Protocol of the Session on March 7, 2008

(Beifall bei der Linksfraktion und den GRÜNEN)

Das ist Quatsch! Es handelt sich nicht um eine Züchtungsmethode. Es ist ein kategorialer Unterschied zwischen einer Züchtung und einer Genveränderung; Frau Kollegin Kagelmann hat zu Recht darauf hingewiesen.

Ihre zweite Vermischung, die Sie hier immer bewusst anbringen, ist genauso verlogen.

Bitte zum Schluss kommen.

Sie versuchen hier die ganze Zeit, rote, weiße und sogenannte grüne Gentechnik in einen Topf zu werfen und uns damit lächerlich zu machen

(Zuruf von der CDU: Das machen Sie schon selbst!)

und uns zu unterstellen, dass wir auf diese Art und Weise gegen die Entwicklung wirksamer Medikamente wären. Ich sage Ihnen, dieser durchsichtige Versuch wird Ihnen nicht gelingen.

Herr Lichdi, den Schlusssatz, bitte!

– Ich bin gleich fertig.

Ich komme darauf zurück, was ich Kollegin Deicke auf ihre Zwischenfrage gesagt habe: Sie müssen schlicht und ergreifend zur Kenntnis nehmen, dass es einen kategorialen Unterschied zwischen der Gentechnik als irreversibler Technologie und anderen technologischen Entwicklungen gibt.

Deswegen ist das dumme Gerede der FDP, von wegen, wir müssten die Chancen und Risiken abwägen, –

Herr Lichdi, jetzt ist Schluss, sonst entziehe ich Ihnen das Wort!

– grundsätzlich ungeeignet.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei den GRÜNEN und der Linksfraktion – Zurufe und Unruhe)

Ich erteile der Fraktion der CDU das Wort; Herr Heinz, bitte.

Herr Präsident! Meine Damen, meine Herren! Wenn mir vorgeworfen wird, dass meine Argumente durch Wiederholung nicht wahrer werden, so gilt dies natürlich umgekehrt genauso.

Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen grüner, weißer und roter Gentechnik. Dass die Anwendung grüner Gentechnik im freien Raum und nicht im Labor stattfindet, ist anzuerkennen, und umso vorsichtiger und kritischer sind die Auswirkungen zu betrachten. Aber das ist noch lange kein Grund, diese Technologie von vornherein zu verteufeln und abzulehnen.

Was aber die Auswirkungen der Produkte auf den menschlichen Körper oder den tierischen Organismus betrifft, so gibt es wiederum keinen Unterschied zwischen grüner, weißer und roter Gentechnologie. Die Debatten, meine Damen, meine Herren, laufen ja immer nach demselben Modus ab – sei es BSE, sei es Waldsterben, sei es Feinstaub und, und, und.

Ich möchte Ihnen deshalb einmal zehn Gebote des Ökoglaubens nahebringen, damit vielleicht der eine oder andere solche Debatten zukünftig etwas besser einordnen kann.

Das erste Gebot lautet: Du sollst dich fürchten. Das furchtbarste Szenario ist das wahrscheinlichste. Wenn es einmal gut ging, kommt es beim nächsten Mal umso schlimmer.

Das zweite Gebot: Du sollst ein schlechtes Gewissen haben. Wer lebt, schadet der Umwelt allein schon durch seine Existenz.

(Leichte Heiterkeit bei der CDU)

Das dritte Gebot: Du sollst nicht zweifeln. Die Ökobewegung irrt nie. Wer daran zweifelt, dient den Ungläubigen.

Das vierte Gebot: Die Natur ist unser gütiger Gott. Sie besteht aus Pandabären, Robbenbabys, Sonnenuntergängen und Blumen. Erdbeben, Wirbelstürme und Killerviren sind die Folgen menschlicher Hybris.

Das fünfte Gebot: Du sollst deine Gattung verachten. Der Mensch ist das Krebsgeschwür des Globus. Vor seinem Auftauchen war der Planet eine friedliche Idylle.

Das sechste Gebot: Du sollst die Freiheit des Marktes verabscheuen. Der Planet kann nur durch zentrale Planung internationaler Großbürokratien gerettet werden.

