Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! „Die coronabedingte Schließung von Kulturorten wird deren Bedeutung nicht gerecht. Hier geht mehr verloren als eine Art der Freizeitgestaltung. Wer Kultur mit Freizeit gleichsetzt, zerstört die Fundamente der offenen Gesellschaft.“ - Das hat Carsten Brosda, der Hamburger Kultursenator und Vorsitzende des Kulturforums der Sozialdemokratie in der ZEIT geschrieben. Er hat auch gesagt: „Dass ich mir in den kommenden Wochen weiter Socken in einem vollen Kaufhaus kaufen darf, mich aber nicht mit der Weltdeutung der Kunst in einem Museum auseinandersetzen kann, ist mindestens erklärungsbedürftig.“ Da hat er wohl vollkommen recht.
Das sieht auch Joachim Arnold so, der Chef des Merziger Zeltpalastes. Viele seiner Kolleginnen und Kollegen kritisieren, dass es keinen Rechtsanspruch auf Hilfe gibt. Die Hilfen können gezahlt werden sagt er -, müssen aber nicht. Deshalb plädiert er für Entschädigungen nach dem Vorbild des Kurzarbeitergeldes für all diejenigen, die ihren Beruf wegen der Schutzmaßnahmen nicht ausüben können, also egal, ob es Solokünstler oder freie Unternehmer im Kultursektor sind. Man muss immer darauf hinweisen, wie dramatisch die Lage ist. Bei allem, was Sie eben dargestellt haben, was immer zu unterstützen ist, muss eben immer wieder zur Sprache kommen, wie es den Kulturschaffenden derzeit wirklich geht.
Die Arbeitskammer hat heute Mittag ganz aktuell eine Analyse dazu veröffentlich und sagt: Das „kreative Prekariat“ braucht dringend Unterstützung! - Die Worte sind sehr deutlich, es sind strukturelle Initiativen nötig, um die Einkommens- und Beschäftigungslage der Kultur- und Kreativschaffenden zu verbessern, ganz dringend. Die Soloselbstständigen müssen stärker in den Schutz der Sozialversicherungssysteme einbezogen werden, damit sie gegen Arbeitslosigkeit geschützt werden. Meine Damen und Herren, der saarländische PopRat hat Anfang November erklärt, dass die Hilfen des Bundes nicht ausreichen für die notleidende Kulturbranche. - Das wissen wir auch alle schon längst. Ich zitiere weiter: Es ist abzusehen, dass schon nach Definition der Antragsberechtigung wieder einmal ein großer Teil der Veranstaltungswirtschaft leer ausgeht. Die Vielseitigkeit dieses Bereiches zeigt, dass es viele Unternehmen gibt, die 80 Prozent ihrer Umsätze nicht, wie für den Antrag gefordert, regelmäßig mit den geschlossenen Bereichen erzielen, sondern ihre Umsätze zum Beispiel durch das Ausrichten von Businessevents, Produktpräsentationen, Veranstaltungen, Tagungen und so weiter erwirtschaften. Das ist das Problem, all dieser Betriebe, die zu dem Riesenkomplex gehören, wie zum Beispiel die Caterer, die Messebauer, die Technikdienstleister, die Dekorateure, die aus der so dringend notwendigen November-Hilfe herausfallen. Sie stehen erneut vor dem
Nichts. Das ist doch Wahnsinn! Das ist nicht nachvollziehbar und muss dringend geändert werden. Es ist sehr schmerzhaft! - Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Sie haben jetzt reagiert. Die Landesregierung hat zusätzliche Hilfen, eine Sonderförderung für die Veranstaltungswirtschaft zugesagt. Das begrüßen wir ausdrücklich. Ich meine aber auch, dass der Druck der Kulturschaffenden wohl Wirkung gezeigt hat, was auch gut ist. Die Veranstaltungswirtschaft liegt am Boden, deshalb ist ein Rettungspaket unverzichtbar. Wir haben einen Corona-Hilfsfonds für Kunst und Kultur vorgeschlagen, um alle diese Initiativen dort bündeln zu können. Ein Kulturfonds, der mit 5 Millionen Euro ausgestattet wäre, um die Existenzen der Kulturschaffenden bei uns im Land zu sichern und unsere eindrucksvolle und vielfältige Kulturlandschaft bewahren zu können. All das steht nämlich auf der Kippe. Kunst und Kultur sind systemrelevant, wenn wir das so nennen wollen.
