Protocol of the Session on May 26, 2011

Auch nach Umstellung auf die gestufte Studienzeit 2006 sind die Abbrecherquoten hoch geblieben. Und schließlich: Die Ausbildungszeit insbesondere für die Grundschule ist hoch, ohne dass qualitative oder auch tarifliche Konsequenzen absehbar sind.

All diese Erkenntnisse und Einsichten, meine Damen und Herren, haben uns dazu veranlasst, nicht länger zuzuwarten. Wir haben uns deswegen im Oktober vergangenen Jahres auf folgende Eckpunkte zur Reform der Lehrerausbildung in Sachsen verständigt:

Die Polyvalenz des lehramtsbezogenen Bachelorstudienganges allgemeinbildende Schule wird aufgegeben.

Die konsekutiven Lehramtsstudiengänge sollen durch nicht konsekutive, in ein Grund- und ein Hauptstudium gegliederte Studiengänge ersetzt werden.

Alle Lehramtsstudiengänge sind von Beginn an auf ein spezifisches Lehramt bezogen und sollen nach dem Ersten Staatsexamen abschließen.

Die Modularisierung der Lehramtsstudiengänge hat sich bewährt; sie bleibt erhalten. Diese muss in ihrer inhaltli

chen Ausrichtung der jeweiligen Schulart entsprechen. – Übrigens haben auch Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland die Lehramtsstudiengänge modularisiert und schließen sie ebenfalls mit einer Staatsprüfung ab.

Die schulpraktischen Studien werden qualitativ weiterentwickelt.

Meine Damen und Herren, wir haben sofort nach dem Beschluss zu den Eckpunkten, zu der Reform der Lehrerbildung mit der Umsetzung begonnen. Das Gremium hierfür ist, wie die meisten von Ihnen wissen, die staatliche Kommission Lehrerbildung, die sogenannte StaKo. In ihr sind die beiden Ministerien vertreten, aber auch Vertreter der lehrerbildenden Hochschulen. Erstmals seit dem Bestehen der StaKo überhaupt haben wir auch Vertreterinnen und Vertreter der Studierenden in die Arbeit der StaKo einbezogen. Wir hatten ehrgeizige Zielvorgaben, und es freut mich sagen zu können, dass es uns gemeinsam und in Übereinstimmung mit den Universitäten gelungen ist, zu vielen Punkten eine Einigung herbeizuführen. – Herr Kollege Wöller wird Ihnen im Anschluss über den erreichten Arbeitsstand berichten. Diese Ergebnisse, so glaube ich sagen zu können, können sich sehen lassen.

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich abschließend feststellen, dass das neue Modell der sächsischen Lehrerausbildung keineswegs eine Abkehr vom BolognaProzess oder ein schlichtes Zurück zum Staatsexamen darstellt. Wir versprechen uns davon ein deutliches Mehr an Qualität. Wir haben die vorliegenden Evaluationsberichte und Studierendenbefragungen berücksichtigt und inhaltliche Verbesserungen vorgenommen.

Außerdem versprechen wir uns bessere Steuerungsmöglichkeiten, um künftig insbesondere auch mehr Studierende für die Lehrämter Grund- und Mittelschule zu gewinnen.

Mit dem neuen Modell der Lehrerbildung werden wir künftig die Qualität im Fokus behalten und es wird gewährleistet sein, dass Sachsens Lehrer und Sachsens Schulen auch in Zukunft in den einschlägigen Rankings vorderste Plätze einnehmen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU, der FDP und der Staatsregierung)

Ich danke Ihnen, Frau Staatsministerin. – Herr Staatsminister Prof. Wöller, bitte; jetzt haben Sie das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Meine Kollegin Frau von Schorlemer hat es gerade gesagt: Sächsische Schulen und sächsische Lehrer sind spitze, und das muss so bleiben. Deshalb müssen wir weiterhin die Qualität der Ausbildung im Fokus behalten.

(Beifall bei der CDU, des Abg. Tino Günther, FDP, und der Staatsregierung)

Ebenso ist es unser Ziel, dass wir die Lehrer ausbilden, die wir in Zukunft brauchen.

