Eine andere Ursache hierfür hängt mit dem hohen Baumalter der Stichprobenbäume zusammen. Alte Bäume reagieren nicht so flexibel auf Schadensereignisse und kurzfristige Veränderungen – das ist, glaube ich, wie beim Menschen –
und erholen sich langsamer von ihnen. Ihr Stichprobenanteil ist bei den Eichen und Buchen mit 42 und 46 % über 100-jähriger Bäume im Verhältnis zu den übrigen Baumarten mit 6 bis 23 % bereits besonders hoch. Das wird aber im Zuge des Waldumbaus mit der Einbringung junger vitaler Pflanzen zunehmend schwinden.
Regional, vor allem an der Eiche, kam es im letzten Jahr wieder zu stärkerem Befall von Baumschädlingen. Ihre zukünftige Entwicklung muss weiter beobachtet werden. Größere Besorgnis erregt hingegen der deutlich zunehmende Trend des Eschentriebsterbens. Durchschnittlich über die Hälfte aller beobachteten Eschen in Sachsen sind deutlich geschädigt und regional ganze Vorkommen gefährdet.
Werte Kolleginnen und Kollegen! Den vielfältigen zukünftigen Anforderungen, Herausforderungen und Bedrohungen vorbildlich zu begegnen und die richtigen Rahmenbedingungen für Wissenschaft und Praxis zu schaffen ist unser erklärter Auftrag, auch über das Internationale Jahr der Wälder 2011 hinaus. Wir sind auf einem guten Weg, was der Zustand unserer Wälder bestätigt.
Waldbauern, Sachsens Förster und Forstwissenschaftler halten den Wald in guten Händen. Dafür gebührt ihnen ein herzlicher Dank.
Die Fraktion DIE LINKE hat keinen Redebedarf. Die Fraktion der SPD? – Auch kein Redebedarf. FDP-Fraktion? – Herr Abg. Günther, Sie haben das Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Da der Waldzustandsbericht so gut geschrieben ist, sollte ihn jeder lesen; jeder kann ihn verstehen. Deshalb gebe ich meine Rede zu Protokoll und werbe um Ihre Zustimmung.
Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN? – Keine Wortmeldung. Die NPDFraktion? – Herr Abg. Delle, Sie haben das Wort.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Gesundheit unserer Wälder gilt heute als eines der Kriterien zur Beurteilung der Entwicklung unserer Umwelt. Die Überwachung des Waldzustandes im
Rahmen des forstlichen Umweltmonitorings ist daher eine wichtige Aufgabe der Landesforstverwaltungen, denn sie ermöglicht durch Stichproben und gezielte Untersuchungen Aussagen zur Entwicklung der Wälder.
Der vorgelegte Waldzustandsbericht ist im Ausschuss für Umwelt und Landwirtschaft – wir wissen das – zur Kenntnis genommen worden. Auf die in ihm dargelegten Fakten möchte ich jetzt nicht noch einmal eingehen, das hat Herr von Breitenbuch ausführlich, gut und richtig dargestellt. Das erspare ich uns jetzt angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit.
Ich möchte noch kurz ein anderes Thema ansprechen, und zwar möchte ich auf die Einrichtung eines Kalamitätsfonds aus Mitteln des Waldklimafonds eingehen. Er spielte auf der Agrarministerkonferenz am 28. Oktober 2011 in Suhl eine bedeutende Rolle und soll Probleme lindern, die den Waldbesitzern zunehmend auf den Nägeln brennen. Unabhängig davon, welche Ursachen hauptsächlich für die Erscheinungen im Zusammenhang mit dem vielbeschworenen Klimawandel verantwortlich sind – Berichte über außergewöhnliche Wettererscheinungen häufen sich.
Um die katastrophalen Folgen für die Wälder und die Waldbesitzer zu bewältigen, ist dringend eine langfristige finanzielle Vorsorge vonnöten. Es ist nicht hinnehmbar, dass die Waldbesitzer die damit einhergehenden Folgen alleine schultern müssen. Hier besteht eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, egal, ob es warme oder trockene Jahre sind, die den Verlauf und die Häufigkeit von Schädlingsbefall und Trockenschäden begünstigen, oder ob großflächige Vernässungen auftreten. Gefordert ist eine unbürokratische Gesetzgebung, die im Kalamitätsfall den Waldbesitzern zur Seite steht. Die Aufgabe eines derartigen Fonds müsste auch die Unterstützung einer weitergehenden Forschung sein.
