Protocol of the Session on July 9, 2015

Gibt es Bedarf für eine zweite Runde? – Für die AfDFraktion Herr Abg. Wild. Sie haben das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Abgeordnete! Das ist schon starker Tobak: Wenn Sie nicht weiterwissen, werfen Sie mit Populismus um sich.

(Beifall bei der AfD – Lachen bei der SPD, den LINKEN und den GRÜNEN)

Das einzig Populistische zu diesem Antrag in diesem Raum habe ich von Ihnen gehört.

(Beifall bei der AfD)

Ich werde Ihnen das jetzt beweisen.

(Ines Springer, CDU: Wir haben um 19 Uhr Gäste!)

Ihnen ist es offensichtlich völlig egal, dass die Bürger, Ihre eigenen Parteikollegen in anderen Bundesländern und vor allem die Parteibasis hier in Sachsen völlig anderer Meinung sind als Sie, die Abgeordneten hier im Landtag.

Ein kleiner Rückblick zur Erinnerung: Ich beziehe mich auf eine Presseveröffentlichung, in der es heißt: Die Ministerpräsidenten Seehofer und Tillich verschließen sich nicht der Vernunft und der Verantwortung. – Ihnen, Herr Ministerpräsident Tillich, wird in einem Schreiben der „Bundesinitiative für vernünftige Energiepolitik“ der Dank für Ihre Initiative – gemeint ist die Initiative im Bundesrat – ausgesprochen. Ich zitiere: „Mit Freude und Erleichterung haben die Bürger Sachsens nun erfahren, dass Sie ihre Sorgen und Argumente ernst nehmen.“

Das sind Aussagen von damals. Den Koalitionsvertrag mit der SPD gab es damals natürlich noch nicht.

Deshalb frage ich: Worin liegt denn jetzt der Sinneswandel? Im Koalitionszwang? Oder hat sich grundsätzlich etwas an der Technologie geändert? Hier geht es um die

Gesundheit der Menschen, die unter diesen Schallimmissionen – so nenne ich sie jetzt einfach – leiden. In diesem Fall, wenn es um die Gesundheit der Menschen in Sachsen geht, ist Koalitionstreue doch wirklich nachrangig.

(Beifall bei der AfD)

Ihr Wendemanöver wundert mich, meine Fraktion, viele Bürger in Sachsen und viele Parteimitglieder eben der Parteien, die gerade dagegen gewettert haben.

Hier wurde behauptet, unser Antrag sei populistisch. Ich werde Ihnen jetzt etwas Populistisches nennen.

(Lachen bei den GRÜNEN)

Ich zitiere: „Nach einer intensiven und sachlichen Beratung hat sich gezeigt, dass ohne ein Moratorium für Windkraft Fehlentwicklungen nicht gestoppt werden können.“ So Christian Baldauf, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion des Landtages von RheinlandPfalz im Februar 2015. Aha! Populistisch? Gut.

Stefan Gruhner, Energiepolitischer Sprecher der CDUFraktion im Thüringer Landtag, fordert ebenfalls ein Moratorium für Windkraftanlagen und betrachtet die Energiepolitik der rot-rot-grünen Landesregierung als – ich zitiere – „naturzerstörend, bürgerfern, teuer und höchst unsozial“. Ich wiederhole: CDU Thüringen!

(Beifall bei der AfD)

Ich mache weiter mit Populismus. Ebenso fordert sein Fraktionsvorsitzender, Mike Mohring, in der „Welt“ einen vorübergehenden Stopp des Ausbaus der Windkraft in Thüringen. Herr Mohring wörtlich: „Wir fordern von der Regierung ein Windkraftmoratorium.“ Ist Mike Mohring aus Thüringen populistisch? Sie haben es gesagt.

(Valentin Lippmann, GRÜNE: Das stimmt ja auch!)

Werte Abgeordnete, genau so ein Windkraftmoratorium fordern wir bei uns auch; denn es geht hier um die Gesundheit der Menschen in Sachsen, nicht um Populismus.

Sie alle müssen jetzt eine Gewissensentscheidung treffen.

(Oh-Rufe von der CDU, den LINKEN, der SPD und den GRÜNEN)

In fünf, sechs oder zehn Jahren, wenn herauskommt, dass diese schädlichen Schallwellen doch Krankheiten auslösen können, tragen auch Sie Verantwortung dafür, weil Sie diesem Antrag heute nicht zugestimmt haben.