Ein für uns wichtiger Punkt ist zudem die Beteiligung saarländischer Künstlerinnen und Künstler im Rahmen von Kulturveranstaltungen in der Vertretung des Saarlandes beim Bund. Hier haben wir Mittel im Einzelplan 02 im Zuständigkeitsbereich der Staatskanzlei eingestellt, der kommt zwar noch, aber ich erwähne es jetzt. Auch wenn Sie diese Mittel heute ablehnen werden, so freuen wir uns doch sehr, das muss ich sagen, dass der Chef der Staatskanzlei auf meinen Impuls hin im Haushalts- und Finanzausschuss dieses Anliegen im Sinne der Kulturszene aufgegriffen hat. Wir haben im Bildungs- und Kulturausschuss gehört, dass er derzeit ein Konzept erarbeiten lässt. Da kann ich nur sagen, manchmal geht ja was. Danke!
Einig waren wir uns auch bei der Förderung der Stiftung für die deutsch-französische kulturelle Zusammenarbeit. Die Abänderungsanträge sind im Mittelansatz identisch. Man könnte auch unserem Antrag zustimmen, das haben wir im HF festgestellt. Dort wurde aber noch ein bisschen rumgeeiert. Nichtsdestotrotz, das Ansinnen ist gleich.
Meine Damen und Herren, der Investitionsbedarf an den beiden künstlerischen Hochschulen HBK und HFM lässt sich in der Größenordnung von etwa 35 Millionen Euro grob beziffern. So lautet die Antwort auf unsere Große Anfrage zum Thema Investitionen im Land. Nur um das an der Stelle herauszustellen: Die Gesamtkosten für die Sanierung des Hauptgebäudes der Hochschule für Musik sind in der Antwort mit rund 6 Millionen Euro angegeben. Mit diesem Betrag will die Koalition den Sanierungsstau beheben. Das ist auch dringend notwendig und eine langjährige Forderung, das darf man nicht ausblen
Meine Damen und Herren, der Chefdirigent der Dresdner Philharmonie Marek Janowski fürchtet auch harte Einschnitte in Sachen Kultur nach der Zeit des Lockdowns. Es sei sicher, dass sich alle Parteien nach dem Ende der Pandemie die Prioritätenfragen stellen werden. Es gehe um die Frage, was man sich im Kulturbetrieb noch leisten könne, wenn viele pleite sind. - Deshalb brauchen die Kulturschaffenden auch dann weitere Unterstützungen. Auch das darf man jetzt nicht aus den Augen verlieren. „Ein Land ohne Kultur ist kein zivilisiertes Land“, so hat es der ernstzunehmende Kabarettist, Schauspieler und Theaterintendant Dieter Hallervorden auf den Punkt gebracht. - Vielen Dank.
Ich danke der Frau Abgeordneten und rufe für die SPD-Landtagsfraktion nochmals den Kollegen Jürgen Renner auf.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte noch auf einige Punkte eingehen, die genannt worden sind. Frau Spaniol hat die Zahlen der Entwicklung der Lehrkräftestellen im beruflichen Bereich genannt. Wir müssen dann aber schon sehen, glaube ich, dass in den letzten Jahren die Schülerzahlen massiv nach unten gegangen sind und die Anzahl der Lehrkräfte gleich geblieben ist. In der Tat, Herr Wagner, sollten wir uns genauer anschauen, was die Einführung des Vorbereitungsjahres und die Reform der Übergangssysteme in dem Bereich gebracht haben, gebracht haben werden. Und dann können wir uns gerne noch mal über die Anzahl der Lehrkräftestellen im beruflichen Bereich unterhalten. Ich meine, wo ist das Problem? Wenn beide Fraktionen sich einig sind, dann suchen wir das Gespräch mit dem Finanzminister, und dann machen wir das so. Insofern begrüße ich Ihre Initiative und unterstütze dies nachdrücklich.