Das siebente Gebot: Du sollst nicht konsumieren. Was immer du auch kaufst, benutzt oder verbrauchst, schadet der Umwelt. Die Zuteilung von Gütern sollte den weisen Priestern des Ökologismus übertragen werden.

Das achte Gebot: Du sollst nicht an ein besseres Morgen glauben. Verhindere Veränderungen und Fortschritte, denn früher war alles besser.

Das neunte Gebot: Du sollst die Technik gering schätzen. Abhilfe kann allenfalls durch fundamentale gesellschaftliche Umsteuerungsprozesse kommen, niemals durch die Erfindung technikgläubiger Ingenieure.

Das zehnte Gebot: Wisse, die Schuld ist weiß, männlich, christlich und westlich.

(Beifall bei der CDU)

Meine Damen und Herren! So sehr polarisierend die Debatte hier geführt wird, wage ich zu behaupten, die Wahrheit wird wohl irgendwo in der Mitte liegen.

Bevor ich zum Schluss komme, möchte ich Ihnen noch Gelegenheit geben, Ihre Zwischenfrage zu stellen.

Ich wollte Sie gerade fragen, ob Sie eine Zwischenfrage gestatten; das haben Sie getan. Dann Herr Prof. Weiss, bitte.

Bei allem Respekt, lieber Herr Kollege: Finden Sie diese Pseudogebote nicht etwas blasphemisch?

(Beifall bei der SPD, den GRÜNEN und des Abg. Peter Wilhelm Patt, CDU)

Jetzt weiß ich nicht, was Sie mit dem Begriff „blasphemisch“ verbinden; zu meinem Sprachgebrauch gehört er nicht, also kann ich auch die Frage nicht beantworten.

(Zurufe und starke Unruhe)

Ich war dabei, dass bei dieser sehr polarisierend geführten Debatte die Wahrheit wohl irgendwo in der Mitte liegen würde, und deshalb sage ich noch einmal: Wir begleiten diese Technologie vorsichtig, kritisch, aber ergebnisoffen.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU und des Abg. Tino Günther, FDP – Karl Nolle, SPD: Damit gilt er als Pharisäer! – Weitere Zurufe – Anhaltende Unruhe)

Wird von den Fraktionen noch das Wort gewünscht? – Frau Altmann, bitte.

Herr Präsident! Herr Kollege Heinz, wenn Sie schon mit dem Wort Blasphemie nichts anfangen können, dann verstehe ich nicht, wenn Sie selbst schon kein Christ sind, dass Ihnen das Ihre Kollegen in der Fraktion, die Christen sind, noch nicht beigebracht haben. Dann sage ich Ihnen etwas anderes – –

(Zuruf des Abg. Andreas Heinz, CDU)

Das ist ja okay, das ist ja sehr schön, deswegen habe ich das auch gesagt.

Dann sage ich Ihnen etwas ganz anderes zu dem, was Sie gerade zum Besten gegeben haben: Das meiste, was Sie gerade gesagt haben, war hochgradig zynisch.

(Beifall bei der Linksfraktion und den GRÜNEN)

Wenn Sie von einer polarisierenden und engstirnigen Debatte sprechen, mache ich noch einen Versuch in der heutigen Debatte, Ihnen, der Kollegin Deicke, dem Kollegen Günther und auch dem Kollegen Schmalfuß zu sagen: Es ist einfach nicht wahr, dass es inzwischen keine Belege dafür gibt, dass die Anwendung genveränderter Organismen in der Natur, auf dem Feld negative Auswirkungen hat – negative Auswirkungen auf die Natur, aber auch auf wirtschaftliche Beziehungen und auf die betriebswirtschaftlichen Belange von landwirtschaftlichen Betrieben.

Und dazu sage ich Ihnen noch einmal – wie schon viele andere in der heutigen Debatte –: Schauen Sie in die USA und nach Kanada und nehmen Sie einfach zur Kenntnis, was dort in den letzten Jahren auf diesem Gebiet passiert ist.

(Beifall bei der Linksfraktion und den GRÜNEN)