(Beifall bei der AfD)

Zur SPD. Ich weiß, Windkraft ist Ihr Hobby. Sie wollten deshalb unbedingt, dass ein entsprechender Passus in den Koalitionsvertrag aufgenommen wird. Aber die SPD in anderen Bundesländern sieht die Problematik mit der Windkraft durchaus anders als die SPD hier in Sachsen. Selbst Brandenburgs Ministerpräsident Woidke zweifelt an der Energiewende und hält künftig auch die konventionelle Energie mit Blick auf Braunkohle für wichtig. Wörtlich: Auch müsse die Förderung umgebaut werden,

was vor allem die Windenergie treffen könnte. – Aha! Die SPD in Brandenburg! Meine Damen und Herren SPDAbgeordneten des Sächsischen Landtages, geben Sie sich einen Ruck! Viele betroffene Menschen würden es Ihnen danken.

Zur links-grünen Opposition muss ich auch noch kommen, selbstverständlich. Ich vergesse Sie nicht. Bei Ihnen ist die Bilanz der Widersprüche mindestens genauso groß. Der grüne Ortsverband von Kelberg in Rheinland-Pfalz wird sich aus Protest gegen die Zerstörung der Natur durch die Windräder selbst auflösen. Das ist doch einmal eine Nachricht!

(Heiterkeit und Beifall bei der AfD – Christian Piwarz, CDU: Bestand der Ortsverband nur aus ihm selbst?)

Peter Kühbach, Geschäftsführer des grünen Ortsverbandes, sieht in der Windkraft Rot.

Politiker der SPD und der GRÜNEN im Landkreis Stade in Niedersachsen sagen – Sie sehen, ich mache den Schwenk durch ganz Deutschland, wenn es um Windkraft geht; denn Infraschall gibt es in ganz Deutschland –: Die Schmerzgrenze ist erreicht. Wir verweigern die Zustimmung zu dem weiteren Ausbau der Windparks.

Das Beste kommt erst noch.

(Zurufe von der CDU, den LINKEN und den GRÜNEN: Ach so?)

Das Allerbeste kommt noch. – Die linke Gallionsfigur Oskar Lafontaine, früher SPD-Politiker, heute bei den LINKEN, bläst in Bürgerinitiativen im Saarland Sturm gegen Windkraft und bezeichnet den Umgang mit Landschaften und Bauwerken, so wörtlich, als „Banausentum“. Oskar Lafontaine im Saarland!

(Beifall bei der AfD – Christian Piwarz, CDU: Ist er überhaupt noch bei den LINKEN? Nicht, dass er noch in die AfD eintritt!)

Herr Wild, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Gern. Dann habe ich mehr Zeit.

Frau Friedel, bitte.

Herr Kollege, Sie haben uns mit vielen Zitaten eines gezeigt: dass es in Parteien unterschiedliche Meinungen gibt. Ist das in der AfD auch so, oder sind Sie immer einer Meinung?

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD, den LINKEN und den GRÜNEN)

Ich danke Ihnen für die Frage und werde sie jetzt ganz klar beantworten. Wenn es um die Gesundheit unserer Mitbürger geht, sind wir in der AfD definitiv immer alle einer Meinung.

(Lebhafter Beifall bei der AfD – Lachen bei der CDU, den LINKEN, der SPD und den GRÜNEN)

Die Frage ist beantwortet. Sie können in Ihrer Rede fortfahren.

Ich fahre fort.

(Marco Böhme, DIE LINKE, meldet sich zu einer Zwischenfrage.)

Herr Böhme, Herr Wild hat mir ein Zeichen gegeben, dass er keine weitere Zwischenfrage zulassen möchte. Ich hoffe, ich habe das Zeichen richtig verstanden.

Richtig. Machen Sie eine Kurzintervention, Herr Böhme. – Merken Sie was?

(Mario Pecher, SPD: Im Gegensatz zu Ihnen!)

Für wie dumm halten Sie eigentlich die Menschen in Sachsen? Nicht einmal innerhalb Ihrer Parteien sind Sie sich über die Frage der Windkraft einig. Das geht so weit, dass DIE LINKE im Vogtlandkreis einen Appell unterschreibt, die Länderöffnungsklausel in Anspruch zu nehmen, aber DIE LINKE hier im Landtag den Antrag einbringt, sie nicht in Anspruch zu nehmen. Ich bitte Sie! Das ist doch lächerlich. Was erkennt man daran?

(Rico Gebhardt, DIE LINKE: Zwischen Dresden und dem Vogtland gibt es Unterschiede!)