Meine sehr geehrten Damen und Herren! Im Koalitionsvertrag wurde festgelegt, die Lehrerbildungsstrukturen im Freistaat Sachsen zu evaluieren. Selbstverständlich wird dies, wie es im Vertrag vereinbart worden ist, auch umgesetzt.
Liebe Kollegen von den GRÜNEN! Liebe Frau Maicher! Die Koalition ist für die Zeit bis zum Jahr 2019 abgeschlossen. Wir haben in diesem Jahr mit den Hochschulen – ich betone das ganz bewusst, weil es nicht um die Frage geht, ob das Ministerium nur etwas will oder etwas schafft oder nicht, sondern auch die Hochschulen müssen diese Last mittragen – die Hochschulentwicklungsplanung auf den Weg zu bringen. Wir haben mit den Hochschulen über die Zuschussvereinbarungen diskutiert. Wir bereiten einen neuen Doppelhaushalt mit den Hochschulen vor und wir bereiten uns auf die Exzellenzinitiative mit den gleichen Universitäten vor, die auch in der Lehramtsausbildung tätig sind.
Vor diesem Hintergrund bitte ich einfach zu berücksichtigen: Für eine Evaluierung, wenn man sie gründlich machen will – die Fragen, die Sie hier gestellt haben, können nur ein Bruchteil dessen sein, was eine Evaluierung der Strukturen der Lehramtsausbildung zu liefern hat –, brauchen wir die Universitäten, brauchen wir die Hochschulen und brauchen wir die Musikhochschulen, dass sie diese Evaluierung mittragen. So eine Evaluierung muss gemeinsam mit den Hochschulen vorbereitet werden, und wir brauchen die externe Expertise.
Glauben Sie mir, ich habe die Evaluierung der Lehramtsausbildung vor 2000 in der Kultusministerkonferenz mitbegleitet. Wenn Sie sich die Argumente ansehen, zugegebenermaßen aus der gesamten Bundesrepublik, nach 30 Jahren heftigster Kritik an der Lehramtsausbildung in der westlichen Bundesrepublik, die damals als Kritik an der Lehrerausbildung gekommen sind, dann werden Sie einen Teil dieser Argumente heute wiederfinden, wenn Sie mit den Studierenden reden. Das liegt in der Natur der Lehramtsausbildung und wir können nur hoffen, dass es uns gelingt, in den nächsten Jahren mit den Hochschulen gemeinsam einige kritische Punkte abzuarbeiten. Ich will Ihnen mal – –
Ich will Ihnen nur zwei kritische Punkte nennen, die Sie immer wieder von Lehramtsstudierenden zu hören bekommen. Das ist die ungeheure Komplexität der Lehramtsausbildung, weil nämlich in drei Fächern studiert werden muss, zwei Fächer sind Unterrichtsfächer und die Bildungswissenschaften mit zahlreichen Einzeldisziplinen. Das gibt es in keinem anderen Studiengang, nur beim Lehramt, dass drei Studienbereiche in einem komplexen Studium in der gleichen Studienzeit abgebildet werden müssen. Das macht ein Lehramtsstudium für die Universitäten sehr komplex in der Organisation und für die Studierenden sehr kompliziert, so ein komplexes Studium umzusetzen. Das wird auch immer wieder kritisiert werden und wir können nur daran arbeiten.
