die digitale Zukunft zurückzulassen. Ich persönlich kann der Einführung eines Medienkompetenz-Führerscheins einiges abgewinnen. Die Bundesländer, die die Medienbildung strikter im Unterricht verankern und damit dafür sorgen, dass keine Schülerin und kein Schüler ohne dokumentierte Medienkompetenz die Schule verlässt, scheinen damit gute Erfahrungen zu machen.
Natürlich hängt der Erfolg letztlich von der Umsetzung im Schulalltag ab. Das Gleichgewicht zwischen Vorgabe und Freiheit muss dabei gut ausgependelt werden, um auch hinreichend flexibel auf aktuelle Entwicklungen in der Medienlandschaft reagieren zu können. Darüber sollten wir ergebnisoffen diskutieren.
Meine Damen und Herren! Ich habe erfahren, dass unser Antrag, der, wie bereits erwähnt, seit Juni 2010 vorliegt, schon einiges an Aktivitäten ausgelöst hat. Erste Papiere wurden bereits erarbeitet. Eine Fachtagung zur Medienkompetenz wird vorbereitet. Trotzdem sollten wir den Antrag heute erst einmal beschließen. - Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und bitte um Zustimmung.
Vielen Dank, Herr Felke, für die Einbringung. - Zuerst erteile ich für die Landesregierung Frau Ministerin Wolff das Wort.
Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Keine Frage, die so genannten neuen Medien durchdringen alle Bereiche der Gesellschaft. Internetnutzung und Mails sind selbstverständlich geworden, Online-Dienste wie Twitter für manche von uns auch.
ist zu einem World-Wide-Konversationslexikon geworden und unsere Orthographie dürfte mehr von Microsofts Rechtschreibhilfe gelenkt werden als von allen Instituten für deutsche Sprache
Das Schöne an den so genannten neuen Medien ist unter anderem, dass man damit junge Menschen zumindest auf Umwegen wieder zum Lesen bringen könnte. Wir haben es eben schon angesprochen. Hierin liegen meines Erachtens große Chancen auch in puncto Leseförderung.
Was wir Medien inhaltlich entnehmen können, ist zwar umfangreich und lebendig, aber letztlich nichts anderes als bei allen anderen Informationsquellen auch: Neben guten und hilfreichen Informationen gibt es schlechte, nutzlose und auch gefährliche. Das Problem besteht darin, dass wir von einem Medium - das sagt eigentlich auch schon der Name - kaum erwarten können, dass es uns zugleich auch die Kriterien für dessen vernünftige
Was das Medienverhalten betrifft, so sollte man den Einfluss der Schulen nicht überschätzen. Das liegt zum einen an den massiven vor- und außerschulischen Einflüssen, die auf unsere Kinder und Jugendlichen wirken. Zum anderen liegt es aber auch daran, dass von der Schule induzierte Warnungen nicht selten genau das Gegenteil von dem erreichen, was wir eigentlich erreichen wollen.
Natürlich kann man sich wünschen, dass jeder Schule Whiteboards, Laptos und PCs im gewünschten Umfang zur Verfügung stehen, vor allem angesichts der Tatsache, dass immerhin zwei Drittel unserer Schulen bereits über einen Breitbandanschluss verfügen. Aber auch hier sollten wir zwischen Medium und Inhalt unterscheiden. Das, was wir wirklich unter Bildung verstehen, darf nicht zusammenbrechen, wenn der Strom einmal ausfällt.
Darum halte ich es für klug, dass der Antrag Fragen der technischen Ausstattung, die zweifelsohne ihre Berechtigung haben, nicht mit der Medienkompetenz vermengt, also mit der Fähigkeit, Wissen aus einer Vielzahl vorhandener Quellen zu entnehmen, einzuordnen und zu bewerten.
Ausbildung, gerade auch das so genannte lebenslange Lernen, auf das wir bereits junge Menschen vorbereiten müssen, wird zu einem erheblichen Teil medienbasiert stattfinden. Das erfordert zunächst technische Fähigkeiten im Umgang mit den Medien, die in den Schulen in vielen Computerkabinetten erlernt oder vertieft werden.
