Auszubildenden hätten sogar einige Klicks im Internet genügt. Für die Punkte 3 bis 5 hingegen bedarf es, mit Verlaub, keines Beschlusses im Parlament, meine Damen und Herren. Man möchte doch davon ausgehen, dass der Herr Wirtschaftsminister Morlok seine Kompetenzen nicht überschreitet, wenn er von sich aus prüfen lässt, inwieweit die Attraktivität der traditionellen Handwerksberufe gesteigert, die Ausbildung des Nachwuchses gesichert und das Handwerk in bestehende Marketingkonzepte integriert werden kann.
Vielleicht habe ich auch eine falsche Vorstellung davon, was der Aufgabenbereich eines Ministers ist und was dieser den ganzen lieben langen Tag so tut. Aber nach meinem Verständnis sind das alles Dinge, die Sachsens Wirtschaftsministerium von sich aus zu leisten hätte, ohne dass dies der Landtag extra beschließen müsste. Aber vielleicht wollen Sie Ihrem Minister auch nur etwas auf die Füße treten und ihn angesichts der bevorstehenden Kommunalwahlen, bei denen die FDP ins Bodenlose fallen wird, an seine Aufgaben erinnern. Nur hätte das auch in einem persönlichen Gespräch stattfinden können, anstatt hier einen reinen Schaufensterantrag auf die parlamentarische Bühne zu heben, der ohnehin wieder einmal die Handschrift des zuständigen Ministeriums trägt.
Meine Damen und Herren, in ihrem letzten Fachkräftemonitoring mahnen die sächsischen Handwerkskammern unter anderem an – ich zitiere –: „Um dem Fachkräftebedarf zukünftig gerecht zu werden, ist es zwingend notwendig, schon im Bereich der Schulbildung mit ersten Maßnahmen zu beginnen. Eine Halbierung der Schulabgängerquote ohne Abschluss auf unter 5 % bis 2020, wie in der Fachkräftestrategie der sächsischen Staatsregierung formuliert, bedarf einer zügigen Untersetzung. Ein Abschluss an einer sächsischen allgemeinbildenden Schule muss darüber hinaus auch die erforderliche Ausbildungsreife sicherstellen.“
Außerdem kann man dort lesen: „Demografisch bedingt, steigt das durchschnittliche Alter der Erwerbspersonen in Sachsen seit Jahren an. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen. Daher ist es dringend notwendig, die Bedingungen für die Beschäftigung Älterer zu verbessern. Gleichzeitig gilt es, die Potenziale der Jüngeren bestmöglich zu nutzen. Dazu sind bedarfsgerechte Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie insbesondere im Bereich der Betreuungs- und Verkehrsinfrastruktur notwendig. Diese sind auf hohem Niveau zu sichern und weiter auszubauen.“
Damit werden schon einmal verschiedene Felder angesprochen, die auch für die Sicherung und Weiterentwicklung traditioneller Handwerksberufe in Sachsen überaus wichtig sind. Leider sind es aber genau diese Felder, nämlich Bildung, Demografie und Familie, auf denen die Staatsregierung mehr als kläglich versagt hat und wo sich leider auch keine Besserung ankündigt.
Hinzufügen muss man weiterhin eine notwendige Fokussierung der Wirtschaftspolitik auf die Regionen; denn
gerade die traditionellen alten sächsischen Handwerksberufe sind oftmals sehr regionalspezifisch geprägt und können nur in der Region mit den Menschen aus der Region überleben. Wenn jedoch aus den Regionen immer mehr junge Leute abwandern, sterben letztlich auch diese regionalen Handwerksberufe aus.
Meine Damen und Herren, ohne eine nach dem Leistungsprinzip ausgerichtete Bildungspolitik, ohne eine nachhaltige Bevölkerungspolitik, eine soziale Familienpolitik und eine regionale Wirtschaftsförderungspolitik können der Bestand der traditionellen Handwerksberufe und der notwendige Nachwuchs an Fachkräften nicht gewährleistet werden. Eines dürfte auch klar sein – das wissen Sie insgeheim auch, meine Damen und Herren –: Mit Asylanten aus Tschetschenien und dem Libanon oder mit Armutszuwanderungen aus Südosteuropa werden Sie diese Fachkräftelücke bestimmt nicht schließen können.
