Protocol of the Session on June 11, 2015

Ich habe überhaupt keine Lügen verbreitet. Ganz im Gegenteil.

(Dirk Panter, SPD: Herr Wurlitzer, bei der Wahrheit bleiben!)

Ganz genau, bleiben Sie bei der Wahrheit. Dann sind Sie ganz weit vorn.

(Glocke des Präsidenten – Dirk Panter, SPD: Ihnen wächst gerade eine Nase. Ich sehe es. Sie wird immer länger!)

Seien Sie ganz vorsichtig. Sonst steche ich Sie.

(Dirk Panter, SPD: Ihre Lügengeschichten sind unerträglich!)

Sie sind unerträglich!

(Beifall bei der AfD – Zurufe von den LINKEN und der SPD)

Ich bin grundsätzlich begeistert, dass diese Debatte so –

(Zuruf von der CDU: Lebhaft!)

ja, danke schön – lebhaft geführt wird. Aber leider Gottes sprechen wir eben nur darüber.

(Valentin Lippmann, GRÜNE: Seien Sie doch mal ruhig!)

Ich habe das Rederecht. – Die AfD hat in der letzten Woche einen Verein gegründet, der sich mit dem Beobachten von Links- und Rechtsextremismus beschäftigt. Damit haben wir den ersten Verein in Sachsen gegründet, der sich überhaupt mit Linksextremismus beschäftigt.

(Marko Schiemann, CDU: Das stimmt nicht!)

Doch, doch, Herr Schiemann. Wir haben eine Kleine Anfrage gestellt, und in der Antwort ist uns das bestätigt worden. Das kann ich Ihnen gern vorlegen, das ist ganz unproblematisch.

(Jörg Vieweg, SPD: Am Wesen der AfD soll Sachsen genesen, na klar!)

Ganz zum Schluss möchte ich darum bitten, dass sich jeder Abgeordnete hier im Haus ganz eindeutig dazu bekennt, dass diese Gewalttaten zu verurteilen sind. Damit meine ich auch Sie, Frau Nagel; denn es sind ja Ihre Leute, die dort herumziehen.

(Zuruf von der CDU: Das ist doch unverschämt!)

Das ist überhaupt nicht unverschämt. Das ist genau richtig, es sagt nur niemand.

Vielen Dank.

(Beifall bei der AfD)

Das war der Abg. Wurlitzer für die AfD-Fraktion. Nun kann die Fraktion GRÜNE das Wort ergreifen, so sie denn Redezeit darauf verwenden möchte. – Das ist nicht der Fall. Wir sind am Ende der zweiten Runde und treten nun in eine dritte Runde ein. Für die einbringende CDU-Fraktion spricht wiederum Herr Kollege Hartmann.

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Debatte zeigt zwei Dinge: Sie greift nicht nur ein aktuelles Thema auf, sondern sie trifft offensichtlich auch den Impuls und den Nerv dieses Hohen Hauses, wie man an dieser selten so emotional und lebhaft geführten Debatte bemerken darf. Im Übrigen möchte ich voranschicken: Die Verantwortung, mit der Situation umzugehen, tragen wir, der Freistaat Sachsen, die Staatsregierung, das Parlament und das Innenministerium gemeinsam mit der Stadt

Leipzig, dem Stadtrat und der Stadtspitze. Das wird so sein, und das ist so.

(Beifall bei der CDU, der SPD und der Staatsregierung)

Herr Gebhardt, Sie haben mit Ihrem Einstieg wieder einmal deutlich gezeigt, dass Sie die Relativierung dieses Themas in den Mittelpunkt Ihrer Debatte stellen,

(Beifall bei der CDU)

und Pippi Langstrumpf ist an dieser Stelle ein höchst ungeeignetes Beispiel; denn schließlich – das ist der Kern der Diskussion – kann ich mich nicht daran erinnern, dass sie die Stadt demoliert, jemanden angegriffen und terrorisiert hat. Im Gegenteil, sie war immer das liebe, hilfreiche und gute Mädchen.

(Beifall bei der CDU – Zurufe der Abg. Rico Gebhardt und Sebastian Scheel, DIE LINKE)

Genau das ist der Kern des Problems: die Relativierung, die Sie betreiben.