Die Nutzung von Medien ist auch ein wichtiges Ziel des Modellversuchs „Kompetenzorientiertes Arbeiten mit Lernplattformen in Sachsen-Anhalt“, genannt Kalsa. Er begann nach einer Vorbereitungsphase im März 2010 mit 20 Schulen. Mit Beginn des neuen Schuljahres sind es immerhin schon 40 Schulen. An diesen Schulen gibt es digitale Lernplattformen, auf denen Unterrichtsinhalte veröffentlicht werden, zugänglich für Schülerinnen und Schüler sowie Eltern und Lehrkräfte auch anderer Schulen.
Um die verständige Nutzung von Medien zu fördern, hat das Kultusministerium mit dem MDR vereinbart, dass die Schulen in Sachsen-Anhalt Fernsehbeiträge der Sendereihe „Lexi TV“ weiterhin kostenfrei verwenden können.
Die Vereinbarung beinhaltet die Nutzung von bis zu 150 zweiminütigen Fernsehbeiträgen der Wissenschaftssendung „Lexi TV“, die elektronisch abgerufen werden können.
Es gibt den Wahlkurs „Moderne Medienwelten“ sowohl für die Sekundarschulen in den Schuljahrgängen 7 und 8 oder 9 und 10 als auch für das Gymnasium im 9. Schuljahrgang. Außerdem haben wir im 5. Schuljahrgang verbindlich das „Methodenlernen“ - Lernen lernen - sowie einen Computerkurs.
Für den Unterricht hilfreich sind auch Handreichungen wie die Broschüre „Medienbildung - ein kompetenzorientiertes Konzept für die Grundschule mit Beispielaufgaben und einem Medienpass“, die im Jahr 2008 vom Lisa veröffentlicht wurde. Ein ähnliches Konzept liegt in
zwischen für die Sekundarschulen auf der Basis der neuen Lehrpläne vor. Die vorliegenden Beispielaufgaben werden derzeit mit Lehrkräften diskutiert. Die Handreichung soll noch im Jahr 2010 veröffentlicht werden.
Weiterhin planen wir, Lehrkräfte als medienpädagogische Berater für die Schulen und die Schulträger und damit als so genannte Multiplikatoren einzusetzen.
Aus Zeitgründen setze ich diese Liste von Aktivitäten jetzt nicht fort, sondern setze auf die Ausschussberatungen, in denen ich auch gern über den Stand und die Möglichkeiten für dieses Thema in der Lehreraus- und -fortbildung berichten würde.
Gewiss müssen wir auch noch mehr die vorhandenen Möglichkeiten der Hochschulen nutzen: Kultur- und Medienpädagogik an der Hochschule Merseburg, Journalistik/Medienmanagement an der Hochschule MagdeburgStendal, Medienbildung an der Universität Magdeburg sowie Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Universität Halle.
Besonders hervorzuheben und gewiss noch aktiver zu nutzen sind auch die vielen Projekte der Medienanstalt des Landes Sachsen-Anhalt, gerade auch im Rahmen der Lehrerfortbildung und an den Schulen selbst.
Meine Damen und Herren! Dies alles verdient es, systematisch sortiert, gebündelt und gegebenenfalls auch ergänzt zu werden. Ich freue mich auf die konzeptionelle Befassung mit der Thematik, auf Gespräche mit Herrn von Bose und die Diskussion in den Ausschüssen. - Herzlichen Dank.
Vielen Dank, Frau Ministerin Wolff. - Herr Tullner möchte eine Frage stellen. Bitte, Herr Tullner, fragen Sie.
Frau Ministerin, auch wenn Sie schon angekündigt haben, dass wir im Ausschuss noch Zeit und Gelegenheit haben werden, uns darüber sehr viel intensiver auszutauschen, haben Sie - damit komme ich auf die Frage - bei der Aufzählung der Hochschulstandorte, die in Sachsen-Anhalt Medienausbildung oder Ausbildungselemente für Medienpädagogik und die Dinge, die Sie beschrieben haben, anbieten, auch Merseburg erwähnt.
