Protocol of the Session on April 26, 2018

Tagesordnungspunkt 10

Nicht benötigte Garantiefondsmittel zur Förderung

von Projekten im ländlichen Raum verwenden

Drucksache 6/13082, Antrag der Fraktion AfD

Ich hatte ihn schon aufgerufen; es ist ein AfD-Antrag. Daher beginnt die AfD, Herr Barth. Danach folgen CDU, DIE LINKE, SPD, GRÜNE, MdL Wild und die Staatsregierung, wenn sie es wünscht. Herr Barth, Sie haben das Wort.

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Unser Antrag will die nicht mehr benötigten rund 800 Millionen Euro aus dem Garantiefonds, der infolge des CDU-mitverschuldeten SLB-Finanzskandals aus dem Jahr 2007 geschaffen wurde, zukünftig kommunalen Projekten im ländlichen Raum zukommen lassen.

(Beifall bei der AfD)

Diese rund 800 Millionen Euro sind Teil einer bemerkenswerten Vorgeschichte, auf die ich kurz eingehen muss. Im Juli 2007 nahm ein von den USA ausgehendes Finanzbeben seinen Lauf und zertrümmerte kurz darauf die sächsischen Finanzen. Unsere Sächsische Landesbank bekam Risse und begann zu taumeln. Die CDU-Staatsregierung stand am finanziellen Abgrund.

(Zurufe von der CDU)

Entwarnung, Liquiditätskrise und Fastinsolvenz der SLB lagen bei ausfallbedrohten Verbindlichkeiten in Höhe von 39 Milliarden Euro – das ist das Volumen unseres Doppelhaushaltes, das wir in etwa beschließen werden, meine Damen und Herren – nur wenige Tage auseinander. Erst die Übernahme der SLB durch die Landesbank Baden

Württemberg wendete seinerzeit das Schlimmste für die Bank ab.

Die Auswirkungen des Finanzbebens trafen den sächsischen Steuerzahler jedoch mit voller Wucht. Die SLB wurde für 328 Millionen Euro nach Baden-Württemberg verschleudert, und Sachsen musste anschließend eine Garantie für mögliche Ausfallrisiken – wir wissen es alle – in Höhe von 2,75 Milliarden Euro übernehmen.

Blicken wir aber noch etwas weiter zurück. 1991 wurde unsere Sächsische Landesbank gegründet. CDU

Ministerpräsident Biedenkopf wischte bei der Gründung der Bank alle Bedenken wie beispielsweise ein offensichtlich fehlendes Geschäftsmodell beiseite. Insgesamt 692 Millionen Euro zahlte der Freistaat für seine Anteile und später für die Ablösung der Sparkassenanteile. Der ehemalige Finanzminister Milbradt schwärmte damals auch von einem ostdeutschen Bankenzentrum in Leipzig. Er versicherte bei der Gründung der Sachsen LB, die Bank werde keine besonderen Risiken eingehen.

(Zuruf des Abg. Valentin Lippmann, GRÜNE)

Genau das Gegenteil war aber der Fall. Wie von Experten vorhergesagt, war überraschenderweise das sächsische Heimatgeschäft der SLB nicht besonders ertragreich, Herr Lippmann.

(Valentin Lippmann, GRÜNE: Ja, ja!)

Finanziellen Erfolg versprachen jedoch risikoreichere Kredite und Wertpapiergeschäfte mit Firmen außerhalb Sachsens. Deshalb auch gründete die SLB 1999 eine

irische Tochtergesellschaft in Dublin. Der irische Ableger entwickelte sich schnell zu einer profitablen Gelddruckmaschine.

(Zuruf des Abg. Valentin Lippmann, GRÜNE)

106,2 Millionen Euro nach Steuern wurden insgesamt ausgeschüttet. Angesichts dieser Ausschüttung fragte auch kein sächsischer CDU-Politiker, woher die Gewinne kamen. Verstanden hätte es daheim in Sachsen ohnehin keiner, womit die Banker in Irland am Rande der Legalität spekulierten.