Das verhält sich genauso mit der Qualitätsverbesserung an den Kindertagesstätten. Ich bin allerdings schon dagegen, dass die Qualität gegen die Beitragssenkung gestellt wird. Die Beitragssenkung ist nämlich dringend notwendig. Unser Nachbarland Rheinland-Pfalz hat seine Beiträge auf null gesenkt. Wir sprechen über die Ansiedlung von hochqualifizierten Mitarbeitern für CISPA, Helmholtz und weitere und müssen natürlich auch die entsprechenden Bedingungen vorhalten. Wir werden alleine schon als Standortvorteil die Beitragssenkung vorantreiben müssen, in Richtung null. In der Landeshauptstadt
wurde in diesem Jahr oder im zweiten Jahr eine Senkung für den Regelkindergartenplatz um ein Drittel erreicht. 32 Prozent machen für eine Familie für den Regelkindergartenplatz 700 oder 800 Euro im Jahr aus. Das ist schon ein riesiger Fortschritt. Ich glaube, es wird kein Weg daran vorbeiführen, dieses Angebot für alle gebührenfrei zu halten.
Was die Qualität anbetrifft, sind wir auch im Gespräch. Wir hatten bereits Runden über Qualitätsverbesserung des SKBBG, die Novellierung ist im Gange, wir beraten auch schon darüber. Wenn wir uns koalitionsübergreifend einig sind, in der SPD und CDU, kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Landesregierung und diese Koalition Qualitätsverbesserungen bis hin zu mehr Fachkräften für die Kitas nicht voranbringen. Im Gegenteil, wenn wir uns einig sind, machen wir das.
Ich möchte in diesem Zusammenhang auch noch die praxisintegrierte Ausbildung für den ErzieherInnenberuf ansprechen. Wir sind mit knapp 93 Plätzen gestartet. Ich glaube, wir müssen auch darauf hoffen, in der mittelfristigen Perspektive zu einem auswahlfähigen Angebot zu kommen und die praxisintegrierte Ausbildung in die Fläche zu bringen.
Ich möchte noch den DigitalPakt ansprechen. Wir sind mittlerweile bei vier DigitalPakten in diesem Bereich, glaube ich. Der Grundfehler, warum uns das heute auf die Füße fällt, liegt eigentlich in der Entstehungsgeschichte des DigitalPaktes, der 2016 hier in Saarbrücken beim IT-Gipfel ausgerufen wurde, ohne dass irgendwelche konzeptionellen Grundlagen gelegt worden wären, geschweige denn, dass Finanzen hinterlegt worden wären. Ich kann mich erinnern, dass der Bundesfinanzminister Schäuble irgendwann gesagt hat: Sorry Leute, so geht das nicht, wenn Ihr 5 Milliarden für einen DigitalPakt ausgeben wollt, dann müsst Ihr auch seitens des Parlamentes, also des Bundestages, das Geld bereitstellen. - Das hat dann gedauert. Im Übrigen waren wir im Herbst 2019 eines der ersten Bundesländer, das die Vereinbarung mit dem Bund abgeschlossen hat. Und dann kam Corona! Ja, wir müssen vorankommen, wir dürfen aber nicht übersehen, dass der DigitalPakt bei der Finanzierung und Umsetzung auf das Jahr 2024 angelegt ist. Das ist die Ausgangsvoraussetzung. Wenn wir jetzt aber schneller vorankommen und die Gelder schneller einsetzen, dann wollen wir das auch tun. Wir haben im Nachtragshaushalt insgesamt über 124 Millionen Euro für diesen Bereich bereitgestellt. Wichtig ist mir in dem Zusammenhang aber auch die Feststellung: Das Endgerät alleine macht es nicht, die digitalen Kompetenzen, der Umgang, die digitale Souveränität und die Medienkompetenz müssen dazukommen, und dann, glaube ich, kann daraus ein Stück werden.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte noch kurz auf zwei Punkte eingehen, die gerade aufgegriffen wurden. Das ist zum einen der Bereich berufliche Schulen. Ich möchte deutlich zum Ausdruck bringen, dass wir gemeinsam diese wichtige Reform des beruflichen Übergangs angepackt haben. Ich möchte aber auch daran erinnern, wir haben sehr früh darauf aufmerksam gemacht - das haben wir insbesondere in der Anhörung immer wieder zu hören bekommen -, dass sich die Schülerschaft in diesem Bereich deutlich verändern wird. Das kommt gerade jetzt zum Tragen. Von daher lautet die Analyse, die wir vor Ort erhalten und die wir insbesondere in den nächsten Monaten begleiten müssen, dass die Heterogenität und insgesamt die Herausforderungen in diesem Schulbereich zugenommen haben und wir dort nachschärfen müssen. An welchen Stellen und wie das mit Lehrerstellen nachgesteuert werden muss, müssen wir noch sehen. Dazu gehört aber auch das Thema Schulsozialarbeit und Unterstützung durch die Schulträger, weil die Aufgaben enorm vielfältig sind, insbesondere, wenn es darum geht, auf die Ausbildung vorzubereiten.
