriegsgefangene verschiedener Nationen untergebracht waren. Im Zweiten Weltkrieg war es das Stalag XI-A, in dem bis zu 70 000 Kriegsgefangene aus vielen Nationen untergebracht waren, unter anderem Franzosen, Engländer, Belgier, Serben, Russen, Italiener, Amerikaner, Holländer, Slowaken und Polen. Viele sind dort unter unmenschlichen Bedingungen gestorben. Es gibt kaum eine angemessene Erinnerung an diese Menschen, die dort begraben liegen.
Durch die Bemühungen des Fördervereins ist dort in den letzten Monaten einiges geschehen. Ich möchte an dieser Stelle drei Personen besonders erwähnen, die sich um den Förderverein verdient gemacht haben.
Dies sind Frau Kitschke, die ehemalige Bürgermeisterin von Dörnitz und Vorsitzende des Fördervereins, der Hauptmann Kempka, der in Altengrabow Kommandant des Truppenübungsplatzes ist,