Im Bereich der sächsischen Industrie- und Handelskammern wurden zu diesem Zeitpunkt 2 494 betriebliche Ausbildungsverträge gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Zunahme um 10,7 %. Sehr positiv stellt sich hierbei die Entwicklung im Bereich Metall und Elektro dar. Bezieht man die außerbetrieblichen Ausbildungsplätze im Bereich der Industrie- und Handelskammern in die
Betrachtung ein, so ergibt sich bislang zwar eine Verminderung um 4,6 %, diese ist jedoch vor allem der zurückgehenden Nachbesetzung in den staatlichen Ausbildungsplatzprogrammen aus dem Jahr 2007 geschuldet. Dass wir hier nicht mehr so viele Jugendliche für die Nachbesetzung haben, ist eigentlich ein positives Ergebnis. Es beweist, dass es im letzten Ausbildungsjahr gelungen ist, alle ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Bewerber zu vermitteln.
Bei den sächsischen Handwerkskammern wurden bisher 794 neue Ausbildungsverträge eingetragen. Das sind 94 Plätze bzw. 13,4 % mehr als im Vorjahr. Hohe Zuwachsraten weisen die Gewerbegruppen Elektro, Metall, Gesundheits- und Körperpflege auf. Ich freue mich über diesen guten Zwischenstand. Bei den freien Berufen ist die Höhe der bisher abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit 168 derzeit auf dem Niveau des Vorjahres, welches 171 Stellen betrug.
Ein wenig Sorgen bereitet mir gegenwärtig noch die Entwicklung der sogenannten grünen Berufe. Zum Stand 30. April 2008 verzeichneten die zuständigen Stellen insgesamt 1 521 abgeschlossene Verträge. Das sind 113 bzw. circa 7 % weniger als im Vorjahr.
Allerdings – das betone ich ausdrücklich – ist es für eine abschließende Wertung und für eventuelle Schlussfolgerungen noch viel zu früh. Die Erfahrung zeigt, dass sich Rückstände ausgleichen bzw. sogar umkehren, je näher der Beginn des Ausbildungsjahres rückt. So viel zum derzeitigen Stand der Eintragung.
Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass es für eine wirkliche Einschätzung der Situation noch zu früh ist. Wie sich die Entwicklung auf dem sächsischen Ausbildungsmarkt in diesem Jahr tatsächlich gestalten wird, ist noch nicht vollständig absehbar. Es gibt jedoch klare Anhaltspunkte, die mich zuversichtlich in dieses und in weitere Ausbildungsjahre blicken lassen. Wie Ihnen bekannt ist – die Debatte hat die Bestätigung gebracht –, geht die Zahl der Schulabgänger auch in diesem Jahr erneut deutlich zurück. Die für die berufliche Erstausbildung besonders relevante Zahl der Schulabgänger aus allgemeinbildenden Schulen wird im Jahr 2008 circa 36 100 betragen. Das sind fast 8 000 Schülerinnen und Schüler weniger als im Jahre 2007. Dieser Rückgang wird zunächst weiterhin anhalten und im Jahre 2011 mit 22 800 einen vorläufigen Tiefstand erreichen. Danach steigen die Schulabgängerzahlen nach gegenwärtiger Prognose langsam wieder auf bis zu 30 000 Schulabgänger an und bleiben ab dem Jahre 2017 auf diesem Niveau relativ konstant.
Die Auswirkungen dieser Entwicklung auf dem zukünftigen Ausbildungsmarkt lassen sich allerdings nur schwer prognostizieren. Rein rechnerisch müsste damit auch ein Rückgang der Nachfrage nach betrieblichen Ausbildungsplätzen verbunden sein. Die demografische Entwicklung ist aber nur ein Faktor in dieser Rechnung. Einer entsprechenden Würdigung bedarf zum Beispiel nach wie vor die Frage der jeweils erneut auftretenden Altbewerber. Dar
über hinaus stellt sich insbesondere die Problematik der tatsächlichen Akzeptanz von leistungsschwachen Bewerbern in den Unternehmen. Hierauf werde ich später zurückkommen.
