Protocol of the Session on May 19, 2010

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU – Zuruf des Abg. Thomas Kind, Linksfraktion)

Das war Herr Kollege Biesok für die FDP-Fraktion. – Jetzt sehe ich Herrn Kollegen Bartl am Mikrofon stehen. Was ist Ihr Begehr?

(Klaus Bartl, Linksfraktion: Ich bitte um das Wort für eine Kurzintervention.)

Eine Kurzintervention?

(Klaus Bartl, Linksfraktion: Jawohl.)

Richtig, auch dieses Instrument können Sie hier nutzen. Wir haben das schon geklärt.

Danke, Herr Präsident. – Es war vorhin die Rede von der drohenden Gefahr des Eintretens eines Demokratieverfalls. Ich halte es für einigermaßen befremdlich und auch unannehmbar, dass Herr Biesok, wenn der Ministerpräsident überraschend das Wort zu einer Regierungserklärung nimmt, in der Lage ist, hier mit einer vorbereiteten, mehrere Minuten langen Rede zu erscheinen.

(Beifall bei der Linksfraktion, der SPD und der NPD)

Wenn das Parlament eingeteilt wird in regierungstragende Fraktionen, die vorher rechtzeitig erfahren, dass der Ministerpräsident reden will, und in Fraktionen der Opposition, die aus dem Stand sprechen sollen, dann hat man elementare Fragen – elementare Fragen! – der Gewaltenteilung überhaupt nicht begriffen.

(Beifall bei der Linksfraktion – Jürgen Gansel, NPD: Scheindemokraten, wissen wir doch!)

Ich bitte darum, Herr Präsident, dass das festgestellt wird und dass sich das Präsidium mit dieser Situation befasst.

(Beifall bei der Linksfraktion und der NPD)

Herr Abg. Gansel, ich erteile Ihnen einen weiteren Ordnungsruf für die Formulierung „Scheindemokraten“

(Holger Apfel, NPD: Betroffene Hunde bellen besonders laut!)

und weise Sie darauf hin, dass Sie beim nächsten Ordnungsruf innerhalb dieses Redekreises mit weiteren Ordnungsmaßnahmen zu rechnen haben.

(Beifall bei der CDU)

Es gibt die Möglichkeit einer Erwiderung auf die Kurzintervention.

(Jürgen Gansel, NPD, steht am Mikrofon.)

Diese Möglichkeit räume ich jetzt Herrn Kollegen Biesok ein.

Sehr geehrter Herr Kollege Bartl, auf der Tagesordnung steht ein Antrag der Koalitionsfraktionen zur Griechenlandkrise. Auf diesen habe ich mich vorbereitet und die Rede des Ministerpräsidenten hat mir genügend Anlass gegeben, meine Rede entsprechend umzuarbeiten, um sie jetzt vorzutragen. Von daher: Das passt schon.

(Beifall bei der CDU – Lachen bei der Linksfraktion, der SPD und den GRÜNEN)

Herr Gansel, Sie wollen auch eine Kurzintervention starten? – Diese muss sich aber auf das Thema beziehen.

(Jürgen Gansel, NPD: Eine persönliche Erklärung!)

Eine persönliche Erklärung. – Moment, eine kurze Unterbrechung. Wir gehen hier streng nach der Geschäftsordnung vor.

(Stefan Brangs, SPD: Am Ende der Rede!)

Herr Abg. Gansel, Sie können mit einer persönlichen Erklärung nicht Ordnungsmaßnahmen des Präsidenten kommentieren. Sie können hier irgendwelche Querverbindungen, irgendwelche Äußerungen zu Ihrer Person korrigieren.

(Jürgen Gansel, NPD: Das wäre der Sinn einer persönlichen Erklärung!)

Überlegen Sie sich also, was Sie jetzt in Ihrer persönlichen Erklärung sagen.

(Heiterkeit)

Herr Präsident! Das Demokratieverständnis in diesem Hause nimmt immer seltsamere Formen an. Im Rahmen einer persönlichen Erklärung nehme ich mir als Abgeordneter schon das Recht heraus, die Akzente zu setzen, die ich setzen möchte.

In der Tat möchte ich Ihre Ordnungsmaßnahmen kurz ansprechen. Ich verwahre mich entschieden dagegen, dass ich für die Formulierungen „Scheindemokraten“ und „Verrat“ Ordnungsrufe erhalten habe.

(Der Präsident schaltet das Mikrofon des Abg. Jürgen Gansel ab.)

Ich entziehe Ihnen das Wort, Herr Gansel,

(Beifall bei der CDU)

und verweise Sie jetzt des Saals.

(Beifall bei der CDU, der Linksfraktion, der SPD, der FDP und den GRÜNEN – Andreas Storr, NPD: Der Begriff war völlig in Ordnung! Scheindemokraten, jawohl! – Unruhe)

Herr Kollege Storr, Sie bekommen jetzt auch einen Ordnungsruf.

(Jürgen Gansel, NPD: Das gibt es gar nicht! – Holger Apfel, NPD: Sie machen sich doch lächerlich!)

Verlassen Sie umgehend den Raum, Herr Gansel!

(Jürgen Gansel, NPD: Das ist hier eine Heuchelei!)

Verlassen Sie umgehend den Raum!

(Jürgen Gansel, NPD: Scheindemokratie!)

Wir fahren jetzt in der Rednerreihenfolge fort. Als Nächstes hat Frau Kollegin Hermenau für die Fraktion der GRÜNEN das Wort.

(Zuruf des Abg. Holger Apfel, NPD)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren Kolleginnen und Kollegen! Herr Bartl, wollen Sie wirklich im Präsidium diese nichtssagende Rede des Kollegen Biesok besprechen? Ist das Ihr Ernst?

(Heiterkeit)

Selbst wenn diese Rede jemand über Nacht aufgeschrieben hat – das waren nicht Sie selbst, davon bin ich überzeugt, denn Sie müssten ja ein bisschen klüger sein als das, was Sie hier vorgetragen haben –, dann ist Ihr Redenschreiber eindeutig überbezahlt, Herr Biesok.

Wenn Sie hier inbrünstig den Hedgefonds die Schuld geben, dann bewegen Sie sich pur in der Rhetorik von Sarah Wagenknecht. Was Sie antreibt, ihre Nähe zu suchen, müssen Sie klären, aber finanzpolitisch ist das Nonsens.

(Beifall bei der SPD)