Meine Damen und Herren, das war die erste Runde der allgemeinen Aussprache. – Mir liegt noch eine Wortmeldung für eine zweite Runde vor. Ich frage trotzdem die einreichenden Fraktionen: CDU? – Nicht. FDP? – Auch nicht. Herr Scheel, Sie haben das Wort.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen, meine Herren! Ich wundere mich ein bisschen, dass die Koalition einen Antrag auf die Tagesordnung setzt und dass das Thema, das sie auf die Tagesordnung gesetzt hat, nur eine Runde trägt. Aber das müssen Sie mit sich selbst ausmachen.
Wenn Sie hier das Thema Tradition der Handwerkskunst in Sachsen auf die Tagesordnung setzen, muss man natürlich danach fragen, ob sich die Staatsregierung und die sie tragenden Koalitionsfraktionen auch an ihrem eigenen Handeln messen lassen und ob die Vorbildwirkung, die der Freistaat Sachsen in dieser Frage einnehmen sollte, auch wahrgenommen wird.
Dabei können wir, glaube ich, ein sehr traditionsreiches Handwerk nicht außen vor lassen, das ich gern einer Betrachtung zuführe. Es geht mir um die Porzellanmaler, die Sie in der Begründung zu Ihrem Antrag ausdrücklich erwähnt haben. Nun stimmt es wohl, dass das einer der traditionsreichsten Berufe im Freistaat Sachsen ist. Nicht zuletzt hat mit der Findung des Porzellans durch Johann Friedrich Böttger im Jahr 1709 und mit der Gründung der Manufaktur am 23. Januar 1710 Europas erste Porzellanmanufaktur im Freistaat Sachsen das Licht der Welt erblickt.
Das bringt natürlich Verpflichtungen mit sich, und da können wir mit einem hundertprozentigen Staatsunternehmen schauen, wie weit der Freistaat Sachsen dieses Traditionshandwerk unterstützt. Festzustellen ist, dass seit
dem Jahr 1990 – damaliger Stand: 1 800 Beschäftigte in der Porzellanmanufaktur, der Großteil davon Porzellanmaler – bis zum Iststand 2008 ein Rückgang auf 784 Porzellanmaler zu verzeichnen ist und mit dem Strategiewechsel nochmals eine Kürzung der Mitarbeiterzahl um 183 Stellen auf nunmehr 604 Angestellte der Porzellanmanufaktur stattgefunden hat.
Wenn Sie also die Frage stellen, inwieweit der Freistaat das traditionsreiche Handwerk im Bereich der Porzellanmaler unterstützt, ist das eine glatte Fehlstelle. Wir stellen zwar fest, dass es Auszubildende und auch Stellenausschreibungen für Auszubildende gibt, aber die jungen Menschen, die sich diesem Traditionsberuf zuwenden, wollen doch auch die Sicherheit haben, dass sie, nachdem sie diese Ausbildung erfolgreich absolviert haben, einen Job bekommen. Da haben Sie eine Fehlanzeige.
Wenn Sie heute auf die Internetseite der Manufaktur gehen und nach den Stellenangeboten schauen, die dort zur Debatte stehen, können Sie feststellen, dass die Porzellanmanufaktur weniger Maler braucht, sondern stattdessen Verkaufsberater, Leiter(in) Kundendialog, Leiter(in) der Boutique in Berlin, eine Verkaufsberatung der Boutique in Meißen, Mitarbeiter(in) der Innenrevision, Leiter(in) einer anderen Boutique, Vertriebsprofi, Kundenberater, Vertriebsleiter, Softwareentwickler und sogenannte Visual Merchandiser. In der Porzellanmanufaktur werden Verkäufer, aber keine Maler mehr gebraucht. Das, finden wir, ist ein bedenklicher Zustand, gerade wenn es um die Tradition der Handwerkskunst im Freistaat Sachsen geht.
Natürlich haben auch der im Oktober 2010 veranstaltete Polterabend und die überregionale Begleitung dieses Polterabends – immerhin 20 Kubikmeter besten Porzellans sind zerschlagen worden – nicht gerade dazu beigetragen, dass dieser Berufszweig einer entsprechenden Würdigung entgegensehen kann. Insofern kann man feststellen: Wir können froh sein, dass in Sachsen nur die Porzellanmaler durch den Freistaat in Arbeit kommen und dass es beim Böttcher oder beim Bürstenmacher hoffentlich nicht dazu kommt, dass die Kettensäge oder der eiserne Besen eingesetzt werden.
Insofern danke ich für die Aufmerksamkeit und würde mir wünschen, dass die Koalition neben den Schaufensteranträgen auch ein bisschen reale Politik gerade in diesem Bereich gestaltet. Ich wünsche noch gutes Gelingen.