Ein zweiter Punkt, an dem in den letzten Jahren an den Hochschulen gearbeitet wurde und den Sie aus der Absolventenstudie zitiert haben, ist das Thema Verbindung zwischen Theorie und Praxis in der Lehramtsausbildung – sprich die Einordnung der Praktika. Da ist in den vergangenen Jahren seit 2005 enorm viel an den Hochschulen geschehen, um diese Verbindung herzustellen und die Praxisphasen effektiver in das Studium einzubinden. Ich denke, dass heutige Evaluierungen da positivere Ergebnisse zeigen, als dies noch bei der Absolventenstudie der Fall gewesen ist, die auf die Zeit vor 2005 zurückgreift. Das sind nur zwei Punkte aus dem Lehramtsstudium, die immer wieder – und das schon seit Jahrzehnten – von den Studierenden einer Kritik unterzogen werden, an denen wir natürlich zu arbeiten und die wir uns in einer Evaluierung genau anzusehen haben.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die genannten Aufgaben – Hochschulentwicklungsplanung, neue Zielvereinbarung für die Lehramtsausbildung und auch die Vorbereitung der Exzellenzinitiative – sind nur drei Gründe, warum wir noch nicht begonnen haben, mit den Hochschulen gemeinsam die Evaluierung der Lehramtsausbildung auf die Schiene zu setzen. Hausintern haben wir sehr wohl begonnen, wir wissen auch, wo wir hinwollen. Wir haben die ersten Fragen und wissen, wen wir als Experten einbeziehen wollen. Den Schritt zu den Hochschulen, um den Prozess mit ihnen gemeinsam zu gestalten, wollen wir dann gehen, wenn wir mit der Hochschulentwicklungsplanung so weit sind, dass die Hochschulen den Kopf dafür frei haben, sich an die Evaluierung heranzumachen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir sind gut beraten, die Evaluierung der Lehramtsausbildung nicht nur auf die Phase der Universität zu beziehen. Holger Mann hat das bereits gesagt. Die Lehramtsausbildung besteht aus drei Etappen, wenn wir so wollen. Die erste Etappe ist die universitäre Ausbildung. Wir müssten sogar einen Schritt davor beginnen, denn die Frage, wer Lehramt studiert, ist eigentlich zentral. Wenn wir von Studienabbrecherzahlen reden, dann hat das etwas damit zu tun, mit welcher Motivation jemand in das Lehramtsstudium geht.
Dann haben wir die zweite Phase der Lehramtsausbildung, die jetzt auch noch einmal einer Veränderung unterliegt und mehrfach in der Vergangenheit Veränderungsprozessen unterlegen hat. Auch diese müssen wir uns genau anschauen. Die dritte Phase ist die Einmündung in den Beruf. Es ist die Frage: Wie viele von unseren ausgebildeten Lehramtsstudierenden werden tatsächlich in Sachsen in den Schulen tätig werden und sich etablieren?
Wenn wir uns die Evaluierung der Lehramtsausbildung ansehen, sollten wir den gesamten Prozess einbeziehen. Dazu bedarf es auch noch Abstimmungen innerhalb der Staatsregierung, mit der Staatlichen Kommission Lehrerbildung und den Hochschulen. Seien Sie gewiss, dass ich auch sehr persönlich ein großes Interesse an der Evaluierung der Lehramtsausbildung habe, weil ich das Lehr
amtsstudium für eines der wichtigsten für das Land ansehe, wir quasi damit unseren Nachwuchs qualifizieren und Bildung über das Lehramtsstudium einen Kreislauf vollzieht. Deswegen ist es mir wichtig, diese Evaluierung sehr gründlich vorzubereiten und umzusetzen, um dann noch Schlussfolgerungen in dieser Legislaturperiode ziehen zu können. Ich garantiere Ihnen, das schaffen wir auf alle Fälle.
Meine Damen und Herren! Wir kommen zum Schlusswort, gehalten von Frau Dr. Maicher für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Bitte sehr.
Ich möchte Ihnen allen sehr herzlich für die sehr inhaltsreiche und tiefe Debatte danken, die für einige im Plenum sicher sehr detailliert war. Wir halten es bei der Lehramtsausbildung für entscheidend, mehr Lehramtsstudierende, die hier in Sachsen studieren, später tatsächlich als Lehrer in unseren Klassenzimmern zu haben. Ich bin sehr froh, dass es offensichtlich eine breite Einigung dazu gibt, dass wir dafür eine grundlegende Untersuchung brauchen, die wir bisher nicht haben.
Es sind jetzt sehr viele Punkte angesprochen worden. Wir wollen mit unserem Antrag Fragestellungen vorschlagen, die aus unserer Sicht in der Evaluierung dringend beachtet werden sollen, weil wir wissen, dass die Unzufriedenheit hoch ist, weil wir im Moment viel zu wenig Lehrer haben, weil wir zu viele Studienabbrecher haben und zum Beispiel der Wechsel nicht erfasst wird, weil wir auch wissen, dass die Schülerschaft vielfältiger wird und die Aufgaben komplexer werden. Deswegen schlagen wir vor, die Fort- und Weiterbildungsangebote der Lehrerinnen und Lehrer ebenfalls zu untersuchen.