Diesbezüglich wollte ich Ihnen eine Bitte mitgeben. Merseburg ist, ohne jetzt eine Hochschulstrukturdebatte aufmachen zu wollen, zuvörderst ein Chemiestandort. Ich glaube, wir sollten in den zukünftigen Hochschulzielvereinbarungen und in den Gesprächen, die wir alle miteinander führen, ein wenig darauf drängen, die Standorte auf die regionalen Kompetenzcluster zu konzentrieren. Daher wäre für Merseburg als Beispiel vor allen Dingen die Chemie zu nennen, weniger die Medienkompetenz.
Herr Tullner, ich weiß nicht, ob Sie jetzt in eine Hochschulstrukturdebatte einsteigen wollen oder ob ich einfach nur in Ihrem Namen Herrn Zwanziger ausrichten soll, dass wir dort den Bereich Medien- und Kulturpädagogik abschaffen wollen.
Ich würde den Antrag gern als Chance wahrnehmen und mir genau anschauen, was wir für das Land vielleicht aus all dem machen können.
Vielen Dank, Frau Ministerin. So weit die Regierung. - Jetzt kommen die Fraktionen an die Reihe. Für die Fraktion DIE LINKE erteile ich Herrn Gebhardt das Wort.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Um es vorwegzunehmen: Die Fraktion DIE LINKE hält den Antrag der SPD und der CDU für sinnvoll und wird ihm auch zustimmen. Aus unserer Sicht geht es hierbei um zwei elementare Dinge, die Herr Felke eben benannt hat.
Der erste Punkt ist: Der Landtag soll feststellen, dass Medienkompetenz eine wichtige Sache ist, also, wie es im Antrag steht, „eine unverzichtbare Schlüsselqualifikation“ darstellt. - Wir sind gern bereit, das zu tun. Das ist mit Sicherheit in diesem Hause unstrittig.
Der zweite Punkt besteht darin, dass die Landesregierung aufgefordert wird, bis zum Ende des Jahres 2010 ein Konzept dafür vorzulegen, wie die Medienkompetenz in unserem Land gestärkt werden soll, wobei das Hauptaugenmerk hierbei auf die allgemeinbildenden Schulen, also auf die Verankerung von Medienkompetenz in den Stundentafeln und Rahmenrichtlinien, aber auch auf außerschulische medienpädagogische Projekte sowie auf Fort- und Weiterbildung von Erzieherinnen und Erziehern bzw. Lehrerinnen und Lehrern abzielt.
DIE LINKE teilt diesen Ansatz. Wir betrachten ihn quasi als Ergänzung zur gestrigen Debatte und der Überweisung des 14. Rundfunkänderungsstaatsvertrages in die Ausschüsse. Ich glaube, dass das eine sinnvolle medienpädagogische Ergänzung ist. Gestern ging es um Jugendmedienschutz, heute geht es um die pädagogische Begleitung.
Besonders wichtig erscheint uns aber bei dem zu erstellenden Konzept, dass tatsächlich alle Schulformen und somit alle Schülerinnen und Schüler, und zwar aus allen sozialen Milieus, erreicht werden; denn der Grad der Medienbildung ist in den verschiedenen Milieus - das müssen wir zur Kenntnis nehmen - sehr unterschiedlich.
Jemand, der beispielsweise sehr viele Stunden täglich mit Computerspielen verbringt, ist vielleicht oder mit Sicherheit sogar in technischen Fragen manchem Lehrer oder mancher Lehrerin weit voraus. Aber ihm fehlt oftmals ein kritischer Umgang mit dem Medium und er ist auch schneller manipulierbar.
Genau diesen Personenkreis sollten wir erreichen. Das wäre die wesentliche Aufgabe, vor der die Landesregierung aus unserer Sicht bei der Erstellung eines solchen Konzeptes steht.
Das heißt aus unserer Sicht aber auch, dass wir, weil es kein homogenes Publikum ist, das wir ansprechen, auch unterschiedliche Herangehensweisen brauchen, wenn wir wirklich alle erreichen wollen, und das muss das Ziel sein.
In Bezug auf die Frage, wie Medienkompetenz in den Stundentafeln verankert werden soll, will ich für DIE LINKE klar sagen, dass wir wenig davon halten, ein separates Unterrichtsfach hierfür einzuführen;