Mir ist bislang nicht bekannt, wieweit es den Agrarpolitikern der Bundesländer gelungen ist, sich in der Frage der Einrichtung eines solchen Fonds auf Bundesebene Gehör zu verschaffen. Zeit zum Handeln ist es jedenfalls. Zu
künftige Waldzustandsberichte dürfen nicht Zeugnis über ein mögliches Versagen davon ablegen. Das sind wir kommenden Generationen schuldig.
Herr Lichdi, Sie haben mich wohl vorhin nicht mitbekommen, als ich Sie gefragt habe? – Gut, dann haben Sie jetzt die Gelegenheit. Da war ich doch wohl etwas zu schnell. Sie haben das Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident! Ich bedanke mich für Ihr Entgegenkommen und möchte meine Rede zu Protokoll geben.
Damit haben die Fraktionen Stellung genommen. Ich frage noch die Staatsregierung, ob das Wort gewünscht wird. – Herr Staatsminister Kupfer? Sie haben jetzt dazu Gelegenheit.
Vielen Dank! Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der sächsische Wald ist gesünder geworden. Herr von Breitenbuch hat das eindrucksvoll geschildert. Sie können das im Waldzustandsbericht und in meiner Rede, die ich jetzt zu Protokoll gebe, nachlesen.
Vielen Dank! Meine Damen und Herren! Wünscht die Berichterstatterin des Ausschusses, Frau Kagelmann, das Wort? – Das kann ich nicht feststellen.
Wir stimmen nun über die Beschlussempfehlung des Ausschusses in der Drucksache 5/8220 ab. Wer seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen. – Danke. Wer ist dagegen? – Wer enthält sich der Stimme? – Meine Damen und Herren! Der Beschlussempfehlung ist einstimmig zugestimmt worden, und der Tagesordnungspunkt ist damit beendet.
Die Zahlen des Waldzustandsberichtes können uns erfreulich stimmen: 43 % der Bäume haben keine erkennbaren Schadensmerkmale. 41 % sind schwach geschädigt. Nur 16 % des Waldes sind stark geschädigt. Es lässt sich eine Verbesserung des Kronenzustands der Bäume in den Wäldern feststellen. Der Waldzustandsbericht aus dem Jahr 2000 wies noch 19 % stark geschädigten Waldes aus. Gleichzeitig unterliegt der Wald einer stetigen Veränderung. Denn 2005 waren 15 % der Bäume stark geschädigt.
Sie sehen anhand dieser Zahlen, dass sich der Zustand des Waldes in den vergangenen Jahren verbessert hat. Klimatische Einflüsse, der Befall von Insekten und die Nutzung
Der Freistaat ergreift deswegen seit 1992 umfangreiche Maßnahmen, um den Zustand seiner Wälder zu verbessern. Dazu gehören das Verbot des Kahlschlags und Stabilisierungsprogramme für den Wald – aber auch Bodenschutzkalkungen und die Durchmischung von Wäldern.
Mit Aufforstungsmaßnahmen strebt der Freistaat seit 1994 eine Erhöhung des Anteils der Wälder an der Gesamtfläche von 27 auf 30 % an. Im aktuellen Landesentwicklungsplan wiederholt die Regierung dieses Ziel. Es wird in den Vorgaben festgeschrieben und für die Landespla
nung Anwendung finden. Dafür weisen die Regionalpläne Vorrang- und Vorbehaltsgebiete aus. Derzeit halten die Wälder 28,4 % an der Gesamtfläche Sachsens.
Dem Waldbrand als Ursache des Baumsterbens hat Sachsen bereits vor Jahren geeignete Instrumente entgegengestellt. Mit einem System von Waldbrandstufen kann der Brandschutz effektiv und gezielt wirken. Das Automatische Früherkennungssystem dient ebenso dem Brandschutz.
Sie sehen, Sachsen besitzt einen umfangreichen Katalog an Maßnahmen, um seine Wälder zu schützen. Wir befinden uns hier auf einem guten Weg und den werden wir auch weiterhin beschreiten. An dieser Stelle muss man ein Lob aussprechen – für die Anstrengungen der privaten Waldbesitzer und die Mitarbeiter von Sachsenforst, die in den letzten Jahren sehr gute Arbeit geleistet haben.
Für die Zukunft muss sich Sachsen für eine intensivere Inanspruchnahme der Wälder wappnen. Steigender Holzbedarf, mittelfristige Änderungen des Wasserhaushalts, aber auch eine stärkere Nutzung durch Freizeitaktivitäten sind hier die Herausforderungen.