Abschließend komme ich zu den Kitas, das Thema Beitragsreduzierung wurde mehrfach angesprochen. Wir stehen zu dieser Beitragsreduzierung, das ist ein sehr wichtiger Schritt, der auf den Weg gebracht wurde. Ich werde nicht müde, herauszuarbeiten, dass es unsere Pflicht ist, genau hinzuschauen, was der nächste Schritt ist. Das ist der Bereich der Qualität. Hier ist schon einiges passiert, wir haben eben gehört, dass zusätzliche Fachkräfte gewonnen werden, aber auch welche weiteren unterstützenden Maßnahmen in den Kitas hinzugekommen sind. Das wird aber nicht ausreichen, wir müssen den Erzieherinnen und Erziehern und den weiteren pädagogischen Fachkräften vor Ort an der Seite stehen. Dann ist die Beitragsreduzierung erst der nächste Schritt. Wenn ich mir anschaue, welche Mittel wir in den letzten Jahren in die Hand genommen haben, müssen die Akzente entsprechend verschoben werden. Ich glaube, wir sprechen insbesondere für die Fachkräfte, die vor Ort diese Unterstützung wünschen. - Vielen Dank.
Vielen Dank. - Ich rufe auf die Ministerin für Bildung und Kultur, Frau Christine Streichert-Clivot.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Debatte im Bildungs- und Kulturhaushalt ist immer geprägt von konstruktiver Auseinandersetzung, aber sicherlich auch von dem Abwägen von Forderungen und der Frage, wie weit wir eigentlich noch gehen können. Deswegen bin ich sehr dankbar, dass wir diese Debatte heute hier führen.
Wir haben in den vergangenen Monaten äußerst eindrücklich vor Augen geführt bekommen, wie wichtig Bildung und Kultur sind, sie sind quasi existenziell. Wir haben das hier in diesem Hohen Hause mehrfach diskutiert. Die Corona-Krise wirkt wie ein Brennglas, auch das ist, glaube ich, inzwischen allgemeiner Konsens. Sie zeigt uns unmissverständlich auf, wo wir noch mehr tun müssen, wo wir besser werden und mehr investieren müssen. Ich bin sehr froh, dass sich diese Erkenntnis auch im vorliegenden Doppelhaushalt für die nächsten beiden Jahre widerspiegelt. Sie hat sich auch bereits widergespiegelt im beachtlichen Nachtragshaushalt, auf den heute auch schon mehrfach eingegangen worden ist.
Wichtig scheint mir zu sein, dass wir die richtigen Lehren aus dieser Krise ziehen und auch für die Zukunft die richtigen Weichen stellen. Dies gilt insbesondere für den Bereich der Bildung. Das Recht auf Bildung ist nicht abstrakt, es ist mit Leben gefüllt. Es geht hier ganz konkret auch um Menschen. Wir setzen uns jeden Tag in den Kitas und Schulen unseres Landes dafür ein, weil wir die bestmöglichen Zukunftsperspektiven für alle Kinder und Jugendlichen wollen, und wir wissen, Kinder und Jugendliche sind die Zukunft unseres Landes. In ihre Perspektiven, in ihre und unsere Zukunft investieren wir in den kommenden beiden Jahren jeweils mehr als 1 Milliarde Euro! Das sind für dieses Land in den nächsten beiden Jahren 2,3 Milliarden Euro, das ist der größte Einzelhaushalt des Landes. Dafür möchte ich auch noch mal werben und für die große Unterstützung, die wir aus diesem Hause erhalten, danken.
Wir haben auch gesehen, wie ausgesprochen wichtig unsere Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für das soziale Lernen und die Persönlichkeitsentwicklung unserer Kinder und Jugendlichen sind. Und ja, ich glaube, dass die Aufgabe von Bildungseinrichtungen sich verändert hat. Es geht nicht mehr nur um die bloße Wissensvermittlung, sondern es geht auch um das soziale Miteinander, um das gemeinsame Lernen. Wenn wir heute in die Struktur unserer Gesellschaft schauen, wenn wir uns heute die Diskussionen anschauen, bei denen es viel um das persönliche Wohl Einzelner geht und das mögliche Wohl von uns allen in den Hintergrund tritt, ist es, glaube ich, umso wichtiger, das soziale Lernen
und die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen und die Demokratiebildung in unseren Schulen und Kitas zu stärken.