Zunächst zu diesem Ausbildungsjahr: Nach Berechnungen des Statistischen Landesamtes in Kamenz werden sich bis September 2008 voraussichtlich circa 35 000 Jugendliche, und zwar 18 800 junge Männer und 16 200 junge Frauen, um eine berufliche Ausbildungsstelle bewerben. Damit werden in diesem Jahr über 12 500 Bewerber weniger erwartet als im vergangenen Jahr. Der von mir beschriebene Rückgang der Schulabgängerzahlen spielt bei dieser Entwicklung sicherlich eine entscheidende Rolle. Aber auch die Zahl der Altbewerber konnte im letzten Jahr deutlich reduziert werden. Die Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit meldete in diesem Zusammenhang im Berichtsmonat April einen erfreulichen Rückgang der Altbewerber um circa 8 000 im Vergleich zum Vorjahr. Auch dies ist ein Ergebnis unserer Bemühungen, insbesondere Altbewerber in die außerbetrieblichen Ausbildungsplätze des Freistaates Sachsen und der Bundesagentur zu vermitteln.
Nun zu einem weiteren positiven Aspekt. Bei den sächsischen Unternehmerinnen und Unternehmern – das freut mich besonders – setzt sich mehr und mehr jene Erkenntnis durch, die ich in der Vergangenheit schon oft thematisiert habe: Eigene Ausbildung im Unternehmen ist der beste und wirtschaftlichste Weg zur Sicherung des eigenen Fachkräftebedarfes.
Es zeigt sich nunmehr verstärkt, dass immer mehr sächsische Betriebe Ausbildung und Nachwuchsförderung zu einem grundlegenden Element ihrer Personalpolitik machen. Insoweit hat bei vielen Unternehmen ein Wechsel in der Personalpolitik stattgefunden, den ich ausdrücklich begrüße. Eines ist klar: Wer nicht selbst ausbildet, dem werden zukünftig immer weniger Fachkräfte für das eigene Unternehmen zur Verfügung stehen – ich sagte es bereits am Anfang –, und jedem Unternehmer muss mit Blick auf die demografische Entwicklung bewusst sein: Das Potenzial für Fachkräfte wird kleiner.
Unabhängig davon wächst die sächsische Wirtschaft nach wie vor. Wer unter diesen Bedingungen bestehen will, sollte sich darüber im Klaren sein, dass die eigene Berufsausbildung mit vielen Vorteilen für den Ausbildungsbetrieb verbunden ist. Neben den Einsparungen von Kosten, die bei der Einstellung externer Fachkräfte – insbesondere bei der Einarbeitung akademisch oder rein schulisch ausgebildeter Berufsanfänger – anfallen, steht vor allem die Vermeidung von Ausfallkosten im Vordergrund. Dies sind Kosten, die entstehen, wenn der eigene Fachkräftebedarf nicht bzw. nicht rechtzeitig gedeckt werden kann. Auftretende Produktionsengpässe und der dadurch erzwungene Verzicht auf Aufträge sind dabei nur eine Folge. Letztendlich steht in unserer schnelllebigen Wirtschaft, die sehr hohe Anforderungen an die Flexibilität unserer Unternehmen stellt, auch sehr rasch die Frage
des Überlebens des eigenen Unternehmens zur Debatte. Wer hier nicht vorbeugt und über geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfügt, hat dann schlechte Karten.
Das Bundesinstitut für Berufsbildung in Bonn, BIBB, hat nach einer repräsentativen Umfrage ermittelt, dass, wenn man in einer Gesamtbetrachtung alle relevanten Nutzenaspekte den Kosten der beruflichen Ausbildung gegenüberstellt, in der Regel die externe Rekrutierung von benötigten Fachkräften über den Arbeitsmarkt teurer ist als die eigene Ausbildung des betrieblichen Fachkräftenachwuchses.
Eine gute Ausbildung kommt daher nicht nur den Auszubildenden zugute, sondern lohnt sich mindestens ebenso für jedes Unternehmen.
Neben der Sicherung des Fachkräftebedarfes haben ausbildende Unternehmen sogar noch weitere wesentliche Vorteile: Rekrutierungskosten entfallen bei der Übernahme von Auszubildenden in ein Beschäftigungsverhältnis vollständig, da weder Stellenanzeigen noch Einstellungsgespräche erforderlich sind. Zudem minimiert sich das Risiko der Fehlbesetzung durch eine externe Fachkraft bei Übernahme eines betrieblich Ausgebildeten, da für externe Fachkräfte entstehende – meist nicht unerhebliche – Einarbeitungszeiten, in denen sich diese für die spezifischen betrieblichen Aufgaben fit machen, entfallen. Bei betrieblich Ausgebildeten ist eine Einarbeitung gerade nicht nötig, da sich bei geplanter Übernahme die Einarbeitung auf dem künftigen Arbeitsplatz zielgerichtet in die Ausbildung integrieren lässt.