Sachsen hat sich darauf vorbereitet. In der Bilanz für das Geschäftsjahr 2011 hat Staatsminister Kupfer wesentliche Maßnahmen genannt. Dazu zählen die Anpflanzung von acht Millionen Bäumen und der forcierte Waldumbau. Das ist eine beeindruckende Zahl!
Es muss aber bedacht werden, dass diese Maßnahmen an eine biologische Grenze stoßen. Diese findet sich zum Beispiel beim Saatgut. Sachsens Wälder produzieren nur eine bestimmte Menge davon. Darüber hinaus zielende Anstrengungen scheitern an der Sämerei. Denn das Saatgut muss der Region angepasst sein. Sie wissen: Baum ist nicht gleich Baum.
Sachsenforst unterstützt die Anstrengungen privater Waldbesitzer durch umfangreiche Beratungsmaßnahmen. Insgesamt führten die Mitarbeiter über 16 000 Gespräche, um Informationen und Methodenkenntnis zu vermitteln.
Auch für die Zukunft ergreift der Freistaat die Initiative, um den Wald zu vergrößern, gesund zu erhalten und zu stärken. Die FDP unterstützt diese Anstrengungen.
Der jährliche Waldzustandsbericht steht auf der Tagesordnung, übergroßes Interesse am Thema ist nicht zu erkennen. Minister Kupfer meinte: „Von kleineren Beschwerlichkeiten abgesehen, erfreut sich unser Wald guter Gesundheit“.
Doch ist dem wirklich so? Der Mitteldeutsche Rundfunk brachte Anfang Februar eine kurze Meldung: Der Wald in Thüringen sei bundesweit mit 34 % deutlichen Schäden am kränksten, der von Sachsen und Sachsen-Anhalt mit jeweils „nur“ 16 % deutlichen Schäden am gesündesten.
Abgesehen davon, dass diese Nachricht so nicht ganz stimmt – in Brandenburg liegt der Anteil deutlicher Schäden (Schadstufen 2 bis 4) bei 9 % –, lohnt es sich, die zugrundeliegenden Daten einmal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Kein Zweifel: Die schlimme Zeit des Waldsterbens, als allein im Erzgebirge mindestens 10 000 Hektar Fichtenforste den Luftschadstoffen zum Opfer fielen, ist vorbei. Die Schwefeldioxidkonzentrationen gingen ab Mitte der 1990er-Jahre rapide zurück und machen heute kaum noch größere Probleme. Vor allem die damaligen Hauptpatienten Fichte und Kiefer profitieren davon, dass heute deutlich weniger Schwefeldioxid und andere Schadstoffe aus der ungefilterten Braunkohleverbrennung Sachsens Luft verpesten. Da wirkt es sich natürlich in der Waldschadensstatistik besonders positiv aus, dass Sachsens Forste zu 35 % aus Fichten und 31 % aus Kiefern bestehen. Unter den knapp 6 800 Stichprobenbäumen der sächsischen Waldzustandserhebung waren rund
Sind sie also doch nicht so schlecht, die KoniferenMonokulturen, deren Holz heute auch wieder gute Erlöse bringt? Mitnichten. Reinbestände von Nadelhölzern bergen erhebliche Risiken, zumal auf all den Standorten, wo die Natur für Fichten und Kiefern allenfalls eine Nebenrolle als Mischbaumarten vorgesehen hat. „Schädlinge“ aller Art finden hier beste Chancen zu Massenvermehrungen, wenn die Bedingungen für sie günstig sind. Und so hatten die Förster in den letzten beiden Jahren einfach nur riesiges Glück mit dem Wetter. Die verregneten Sommer machten den meisten Borkenkäfern, die doch schon in den Startlöchern saßen für eine große Kalamität, den Garaus. Dabei sah das im Frühjahr noch ganz anders aus. Die außergewöhnliche Hitze und Trockenheit brachte die kleinen Waldschädlinge bereits frühzeitig ins Schwärmen. Doch ihre Hoch-Zeit im Juli fiel dann regelrecht ins Wasser. Um Haaresbreite sind die Fichtenforsten somit an einer enorm prekären Schadsituation vorbeigeschrammt. So bleiben die Buchdrucker und Kupferstecher vorerst in Warteposition. Der nächste Jahrhundertsommer kommt bestimmt.