Was ich in meiner Regierungserklärung im August bereits gesagt habe, gilt weiter, und ich wiederhole das gerne. Es geht um gute Bildung, und die kann nur gemeinsam gelingen, digital, inklusiv, personell gut ausgestattet und im Ganztag eingebettet. Der vorliegende Bildungshaushalt wird diesem Anspruch in hohem Maße gerecht, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Bereits vor dem Ausbruch der Pandemie war der Ausbau der digitalen Bildung ein entscheidendes Zukunftsthema, das haben wir heute bereits mehrfach gehört. Die Digitalisierung ist eine Mammutaufgabe, die gründlich vorbereitet und umgesetzt werden muss. Sie gelingt nicht über Nacht, aber ich darf Ihnen sagen, wir sind mittendrin in der Umsetzung und warten nicht. Mit dem DigitalPakt Schule haben wir den Ausbau der digitalen Bildung bereits im Jahr 2019 aufs Gleis gesetzt. Ich kann Sie da in Ihrer Kritik nur unterstützen, ja, 2016 ist hier in Saarbrücken von der damaligen Bundesbildungsministerin vieles angekündigt worden, wir erinnern uns sehr gut, aber es hat drei Jahre gedauert, bis das Geld bereitgestellt war und bis die notwendigen Verhandlungen abgeschlossen waren. Das waren drei Jahre verlorene Zeit, das muss ich sagen, das ist sehr, sehr bedauerlich.
Wichtig ist jetzt, dass diese Mittel in die Verausgabung kommen. Bis zum Beginn der Herbstferien lagen uns 111 Anträge auf Gewährung einer Zuwendung im Investitionsprogramm DigitalPakt Schule Saarland 2019 - 2024 vor. Beantragt werden Fördermittel in einer Gesamthöhe von 10,3 Millionen Euro, das ist der DigitalPakt I. Damit greifen die Förderungen bereits bei einem Drittel der saarländischen Schulen. Insgesamt fließen über den DigitalPakt Schule bis 2024 knapp 67 Millionen Euro in unsere Schulen. Dazu kommen Mittel in Höhe von rund 20 Millionen Euro aus dem bereits mehrfach angesprochenen „Pandemietopf des Bundes“, auch da hat sich ja dieses Jahr sehr viel getan. So etwas wie das Sofortausstattungsprogramm für Kinder aus prekären Verhältnissen hätte man in den Jahren zuvor schon in Gang bringen können. Wir reden heute, und das war 2019 mit dem Bund noch nicht möglich, über die Förderung der Schulträger im Bereich der Administration der Geräte, und wir reden heute über ein Programm, das Leihgeräte für Lehrer, also die sogenannten dienstlichen Geräte, die auch von der Abgeordneten Spaniol angesprochen worden sind, ermöglicht.
Wir, und das ist mir an dieser Stelle sehr wichtig, haben als Saarland unsere Hausaufgaben bereits im Vorgriff darauf gemacht. Unsere Entscheidung im
Sommer, Lehrerinnen und Lehrer und auch Schülerinnen und Schüler komplett mit digitalen Endgeräten auszustatten, haben wir im Rahmen des Nachtragshaushaltes mit der entsprechenden Mittelbindung in Höhe von 50 Millionen Euro hinterlegt. Dieses Geld steht uns in den nächsten Jahren zur Verfügung. Insgesamt stehen inzwischen rund 137 Millionen Euro für die Digitalisierung im Bildungsbereich zur Verfügung. Und jeder Euro ist hier gut angelegtes Geld.