Herr Stange, auch zum Thema unterschiedliche Lebensentwürfe ist es ein Diskurs, den man miteinander darüber führt, was man akzeptiert und sich vorstellt. Aber ich darf Ihnen versichern, und das nehme ich auch für mich in Anspruch: Ich akzeptiere und respektiere Subkultur genauso wie andere Lebensentwürfe. Das ist der Demokratie immanent. Aber – und nun kommt es – als Erstes definiert in einer Demokratie immer noch die Mehrheit der Gesellschaft, was die Regeln ausmacht, unter Beachtung eines Minderheitenschutzes, und insoweit ist der Versuch, immer so zu tun, als wenn die Minderheit die gesellschaftlichen Regeln zu definieren habe, der falsche Ansatz. Aber das ist nicht der Kern der Debatte.

(Beifall bei der CDU – Rico Gebhardt, DIE LINKE: Jetzt relativieren Sie aber!)

Der Kern der Debatte, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist der Versuch, über einen Diskurs von Lebensentwürfen eine Rechtfertigung für Gewalttäter zumindest leicht hineinzuinterpretieren.

(Beifall bei der CDU)

Es geht heute um die Frage, wie wir in diesem Hohen Hause, wie die Staatsregierung, wie wir gesellschaftlich mit dem Thema Gewaltexzesse in Leipzig umgehen. Dabei sprechen wir von einer Serie, die seit Monaten stattfindet. Wir sprechen offensichtlich über Strukturen, wo auch immer diese herkommen. Dabei gebe ich Herrn Pallas recht: Das sind Fragen, die der Aufklärung bedürfen. Aber sie bedürfen neben der Aufklärung auch eines konsequenten Handelns, und das bedeutet als Erstes, dass die Stadt Leipzig genauso wie die Polizeidirektion die Ressourcen und die Mittel stellen und zur Verfügung bekommen müssen, um mit der Situation umzugehen. Das kann eine sporadische Stärkung über Kräfte der Bereitschaftspolizei sein. Das ist alles ganz klar. Das muss sortiert werden.

(Rico Gebhardt, DIE LINKE: Wer muss denn das packen? – Gegenruf von der CDU)

Aber das wäre nicht notwendig, wenn es nicht den Rahmen und den Nährboden für diese Gewaltexzesse geben würde, und hier werden wir in die Ursachen hineingehen müssen.

(Beifall bei der CDU)

Die Beispiele mit der Relativierung sind doch sehr treffend genannt worden. Frau Abg. Zais fragt hier, ob es in diesem Hohen Hause zulässig sei, eine Debatte über diese Entwicklung in Leipzig zu führen, weil wir schließlich auch Übergriffe gegen Asylbewerber haben, und ob das nicht wichtiger wäre.

(Petra Zais, GRÜNE: Danach habe ich nicht gefragt!)

Nein, beides ist wichtig, und es ist deswegen auch wichtig,

(Beifall bei der CDU und der SPD)

dieses Thema deutlich zu benennen. Neben kurzfristigen Maßnahmen geht es hier insbesondere auch um langfristige Maßnahmen, meine sehr geehrten Damen und Herren, und sicherlich haben wir auch, unserer Geschichte gedenkend, eine sehr, sehr hohe Sensibilität im Umgang mit der Bekämpfung des Rechtsextremismus, und das ist auch gut so.

Aber wir haben eine sehr ausgeprägte Zurückhaltung und ein hohes Bedürfnis zur Romantik und zur Verklärung linksextremistischer Gewalttaten, und natürlich darf man auch einmal feststellen, wie viele Initiativen und gesellschaftlicher Diskurs über Linksextremismus und autonome Strukturen tatsächlich stattfinden. Das ist keine verklärte Sozialromantik, sondern Leipzig zeigt ganz deutlich Strukturen, Entwicklung, zumindest einen gewissen Rahmen von Duldung und keine konsequente Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Gruppierungen.

Hier ist konsequenter Diskurs der Zivilgesellschaft gefragt. Genauso wie wir die Diskussionen über Rechtsextremismus geführt und Initiativen gegen Rechtsextremismus unterstützt und gefördert haben, ist es Zeit, auch den gesellschaftlichen Diskurs darüber zu führen, ob linksextremistische Gewalttaten akzeptabel und tolerabel sind oder ob man sich ihnen in genau derselben Konsequenz und Intensität stellt.

(Valentin Lippmann, GRÜNE: Gewalt ist nicht zu tolerieren!)

Ich lade Sie dazu ein: Bekennen Sie sich deutlich gegen Gewalt, gegen Linksextremismus in unserer Gesellschaft, wie wir das gemeinsam auch beim Thema Rechtsextremismus getan haben!

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU, der SPD und der Staatsregierung)

Das war erneut Herr Kollege Hartmann für die einbringende CDU-Fraktion. Möchte die SPD, einbringende Fraktion, das Wort ergreifen, Herr Pallas? – Nein. Gibt es in dieser dritten Runde weiteren Redebedarf? – Ja.