Meine Damen und Herren! Lehrer sind die Basis für den schulischen Erfolg unserer Kinder. Der Zusammenhang zwischen der Lehrerqualifikation und der Schülerleistung ist empirisch belegt. Daher ist die Lehrerausbildung ein entscheidender Faktor bei der Schulbildung.

(Beifall bei der CDU und vereinzelt bei der FDP)

Zugleich kann natürlich das Studienwahlverhalten junger Menschen maßgeblich durch die Attraktivität der Ausbildung beeinflusst werden. Stellen sich Fehlentwicklungen ein, so muss man schnell und treffsicher reagieren.

Mit der im letzten Jahr begonnenen Reform reagieren wir auf berechtigte Kritik im Lehramtsstudium sowie auf deutliche Fehlentwicklung. Es kann nicht sein, meine Damen und Herren, dass durch die Veränderungen im Grundschullehramtsstudium wesentlich weniger Anmeldezahlen generiert werden und vor allem, dass die Abbrecherquote so hoch ist. Nichthandeln würde uns in die Situation führen, die Sie eben beschrieben haben. Deswegen mussten wir handeln und haben dies auch getan.

Die Ergebnisse der Staatlichen Kommission Lehrerbildung können sich sehen lassen.

(Dr. Eva-Maria Stange, SPD, meldet sich zu einer Zwischenfrage.)

Herr Staatsminister, Sie gestatten eine Zwischenfrage?

Nein, jetzt nicht. – Bisher einigten sich alle Beteiligten im Wesentlichen auf: eine zukünftige Grundlage der Lehramtsprüfungsordnung; die Art und den Umfang der schulpraktischen Studien in allen Lehrämtern; Änderungen beim studierbaren Fächerkanon und den Fächerverbindungen innerhalb der einzelnen Lehrämter; die Grundstruktur für alle Lehrämter einschließlich der Leistungspunktsetzungen; die Bestandteile der ersten Staatsprüfung im Verhältnis zu den Modulprüfungen; die Art der Gesamtnotenfindung und einen Katalog möglicher Ergänzungsstudien.

Auf der Basis dieser Ergebnisse haben in meinem Haus die konkreten inhaltlichen Umsetzungen zur Ausgestaltung der Lehramtsprüfungsordnungen begonnen. Auch dies geschieht in enger inhaltlicher Abstimmung mit den Universitäten, die parallel dazu an der Ausgestaltung der Studiengänge arbeiten.

Für die TU Dresden werden so schnell wie möglich die personellen Voraussetzungen geschaffen, um einen Studiengang für das Lehramt an Grundschulen anbieten zu können. Die formale Umstellung der Studiengänge wird zum Wintersemester 2012/2013 erfolgen. Damit wird gewährleistet, dass die erforderlichen Verfahren zur

Einrichtung der geschlossenen, lehramtsbezogenen Studiengänge rechtssicher abgeschlossen werden.

Für die Studierenden mit Studienbeginn zum Wintersemester 2011/2012 werden aber Lösungen angeboten, die einen Umstieg in den Staatsexamensstudiengang bei voller Anrechnung der Leistungen sichern. Es entstehen also keine Nachteile, weder zeitlich noch in Bezug auf die BAföG-Förderung. Hierzu werden spezielle Studienablaufempfehlungen für die ersten beiden Semester erarbeitet und zur Immatrikulation der Studierenden zum Wintersemester 2011/2012 zur Verfügung gestellt.

Studierenden in den fortgeschrittenen Semestern des Bachelor-Studiengangs werden wir empfehlen, in der bisherigen Weise das Studium fortzusetzen und über den Master-Studiengang zu beenden.