(Zuruf von der CDU: Falsch!)

Die SLB und ihre irische Tochter waren zu einer Art Provinzcasino verkommen, und das ist kein Zitat von mir.

(Beifall bei der AfD – Lachen bei der CDU)

Das ist ein Zitat aus dem „Spiegel“ im August 2008.

(Zurufe von der CDU – Starke Unruhe)

Mit Beginn der amerikanischen Finanzkrise im Sommer 2007

(Valentin Lippmann, GRÜNE: Es gibt hier keinen Geschichtspreis!)

mussten wir jedoch für diese hochspekulativen und riskanten Finanzgeschäfte bluten.

(Zuruf des Abg. Steve Ittershagen, CDU)

Die SLB hatte ihrerseits Verbindlichkeiten in Höhe von 39 Milliarden Euro für hochriskante Anlageprodukte angehäuft,

(Steve Ittershagen, CDU: Hören Sie mit Ihrer Geschichtsstunde doch mal auf!)

die nun drohten, auszufallen.

(Valentin Lippmann, GRÜNE: Sie haben nicht mehr viel Redezeit!)

Es sind noch 17, Herr Lippmann, keine Sorge. – Die sächsischen Finanzen – –

(Zurufe von der CDU und den GRÜNEN)

Sachsen stand durch die Profitgier der damaligen CDUStaatsregierung am Abgrund. Doch welche Fehler wurden gemacht? Die Vertreter der CDU-Staatsregierung saßen damals schließlich im Verwaltungsrat der SLB.

(Zuruf des Abg. Holger Mann, SPD)

Es waren auch SPD-Politiker, Herr Mann. Das brauchen wir nicht zu verschweigen.

(Zuruf des Abg. Holger Mann, SPD)

Als das Kind in den Brunnen gefallen war, wollte keiner die Verantwortung tragen. Aussagen wie: „Ich habe davon nichts gewusst“ oder „Ich bin kein ausgewiesener Finanzexperte“ machten vor allem bei CDU-Verantwortlichen die Runde.

(Starke Unruhe)

So oder so ähnlich hörten sich damals die fadenscheinigen und erbärmlichen Ausflüchte an. Die verantwortlichen CDU-Politiker haben sich mittlerweile abgeseilt, Konsequenzen gab es keine oder sie waren viel zu gering. Aber die Kosten dieses finanziellen Debakels blieben beim sächsischen Bürger hängen. 1,862 Milliarden Euro hat dieses Finanzdesaster bis heute mindestens gekostet.

Was hätte aber unser Freistaat alles zwischenzeitlich in den vergangenen Jahren für Sachsens Bürger mit diesem Geld anfangen können?

(Zuruf der Abg. Kerstin Nicolaus, CDU)

Neue Schulen, junge Lehrer, mehr Kitas, Straßen bauen und sanieren, den ÖPNV verbessern oder aber im ländlichen Raum investieren. Jetzt ist es an der Zeit, werte Abgeordnete, die nach dem Jahr 2007 verbliebenen und nicht mehr benötigten rund 800 Millionen Euro des SLBGarantiefonds sinnvoll zu nutzen. Lassen Sie uns dieses Geld daher heute nutzen, um den ländlichen Raum nachhaltig zu stärken.

(Beifall bei der AfD – Valentin Lippmann, GRÜNE: Was war denn das nun?)

Für die CDUFraktion Herr von Breitenbuch.

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Barth, wenn Sie so mit Fehlern umgehen, die selbstverständlich auch hier im Parlament oder auch in einer Regierung passieren können, mit der Selbstherrlichkeit, dass Ihnen so etwas nie passieren kann, wenn Sie so mit Geschichte im Nachgang urteilen wollen und können,

(André Barth, AfD: Selbstherrlich war das nicht, das war kritisch!)