Es ist wissenschaftlich bestätigt, dass die besondere Stärke der dualen Berufsausbildung gerade darin liegt, dass die Ausbildungsbetriebe den Auszubildenden von Beginn ihrer Ausbildung an Gelegenheit geben, an realen Arbeitsaufträgen mitzuarbeiten, und ihnen dabei zunehmend Verantwortung für die Qualität ihrer Arbeit, die Termintreue und den schonenden Ressourcengebrauch übertragen. Dies alles spricht nachdrücklich für eigene Ausbildung. Dass diese Botschaft mehr und mehr sächsische Unternehmen erreicht, freut mich. Ich gehe davon aus, dass die sächsische Wirtschaft in diesem Ausbildungsjahr mindestens 22 000 Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen wird und sich damit das gute Ergebnis des letzten Jahres mit 21 153 auch weiter verbessert.
Die betrieblichen Anstrengungen werden, wie in den Vorjahren, vor allem durch die Berufsausbildung im öffentlichen Dienst und Angebote in Berufsfachschulen ergänzt. Der Freistaat Sachsen wird die betriebliche Erstausbildung weiter gezielt über die Förderung der Verbundausbildung, der überbetrieblichen Lehrunterweisung im Handwerk sowie den Erwerb von Zusatzqualifikationen unterstützen. Auch erhalten jene Unternehmen einen Zuschuss, die Ausbildungsverträge mit Jugendlichen aus berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen, dem
Abzuwarten bleibt, ob der von der Bundesregierung initiierte Ausbildungsbonus als gesetzlicher Zuschuss für zusätzliche Ausbildungsverträge mit benachteiligten Jugendlichen zusätzlich Unterstützung zu geben vermag. Sachsen hatte mit einer ähnlichen Förderidee im Jahr 2006 kaum zusätzliche Plätze schaffen können, obwohl unsere Förderung sogar höher ausgestattet war und weniger bürokratische Anforderungen an die Antragsteller enthielt. Wir mussten die Erfahrung machen, dass Unternehmen selbst bei Übernahme eines hohen Anteiles der Ausbildungskosten kaum bereit waren, benachteiligte Jugendliche mit besonderem Unterstützungsbedarf auszubilden.
Es ist leider eine Tatsache, dass das tatsächliche Leistungsvermögen einiger jugendlicher Bewerber um einen Ausbildungsplatz den betrieblichen Anforderungen oft nicht entspricht. Bei zahlreichen Altbewerbern kennzeichnen zudem mehrere Abbrüche die Ausbildungsverläufe. Diese führen oft zu Frustrationen und Leistungsverweigerungen. Zum Erreichen einer nachhaltigen Integration in Ausbildung oder Arbeit bedarf es bei diesen Jugendlichen zunehmend intensiver Beratung, individuell gestalteter Maßnahmen und sozialpädagogischer Begleitung.
Dies alles sind Aufgaben, die von einer Vielzahl der sächsischen Ausbildungsbetriebe, die zum überwiegenden Teil im KMU-Bereich angesiedelt sind, nicht geleistet werden, oftmals auch nicht geleistet werden können. Kleine und mittelständische Unternehmen verfügen in der Regel weder über geeignetes Personal noch über ausreichende Kapazitäten, um benachteiligten Jugendlichen neben der eigentlichen Berufsausbildung zielgerichtete Unterstützung gewähren zu können.
Herr Minister Jurk, sind Sie nicht auch der Auffassung, dass Ihre Analyse, die Sie gerade vorgetragen haben, eigentlich die Antwort auf die Frage ist, warum das Programm der Staatsregierung nicht angenommen wurde? Weil eben der finanzielle Zuschuss die Unternehmen nicht weiterbringt, weil sie es nicht leisten können. Dafür müssten doch andere Angebote gemacht werden, die letztendlich das Unternehmen in die Lage versetzen, die Benachteiligten zu unterstützen.
Ich werde auf das Thema Qualitätssicherung, die wir für diese jungen Menschen vornehmen müssen, noch eingehen. Bitte haben Sie etwas Geduld.