Ich sage Ihnen aber auch, die Digitalisierung, das wissen Sie alle aus Ihrer persönlichen Nutzung, ist nicht nachhaltig planbar, sondern wir haben dort sehr kurze Investitionszyklen. Immer wieder wird es um Erneuerung gehen, und auch mit diesem Thema müssen wir uns sehr intensiv beschäftigen. Deswegen warne ich auch immer davor, zu sagen, wir müssen jetzt alles schnell und unkompliziert und unbürokratisch zur Verfügung stellen. So leicht ist es dann am Ende doch nicht. Wir brauchen nachhaltige Strukturen, die das Ganze auch flankieren. Deswegen ist es mir wichtig zu betonen, dass Digitalisierung an unseren Schulen eine Gemeinschaftsaufgabe ist, bei der alle Beteiligten zusammenwirken müssen, und hier muss ich natürlich den Bund lobend erwähnen, ohne den hätten wir viel Geld, das wir hier investieren können, nicht. Es ist aber auch eine Gemeinschaftsaufgabe mit der kommunalen Familie. Wir ziehen hier an einem Strang. Daher gilt mein Dank all denjenigen, die dazu beigetragen haben, die digitale Bildung nach vorne zu bringen, und die das nicht nur in den letzten Jahren getan haben, sondern die das gemeinsam mit uns Seit‘ an Seit‘ auch in der Zukunft tun und hiermit Innovation in den Unterricht bringen.
Lassen Sie mich kurz sagen, worum es hierbei geht. Ich glaube, wir brauchen im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit für die Beschaffung der Geräte für Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler sowie für die Administration, Wartung, Beratung und Pflege der technischen Infrastruktur mit der kommunalen Seite eine gute Struktur, die wir gemeinsam entwickeln und jetzt aufbauen.
Es geht aber auch um gute Inhalte, auch das ist heute schon mehrfach gesagt worden. Wir haben in einer sehr, sehr kurzen Zeit die Bildungscloud Online-Schule Saarland aufgebaut und entwickeln diese stetig weiter. Warum ist das so wichtig? Wir brauchen eine Plattform, die gute Unterrichtsreihen weiterverteilen kann. Wer glaubt, dass digitaler Unterricht nur alleine dadurch entsteht, dass ich das Geschehen im Klassenzimmer in die Kinderzimmer streame, täuscht sich. Wir müssen gute Unterrichtsreihen entwickeln gemeinsam mit Lehrerinnen und Lehrern, gemeinsam mit unseren Fachkräften, die sich auch an den Inhalten der Lehrpläne orientieren und damit nicht nur eine Bildungscloud zum Hochla
den von Dateien schaffen, sondern eine Bildungscloud, die ganz selbstverständlich in den Unterricht integriert wird. Wir sollten auch die technischen Vorteile, zum Beispiel adaptiver und intelligenter Lernsysteme, nutzen, die überall entwickelt werden, damit wir Schülerinnen und Schüler individuell fördern können, damit sich Lehrerinnen und Lehrer auf ihre Kernarbeit konzentrieren können und Schülerinnen und Schüler, wenn sie mehr wissen wollen, mehr lernen wollen, dies automatisch auch kriegen.
Wir schaffen mit den Schulträgern, wie bereits gesagt, eine landesweite Geräte- und Medienausleihe aus einem Guss. Hier geht es mir darum, gerechte Teilhabe aller Schülerinnen und Schüler und aller Lehrkräfte an digitaler Bildung zu gewährleisten. Mit diesem System werden wir die bestehende Schulbuchausleihe ablösen. Was wir bei all dem brauchen: Es geht hier viel um Innovation, um eine neue Form des Lernens. Wir müssen natürlich auch in die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte investieren. Wir dürfen nicht nur auf den digitalen Rucksack der Schülerinnen und Schüler schauen, sondern müssen auch den der Lehrkräfte im Auge haben. Deswegen ist es mir auch ein ganz persönliches Anliegen, dass sich das Ganze in der Struktur des Landesinstituts für Pädagogik und Medien mit einem wesentlichen Schwerpunkt wiederfindet. Wir müssen uns aber auch gemeinsam, und das haben wir in den letzten Jahren auch getan, weiterhin für die Schaffung und Umsetzung des Lehrstuhls für Didaktik der Informatik an der Universität des Saarlandes stark machen.
An der Universität des Saarlandes passiert gerade sehr viel gerade mit Blick auf die Grundlagen in der Lehrerausbildung für digitalen Unterricht. Ich bin der Auffassung, wenn wir gut ausgebildete Informatiklehrkräfte brauchen und wenn wir auch gut ausgebildete Lehrkräfte brauchen, die den digitalen Unterricht entsprechend umsetzen können, dann macht es doch auch Sinn, das Ganze im Saarland umzusetzen und sie hier im Saarland auszubilden, damit wir, wie wir das bereits mehrfach gesagt haben, unserem erklärten Ziel näher kommen, das Saarland zum Vorreiter bei der digitalen Bildung zu machen.