Mit den Universitäten finden derzeit auch Zielvereinbarungsgespräche statt, in denen es sowohl um quantitative als auch um qualitative Eckpunkte geht. Die beabsichtigten Veränderungen der Lehrerausbildung im Freistaat Sachsen wurden in verschiedenen Gremien der Kultusministerkonferenz kommuniziert und begründet. Ich möchte dem Eindruck entgegentreten, dass dies nicht abgestimmt gewesen sei bzw. nicht konform gehe mit den KMKVereinbarungen zur Ausbildung und Prüfung in einzelnen Lehramtsstudiengängen. Es geht sehr wohl konform. Kollegin Frau von Schorlemer hat es betont: Auch die Konformität zum Bologna-Prozess ist gegeben. Das heißt, es bleibt bei der Modularisierung in Theorie und Praxis sowie bei den erarbeiteten Standards der KMK zur Lehrerausbildung, die weiter integriert werden.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU und der FDP)

Vielen Dank, Herr Staatsminister. – Frau Dr. Stange?

Sehr geehrter Herr Präsident, da der Staatsminister leider keine Zwischenfrage zugelassen hat, möchte ich vom Instrument der Kurzintervention Gebrauch machen.

Bitte schön.

Ich will darüber informieren, dass bei den alten Staatsexamen-Lehramtsstudiengängen 55 % der Studienanfänger ihr Studium abgebrochen haben. Die Zahlen, die heute hier im Raum „schwebten“, um nachzuweisen, dass es in den BachelorStudiengängen so viele Studienabbrecher gegeben habe, kann man nur mit den Zahlen der alten Staatsexamensstudiengänge vergleichen. Bei Letzteren war die Abbrecherquote in der Höhe, wie ich sie gerade genannt habe. Dazu gibt es ausreichend Aussagen.

Ich möchte einen zweiten Punkt ansprechen. Die Kritik an der polyvalenten Ausbildung im Bachelorstudiengang kam vor allem von den Grundschullehramtsstudenten. Man muss der Fairness halber hinzufügen, dass das

Kultusministerium dafür verantwortlich ist; denn es hat es nicht fertiggebracht, die alte Lehramtsprüfungsordnung I zu ändern und so anzupassen, dass der Bachelor für das Grundschullehramt tatsächlich polyvalent werden konnte, sondern es hat an der alten Staatsexamen-Lehramtsprüfungsordnung festgehalten.

Dritter Punkt: Die Universität Leipzig hat eine positive Evaluierung der Bachelor-Ausbildung für das Lehramt vorgelegt – einschließlich der Meinung der Studierenden – und entsprechenden Korrekturbedarf an der Grundschullehramtsausbildung, an der bereits zum Zeitpunkt der Umstellung auf die neuen Staatsexamensstudiengänge an den Universitäten gearbeitet wurde, abgeleitet. Es hatten bereits Konzepte vorgelegen, um genau diesen Fehler zu korrigieren.

Das sollte der Richtigkeit halber zumindest dargestellt werden.

Vielen Dank, Frau Dr. Stange. – Herr Staatsminister, möchten Sie erwidern?

Ja.

Bitte.

Frau Abgeordnete Dr. Stange, ich gehe gern darauf ein. Zunächst einmal zu den Studienabbrecherquoten: Sie sind hoch – sie waren zu hoch –, wenn auch unterschiedlich je nach Fächerkombination und Schulart. Ich möchte nur ein Beispiel herausgreifen, das alarmierend ist. Wenn man die jetzigen Studenten für das Grundschullehramt in Leipzig und in Dresden zusammenzählt, stellt man fest, dass die in den Jahren 2013 und 2014 zu erwartende Zahl der Absolventen geringer ist als der Bedarf, den wir dann voraussichtlich haben werden.

(Dr. Eva-Maria Stange, SPD: Ja, klar!)

Das ist eine Situation, der wir nicht tatenlos zusehen können. Deswegen war es höchste Eisenbahn, dass wir mit dem Eckpunktebeschluss der Regierung gegengesteuert haben. Frau Kollegin von Schorlemer hat darauf hingewiesen: Es gab Fehler; diese mussten wir korrigieren. Das haben wir getan. Damit sind wir auf dem richtigen Weg.

Danke.

(Beifall bei der CDU und der FDP)

Vielen Dank, Herr Staatsminister. – Die Aussprache beschließt die Fraktion DIE LINKE mit dem Schlusswort. Es wird von Frau Abg. Falken gehalten. Frau Falken, Sie haben das Wort.