Es bleibt also trotz Bewerberrückganges und steigenden betrieblichen Platzangebotes ein Potenzial an Jugendlichen, für das sich keine betrieblichen Ausbildungsmöglichkeiten finden lassen werden. Für diese Jugendlichen ist dann tatsächlich der Staat in der Pflicht. Es ist unser Ziel, zukünftig insbesondere die Jugendlichen mit besonderem Unterstützungs- und Förderbedarf nachhaltig in die Ausbildung zu integrieren und somit auch dieses Potenzial dem Fachkräftenachwuchs in Sachsen zu erschließen.
Wir können es uns eben nicht leisten, diese Jugendlichen sich selbst zu überlassen und die Verantwortung an die Sozialversicherung abzutreten.
Zudem verdienen auch diese jungen Menschen, die oftmals eine schwierige Biografie haben, unsere besondere Unterstützung.
Um dies zu gewährleisten, sind nach wie vor staatliche Ausbildungsplatzmaßnahmen, die auf die individuellen Bedarfe der Teilnehmer ausgerichtet sind und gleichzeitig, wo benötigt, sozialpädagogische Begleitung sowie Förder- und Stützunterricht bereitstellen, unverzichtbar. Im Rahmen der „Gemeinschaftsinitiative Sachsen“ und unserer Landesergänzungsprogramme werden daher in diesem Jahr aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds, des Bundes und des Freistaates Sachsen bis zu 3 600 betriebsnahe Ausbildungsplätze bereitgestellt. Auch die Agenturen für Arbeit sowie die Arbeitsgemeinschaften werden uns hierbei wieder bedarfsorientiert unterstützen und voraussichtlich bis circa 4 400 neue Ausbildungsplätze in außerbetrieblichen Einrichtungen für Benachteiligte gemäß § 243 SGB III anbieten. Unsere Angebote stehen dabei ausdrücklich nachrangig gegenüber den betrieblichen Plätzen zur Verfügung. Alle Jugendlichen, die bei Unternehmen nicht zum Zuge gekommen sind, wollen wir
Weiterhin verfolgen wir nach wie vor das Ziel des konsequenten Abbaues des Bestandes an Altbewerbern. Bei unseren Bemühungen für Benachteiligte werden wir unterstützt durch die Maßnahmen Berufsvorbereitung und Berufsgrundbildung, die denjenigen Menschen zur Verfügung stehen, die für eine Ausbildung noch nicht geeignet sind. Mit einer breiten Palette an unterschiedlichen Bildungsangeboten werden wir somit allen Bewerbern – je nach individueller Voraussetzung – ein konkretes Angebot machen. Im letzten Jahr ist es uns gelungen, die Ausbildungsplatzlücke in Sachsen nahezu vollständig zu schließen.
Zum 31. Dezember 2007 konnten nur 713 Bewerberinnen und Bewerber des Beratungsjahres 2006/2007 nicht versorgt werden. Bei dieser sicher immer noch hohen Zahl ist aber zu beachten, dass es in jedem Fall einen Anteil von Bewerbern gibt, die eigentlich gar keine Ausbildung anstreben, sondern im Rahmen der Überbrückung von Wartezeiten – zum Beispiel auf Bundeswehr, freiwilliges ökologisches Jahr, freiwilliges soziales Jahr, Au-pair und Ähnliches mehr – sich als unvermittelt registrieren lassen, um spätere Ansprüche in Bezug auf Sozialversicherungsleistungen nicht zu verlieren.
Eine hundertprozentige Vermittlungsquote wird es daher voraussichtlich zu keinem Zeitpunkt geben. In diesem Jahr deutet vieles darauf hin, dass es keine relevante Lücke auf dem Ausbildungsstellenmarkt geben wird. In den nächsten Jahren wird sich die Situation weiter verbessern.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf das Diskussionspapier „Berufliche Erstausbildung in Sachsen, Bewerber 2003 bis 2013“ von SACHSENMETALL zu sprechen kommen. Ich habe das Papier mit Interesse gelesen und möchte die Gelegenheit nicht versäumen, SACHSENMETALL und imreg für die geleistete Arbeit zu danken. Insbesondere unterstütze ich die im Rahmen der Studie getroffene Forderung, dass Unternehmen Ausbildung als eigenes Kerngeschäft begreifen müssen. Auf die Hintergründe, weshalb ich diesen Punkt sehr wichtig finde, bin ich bereits eingegangen.