Um auf ein paar Punkte der Kritik einzugehen – das ist uns nicht alles einfach so eingefallen, sondern es muss aus unserer Sicht übergreifend beantwortet werden. Wir brauchen den Blick auf die Gesamtheit in der Lehramtsausbildung einschließlich der Rahmenbedingungen, weil vieles voneinander abhängt. Nehmen wir die Situation der Lehrenden. Hohe Personalfluktuation führt zu ausfallenden Veranstaltungen und zu Problemen, zu fehlender Konsistenz. Fehlende Vereinbarkeit von Familie und Studium führt zu Studienabbrüchen. All das soll mit beachtet werden.
Da brauchen wir, Herr Kollege Dierks, kein Koalitionsvertrags-Bingo zu spielen, sondern Sie können sich sicher sein, dass wird das, was im Koalitionsvertrag steht, verfolgen. Wir unterstützen Sie sogar dabei mit eigenen durchdachten Vorschlägen, diese Punkte auch umzusetzen. Gerade bei der Evaluierung ist es notwendig, diese jetzt schnell zu machen, weil wir dies bisher, Holger Mann, nur in der Vergangenheit untersucht haben, als bestimmte Dinge, wie Teilzeitstudium, noch nicht die Rolle spielten. Deswegen können wir nicht sagen, wir verschieben das, bis wir die ersten Studienabgänger haben, die in Teilzeit studiert haben. Nein, wir brauchen es jetzt ganz dringend – auch deswegen, weil wir in dieser Legislatur aus den Ergebnissen einer guten Evaluierung etwas ziehen wollen, was wir auch noch umsetzen können. Wir denken, dass man da jetzt vorankommen muss und nicht weiter abwarten sollte.
Noch ein Punkt an Sie gerichtet, Herr Mann. Sie können sich an jedem einzelnen Vorschlag abarbeiten, zum Beispiel dem Teilzeitstudium.
Sie können aber auch eigene Vorschläge einbringen. Das haben Sie heute nicht gemacht. Die Vorwürfe der Koalition, – –
Meine Damen und Herren! Ich stelle nun die Drucksache 6/4604 zur Abstimmung. Wer zustimmen möchte, hebt jetzt die Hand. – Vielen Dank. Wer ist dagegen? – Vielen Dank. Gibt es Stimmenthaltungen? – Bei einer Stimmenthaltung und zahlreichen Stimmen dafür ist es dennoch nicht die Mehrheit.
Es ist keine Aussprache vorgesehen. Wünscht dennoch eine Abgeordnete oder ein Abgeordneter, das Wort zu ergreifen? – Das kann ich nicht feststellen. Herr Pecher, wünschen Sie als Berichterstatter das Wort? – Das ist auch nicht der Fall.
Meine Damen und Herren! Wir stimmen nun über die Beschlussempfehlung des Innenausschusses in der Druck
sache 6/4829 ab. Wer zustimmen möchte, zeigt das jetzt bitte an. – Vielen Dank. Gibt es Gegenstimmen? – Eine Gegenstimme. Gibt es Stimmenthaltungen? – Bei einer Gegenstimme und keinen Stimmenthaltungen ist der Beschlussempfehlung zugestimmt worden. Meine Damen und Herren, dieser Tagesordnungspunkt ist beendet.
Es ist keine Aussprache vorgesehen. Dennoch frage ich: Wünscht jemand das Wort zu ergreifen? – Das ist nicht der Fall. Herr Patt, wollen Sie als Berichterstatter das Wort ergreifen? – Das ist auch nicht der Fall.
Meine Damen und Herren! Wir stimmen nun über die Beschlussempfehlung des Ausschusses in der Drucksache 6/4818 ab. Wer zustimmen möchte, zeigt das jetzt bitte an. – Vielen Dank. Gibt es Gegenstimmen? – Gibt es
Meine Damen und Herren! Der Tagesordnungspunkt ist beendet und vielen Dank für die geleistete Arbeit.