Meine Damen und Herren, mir liegen keine weiteren Wortmeldungen für eine zweite Runde vor. Ich frage die Staatsregierung? – Herr Staatsminister Morlok, Sie haben das Wort.
ist ein wesentliches Rückgrat für die Berufsausbildung in unserem Bundesland. Das gilt sowohl für die in diesem Antrag angesprochenen traditionellen Ausbildungsberufe als auch für die Berufsausbildung ganz allgemein.
Das sächsische Handwerk widmet sich in diesem Zusammenhang auch den Jugendlichen, die im ersten Anlauf Pech gehabt und keinen Ausbildungsplatz bekommen haben, weil sie, aus welchen Gründen auch immer, zum jeweiligen Zeitpunkt nicht in der richtigen Verfassung waren oder weil die Motivation gefehlt hat. Diesen Menschen gibt man eine zweite Chance, und ich möchte mich ausdrücklich beim sächsischen Handwerk bedanken, dass es sich dieser wichtigen Aufgabe stellt.
Hinsichtlich der traditionellen Handwerksberufe, die im Antrag angesprochen sind und über die wir in der Debatte diskutiert haben, kann man sagen, es gibt traditionelle Handwerksberufe, die jeder kennt. Im Jahr 2012 hat die Bäckerinnung in Dresden ihre 650-Jahr-Feier durchgeführt. Der Bäcker ist zwar nicht gerade vom Aussterben bedroht, sieht sich aber aufgrund der immer stärkeren Konkurrenz aus Fernost mit entsprechenden Teiglingen einem erheblichen Konkurrenzdruck ausgesetzt. Wir alle müssen uns hinsichtlich unseres Kaufverhaltens Gedanken machen, ob wir die richtigen Anreize dafür setzen, dass diese traditionellen Handwerksberufe überleben können.
Ich finde es schön, dass Kollege Scheel die Porzellanmaler in Meißen angesprochen hat, weil das natürlich dasselbe Thema ist. Herr Scheel hat bemängelt, dass wir keine Porzellanmaler suchen, sondern nur Verkäufer. Der erfolgreiche Verkauf unseres traditionellen Meißner Porzellans ist aber gerade eine Voraussetzung dafür, dass Porzellanmaler in der Manufaktur Beschäftigung haben. Letztlich wollen wir doch für die Märkte produzieren, und deswegen ist es erforderlich, dass die Produkte auch verkauft werden.
Wir müssen uns insgesamt Gedanken machen, welches Image das Handwerk tatsächlich hat. In vielen Debattenbeiträgen ist darauf eingegangen worden. Wenn wir ehrlich sind, hat das Handwerk in vielen Teilen der Bevölkerung doch ein Image als wenig zukunftsweisend, vielleicht ein bisschen auch als altbacken, als verstaubt, als antiquiert.
Deshalb bin ich sehr froh, dass das sächsische Handwerk im Rahmen einer Kampagne des bundesdeutschen Handwerks durch eine massive Öffentlichkeitsarbeit dabei ist, dieses Image zu korrigieren. Ich hatte damals die Gelegenheit, gemeinsam mit dem damaligen Präsidenten des Sächsischen Handwerkstages, Joachim Dirschka, die Kampagne für Sachsen vorzustellen. Ich bin sicher, dass die Kampagne in den letzten Jahren auch schon einiges bewirkt hat; denn Handwerk, sehr geehrte Damen und Herren, ist tatsächlich eben nicht altbacken. Es ist hochinnovativ und besonders auch in diesen traditionellen Handwerksberufen hochinnovativ. Das Thema Klöppeln wurde heute schon angesprochen, in dem man zu der
Ich möchte zwei weitere Beispiele anführen, die wir als Freistaat Sachsen auch schon entsprechend gewürdigt haben: Im Jahr 2012 haben wir im Rahmen des Sächsischen Staatspreises für Design eine Firma, die Musikinstrumente herstellt, für ein neues Musikinstrument, das „Fagonello“, ausgezeichnet. Das ist ein kleines Fagott, das auch von Kindern erlernt und gespielt werden kann – also sehr innovativ. Obwohl der Beruf des Musikinstrumentenbauers ein traditioneller ist, wurde ein neues Instrument kreiert.
Aktuell war für den Sächsischen Innovationspreis im Jahre 2013 ein anderer Exponent eines sehr traditionellen Handwerksberufes nominiert, nämlich eine Sattlerei. Jetzt kann man fragen: Was ist das Innovative gerade am Beruf eines Sattlers? – Die Sattlerei Thomas Büttner aus Dresden hat eine Software entwickelt, wie man durch Abfotografieren von Pferderücken einen passgenauen Sattel für das jeweilige Pferd herstellen kann, ohne dass man vor Ort Anpassungen durchführen muss, weil man die entsprechenden Aufnahmen versenden kann. Das zeigt also, dass ein solch traditioneller Handwerksberuf wie der des Sattlers durchaus sehr innovativ sein kann.
Herr Morlok, ich habe eine Frage: Wenn Ihnen die Instrumente bzw. das Handwerk so wichtig sind, warum haben Sie dann solche Anträge der SPD-Fraktion zum Regionalbudget oder zur Unterstützung von Unternehmensnachfolgeregelungen abgelehnt? Sie reden doch gar nicht von Instrumenten, sondern von Werbekampagnen oder Preisen.
Wir haben als Staatsregierung gerade in diesen Bereichen eine ganze Reihe von Aktivitäten gestartet.
Wir haben zum Beispiel im Rahmen der Unternehmensnachfolge die Beratungsförderung im Rahmen der Mittelstandsrichtlinie geändert. Wir haben sie im Rahmen der Unternehmensnachfolge für die Beratung sowohl des übergebenden als auch des übernehmenden Unternehmens geöffnet. Wir haben gemeinsam mit der Bürgschaftsbank den „Sächsischen Meilenstein“ ausgelobt, um das Thema Unternehmensnachfolge viel deutlicher zu machen und hier einen Bewusstseinswandel herbeizuführen, damit man sich rechtzeitig dem Thema der Unternehmensnachfolge widmet. Wir haben es durch eine
vielfältige Verleihung von Preisen und die damit verbundene Öffentlichkeitsarbeit geschafft, das Thema Unternehmensnachfolge gerade auch im Handwerksbereich weiter zu thematisieren.
Bezüglich der Frage der Regionalbudgets, die Sie ansprechen, bin ich konkret anderer Auffassung. Das habe ich hier namens der Staatsregierung schon des Öfteren kundgetan. Wir sind der Auffassung, dass wir die Fördermittel, die wir haben, nur einmal ausgeben können. Fördermittel, meinetwegen im Rahmen der Fördermittel der Europäischen Union, aber auch im Rahmen der GRW, die wir Regionen als Regionalbudgets zur Verfügung stellen,
stehen natürlich für die direkte Förderung aus dem Landeshaushalt nicht mehr zur Verfügung. Angesichts der Tatsache, dass die Fördermittel insgesamt knapp sind, halten wir es für sinnvoll, eine entsprechende Aufteilung nicht vorzunehmen. Stellen Sie sich einmal vor: Wir haben im Freistaat Sachsen zehn Kreise und drei kreisfreie Städte. Wenn dort jeweils ein angemessener Anteil zur Verfügung gestellt werden würde, würden wir ungefähr auf 40 bis 50 % des gesamten GRW-Budgets kommen. Das würde aber auch bedeuten, dass der Freistaat Sachsen entsprechend weniger zu vergeben hätte
und eine ganze Reihe von größeren Unternehmen, die im Freistaat Sachsen entsprechende Anträge stellen, leer ausgehen würden. Das halten wir industriepolitisch für den Freistaat Sachsen für falsch. Aus diesen Gründen bin ich froh, dass im Sächsischen Landtag ein entsprechender Antrag Ihrer Fraktion damals abgelehnt wurde.
Lassen Sie mich wieder zum Thema kommen: Das Thema Qualität und die Bereitschaft, für Qualitätsprodukte etwas zu bezahlen, ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass traditionelle Handwerksberufe im Freistaat Sachsen, aber auch anderswo, am Leben erhalten werden können. Hier kann die Staatsregierung und die Politik nur in begrenztem Maße etwas tun, indem man im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit etwas tut. Entscheidend ist immer, dass Sie für die entsprechenden Produkte Käufer finden.
Ich finde aber, dass das Sächsische Handwerk mit der Situation immer besser zurechtkommt, indem man genau den Qualitätsaspekt, der im Handwerk, aber insbesondere in den traditionellen Handwerksberufen eine wichtige Rolle spielt, stärker in den Vordergrund hebt. Es ist am Kaufverhalten – auch der Menschen im Freistaat Sachsen – deutlich geworden, dass man wieder etwas mehr Wert auf Qualität legt. Die Zeit, wo alles billig sein musste, ist vorbei. Man orientiert sich um. Genau das gibt entsprechenden Handwerksunternehmen verstärkt die Chance, gerade mit traditionellen Handwerksprodukten zu punkten. Ich bin mir sicher, dass auch aufgrund der entsprechenden Vergütungsentwicklung im Freistaat Sachsen